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Am 30. dieses Monats ist der 1. Termin der staatlichen Einkommens und Ergänzungs steuer, sowie die Miet- und Pachtvertragsstempelsteuer fällig, re euer i s p ens zum ^ 1916 an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen Säumige das Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahren eingelettet werden. Neustadt» am 27. April 1916. Der Gemeindevorstand. Impfungen in Rabenstein. Die diesjährigen öffentlichen Impfungen in Rabenstein mit den beiden Rittergütern Nieder- und Oberrabenstetn finden durch den Impfarzt. Herrn vr. meä. Heinemann wie folgt statt: I. Die Lriümpfnngen: Mittwoch, den 17. Mai IS1K von nachmittags 3 Uhr für die Impflinge der Anfangsbuchstaben ^ —L des Familiennamens, (Nachschau: Mittwoch, den 24. Mai 1916 nachmittags 3 Uhr) und Donnerstag, den 18. Mai 1916 von nachmittags 3 Uhr für die Impflinge der Anfangsbuchstaben I, —2 des Familiennamens, (Nachschau: Donnerstag, den 25. Mai 1916 nachmittags 3 Uhr) in Köhlers Restaurant, hier, Talstratze 8. H Die Wiederimpfungen der VoNsfchüler: Montag, den 15. Mai 1916 vorm. II Uhr für die Knaben in der Zentralschule, (Nachschau: Montag, den 22. Mai 1916 vorm. 11 Uhr) und Dienstag, den 16. Mai 1916 vorm. 11 Uhr für die Mädchen in der Zentralschule, (Nachschau: Dienstag, den 23. Mai 1916 vorm. II Uhr). Der Gemelndevorstand zu Rabenstein, am 23 April 1916. Familien-Unterstützung. Die Auszahlung der Reichsunterstützung an die Familien der zum Heeresdienst einberusenen Mannschaften für den Monat Mai 1916 soll ausnahmsweise Dienstag, den 2. Mal d. I. von vorm. 8—12 Uhr für die Markeninhaber 1—250 und nachm. 2—8 Uhr für die Markeninhaber 251—500 im hiesigen Rathaus und zwar genau der Mariennummer nach erfolgen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 27. April 1916. Für den im Felde stehenden Dollstreckungsbeamten wird sofort ein HUfsvoNstreckungsbeamter 6*sucht. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 27. April 1916 Gemüse-, Kartoffel- re. Verkauf. Der Einzelverkauf von Reis, Erbsen, Spinat und Milch in Büchsen, sowie Erbsen- und Schololadenmehl durch die Gemeinde Aabenstein erfolgt Dienstag, den 2. Mai d. I., von vorm. 9 Uhr ab in der Brauerei (Iohs. Esche). Markenausgabe am Montag, den 1. Mai, von 4 — r/,6 Uhr nach- mittags daselbst. Die Kartoffelabgabe auf folgende 14 Tage an solche Einwohner — aber nur an solche — die leinen Vorrat mehr haben, erfolgt daselbst Mittwoch, den 3. und Donnerstag den 4. Mai von früh 7 Uhr ab mit 5 Pfund auf den Kopf und die Woche. (Pfund 6 Pf.) Marlenausgabe am Dienstag, dm 2. Mai. nachmittags 4—V,5 Uhr in der Brauerei. Marlen, Brothefte und kleine« Geld sind mitzubringen. Andrang ist zu vermeiden, da genügend Marken ausgeteilt werden, die nur für den Tag, für den sie gelöst sind, geltm. Ohne Marken und Brothefte wird nichts verabfolgt, auch ist die Zeir streng einzuhalten, welche je auf der Marke angegeben ist. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 27 April 1916 Fundamt Ravenstein. Gefunden: 1 Zacke und 1 Schlüssel. Der Gemelndevorstand zu Rabenstein, am 27 April 1916 Kartoffelausgabe in Rottluff. Diejenigen Einwohner, die nicht mehr im Besitze von Kartoffeln sind oder mit ihrem Kartoffelbestande bis zum 15. Mai d. I. nicht ausreichen, können für die Zeit bis zum 15. Mai d. I. Kartoffeln erhalten. Die Bezugsscheine sind Dienstag, den 2. Mai d. I., vormittags zu dm nachstehenden Zeiten gegen Bezahlung von 6 Pfg. für 1 Pfund Kartoffeln in, hiesigen Gemeindeamte — Kassenzimmer — in Empfang zu nehmen: Vr9 Uhr die Brotheftinhaber Nr. 1 bis 125, V2IO .. 126 .. 250, V2II „ „ .. .. 251 .. 375, V2I2 „ .. ,. 376 und mehr. Es können Kartoffeln nur nach dem tatsächlichen Verbrauche und bis zur höchsten zu lässigen Menge abgegeben werden. Rottluff, am 26. April 1916. Der Gemeindevorstand. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Neustadt vom 16. März 1916. 1. nimmt man Kenntnis vom Eingänge des genehmigten VI. Nach trages zum Ortsstatut über den Steuerausschuß. 2. wird^das Ergebnis der durch den Steuerausschrch vorge- gesetzt: 25. März und 1. August. 3. wird beschlossen, pro 1916 an Gemeindeeinkommensteuer zu erheben: für die Gemeindekasse 75°/o, für die Schulkasse 33°/o und für die Kirchkasse 110/0, zusammen 119 o/y des Normalsteuersatzes folgende Termine festgesetzt: 1. April, 15. Zuni, 15. August, 15. Oktober. Sitzung vom 3. April 1916. Beamten; 2. vom Berichte über die Tätigkeit der^Geldvermittelungs- stelle des sächsischen Gemeindetages auf 1915. 3. wird in einer Grundstückskaufsache der abgeschlossene Kaufvertrag genehmigt und wegen dem Zeitpunkte der Übernahme des Kauf- grundstückes Beschluß gefaßt. 4. In einer Steuerrestsache wird beschlossen, an einem bereits abzulehnen. 5. Wegen der Heranziehung von auswärtigen Einkommen zu den Gemeindesteuern wird beschlossen, von der Ausnahme in 8 38 Abs. 2 des Gemeindesteuergesetzes keinen Gebrauch zu machen. Dem Steuerausschutz wird Ermächtigung erteilt, in den einzelnen ab weichenden FäUen das ^steuerpflichtige Einkommen im Orte selbständig schaftsgebäudes auf dem Kanzleilehngute Höckericht an die Gemeinde wasserleitung werden die Bedingungen aufgestellt. 7. Zu der Bausache im Gutsbezirk Höckericht wird erneut Stellung genommen. Die Bedingungen für den Bau werden festgelegt. 8. Für die Beleuchtung vor dem Rathause wird die Ausführung nach einem eingezogenen Entwürfe beschlossen. 9. Die Sparkassenausschuß-Beschlüsse vom heutigen Tage, Zeich nung auf 4. Kriegsanleihe und eine Zwangsversteigerungssache de- Nach erledigter Tagesordnung wird noch beschlossen: a) ein Ge- such um Gestundung von Gemeindegrundsteuer abzulehnen: b) das zur Verfügung stehende Gemeindeland zur Bestellung auszuschreiben und c) zu Lasten der Krlegshilfskasse einige Beihilfen zu bewilligen. Der Herr Vorsitzende wird ermächtigt, die in Frage kommendm Per. sonen selbst zu bestimmen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbraud. Am Sonntag Quaslmodogenltt, den 30. April, vorm. A9 Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Rein. Sologesang: „Hallelujah" von Hummel, vorgetragen von der Opernsängerin Früul. Susanne Georgi aus Siegmar. — Vorm. 11 Uhr Unterredung für die weibl. Zugend. Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Zungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde. Pfarrer Rein. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabenfteiu. Am Sonntag Quasimodogentti, den 30. April, V28 Uhr Christenlehre für die Ostern 1916, 1915 und 1914 konfirmierten Jungfrauen. Pfarrer Weidauer. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. Abend 8 Uhr evang. Zünglingsverein. Montag, den 1. Mai, abend 8 Uhr Nähabend für Frauen im Mittwoch, den 3. Mai, abend 8 Uhr Bibelstunde. Hilfsgeistlicher Herold. ^ Freitag, den 5. Mai, 8 Uhr Kriegsbetstunde. Hilfsgeistlicher Kinderhort für Kriegerrinder im Pfarrhause Dienstag 2 — 4 Uhr für Mädchen. Freitag 2 — 4 Uhr für Knaben. Wochenamt vom 1. — 7. Mai Hilfsgeistlicher Herold. Nachrichten des Hgl. Standesamts zn Neustadt vom 20. bis 27. April 1916. Sterbefall«: Der Landwehrmann Emil Rudolf Backofen, 39 Zähre alt, beim Heere verunglückt und verstorben; der Handschuhwirker Hu»,o Louis Grunert. 54 Zähre. 9 Monate, 6 Tage alt. Die Jugendpflege zu Neustadt veranstaltete am 1. Oster- feiertag im Gasthof zu Neustadt ihren dntten Elternabend, der wie die Marsch der neu eingerichteten Hauskapelle. Im Mittelpunkte der Veranstaltung standen 3 Theaterstücke: „Die Kriegsküche", „Aus schwerer Zeit" und „Zungdeutschlandmädchen". Die letzte Aufführung bildete ein Gesamtspiel der weiblichen Zugendpflege und bot hübsche Gruppen. Das Theaterstück „Aus schwerer Zeit" behandelte eine Szene aus dem 30jährigen Kriege. Es wurde vo^den jugendlichen vortrag erntete die Hauskapelle nochmals großen Beifall. Einige Gesänge des Damenchors und Deklamationen eines seiner Mitglieder trugen viel zum Gelingen des Abmds bei. Gruppenstellung und Keulen- Der Brauer von Gent. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit F ts tz von Max Werner, ^ t „Ich bin aber nicht gewöhnt, ein Pferd zu versorgen," sagte er nach einer kurzen Pause, „Wims, mein Begleiter, hätte dies zu versorgen gehabt, aber ich habe den alten Narren auf halbem Wege zurückgeschickt, weil — nun das gehört nicht hierher." „Das konnte ich mir denken; aber verzeiht meine Frage, ich bin durchaus nicht neugierig, wie es scheinen könnte. Ihr habt vorhin einen Namen genannt, dessen Träger ich auch sehr gut kenne. Kennt Ihr Herrn Jakob von Artevelde?" „Ich hoffe, ihn noch kennen zu lernen, wenn mich Gott und seine Heiligen soweit beschützen, daß ich glücklich nach Gent komme. Aber ich wende die Frage um, kennt Ihr Herrn Jakob von Artevelde von Person zu Person?" „Welcher Fläminger sollte den reichen Brauer von Gent nicht kennen?" erwiderte der Wirt Clacssens. Das ist ein Mann, wie sie nicht auf allen Wegen gefunden werden und .Ihr könnt ganz Flandern durchsuchen, ehe Ihr einen Mann findet, wie ihn." „Meint Ihr wegen des Reichtums, den er besitzen soll?" „Wegen dem nicht gerade, denn cs mag in Flandern manchen geben, der sich in bezug auf Reichtum mit Jakob von Artevelde wohl messen kann, aber nicht mit seinem Ver stand, seinem Ansehen kann sich ein Jeder vergleichen. Ihr solltet ihn erst einmal reden hören, was er spricht hat Hände und Füße und so viel gilt der erlauchte Graf Gott segne ihn — in Gent selbst nicht, als Herr Jakob von Artevelde, obwohl er nur ein Bierbrauer ist, aber ein Herrscher in seinem kleinen Reich. Ich glaube sicher, er könnte selbst Graf von Flandern werden, wenn er nur wollte, und das ist doch gewaltig viel von mir gesagt." „Da steht er allerdings in hohem Ansehen bei seinen Mitbürgern, wenn es so ist wie Ihr sagt, und ich zweifle nicht daran." „Was Euch betrifft, so habt Ihr wohl Geschäfte mit ihm abzuwickeln? Der Wirt warf bei dieser Frage heimlich einen lauernden Seitenblick unbemerkt auf den Gast. „Geschäfte eigentlich nicht," entgegnete der junge Reisende lächelnd. „Ich gedenke aber recht lange unter seinem Dache zu verweilen — ich werde sein Hausgenosse sein, oder sagen wir an Sohnes Statt bei ihm bleiben." „Das läßt sich hören! Herr Jakob von Artevelde hat, soviel mir bekannt ist, keinen leiblichen Sohn — kann mich aber auch irren." „Nein, er hat keinen Sohn, nur eine Tochter." „Dann werdet Ihr bei paffender Gelegenheit des „Löwen von Flandern" in Gnaden gedenken," bat Clacssens. „Wie jedem Fläminger ist mir an Herrn von Artcveldes guter Meinung gelegen." „Ich werde Euch in gutem Gedächtnis behalten, Herr Clacssens, darauf könnt Ihr Euch verlassen — wenn, woran ja nicht zu zweifeln ist, Eure Speisen und Euer Wein Eurer Zusicherung entsprechen. Ich werde bei der Erzählung meiner Reiseerlebnisse Herrn Jakob von Artevelde wahrheitsgetreu berichten, welche Aufnahme ich im „Löwen von Flandern" gefunden habe." „O weh, da erzählen loir und ich vergesse ganz, daß Ihr auch hungrig seid." Der Wirt entfernte sich nach diesen Worten rasch und es dauerte auch gar nicht lauge, bis er wieder zurückkam. Bald war der Tisch, an dem der junge Reisende saß, mit schneeweißen Linnen gedeckt und ein Imbiß von gebratenem Geflügel, Fisch und goldgelbem Käse duftete verlockend durch das Zimmer. Der junge Mann verzehrte mit dem gesunden Appetit der Jugend das Gebratene, wobei er nicht unterließ, dem Wirt seine volle Anerkennung auszusprechen. „Es läßt sich wirklich nicht schlecht im „Löwen von Flandern" leben," sagte er befriedigt. Der Wirt schmunzelte über dieses Kompliment, welches seiner Küche allerdings auf Kosten seines Kellers gemacht wurde. Er mußte aber jetzt zu den beiden anderen Gästen eilen, die durch ein Klappen mit dem zinnernen Deckel der Kanne zu verstehen gaben, daß diese leer sei und von neuem gestillt werden sollte. Als der Wirt zu diesem Zweck das Gemach verlassen hatte, wandte sich einer der Männer an den junge» Reisenden mit den Worten: „Wie wir aus Eurem Gespräch vernommen haben, ist Gent das Ziel Eurer Reise. Da wir nun auch nach dieser berühmten Stadt wollen, so mache ich Euch den Vorschlag, Euch unsere Gesellschaft gefallen zu lassen. Die Straße soll nicht ganz sicher sein, aber drei bewaffnete Männer flößen den Strolchen und Buschkleppern doch mehr Respekt ein wie zwei oder gar einer." „Obgleich ich mich nicht gerade fürchte und mich im Notsalle auch auf meine Faust und meine Waffen verlassen würde, so ist mir eine Reisegesellschaft anständiger Männer doch willkommen," antwortete der junge Mann. „Darf ich mir die Frage erlauben, woher Ihr kommt und wes Standes Ihr seid? Fläminger seid Ihr doch nicht, wie ich vermute." „Ganz recht, wir sind keine Fläminger," entgegnete der erste Sprecher der beiden Männer. „Wir sind englische Handelsleute, aber in Flandern sehr gut bekannt und be wandert, was Ihr schon daraus entnehmen könnt, daß wir Eure Sprache sprechen. Wir haben in Gent Geschäfte mit Herrn Jakob von Artevelde und da Ihr, wie wir gehört haben, nun auch in Beziehungen zu dem hochangesehenen Ärauherrn steht, so trifft sich unsere Bekanntschaft wie eine besondere Fügung. Wenn wir morgen frühzeitig, ich meine mit Sonnenaufgang, aufbrechen, so sind wir, wenn uns sonst aus dem Wege nichts aufhält, gegen Mittag in Gent." „So war es auch mein Plan," entgegnete der junge Mann, „und da es doch selbstverständlich ist, daß sich Reise gefährten gegenseitig doch kennen müssen, so nenne ich Euch meinen Namen: Ich Heike Hendrick van Duyck und bin der einzige Sohn des wohlbekannten Bürgers und Ratsherrn Gabriel van Duyck zu Brügge, vielleicht habt Ihr diesen Namen auch schon gehört." „Noch nicht," entgegnete der andere, „aber Ihr seid gewiß der Sohn eines wohlangesehenen Bürgers. Ich heiße Ralph Springvord, aus Jork in England gebürtig, und der Name meines Gefährten hier ist Richarb Lynd aus London. Wir sind beide Handelsleute, wie ich Euch schon vorhin sagte. Und nun auf gute Kameradschaft und glückliche Reise morgen am Tage, Herr van Duyck. Mit den letzten Worten goß Ralph Springvord aus der vom Wirt gefüllt gebrachten Kanne in seinen Becher, hob diesen grüßend gegen Hendrick van Duyck und leerte ihn in einem Zuge, während sein schweigsamer Gefährte, Richard Lynd, das Gleiche tat. Nachdem Hendrick van Duyck sein Mahl beendet hatte, nahmen die beiden Engländer an seinem Tisch mit Platz und es entspann sich nun eine ziemlich lebhaste Unterhaltung, in welche auch der Wirt Clacssens mit hineingezogen wurde. Ralph Springvord zeigte sich sehr unterrichtet über die Sitten, Gebräuche und Verhältnisse des Landes, schenkte aber auch jeder neuen Auskunft, die er empfing, ein aufmerksames Ohr und wußte geschickt die Rede aus Dinge zu lenken, die ihn ganz besonders interessierten und seine Aufmerksamkeit dann in Anspruch nahmen. Fortsetzung folgt.