Volltext Seite (XML)
„Wo steckt Ihr denn, Bahnsen?" rief in diesem Augen blick der erste Steuermann, „Ist das eine Art, auf den Dienst zu passen?" „Ich komme schon," gab Henning gelassen zurück, und ging rasch „ach dem Vorderdeck, Binneweis stand breitbeinig da, die Hände in den Hosen taschen, und nahm den Ankommenden scharf ins Auge, Sein rotes Gesicht zeigte einen ärgerlichen, finsteren Ausdruck, „Ich will Euch einen guten Rat geben, junger Mann," empfing er Henning, und seine Stimme klang wie das Knurren eines gereizten Hundes, „Laßt Euch mit Fräulein Ewarsen nicht allzu biel ein, der Alte ist höllisch eifersüchtig auf seine Tochter, Wenn Ihr gut mit ihm auskommen wollt, so laßt das Scharmutzieren mit dem Mädel." „Ich denke nicht daran, Steuermann," entgegnete Henning gekränkt. „Wie kommt Ihr zu einer solchen Warnung?" „Na! Ihr habt dem Fräulein doch herzhaft die Hand gedrückt," „Ich denke doch, da ist nichts Unrechtes dabei!" „Ich sage Euch nur, nehmt Euch in acht. Jetzt aber besorgt Euren Dienst, Die Brise ist steifer geworden. Ich denke, wir werden da noch 'ne ganz hübsche Mütze voll Wind kriegen: ich traue der Wolkcnbank im Norden nicht!" Henning faßte grüßend an seine Mütze und empfahl den Matrosen größte Achtsamkeit, Er hatte das letzte Jahr auf einem Kriegsschiff gedient und war an die strengen Formen, die auf den Kriegsschiffen herrschen, gewöhnt. Der erste Steuermann, der sein ganzes Leben nur auf Handelsfahrzeugen gefahren war, lachte leise hinter ihm her. „Den wollen wir schon klein kriegen," murmelte er zwischen den Zähnen, spuckte giftig aus und schob ein neues Stück Kautabak in den breiten Mund. 2. Kapitel. Hinter uns all das Leid und Weh, All des Lebens Getümmel. Fernhin schäumen die Wellen am Riff, Kreischend der Möwen Scharen, Rauschend durchfurcht die See das Schiff. Trotzend des Sturmes Gefahren. Die „Nymphe" war eine schmucke Bark von ungefähr sechshundert Tonnen, Ihre drei Masten ragten schlank und zierlich zum Himmel auf, ihre Takelung war tadellos. Scharf rechtwinklig und wagcrecht hingen die Raaen an den beiden eisernen Masten, und die Spratsegel, d, h, die Segel am Bugsprit waren so leicht beweglich, daß sie dem leisesten Winddruck gehorchten. Die Bark war ein ganz besonders schneller Segler, sic eignete sich für weite Fahrten außerordentlich gut, deshalb wurde sie auch zu der Reise nach Brasilien, Südamerika, und der Südsee gebraucht, um dort mit den Eingeborenen Tauschhandel zu treiben. Bunte Stoffe und kleinere ver schiedene Lupusgegenstände führte sie hinaus, um mit den Erzeugnissen der Tropcnländer reich beladen zurückzukchrcik, Kapitän Ewarsen führte die Bark schon seit längeren Jahren, Er war ein erfahrener Seemann, aber seit dcni Tode seiner Frau hatte er angefangcn, die Flasche etwas sehr zu lieben, dadurch war es dem schlauen Steuermann Karl Binneweis, der mit Ewarsen schon mehrere große Reisen gemacht, ge lungen, groben Einfluß auf den alten Seemann zu gewinnen. Man konnte sich ja auch in bezug auf den Dienst und die Handhabung des Schiffes seD wohl auf Binneweis verlassen; als Mensch war er jedoch weniger vertrauenswürdig, wegen seiner schroffen und barschen Art besaß er wenig Freunde unter der Mannschaft, Namentlich der alte Obermatrose Theising war schlecht auf den ersten Steueruiann zu sprechen. „Ich habe ihn schon als Schiffsjungen gekannt," erzählte er seinen Kameraden, wenn sie auf dem Vorderdeck zusammen saßen, „damals war er schon ein ganz unleidlicher Bengel und ein Paarmal hat er von mir das Tauende zu schmecken gekriegt. Ich hätt' ja auch Steuermann werden können, und ich denke, ich kann jetzt ebensogut wie er ein Schiff führen; das ist keine Kunst, wenn man an die dreißig Jahre aus dem Salzwasser fährt. Aber er hat die Schule besucht und ich nicht, das ist der einzige Unterschied zwischen uns," Die andern Matrosen stimmten ihm zu und der Schiffs junge Fritz Gründig starrte ehrfurchtsvoll mit weit offenem Munde den alten Seemann an. Inzwischen segelte die „Nymphe" den Kanal entlang. Das Wetter war schön geblieben, und schon hatte man die engste Stelle des Kanals passiert und die Küste Englands wich weiter zurück, Fritz Gründig stand am Vorderdeck und starrte auf das wogende Meer hinaus, das sich in seltsamer Bewegung befand, als ob in der Ferne ein schwerer Luft druck auf dem Meere ruhte. Fritz hätte gar zu gern wie die andern Matrosen eine kurze Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, doch hatte ihm der erste Steuermann das Rauchen streng verboten, dafür entschädigte er sich an einen, Stückchen Kautabak, das er eifrig im Munde hin- und herschob. Der alte Theising bemerkte es, „Kannst dein Mundwerk auch bester in acht nehmen," brummte er. „Steck deine Nase in das Wetter hinaus, da kannst du riechen, daß wir heute »och eine derbe Mütze voll Wind kriegen," „Ich rieche nichts," entgegnete Fritz und schnupperte in die Luft hinaus, „Siehst du die Wolkenbank im Westen und darüber den dunklen Streife»? Das bedeutet Wind, du Gelbschnabel, und nun warte noch eine Stunde, dann kannst du erleben, daß cs dich umweht, als wärst du ein Blatt Papier oder etwas dergleichen, — da gehts schon los." Theising begab sich zum Ruder, wo er einen jungen Matrosen ablöste. Der alte Seemann hatte richtig prophezeit. Eine schwarze Bö löste sich von der Wolkenwand im Westen aus und flog schnell wie auf Sturmesflügeln heran. Aber auch der erste Steuermann hatte die Wolkenbank beobachtet und seine Vorkehrungen getroffen. Ohne Schaden anzurichten flog die Bö vorüber, nur ein Regenschauer prasselte auf das Deck nieder. Der Wind aus Südwest ist aber nach Westen umge sprungen und weht sehr heftig. Die breiten Segel erzittern, sie werden nochmals straff angespannt, das Schiff neigt sich langsam zur Seite, Die See bricht sich in langen, schaum- gekrönten Linien, den Vorboten des bereits in der Ferne aufgcpcilschten Meeres, Woge auf Woge rollt heran, immer höher schäumt die See und das Schiff fliegt eilender dahin. Kapitän Ewarsen ist auf dem Deck erschienen und hat das Kommando ühernommen. Auch Grete steht an der Kajütcntreppe, eine Lederjacke Lbergezogen, Den Südwester auf den blonden Haaren. Ihre Augen schauen ruhig auf die erregten Wogen. Henning eilt an ihr vorüber, „Schlecht Wetter, Fräulein," sagte er, „wollen Sie nicht in die Kajüte gehen?" „Ich bin nicht furchtsam," entgegnete sie lachend, Henning eilt weiter. Der Dienst ruft. Jeder muß auf seinem Posten sein. „Raasegel bei!" kommandiert Ewarsen, Die Matrosen folgen eilig jedem Wink ihres Herrn, Der Kapitän und der erste Steuermann stehen beisammen, „Das wird heute eine unruhige Nacht geben, Binne weis," sagt Ewarsen, „Paßt ordentlich aus, wir sind der Küste verdammt nahe; und wenn uns der Sturm gegen die Felsen drückt, dann kann es gefährlich werden. Wenn wir lieber auf hoher See wären; da fürchte ich die Mütze voll Wind nicht. Also, jeder tue stramm seine Pflicht, — so wird's schon gehen." Fortsetzung folgt. Nachrichte« des Kgl. Standesamtes z« Rabeusteiu vom 10. bis 16. Dezember 1915. Sterbefalle: Der Ersatzreservist Eisendreher Gustav Bernhard Oettel. 30 Jahre alt, gefallen am 22. August 1915 bei Ehlewiszcze in Rußland. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrand. Am 4. Advent, den 19. Dezember, Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Raberrftein. Sonntag, den 19. Dezember, vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. Abends 8 Uhr eoang. Jünglingsverein: Hauptversammlung. Montag, den 20. Dezember, abends 8 Uhr Nähabend für Frauen im Pfarrsaal. Dienstag» den 21. Dezember, abends 8 Uhr Kindergottesdienst- Vorbereitung. Pfarrer Weidauer. Mittwoch, den 22. Dezember, abends 8 Uhr ev. Jungfrauenverein. Freitag, den 24. Dezember abends 6 Uhr Christvesper (zugleich Kriegsbetstunde). Hilfsgeistlicher Herold. Wochenamt vom 20.—25. Dezember Hilfsgeistlicher Herold. AllsslW siir HllgenkWege zu Wöllstein. 1. Sonntag, den 19. Dezember, nachm. 5 Uh? veranstaltet der „Nahabend" in der Schulturnhalle eine schlichte Weihnachtsfeier. Die Freunde der Jugendpflegearbeit sind herzlich willkommen. Größere Schulmädchen haben nur in Begleitung Erwachsener Zutritt. Eintritt frei. 2. Voranzeige: Donnerstag, den 20. Januar 1V1K, abds. 8 Uhr. wird Herr Neubert, Chemnitz, in der Schulturnhalle """ ^ Kaiserliche Marine sprechen. Unsere männlichen Jugendlichen und ihre Eltern und Arbeitgeber werden heute schon auf diesen zeitgemäßen Dorttag aufmerksam gemacht. Innigen Dank und Arbetterpersonal der Firma „Wanderer-Werke" Schönau für die hochherzige Geld- und Kranzspende, sowie seinen lieben Mitarbeitern für ^ das freiwillige Tragen zur letzten ^Ruhestätte. In tiefer Trauer Anna Hofmann und Kinder. Siegmar, im Dezember 1915. Für die wohltuenden Beweise der Liebe und Teilnahme bet dem so plötzlichen Heimgange meines lieben, unvergeßlichen Gatten, unseres guten, treusorgenden Vaters, Bruders, Schwagers. Schwieger- und Großvaters Karl August Seftreich, Färber sagen wir allen unfern herzlichsten Dank. Dir aber, lieber Vater, rufen wir ein „Habe Dank" und „Ruhe sgnst" in Deine Kühle Gruft nach. Reichenbrand» den 16. Dezember 1915. Die tiefttauernde Gattin Marie Oeftreich nebst Kindern und allen Hinterbliebenen. Ruhe aus von allen Sorgen Bis zum Auferstehungsmorgen. es mir nicht möglich ist, allen denjenigen persönlich zu danken, welche mir bei dem mich am 11. d. M. so schwer bettoffenen Brandünglücd durch ihre so überaus aufopfernde Tätigkeit bei der Rettung meines Vieh- und Mobiltarbestandes hilfreich zur Seite gestanden haben, so bitte ich alle, hiermit meinen aufrichtigsten Dank entgegenzunehmen. Insbesondere sei auch den herbeigeeilten Mannschaften der hiesigen sowie der auswärtigen Feuerwehrm bestens gedankt, ebenso meinen lieben Nachbarn und Berufs- genossen, welche bereitwilligst den geretteten lebmden und toten Bestand meiner Habe ausgenommen haben. Allen, allen ein „Vergelts Gott"; er wolle sie vor ähnlichen Schicksalsschlägen bewahren. Gutsbesitzer Max Rehnert und Familie. Rottluff, den 16. Dezember 1915. 1» »Uva I'rsIviuMii, emMeM im kinrvlverksuf AIr»i»ngv»v»»vI»»§t Veui8eke Lognaebr-ennei'el Arbeiterime« für Bohr- und Fräsmaschinen, sowie eine größere Anzahl Kiler mi!> W« finden sofort Beschäftigung. Solche aus Reichenbrand, Siegmar und Neustadt bevorzugt. » Nrmrntverke, NeicstendrsnS. Tüchtige für dauernde Arbeit sofort gesucht. kmil Zokirmer L 6o. Trikotagenfabrik, Siegmar. Geübte Spulerin auf Motormaschine sofort gesucht Reichenbrand, Turnsttaße 6. werdm Ostern unter günst. Beding, ein- g°st°uv Metallgießerei 1«Iunii«5 tzennig, Siegmar. Wir suchen für Ostern 1916 einen für unser Kontor. Siegmar, Hofer Str. 33. Mgekiiuilntes Haar kauft Friseur Vadar, Reichenbrand. Für mein llontor suche Ostern einen -rb-i-n °» Metallgießerei Zolumntt tzennig, Siegmar. In unseren Werken Chemnitz und Siegmar stellen wir Ostern 1916 noch einige Schlosser-, Dreher-, Hobler-Tischler- Lehrlinge zu günstigen Bedingungen ein. !l Lärm. L. SnoüllolL, Chemnitz, Zwickauer Straße 87. Für einen 9jährigen Schüler wird kriistW Pension gesucht. Offerten unter SS in die Geschäftsstelle d. Bl. erbeten. MismilMMe lauft jedes Quantum Llux Lleliwauo, Rabenstcin. VMenkarten in kucki- und Steindrucke VIlli/ SrSsr, Nabenltsln. Logis, 1. Etage, sofort oder später zu verm. Zu erf. bei Emil Winter, Rabenstein. sofort oder später preiswert zu vermieten Relchenbrand, Hofer Straße 16. Großes leeres Zimmer oder auch möbliert zum 1. Januar 1916 zu ver- Sonnige Oberstube «ab.nst.rn, Talstratzc 7. 2 Giebelstuben, monatlich 9 u. 10 Mk., zu vermieten Siegmar, Hofer Straße 15. Eine Halb-Etage ist sof. od. sp. i. g. o. g. zu verm. Siegmar, Hofer Straße 49. Schöne Mansarben-Wohnnng zu vermieten Ravenstein, Poststraße 8. größere fialb-ktage sofort oder später zu vermieten Siegmar, Wiesenstraße 6. Freundliche Wohnung 1. Januar, event. früher, zu vermieten. I.ou1» Sobirwsr Rabenstein, Limbacher Straße 13. Mehrere sonnige Halb-Etage» sofort zu vermieten. Näheres Siegmar, Amaliensttaße 4, bei Meinig. Schöne krkerwobnung für 1. Januar zu vermieten Rabenftekn, Limbacher Str. 26. 1 Tr. l. Grüner Tafelwagen. wie neu, vernickelt, ist billig zu verkaufen Relchenbrand, Hohenst. Str. 34, pt. rechts.