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Kirchliche Nachrichten. Parochi« Reicheubrand. »m rz. Sonnt-, n. rrln., d. 7, November, Dorm, g Uhr Predigt. gottesdienft. Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Iungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde. Pfarrer Rein. Donnerstag Abend 8 Uhr Nähabend. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Rabcnftein. Sonntag, den 7. November, Vormittag 9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. Abends 8 Uhr Evang. Iünglingsverein im Pfarrhause. Mittwoch Abends 8 Uhr Btbelstunde im Pfarrhause. Hilfsgeistlicher Freitag Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. Hilfsgeistlicher Herold. Wochenamt vom 8.—14. November: Htlfsgeistlicher Herold. Jugendpflege Rgbenstein. Morgen, Sonntag, den 7. N»»«n>b«r 1Sl!>, nachm, pünktlich °/,7-8 Uhr, Sch-It-rnh-ll«! Mörchembenii mit Wnstlerischen Lichtbilder«. Herr Schauspieler LoUsr vom Chemnitzer Stadttheater. Karten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Vorverkauf beim Schulhausmeister 15 Pf. Deutsche Helden von MH- Dem Leben nacherzählt von Irene v. Hellmuth. Fortsetzung. INachdruck verboten.) So verlief der Abend recht ungemütlich, und zum ersten mal geschah es, daß Emmi ihrem Friede! nicht „Gute Nacht" sagte. Ruhelos warf sie sich auf dem Lager umher. Auch ihren Mann hörte sie einigemale schwer aufseufzen, und es gab ihr jedesmal einen Stich im Herzen, Sic wußte, er litt schwer unter dem Zerwürfnis, er ertrug Streitigkeiten nicht, und dennoch ließ ihr Trotz es nicht zu, mit ein paar guten, versöhnlichen Worten den Frieden wieder herzustellen, weil sie sich im vollen Rechte glaubte. Sie fanden auch In den nächsten Tagen den Weg nicht, der sie hätte zusammensühren können, Emmi begab sich schon am frühen Morgen wieder zu ihren Eltern, weil die Sorge um das Kind sie nicht zur Ruhe kommen ließ. Das Mittag essen besorgte das Dienstmädchen allein. „Nun, Emmi, hast du dich mit deinem Friede! wieder ausgesöhnt?" fragte die Mutter sogleich. Die junge Frau schüttelte heftig den Kopf, „Aber, Kind," begütigte die Mntter, „wie kannst du nur so starrköpfig sein! Wo doch jeder dir sagte, daß dein Mann im Recht ist! Ich begreife dich einfach nicht! Jetzt ist doch wahrhaftig keine Zeit zum Streiten, Jetzt, wo selbst aller Parteihader zum Schweigen gebracht ist, wo alle sich die Hände reichen zu dem großen Werke!" Emmi schien garnicht zuzuhören. Schweigend stand sie da, die Lippen aufcinandergepreßt, ohne sich zu rühren. Dem Kinde schien es etwas bester zu gehen. Es war zwar sehr blaß und matt, aber es lächelte doch glückselig, als die Mutter an das Bett trat und liebkosend die seidenweichen Löckchen aus der heißen Stirne strich. Doch mochte es nicht aufstchen. Den ganzen Tag wich Emmi nicht von der Kleinen. Ihren Mann, der mehrere Male mit dem Kinde sprach, sah sie garnicht an, obwohl sie fühlte, wie sein bittender Blick lange auf ihr ruhte, und obwohl sie ihm am liebsten an den Hals geflogen wäre. Am Abend erklärte sie, die Nacht neben der Kleinen schlafen zu wollen, da sie daheim doch keine Ruhe hätte. So mußte Friede! allein den Heimweg antreten. Er hatte den Kopf tief auf die Brust gesenkt und schritt traurig seinem Hause zu, tappte sich im Finstern in sein Schlaf zimmer und warf sich angekleidet aufs Bett, Wie fehlte ihm das muntere Geplauder seiner kleinen Frau, deren Plapper- muud nicht stillstand, bis ihr die Augen zufielen! Wie hatte sich alles so traurig verändert! Im Gemache war es so totenstill, die Uhr auf dem Nachttischchen schien ihm viel lauter zu ticken als sonst. Der einsame Mann sann und grübelte hin und her, „Wenn ich tot sein werde," dachte er, „wird sie um mich weinen und bereuen, daß sie so häßlich zu mir war," — Unterdessen donnerten in ununterbrochener Reihe die langen endlosen Eisenbahnzüge aus der Bahnhofshalle, die unser braves, tapferes, begeistertes Heer hinaustrugen an die Grenzen unseres liebe» deutschen Vaterlandes, um den Feind, der es bedrohte, abzuweisen im blutigen Kampfe, Millionen Frauen weinten heiße Tränen in bitterem Trennungs weh, als Gatten, Väter, Söhne Abschied nahmen, — viel leicht auf Nimmerwiedersehen. — Sie aber zogen singend hinaus, — alle Wagen waren geschmückt mit grünen Birken- rcisern, mit bunten Blumen und allem, was liebe Hände noch gespendet hatten beim letzten Lebewohl. Verschiedene Inschriften an den Wagentüren verrieten Humor und stolze ziclbewußte Kraft, Unter den Hurra- und Hochrufen einer manchmal unübersehbaren Menschenmenge zogen die tapferen Krieger hinaus, begleitet von den Segenswünschen eines ganzen Volkes, dem man in frevlem Uebermut einen Krieg ausgezwungen hatte, wie ihn die Weltgeschichte bisher nicht kannte. „Auf Wiedersehen! — — Auf frohes Wiedersehen!" schallte es aus aller Munde, Tücher wurden geschwenkt, so lange noch der Zug sichtbar war. So ging cs Tag für Tag, bis es nach und nach etwas ruhiger wurde und das Leben wieder seinen gewöhnlichen Gang ging; nein, nicht den gewöhnlichen, denn Lücken waren allenthalben entstanden, unter denen manche von den Zurück- bleibenden schwer zu leiden hatten, denn die Sehnsucht packte viele und preßte ihnen bittere Tränen aus, Ludwig von Bär war schon am dritten Tage nach der Mobilmachung abgereist. Es war ein schwerer Abschied ge worden. Annemarie schlich bleich und niedergeschlagen umher in diesen Tagen, Und just in der Stunde, da Friede! in der feldmarsch mäßigen Ausrüstung ins Zimmer trat, um Abschied zu nehmen von dem jungen, noch immer zürnenden Weibe, da hatte der Sanitätsrat mit Hilfe noch eine» geschickten, be rühmten Kollegen soeben de» Luströhrenschnitt an dem kleinen süßen Mädelchen vollzogen. Es hatte sich eine schwere Diphtherie eingestellt, die rasches Handeln erforderte, wollte man nicht das Leben des Kindes verloren geben. Die Ope ration war geglückt dank der Geschicklichkeit der beiden Aerzte, aber das schwache Fünkchen Leben, das noch in dem kleinen Körper war, konnte jede Minute verlöschen. Der Sanitäts rat wollte die Kleine in die Kinderklinik bringen, aber dem widersetzte sich die Mutter mit solcher Heftigkeit, daß er nachgab. So lag das Kind im Hause der Großeltern. Emmi war nicht mehr in ihr Heim zurückgekehrt. Sie war nur mehr ein Schatten von vorher. Nichts hatte Interesse für sie, als nur allein ihr Kind, Während der Operation, der sic um jeden Preis beiwohnen wollte und nur mit Gewalt entfernt werden konnte, saß sie im Wohnzimmer am Tische, hatte beide Arniee ausgestreckl und den Kopf daraufgelegt. So verharrte sie regungslos, und so fand sie Friede!, als er kam, um Abschied zu nehmen. Sie bemerkte es anscheinend gar nicht, daß ihr Gatte neben ihr stand. Er betrachtete sie lange mit mitleidigen Blicken. „Armes, armes Weib," murmelte er, „was mußt du leiden!" Lange stand er so, und der tiefschmerzlichc Zug in seinem Gesichte verschärfte sich noch. Hier und da ging ein Zucken durch den Körper der jungen Frau, sonst lag sie unbeweglich. Mit leisen Schritten ging Friede! in das Nebenzimmer, wo sich gerade der Sanitätsrat über die kleine Patientin beugte und auf die Atemzüge horchte. Als er aufsah, stand Friede! neben ihm mit traurigem Gesichte, „Wirst du sie retten können?" fragte er beklommen, „Ich hoffe es," klang leise die Antwort, aber Friede! merkte es doch, daß sie nur gegeben war, um ihn zu beruhigen, „Die Operation ist glücklich verlaufen," bemerkte der Sanitätsrat," gottlob, daß das Kind nun wieder ruhig atmen kann," Seufzend wandte Friede! sich ab, das Schwerste stand ihm noch bevor, Emmi befand sich noch in derselben Stellung, sie rührte sich auch jetzt nicht, als der Gatte leise ihren Arm berührte. Endlich hob sie langsam das träncnllberftrömte Gesicht zu ihm empor und sah ihn aus den vom Weinen geröteten Augen säst verständnislos an. Er erkannte seine heitere, lebenslustige Frau kaum wieder, so sehr hatte der Jammer und das Leid sie verändert. Sie schien auch jetzt kaum zu begreifen, was man von ihr wollte, „Du gehst fort? — Jetzt gehst du fort? — Ach, bist du grausam! — Ist denn das möglich?" „Emmi," flehte er innig, „ich muß doch fort, bedenke nur, daß man mir jetzt keine Wahl läßt, ich muß mich meiner Kompagnie anschließen! Nicht ich bin grausam, sondern das Schicksal, das uns gerade in einer so schweren Stunde aus- einanderreißt. Jetzt gehörte ich freilich an deine Seite, um dich zu stützen, dir tragen zu helfen! Weiß Gott, wie schwer es mir wird, jetzt von dir zu gehen, aber" — er seufzte tief auf — „es hilft nun doch nichts; alle Bedenken, alle Wünsche sind jetzt zwecklos," Sie nickte bloß und sank dann wieder in ihre vorige Stellung zurück, als ginge sie das alles gar nichts an. Sie rührte sich auch nicht, als er leise sortfuhr: „Ich verstehe ja, daß dich der Jammer niederwirft, und der Schmerz um unseren kleinen Liebling bricht mir fast das Herz, Aber ich hoffe, daß es der Kunst deines Vaters gelingen wird, das Kind zu retten! Emmi, es wird leben, und nach und nach wirst du einsehen, daß ich nicht anders handeln konnte! Will's Gott, sehen wir uns alle gesund wieder, — Aber nun gib mir ein gutes Wort mit auf den Weg! Um deiner selbst willen bitte ich dich, denn ich weiß, wenn ich auf dem Felde der Ehre fallen sollte, so würdest du tief bereuen, daß du mich so gehen ließest, und vielleicht zeit deines Lebens schwer an dem Vorwurfe zu tragen haben. Davor möchte ich dich bewahren," Man konnte im Zweifel sein, ob die junge Frau hörte, was ihr Gatte sprach, sie rührte sich nicht, — „Tief aufseufzend wandte sich Friede! um und schritt mit gesenktem Kopfe hinaus. Als die Tür sich hinter ihm geschloffen hatte, schaute Emmi verwirrt um sich. Was geschehen war, kam ihr eigentlich nicht sogleich zum Bewußtsein, nur ein schwerer Seufzer klang ihr noch im Ohr. „War nicht soeben Friede! noch hier?" murmelte sie für sich. Sie wiederholte ihre Frage, als gleich darauf ihre Mutter ins Zimmer trat. „Wo ist Friede! jetzt?" „Soeben ging er doch weg, Emmi!" entgegnete diese. „Er begegnete mir im Hausflur, Still drückte er mir die Hand zum Abschied, Sprechen konnte er nicht. Sein Gesicht erschien mir völlig verändert, in seinen Augen schimmerten ein paar Tränen, und mit seiner Gebärde des tiefsten Be dauerns zeigte er auf die Tür, aus der er eben kam. Emmi, kannst du deinen herzensguten Mann so von dir gehen lassen? Ich kenne dich ja gar nicht wieder!" Die junge Frau war schon nach den ersten Worten emporacfahren, hastig strich sie mit der Hand über die Stirn, als mußte sie sich auf irgend etwas erst besinnen. ' „Wo war ich nur mit meinen Gedanken?" sagte sie leise. Doch dann lief sie ohne Besinnen hinaus und rannte über den Korridor bis zur Hausflur. Auf der Straße sah man verschiedene Soldaten, alle in der feldgrauen Uniform, mit Tornister und Helm. „Friedel!" schrie Emmi außer sich. Der dort die Straße herunterging, den Kopf tief gesenkt, als trüge er eine schwere Last, das war ihr Friede!, — der zog in den Krieg, — in den blutigen. Kampf, und sie, sie hatte ihn gehen lasten, ohne ein gutes Wort, ohne Abschied, „Friedel!" schrie sie noch einmal, aber er lvandte sich nicht um, er hörte sie nicht mehr. Und wenn er nicht mehr heimkehrte? Wenn er sterben mußte in dem Kampf, in den er voll hoher Begeisterung ge zogen war? Wie hatte er doch vorhin gesagt: „Du wirst vielleicht zeit deines Lebens schwer an dem Vorwurfe zu tragen haben. Was hatte sie getan? Wenn sie nie mehr in seine guten, sonnigen Augen sehen dürfte, würde sie das aushalten? Die Vorübergehenden warfen mitleidige Blicke auf die blaffe, junge Frau, die wankte und sich am Türpfosten fest hielt, um nicht umzusinken. Einer der Soldaten trat herzu und fragte treuherzig: „Da hat es wohl auch einen schweren Abschied gegeben?" Und als Emmi bloß nickte, fügte er lächelnd hinzu: „Trösten Sie sich nur, wir kommen schon wieder! Aber erst wird das welsche Pack tüchtig verhauen! Und wenn wir noch mehr Kriegserklärungen bekommen sollten, als wir schon haben, — wir werden doch siegen! Das Gesindel soll nun erfahren, was deutsche Hiebe bedeuten!" Sie sah ihm nach, wie er mit langen Schritten die Straße hinabeilte, um die Kameraden noch cinzuholen, — Von dem Tage an hatte der Sanitätsrat zwei Patienten im Hause. Denn Emmi war schwer erkrankt, und mit Sorge erkannte der geschickte Arzt, daß eine schwere Lungenentzündung im Anzuge war, Von Friedel lief fast täglich ei» Brief oder eine Karte ein, wenn auch oft nur mit Bleistift ein paar Worte daraus gekritzelt waren. Immer und immer wiederholte sich die Frage: „Wie geht es dem Kinde? Was macht Emmi? Man konnte ihm im Anfang nicht viel Tröstliches be richten, Und dann kam immer häufiger, immer dringender die Bitte: „Schreibt mir doch ausführlich! Warum erhalte ich gar nichts mehr? Ich möchte fast verzweifeln! Seit acht Tagen keine Nachricht mehr! Ich weiß nicht, was ich davon halten soll!" Auch Annemaries Verlobter beklagte sich sehr darüber, daß die Nachrichten so spärlich cinliefen, obwohl die junge Braut gewissenhaft alle Tage schrieb, Als Emmi zum ersten Male wieder bei klarem Bewußt sein war, fiel ihr Blick auf das Kind, das auf einer warmen Decke am Boden saß und mit ungeschickten Fingcrchen immer wieder die kleinen weißen Schäfchen anszuftcllen versuchte, die durchaus nicht stehen bleiben wollten, Annemarie saß auf einem niedrigen Schemel und half geduldig beim Spiel, Lange schaute Emmi den beiden zu. Ein leises Lächeln stahl sich auf das schmal gewordene Gesicht, Erst nach und nach entsann sich die junge Frau dessen, was vor ihrer Krankheit gewesen. Ach, der schreckliche Krieg! Wie viele Opfer mochte er schon gefordert, wieviel blühende Leben dahingcrafft haben! Sie wagte es kaum, nach dem Gatten zu fragen. Wo mochte er wohl sein? Unwillkürlich seufzte sie tics auf. Das ließ die Schwester aufblicken, und als sie in die groß und fragend aufgeschlagenen Augen Emmis sah, sprang sie mit einem leisen Freudenlaut in die Höhe und schlang rasch und ungestüm die Arme um den Hals der Patientin, die der jungen Schwester freundlich zunickte, „Ach, Gott sei Dank", rief Annemarie froh, „nun ist das Schlimmste glücklich überstanden! Jetzt wirst du auch bald ganz gesund werden! Sieh nur, Klein-Susi durfte heute zum ersten Male ein wenig aufftehen! Was haben wir für Angst ausgestanden uni euch beide!" Sie hob das Kind auf den Arm und setzte sich mit ihm auf den Bettrand, während sie weiter erzählte: „Da hat Papa wirklich mit Gottes Hilfe wieder ein Meister stück ärztlicher Kunst geliefert. Du warst sehr schwer krank, und oft schien es, als ob alle Kunst umsonst wäre, Wie wird Papa sich freuen, wenn er sieht, daß du endlich wieder bei vollem Bewußtsein bist. Manchmal wollte er fast verzagen," „Und — wie geht es — Friedel?" Stoßend kam die Frage heraus. Mit ängstlicher Spannung hingen die Augen der jungen Frau au dem Gesicht der Schwester, Doch diese lächelte und entgegnete freudig: „Es geht ihm gut. Er schreibt fast täglich. Wenn du dich kräftig genug fühlst, bringe ich dir seine Briefe und Karten, Es ist manche interessante Schilderung dabei, die du für später aufheben mußt. Er ist schon tüchtig ins Feuer gekommen, manche Gefahr hat er glücklich überwunden. Aber auch Ludwig hat schon einige Proben seiner Tapfer keit gegeben", fügte sie stolz hinzu. Unser herrliches Heer vollbringt unvergleichliche Taten! Es ist von einer Sieges zuversicht erfüllt, die keine Furcht und kein Bangen kennt!" Lächelnd hörte Emmi dem Geplauder der Schwester zu, die nicht müde wurde, von den bereits cingetroffenen Siegcs- nachrichten zu erzählen. Mit der fortschreitenden Genesung fühlte die junge Frau auch ihren Lebensmut zurückkehrcn. Da sie sehr zart und schonungsbedürftig war, blieb sie im Hause der Eltern, die sie verwöhnten und verhätschelten. Wäre nicht die Sehn sucht nach ihrem Friede! manchmal gar zu übermächtig ge wesen, sie hätte sich in diesen Tagen ganz glücklich gefühlt. Sie schrieb lange Briefe an ihn, in denen sie alles aus- strömen ließ, alle ihre Reue, ihre Liebe und ihr treues Ge denken. Er schrieb ihr zurück, daß solch ein Brief jedesmal ein Fest für ihn bedeute. „Wir stehen in einem schweren, ernsten Kampfe", hieß es da, „Aber unter unserenTruppen herrscht eine Begeisterung, von der ihr euch kaum einen Begriff machen könnt. Freilich, viel, unendlich viel ist noch zu tun, aber wir hoffen auf Gott, der unserer gerechten Sache den Sieg verleihen wird. Was wir schon erreicht haben, das wißt ihr wohl aus den Zeitungen bester als wir, und ich brauche dir darüber nicht zu schreiben. Manch tapferen Kameraden sah ich schon zu Boden sinken, manchem Helden habe ich schon die Augen zugedrückl, und viele —, leider viele mußten wir schon be graben! Aber keinen sah ich, der zweifelte an dem endlichen Sieg unserer deutschen Waffen! Alle haben sie gern und freudig ihr Blut vergaffen zu des Vaterlandes Ehre und Ruhm, alle waren von dem einen Gedanken beseelt, daß ihr Opfer nicht vergebens gebracht wurde. Es ist etwas Großes, Erhabenes, aber auch etwas Furchtbares um solchen Krieg, der unendliche Opfer schon gefordert hat und noch fordern wird, Fortsetzung folgt.