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Schornsteinreinigung. Die nächste Reinigung der Schornsteine in hiesiger Gemeinde wird in der Zeit vom 22. Februar bi» mit 10. Marz ISIS erfolgen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstern, am 18. Februar 1915. Grundsteuer. Nachdem die Frist zur Bezahlung des am 1. Februar d. I- fällig gewesenen 1. Termins Grund- steuer abgelaufen ist, werden Säumige darauf aufmerksam gemacht, daß gegen sie nunmehr das Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet wird. Der Gemeindevorstand zu Ravenstein, am 18. Februar 1915. Kriegsfürsorge Rottluff. Die Empfängerinnen von Bezirk»--Familienunterstützungen wollen sich zur Entgegennahme der Unterstützungs-Beträge für Monat Februar Montag, den 22. Februar d. I., nachmittag», und zwar zu den für die Empfängerinnen festgesetzten Zeiten im Gemeindeamt — Kassenzimmer — einfinden. Die Bezahlung des Mietzinses bis mit Monat Januar d. I. ist durch Vorlegung der Mietzins. Quittungsbücher nachzuweisen. Rottluff, am 18. Februar 1915. Der Gemeindevorstand. Die Königliche Amtshauptmannschaft Chemnitz fordert unterm 17. Februar alle Besitzer von Getreide auf, ungesäumt nach Be- des Roggens und Weizens zu beginnen. Außerkrafttreten von Zurückstellungen bei Arbeit». Wechsel. Da Zurückstellungen vom Heeresdienst sich nur auf eine bestimmte Firma beziehen und bei jedem Arbeitswechsel außer Kraft treten, werden die mit Heereslieferungen betrauten Firmen des Kammer bezirks auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern durch die Handelskammer hiermit angewiesen, dem stellvertretenden Generalkommando unmittelbar Anzeige zu erstatten, wenn ein bei ihnen beschäftigter zurückgestellter Arbeiter die Arbeitsstelle verläßt. Rottluff. Die Einwohnerzahl hiesiger Gemeinde betrug am 1. Januar 1915: 2006 (einschl. 2 Saisonarbeiter). Im Januar wurden 25 Zuzüge und 16 Verzüge sowie 1 Geburt und — Sterbefälle gemeldet, sodaß die fortgeschriebene Einwohnerzahl am 1. Februar 1915 2016 (einschl. 3 Saisonarbeiter) betrug. W Nil Gemüse dienen zur Ergänzung unserer NahruiWulittelbestiinde. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom 13. bl» 19. Februar 1915. Geburten: Dem Stricker Max Otto Hofmann 1 Tochter: dem Handschuhfabrikanten Max Richard Naumann 1 Sohn; dem Wirtschaftspachter Heinrich Albin Clausnitzer 1 Sohn. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 12. bl» 18. Februar 1915. Geburten: Dem Schmied Gustav Paul Noske 1 Sohn. Hierüber 1 uneheliche Geburt. Aufgebote: Der Rundstuhlarbeiter Paul Albin Knorr, wohnhaft in Reichenbrand, mit der Fabrikarbeiterin Marie Hedwig Just, wohnhaft in Siegmar. Sterbefälle: Elli Kläre Scheffler, 1 Monat alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstciu vom IS. bl» 18. Februar I8IS. Geburten: Dem Kernmacher, z. Zt. Soldat Robert Willi) Küchler 1 Mädchen. S^schlie^un^n: Der Kennnacher. z.^t. Soldat Willy ^Emil Sterbefalle^n Helmut Willy Weisflog, 1 Jahr alt; hierüber 1 tot- Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Rottluff vom 12. bl» 18. Februar 1915. Geburten: Dem Fabriktischler Wilhelm Oswald Mehnert 1 Mädchen. Aufgebote: Der Straßenbahnwagenführer Paul Willy Pruscha mit der Trikotagenzuschneiderin Elsa Doris Beyer, beide wohnhaft in Rottluff. Sterbefälle: Mädchen Mehnert, 15 Minuten alt; Friedrich Otto Bochmann, 31 Jahre alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. gottesdienst. Hilssg. Ranft. ^ h P S Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde mit Abendmahlsfeier. Pfarrer Rein. Niederländisches Dankgebet (mit Orgelbegleitung) von Kremsei^ dar^eboten von den G^angvereinen Harmonie-Reichen- Parochie Rabensteiu. Invocavit: 9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. Abends 8 Uhr ev. Jünglingsverein. Mittwoch, den 24. Februar abends 8 Uhr Bibelstunde. Pfarrer Weidauer. Freitag, den 26. Februar 8 Uhr Kriegsbetstunde. Hilssg. Herold. Amtswoche vom 22.—28. Februar: Pfarrer Weidauer. Ausschuß sür Jugendpflege zu Rabenstein. Sonntag, 21. Februar, V21 Uhr Sammeln zum Geländespiel. Rucksack, Brotbeutel. Feldflasche füllen! Unter Feinden. Roman von Karl Matthias. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Mir ist jeder Wagen recht", antwortete Destree. „Wie gut Sie sind, Atter, daß Sie sich so um uns mühen." „O, das ist mir ja das größte Vergnügen, in dieser elenden Zeit, Fräulcinchen", versicherte er. „Ich wollte, ich könnte auch was für den gnädigen Herrn tun. Aber, was ich sagen wollte, der läßt sich gar nicht sprechen. Der ist so voller Groll, weil ich die Verwundeten ins Haus -lassen habe. Herrgott, ich mußte es ja tun, sonst ätten sie alles kurz und klein geschlagen. Aber auf die deutschen Verwundeten hat er es mal scharf. Was ich sagen wollte. Wenn er erst wüßte, daß sein größter Freund und Feind unter ihnen ist, das gäbe erst eine Aufregung. Von dem habe ich aber weislich nicht gesprochen." Destree sah den Gärtner mit großen Augen an. Wes halb stockte ihr plötzlich das Herz? Ein unmöglich schei nender Gedanke blitzte ihr durch den Kopf, ein Name, so schön, so unendlich süß für sie, drängte sich auf ihre Lippen. Aber sie sprach ihn nicht aus, sie nickte nur, während Schwindel ihr Hirn erfaßte. Laurence hielt das Nicken für ein Zeichen des Einver ständnisses. „Ich sehe, die gnädige Frau hat Ihnen schon von dem Verwundeten erzählt", fuhr er geschwätzig fort. „Ja, dem Herrn durfte ich es freilich nicht sagen, daß unser früherer Direktor Tyrolt im linken Erkerzimmer liegt." Ein Schrei des Schreckens, des Entzückens, der grenzen losen Liebe entrang sich Desirees Lippen. Sie sprang auf, schob den Gärtner, der sie erstaunt aufhalten wollte, beiseite und eilte aus dem Zimmer, die Treppe hinab. Als sich die Tür hinter ihr geschloffen hatte, schlug sich der Alte ärgerlich auf den Mund. „Ich will nicht Napoleon Laurence Bache heißen, wenn ich da nicht eine Dummheit gemacht habe", raisonnierte er. „Aber was ich sagen wollte, die Hauptsache ist der Leiter wagen, und der paßt dem Fräulein. Nun will ich mich mal nach einem Pferd umsehcn, das zn mir paßt." Destree hielt, im Hochparterre angekommcn, still, um darüber nachzndcnken, was sic zu tun im Begriff stand. Welchen Weg sollte sie einschlagcn? Das stürmisch pochende Herz raubte ihr die Ueberlcgung, sie entsann sich des Zimmers nicht, wo sie Waldemar finden sollte. Sie hatte nur einen Gedanken: „Zu ihm, zu ihm!" Da tauchten die funkelnden Brillengläser des jungen Doktors Zimmer vor ihr auf. Der mußte helfen. Destree besann sich keinen Augenblick, ihre Sache dem höflich Näher- tretcnden anzuvertrauen. „Sic sind ein Ehrenmann, mein Herr", rief sic in fran zösischer Sprache. „Führen Sic mich, bitte, auf dem näch sten Wege zu Herrn Waldemar Tyrolt, der in Ihrem Hospital liegt. Wollen Sic?" Der Arzt verstand nicht recht. Er batte den Namen überhört. „Kranker, Leutnant Tyrolt, Sachse, kommen Sie!" sprach Dcsiree, deutsche Worte gebrauchend. Der Jüngling machte ein langes Gesicht. Er hatte gehofft, das junge Mädchen interessiere sich für ihn und nun fragte sie nach einem sächsischen Leutnant. Aber er war edelmütig genug, ihr sofort zu verzeihen und seine Hilfe der Schutzlosen anzubictcn. „Ja kommen Sie, mein Fräulein, ich will Sic zu Herrn Tyrolt führen", sagte er mit Würde und schritt durch einen engen Korridor voraus. In dem Erkerzimmer hatte sich -«dessen Wichtiges er eignet. Mit Tyrolt zusammen dort war ein schwervcrwnndcter bayerischer Offizier gebettet gewesen. Der Acrmslc war gestorben. Alan hatte den entseelten Körper hinansgetragen. Aber der Vorgang, in dessen Gefolge Lärm und Unruhe gewesen, hatte den allein zmückblcibcndcn Waldemar aus seiner Lethargie geweckt. Als nun Frau von Tarandal bei ih« eintrat, schaute er ihr in das Gesicht. Aber er erkannte sie nicht. Wie um nachzudenken, legte er seine durchsichtig weißen Finger über die Augen, ein schmerzvoller Zug huschte über sein Gesicht. Er konnte offenbar nicht mit sich ins Reine kommen. „Verzeihung, Madame", begann der Kranke endlich mühfam und die französische Sprache gebrauchend. Wollen Sie mir gütigst sagen, wo ich mich befinde?" „In der Villa Bourlicr", antwortete Frau von Taran dal, „unweit Bazailles. Sie wurden verwundet —" „Ja, ich entsinne mich", sprach der Kranke, jedes Wort mühfam seiner Zunge und seinem Gedächtnisse entringend. „In der Fabrik war cs. Ich wollte Olivicr retten, aber er stieß mir hinterrücks seinen Degen durch den Leib. Er war schändlich, undankbar und feige. Aber meine Pfleger haben mich entschädigt. Sie betteten mich hier in diesem Hause, wo ich so glücklich war." Frau von Tarandal hielt sich krampfhaft am Bettvfosten fest. Waldemar hatte ihr mit den wenigen Worten den ganzen Inhalt der Tragödie erzählt, die sich in der Fabrik zugetragen. Der Verwundete war unschuldig an dem Tode Olivicrs. „Sie sind sehr gütig, daß Sie nach mir zu sehen kommen", fuhr der Verwundete, immer leiser redend fort, „sehr gütig — in der Tat —". Tie Augen schloffen sich wieder. Die Erkenntnis schien allmählich über ihn zu kommen, denn plötzlich blickte er ihr prüfend in das Angesicht, welches sie, mit seiner Bandage beschäftigt, dicht über ihn gebeugt hatte. „Sie sind es, Frau von Tarandal?" fragte er entzückt, „Sie waren meine Pflegerin?" „Ich bin es, aber erst seit kurzer Zeit. Der Zufall führte mich an ihr Schmerzenslager." „O Dank, T-nk, gnädige Frau! Also ist die Villa Bourlicr jetzt ein Feldlazarett?" „Jawohl, es liegen wohl SO Patienten in diesen Sälen." „Und Herr Bourlicr? Er ist nicht hier?" „Nein, in Sedan." „Ich begreife, er wurde vertrieben. Aber wo ist Destree, meine holde Destree? Man sagte mir, sie befände sich mit Ihnen in Belgien. Nun sind Sic aber hier, folglich ist auch Destree zurückgekehrt. O, gnädige Frau, werde ich meine Braut Wiedersehen?" „Unmöglich, Herr Tyrolt", sagte die Dame in höchster Verlegenheit. „Destree ist nicht hier. Sie befindet sich bei ihrem Vater. Und auch ich bleibe nicht. Ich bi» im Be griffe abzureisen. Ich kam nur, Abschied von Ihnen zu nehmen." „O, Sie und ein Engel an Güte, gnädige Frau", sprach Tyrolt mit wehmütigem Danke, „ich verlange auch Unmög liches. Herr Bourlicr wird meiner Braut nicht gestatten, mich zu besuchen. Aber Sie werden meine teure Desiree sehen, edle Frau. Sage» Sie ihr, daß ich Sie noch immer liebe, daß ich trotz alledem die Hoffnung nicht aufgegcben habe, sie einst mein zu nennen, daß ich ihr treu bleiben werde, bis zum letzten Atemzuge. Wenn mir der Himmel gütig ist und ich genesen sollte, werde ich sic anfsuchen und die Vorurteile besiegen, welche die unselige Politik, dieser Krieg, mein schreckliches Zusammentreffen mit Olivicr heran sbeschworen." „Beruhigen L>ie sich, Herr Tyrolt", bat Frau Nataly, mit Schrecken bemerkend, wie sich die blassen Wangen des Leidenden in ficberischcr Röte färbten und seine Augen in unheimlichem Glanze ausleuchteten. „Ich will alles bestellen, Dcsirre wird jedenfalls sehr erfreut sein, doch furchte ich, daß Ihre Botschaft zu spät kommt." „Was sagen Sic da, gnädige Frau", fragte er zitternd. „Hat sic sich von mir abgewcndet? Liebt mich meine Dcsiree nicht mehr?" „Das will ich nicht behaupten", cntgcgnetc die Dame zögernd. Indessen, Sic werden begreifen, das Kind ist eine Französin. Die Schmach, welche ihrer Nation angetan, erfüllt auch sic mit Haß. Und dann kam der Kampf mit Olivicr. Sic wurde in herbe Trauer versetzt. Nehmen Sie alles zusammen. Wie können Sie denken, jetzt noch Desirees Gatte zu werden?" „Sie haben Recht, gnädige Frau", sagte er tonlos. „Destree kann mich nicht lieben." „Ich liebe Dich dennoch, mein Waldemar!" rief das Mädchen, welches leise die Tür geöffnet und in Begleitung des Arztes cingetrctcn war. „Ich liebe Dich inniger und unwandelbarer als je. Du bist ohne Makel in meinen Augen und vor meinem Herzen. Ich habe Dich wicdcrgc- fundcn und preise Gott dafür." „Desiree, meine heißgeliebte Dcsiree" jubelte er auf in seligem Entzücke», „Du bist bei mir! O, nun ist alles, alles gut! Ich werde gesunden und glücklich sein. Gott wird mir Kraft schenken, das unermeßliche Glück zu tragen." Mit dem Impuls des Entzückens wollte er sich cmpor- hcben, die Schmerzen zogen ihn aber aus das Bett zurück. Und so streckte er ihr sehnsüchtig die Hand entgegen und umfaßte die zarte Gestalt der Jungfrau, die schluchzend an seinem Bett nicdergesunken war. In wonnigem Entzücken strich er mit den Fingern über ihr dunkles, gewelltes Haar, und als sic ihr Antlitz erhob, um in seine glühenden Singen zu schauen, als sie sich an ihn hcrandrängtc, um seine schmachtenden Lippen mit innigem Kusse zu berühren, da drang ein wonniger Schauer durch seinen ermatteten Körper, mit einem Lächeln des Glückes schloß er die Singen. „Komm, mein Kind", mahnte die Tante, welche ratlos dastand, „komm, es ist genug! Du wirst ihn töten. Siehst Du denn nicht?" Desiree erhob sich behutsam. „Glück tötet nicht, und Waldemar ist glücklich", ant wortete sie leise. „Nicht den Tod, sondern das Leben wird ihm meine Liebe geben, denn fortan werde ich ihn pflege» und nicht mehr von seiner Seite weichen." „Es ist unmöglich, mein Kind. Entsetzlicher Zufall, der Dich hierher führte, wo Du nie erscheinen durstest! Nicht einen Augenblick länger darfst Du hier verweilen. Darum komm mit mir, ich beschwöre Dich!" „Ich soll mich wieder von ihm trennen, nachdem mich Gott selbst mit ihm znsammengcführt? Tante Nataly, das kann Dein Ernst nicht sein!" Der Oberarzt, welcher von Dr. Zimmer hcrbeigerufcn worden war, trat jetzt zu dem ausgercgten Mädchen, das, sich von der Verwandten freimachend, wieder am Bette niederknien wollte. „Folgen Sie Ihrer Tante, verehrtes Fräulein", sagte er gütig, „lasten Sie den Kranken ein wenig allein. Noch müffcn wir die Nerven des Armen schone»; er ist zu schwach, um zuviel des Glückes zu ertragen. Ich werde Sie rufen lassen, sobald er nach Ihnen verlangt. Nicht wahr, Sie werden kommen?" Desiree versprach es freudig und Frau Nataly wagte es nicht, sie Lügen zu strafen. Die Damen gingen zu ihren Gemächern hinauf. „O Tante, böse Tante, wie konntest Du mir seine Nähe verheimlichen", sprach Dcsiree mit sanftem Vorwurf, „wie konntest Du ihn täuschen, den armen Kranken, der sich in Sehnsucht verzehrt? Ahnst Du denn nicht, daß ich ihn allein von Siechtum und dem Tode retten kann?" „Vergiß Deinen Vater nicht," warnte Nataly. „Er würde rasen, wenn er Dich bei jenem Manne fände, den Aeldpostpackungen Tee, Kaffee. Kakao, Schokolade, Keks, Husten- und Erfrischungsbonbons Zigarren, Zigaretten, Rum, Cognac, Lökör usw. in großer Auswahl empfiehlt Drogerie Siegmar Erich Schulze. Fernsprecher 325.