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Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Rottluff vom 6. Juli 1915. Vorsitzender: Gemeindevorstand Geißler. Anwesend: 9 Mitglieder. 1. s) Kenntnis nimmt man von einer Verfügung der Königl. Amtshauptmannschast, Herabsetzung der Derpflegkosten für eine in einer Landesanstalt untergebrachte Person betr. b) Die in einer Armensachc getroffenen Maßnahmen werden nachträglich genehmigt. 2. Die teilweisen Kosten für die Kur eines Kindes in der König- Friedrich-August^rholungsstätte werden auf den Fonds für gemein nützige Zwecke übernommen. 3. In Kriegsfürsorge^vachen werden verschiedene sachdienliche Beschlüsse gefaßt. 4. s) Der Vorsitzende teilt mit, daß das Gemeindemitglied Ersatz- Reservist Oscar Gerl ach am 13. Mai 1915 bei Frezenberg in Belgien gefallen, sowie das Gemeindemitglied Jäger Walter Nitzsche am 8. Juni 1915 im Aeserve-Feldlazarett 91 in Moorslede in Belgien und das Gemeindemitglted Seesoldat Emil Schramm am 15. Juni 1915 im Feldlazarett 4 in Ostende in Belgien ehrenvoll fürs Vater land verstorben sind, b) Weiter gibt der Vorsitzende bekannt, daß das Gemeindemitglied Ersatz-Reservist Otto Hel big mit dem »Eisernen Kreuze" ausgezeichnet worden ist. c) Kenntnis nimmt man: 1.) von einem Schreiben des Stadtrates zu Lhemnitz, Bebauungsplan betr.; 2.) von einem Schreiben des Vorstandes des Gemeindeoerbandes zur Versorgung der Verbandsgemeinden mit elektrischer Arbeit, Zurück- stellung der Neuaufstellung eines Vertrages mit der Sächs. Elektricitäts- Lteferungs^Sesellschaft betr.; 3.) von der Unterbringung eines Kindes im Krüppelheim in Zwickau; 4.) von dem Inhalte des Anstellungs- Vertrages für die Gemeindeamts-Aufwärterin. 5. Dem Fürsorgeverein für Taubstumme im Königreiche Sachsen wird ein Beittag verwilligt. 6. In Sachen Feuerlöschhilfe durch die Berufsfeuerwehr der Stadt Chemnitz beim Brande in der Marugg'schen Fabrik erfolgt sachdienlicher Beschluß. 7. In einer Wertzuwachssteuersache werden Schätzungen vor- genommen. 8. Die Vorschläge für die vorjährige Vorgärten- rc. Bewertung werden zum Beschluß erhoben. (Geldpreise sind diesmal nicht de- willigt worden). willigt. 10. Ein Gemeindeanlagen-Gestundungsgesuch findet Berück sichtigung. 11. In Sachen Gestundung eines Anliegerleistungssicherungs- Restes wird entsprechender Beschluß gefaßt. 12. Auf eine Anfrage der Direktion der Gaswerke in Chemnitz beschließt man, mit dieser wegen ^ent. Versorgung der Gemeinde 14. Auf 26 Reklamationen gegen die vorjährige Gemeinde- anlagen-Einschätzung wird Beschluß gefaßt. 15. Von der Ausschreibung einer Schreiberlehrlingsstelle für Ostern 1916 nimmt man Kenntnis. Ravenstein. Mit Beginn der Sommerferien trat Herr Lehrer Zumpe in den wohlverdienten Ruhestand über. Seit 1879 hat er ununterbrochen an hiesigem Orte gewirkt. Er war der letzte (7.) dirigierende Lehrer von Oberrabenstein^das von 1840 bis 1897 eine war. Daher dankten ihm Schulleitung und Schulvorstand in be sonderen Schreiben herzlich für seine langjährige treue Erziehertätig keit und wünschten ihm einen langen glücklichen Lebensabend. Gleich zeitig legte Frau Zumpe ihr Amt als Nadelarbeitslehrerin nieder. Auch ihr wurde der Dank derSchule und der Schulgemeinde übermittelt. Ravenstein. Das Gold gehört auf die Relchsbanl! Bisher wurden in der hiesigen Schule 3350 Mart Gold eingewechselt. Ilm die Bermißtennachforfchungen und Gefangenenfürsorge möglichst zu vervollkommnen, werden alle die Leute, denen Nach- lich auch die von Mitgefangenen, ferner Truppenteil, Ort und nähere Bezeichnung des Gefangenenlagers und sonstige wissenswerte Mit teilungen auf dem Gemeindeamte anzugeben, von wo die Übermitt- Der hervorragende Führer der Deutschen Turnerschaft, Herr Geheimer Sanitatsrat vr. meä. st pbil. li. e. k. Goetz, Lelp-ig-Lindenau, urteilt nach langer, sorgfältiger Prüfung in Nr. 20 der „Deutschen Turnzeitung" vom 14. Mai 1914, Seite 370, über Fluade wie folgt: „Fluade? Heute kennt sie noch nicht die ganze Welt, aber Fluade ist so ein vortreffliches und schmack haftes Nahrungs» und Genußmlttel, daß sie in keinem Hause fehlen sollte. Ich labe mich feit Monaten nach langem Siech tum jeden Vormittag daran. — mit Wasser, mit Milch, kalt oder warm, läßt sich in einer Minute ein zwischen Kakao und Schokolade stehendes köstliches Labemittel schaffen. Für Kranke ist es ein Stärkungsmittel, für Gesunde eine Erquickung — beim Wandern, auf Turnfahrten durch nichts zu ersetzen. And dabei für Wanderfahrten in bequemer Packung, in großen Zinntuben und in kleinen billigen Handdosen. Natürlich ist die Fluade. das sei zur Beruhigung der Abstinenten gesagt, vollständig alkoholfrei. Kurz, es ist eine Lust zu leben, seitdem die Fluade-Werkc. Wüstenbrand, diePluade in den Verkehr gebracht haben! Ich kann sie aus eigener Erfahrung jedermann, vor allem meinen lieben Turnern, empfehlen und nicht zum wenigsten den Damen." Herr Professor vr. B"rger. Aschersleben, z. Zt. Major und Kommandeur d. Ers^Landw. I. 133, gibt über Fluade ebenfalls ein zuverlässiges Arteil ab; dieser Herr schreibt wörtlich folgendes: ..Ihre Fluade ist mir längst rühmlich bekannt. Ich habe sie auch seit der Mobilmachung vielfach verwandt für mich selbst, für einzelne Soldaten als Genuß- und Erfrischungs- mtttel und sogar für Massen. So ließ ich bei nächtlichen Schanz arbeiten und 15 o Kälte morgens gegen 3 Ahr plötzlich eine Goulasch- kanone hinter dem Schützengraben auffahren, die außer dem üblichen Kaffee plötzlich einer ganzen Kompagnie eine wunderbar labende Schokolade spendete. Ich hatte ein Dutzend Tuben Fluade dran gewandt und ich bedauerte, daß ich nicht mehr zur Hand hatte. Nun kommt man vom Marsche schon wieder erhitzt und verstaubt ins Quartier und wenn einem ein einsichtiger Liebesgabenspender neben Zigarren auch mal „Fluade" gesandt hat, labt man sich mit Genuß an einem rasch bereiteten kalte« Trank. Ob also Winter oder Sommer, den Soldaten ist Fluade jederzeit eine wert volle und angenehme Liebesgabe." Wir können auf Grund dieser Arteile Fluade nur empfehlen und sollte dieses einwandfreie Erfrischungsgetränk vor allen Dingen ausgiebig zum Versand ins Feld Verwendung finden. Die Fabri kanten. Fluade-Werke in Wüstenbrand, haben für den Feldoersand eigens praktische Packungen geschaffen, die sehr preiswert sind, sodaß Fluade von Hermann gekauft werden kann. Die Preiswürdigkeit eines Produktes wird nicht nach der Menge, sondern nach der Güte beutteilt. Die Güte der Fluade ist über alle Zweifel erhaben und ist außerdem der Fluade - Extrakt von großer Ausgiebigkeit. Bei spielsweise lassen sich aus einer 300-g-Tube, die nur Mk. 1,75 kostet, 20—25 Glas Fluade-Gettänk mit Wasser oder Milch mischen, sodaß das Glas eines vorzüglichen erfrischenden Kakaogetränkes sich kaum 7 Pf. stellt, also nicht teurer, als wenn man Kakao oder Schokolade zu Hause bereitet. Die Fabrikanten haben bei der Kondttorei Fritz Lorenz, Siegmar, eine Hauptoerkaufsstelle errichtet, woraus wir unsere Leser nochmals Hinweisen möchten. Es sei ferner noch darauf hingewiesen, daß es schon kleine Packungen für 75 Pf. gibt. „Weißer Adler", Rabenstein. Am 1. August wird die Gruppe Chemnitz des Sächsisch - Thüringischen Mandolinisten- und Gitarristen-Bundes zum Besten der Rabensteiner Kttegsfürsorge auf Wunsch nochmals ein Konzert abhalten mit neuem Programm und Gesangs-Einlagen. Das vor kurzer Zeit hier stattgefundene Konzert war sehr gut besucht. Mitglieder des Bundes konzertierten am 16. Juli in Dresden und erzielten dort ebenfalls einen vollen Erfolg. Schon in Anbettacht des guten Zweckes darf erwartet werden, daß das geplante Konzert wiederum zahlreichen Besuch finden wird. Kirchliche Nachrichten. Parochi« Reichend««». Am 8. Sonntag p. Trln., den 25. Iuli, Vormittag v,9 Uhr Predigtgottesdtenst. Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Ahr Iungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Ahr Kriegsbetstunde. Pfarrer Rein. Donnerstag Nachm. 2 Ahr Großmütterchenverein; Abend 8 Uhr Nähabend. Parochie Rabenstei«. Sonntag, den 25. Juli, Vs8 — V»9 Ahr Christenlehre für die Jungfrauen. Pfarrer Weidauer. 9 Ahr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. 8 Ahr evang. Iünglingsverein im Pfarrhause. Mittwoch, den 28. Juli, 8 Uhr Iungfrauenverein im Pfarrhause. Donnerstag, den 29. Juli, 8 Ahr Kindergottesdienstvorbereitung. Hilfsgeistlicher Herold. Freitag, den 30. Juli, 8 Ahr Kriegsbetstunde mit Beichte und heil. Abendmahl. Hilfsgeistlicher Herold. Wochenamt vom 26. Juli bis 1. August: Hilfsgeistlicher Herold. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 8. bis 21. 2«N 1915. Heinrich Friedrich Wilhelm Lippold und dem Werkzeugschleife?Paul Hans Rüger je 1 Tochter und eine uneheliche Tochter. Eheschließungen: Der Soldat Paul Arthur Schmidt mit der Re- passiererin Anna Matte Wagner, beide hier. Sterbefalle: Johanne Christiane Scheithauer geb. Anger, 71 Jahre alt; die Handschuhnähettn Matte Emma verw. Irmscher geb. Polster, 65 Jahre alt; der Privatmann Julius Oswald Reuter. 76 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamts zu Neustadt vom 15. bis 21. Iull 1915. Geburten: Dem Kutscher Max Kurt Opitz 1 Sohn. Eheschließungen: Der Handlungsgehilfe Oswald Fritz John, z. Zt. Feldwebel im mobilen Grenadier-Reserve-Regiment Nr. 100, mit der Geschäftsgehilfin Anna Johanne Rosa Hiller, hier. Sterbefall«: Der Soldat Clemens Richard Lässig, gefallen am 15. Juni 1915 in der Schlacht vor Wern. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 16. bis 22. Juli 1915. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Alfred Otto Starke 1 Knabe; hier- über 1 uneheliches Mädchen. Sterbefälle: Emil Hans Proske, 4 Wochen alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluff vom 15. bis 21. Juli 1915. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Erich Albert Möckl 1 Knabe. Sterbefalle: 1 totgeborenes Mädchen. Englands Verrat — deutsche Tat. Roman aus der Zeit des Weltkrieges F von M. Hohenhofen. ^ ^ ^ ^ ) Er war ein anderer als alle, die bisher ihren Weg gekreuzt hatten,- er hatte nicht, wie die meisten anderen, erst von ihrer Schönheit gesprochen und dann von sich selbst, um den eigenen Wert möglichst hoch zum Angebot zu bringen. Er ssihrte auch einen ganz einfachen Namen, dem kein hoch tragender Titel angehängt war. Dabei war in seinem Wesen aber doch sehr viel selbstbewußter Stolz, der erkennen ließ, daß er sich nie gedemütigt haben würde, mochte kommen, was da wolle. War es nicht seltsam genug, daß sie sich nun im Geist mit ihm beschäftigte? Nicht zum ersten Male! Schon beim ersten Begegnen hatte sic das Empfinden gehabt, als müßte er ein ganz Besonderer sein. Und als er mittags beim Abschied nach österreichischer Sitte die Hand an seine Lippen geführt hatte, da war es mit diskreter Huldigung geschehen; er hatte es getan, trotz dem er ein Deutscher war. Plötzlich schreckten Martha Gyönghövy aus ihren Träu mereien ein paar näherkommende Schritte auf; sie schlürften hinter ihrem Rücken über den Steinboden des Pavillons. Eben als sie sich umwenden wollte, hörte sie auch schon die Stimme, die ihr bekannt schien. Es ist kaum verwunderlich, daß Feen und Märchen prinzessinnen die Mondnächte bevorzugen. Als ich Sie so in dem Mondlicht stehen sah, da war es mir, als müßte der Traum oder das Bild eines großen Künstlers zur Wirklichkeit geworden sein!" In französischer Sprache war dies gesprochen worden, in der Sprache, die in ganz Algier die allgemeine Umgangs sprache ist; aber an manchen gequetschten Laute» verriet sich der Engländer. Und die Gräfin Gyönghövy hatte auch Lord Beresford sofort erkannt. In seinen sonst farblosen, grau blauen Augen war nun ein Leuchten, das Martha Gyönghövy lästig erschien. Seine Worte klangen auch so nichtssagend und phrasenhaft, besonders aus dem Munde des abstoßenden Engländers, daß sie sie wie eine Beleidigung dünkte». Sie zog die Schultern hoch: „Ich bin gerne allein." „Gewiß! Ich kenne ein gleiches Verlangen, gnädigste Gräfin, aber das glücklichste Alleinsein ist doch stets zu zweien." „Ich finde schon die Stimme eines Zweiten störend." Das war deutlich; aber Lord Beresford wollte die Ab weisung nicht verstehen: „Ich kann auch das begreifen; dabei träumt man sich irgend eine Hoffnung aus. Aber schließlich hat jeder das weitere Verlangen, solche Hoffnungen einmal auch verwirk licht zu sehen. Und ein solches Verlangen wird zur Leiden schaft, wenn das Ziel eben ein sehr hohes ist, und wenn so viel Schönheit in Mondscheinnächten als Märchen in ver steckten Winkeln träumt, dann kann es nicht verwunderlich sein, wenn zu der Fee ein verzauberter Prinz kommt." Da ließ Martha Gyönghövy ein silberhelles Lachen erklingen: „Ein verzauberter Prinz? Wollen Sie vielleicht dessen Rolle spielen? „Wäre ich sonst zu der Mondfee gekommen?" „Nein, das ist zu spaßhaft! Einen verzauberten Prinzen hätte ich mir wirklich anders gedacht." „Warum? Wie erscheine ich Ihnen?" „Das darf ich gar nicht sagen." „Doch! Das gerade möchte ich nun hören." „Wie ein vertrockneter Krämer, der ein Warenlager gefunden hat, bei dem er etwas verdienen will." „Warum gerade wie ein Krämer?" klang nun die Stimme des Lords Beresford bereits ärgerlich. ..Oder meinetwegen wie ein verstaubter Diplomat, der mit Ränken ein Spiel gewinnen will, — jedenfalls aber nicht wie ein verzauberter Prinz." „Kann der verzauberte Prinz nicht einmal auch in solcher Verkleidung erscheinen?" „Das müßte ein ganz modernes Märchen werden, denn zumeist erscheinen die Prinzen und Erlöser als Hirten, als unbedeutende Menschen, die ihren Wert verstecken, aber nicht als leibhaftige Peers von England." „Warum wollen Sie über mich spotten? Glauben Sie, in mir könnte nicht ebensoviel Leidenschaft verborgen fein wie in jedem anderen? Muß ich es gerade als einen Fehler ansehen, daß ich ei» Peer von England bin, daß ich ein Schloß in Nottingham besitze und daß meine Schiffe die ganze Welt befahren? Wollen Sie verlangen, daß ich das alles erst wegwerfe?" „Nein! Ich gönne jedem das Seine " „Warum glauben Sie denn nicht, daß ich schließlich mit der gleichen Glut und Leidenschaft begehren kann wie einer, der nichts ist und nichts besitzt?" „Weshalb sollte es nicht denkbar sein?" „Es ist so. lind Sie dürfen sich nicht wundern, daß Sie es sind, die alle Flammen auslodern ließ." „Ich?" lind abermals erklang ihr silbernes Lachen. „Warum lachen Sie?" „Weil mir der Marquis de Ferricr schon das gleiche versichert hat, dann auch Guy Roland, der Fürst Salopuccini, der Eonte de Castelnuovo. Sie würden unter Ihren Vor gängern fast alle Hotelgäste finden, wie ich auch überzeugt bin, daß Sie sich sicherlich genau erkundigt haben, ehe Sie sich zu Ihrem Vorgehen entschließen konnten." „Sie können sich auch einmal irren. Ich könnte doch auch zu jenen gehören, die sich nicht ohne weiteres mit einer Abweisung zufriedengeben, die vor nichts zurückschrecken, um das ersehnte Ziel zu erreichen." „Ich möchte, daß diese Unterredung damit zu Ende wäre." „Nein! Noch haben Sie mich nicht vollständig angehört." „Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie werden mir jeden Wunsch erfüllen, Sic verlangen nicht die gleiche Leiden schaft, die Sie bereits fühlen, Sie erstreben nur Hoffnung, nur den guten Willen, an Sie zu glauben, Sie verschaffen mir wahrscheinlich die Hosfähigkeil in London und weiß Gott noch was. Sie können mir nichts Neues sagen, denn ich habe derartige Zusicherungen schon wiederholt erhalten. Ich danke für alles." „lind warum?" „Darüber bin ich zu keiner Auskunft verpflichtet." „Aber wenn ich mich damit nicht bescheiden werde?" „Ich möchte allein sein, Sir!" „Oder müßte ich das so verstehen, daß ich zu ungelegener Stunde gekommen bin? Daß dieses Warten in der Nacht einem anderen gilt, der erwünschter ist, wenn er auch nichts bietet?" „Ich wußte nicht, daß cs der Würde eines Lords ent spricht, zu beschimpfen und zu beleidigen, wenn man die Wünsche nicht erfüllt scheu kann." Lord Beresford hatte die Lippen aufeinandergepreßt; im Mondlicht war deutlich sein verzerrtes Gesicht zu sehen. „Sie haben damit begonnen, zu spotten, trotzdem ich mit dem ehrlichsten Willen gekommen bin. Und ich hoffe. Sie auch noch überzeugen zu können, daß es mit nicinem Willen ernst ist." „Dabei wissen Sie nicht, daß Sic damit nie lästig werden dürfen. Und Ihre Nähe ist mir wirklich lästig." „Weil Sic eben den Geliebten erwarten." „Wissen Sie, daß diese Beschimpfung eine Züchtigung verdienen Würde, und daß Sie dies einem Manne gegenüber nicht gewagt hätten? Fort! Oder ich könnte vergesse», daß ich ein Weib bin." „Haben Sie meine Leidenschaft nicht selbst anfgcpeitscht?" „Fort!" „Sie haben hier nicht mehr Recht, als ich. Wir beide sind Gäste im Hotel." Die Stimmen waren etwas schriller geworden. Da antwortete eine gedämpfte ruhige Stimme: „Die Worte sind zu laut gefallen, so daß ich die letzten entgegen meinem Willen hören mußte. Ich glaube, Sir Beresford, der Wunsch einer Dame müßte unter allen Um ständen erfüllt werden. Sie werden auch nicht zögern, zu verschwinden, da es die Gräfin Gyönghövy ausdrücklich wünscht." Peter Brandcnstein war es, der Deutsche. Die beiden Männer standen einander ganz nahe gegen über; Brandensteins Gesicht in völliger Ruhe, aber mit einem zwingenden Blick. Lord Beresfords Auge» glitten über den unerwünschten Ankömmling hin, und als sich die Blicke der beiden kreuzten, da schienen es beide zu fühlen, daß sie bittere Gegner waren. Die Lippen des Lords Beresford zuckten, als wollten sie noch etwas sprechen; dann aber kehrte er rasch de» Rücken und hastete mit schnellen Schritten davon; sein dumpfes Murmeln aber konnten die Znrückbleibenden nicht mehr hören, nicht mehr, wie die Worte im Selbstgespräch zwischen den Lippen zischten: „Noch habe ich das Spiel nicht verloren. Und wenn mir nichts gelingt, dann muß mir wenigstens die Rache bleiben."