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Lokalbesichtigung vorzunehmen und zu dieser die beteiligten Anlieger einzuladen. 10. Einige Punkte eignen sich nicht zur Veröffentlichung. Bericht über die Sitzung des Gemeinderats zu Neustadt vom 18. September 1908. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. 1. Es wird Kenntnis genommen: a) von der Bestätigung der Wiederwahl des Herrn Gemeindevorstandes Geißler durch die König liche Amtshauptmannschaft; b) von dem Eingänge eines Aufrufs zur Begründung eines Arbeiterheims für blinde Mädchen im Königreiche Sachsen zu Ehemnitz. Hierzu wird die Bewilligung eines Unter stützungsbeitrages von 25 Mark beschlossen. 2. werden die Empfänger für die Zinsen des Michaelis'schen Legates bestimmt. 3. Zu Mitgliedern der Einkommensteuer-Einschätzungskommission werden die Herren Gemeindevorstand Geißler und Rich. Fichtner und als deren Stellvertreter die Herren Earl Lohse und Arthur Nößle^geuEhlt. ^ ^ ^ ^ d V memdebcamten überweist man dem Finanzamts schuß zur Vorberatung. 5. Die zu einem Baugesuche erforderliche Dispensation soll bei der Aufsichtsbehörde befürwortet werden. 6. Mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand einer zzt. in der Bezirlmsanstalt Altchemnitz untergebrachten Kranken beschließt man die Überführung derselben in das Bezirksstift Jühnsdorf. 7. erfolgt Nachschätzung zugezogener Personen. Reichenbrand. Einem von den anliegenden Gemeinden an die richteten Gesuche ist dadurch entsprochen worden, daß der gegenwärtig nachmittags 2" von Ehemnitz, Hauptbahnhof nach Hohenstein- Ernstthal verkehrende Personenzug vom 1. Oktober 1908 ab schon nachmittags 1'^ Ehemnitz, Hauptbahnhof verlassen und in Hohenstein. Ernstthal um 2 Uhr eintrcffen wird. Die Freundinnen. „Na, das sind ja nette Sachen, die ich da zu hören bekomme", meinte der Baron trocken. „Was sagst du denn dazu?" wandte er sich an seine Gattin. „Wußtest du etwas von der Geschichte?" Nein", lächelte diese. „Ich weiß nur, daß Otti sich gegen Abend am ersten Tage unseres Hierseins verirrt hat und daß jener Herr sie auf den rechten Weg wies. So sagte sie mir wenigstens." „So, so! Na, damit ihr das nicht „och einmal passiert, werde ich sie stets begleiten." „Ach, dann verirren wir uns alle beide", lachte Otti. „Teufelsmädel, du wärst im Stande, mich recht in der Irre hcrumzuführen. Nun ich denke, wir reisen bald wieder ab. Mamas Nerven sind ja nun, Gott sei Dank geheilt!" ,,Nein, Papa, das werden wir nicht tun! Jetzt, wo cs anfängt, mir hier zu gefallen", protestierte das junge Mädchen eifrig. „Aber du erklärtest doch dieses Neulinden für ein greu- mlssst du ni/bt so nt 8" saftfto Nackter. „O, ich habe gefunden, daß cs sich hier ganz gut leben läßt. Und dann — Sylvia ist doch auch da, wir haben uns sehr lieb, nicht wahr?" Hermann hatte schon längst neben Sylvia Platz genommen. Sie flüsterten leise zusammen und achteten kaum auf das, was um sie her ging. Sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Erst Ottis Anrede ließ die beiden aufsehen. Der Baron wunderte sich natürlich sehr, als er erfuhr, daß Hermann und Sylvia sich liebten, daß aber der Vater der leheren seine Einwilligung zu der Verbindung nicht geben wollte. „O, das werde ich schon besorgen", versicherte der Baron zuversichtlich. „Ich will diesen Starrkopf bald hemmbringen. Er soll den Jungen nur erst mal singen hören; dann sagt er gewiß nicht nein." Es war sehr spät geworden, als man sich endlich trennte. Hermann begleitete Sylvia bis zu Majas Haus. Die beiden Freundinnen aber saßen noch lange plaudernd beisammen in Majas behaglich durchwärmten Zimmer. An Schlaf schien keine zu denken. Sie hatten sich so viel zu erzählen, so daß sie gar kein Ende finden konnten. Am andern Morgen zur verabredeten Stunde fuhr die Gesellschaft wieder nach Neulinden. Sylvias Vater schien heute noch grimmiger gelaunt zu sein, als sonst, trotzdem er wieder im Lehnstuhl saß. Er empfing die Tochter mit einer Strafpredigt. „So spät kommst du? Ich kann natürlich hier sitzen und warten, bis es dem gnädigen Fräulein beliebt. Ist das eine Art, wie du mich vernachlässigst. Ich dulde cs ferner nicht mehr, daß du in der Stadt dem Vergnügen nachjagft, während ich hier sitze, allein und verlassen. Wahrscheinlich warst du wieder mit jenem Komödianten zusammen. Nicht mal ein ordentliches Frühstück habe ich bekommen!" Das junge Mädchen merkte sofort, daß Leon wiederum seinen ganzen Einfluß geltend gemacht hatte, um den Vater ungünstig zu stimmen. Das hämische Gesicht des Bruders, sein spöttisches Lachen redete deutlich genug. Es fiel wie kalter Reif auf ihre frohe, hoffnungsvolle Stimmung. Doch sagte sie nichts, obwohl cs ihr bitter im Herzen aufquoll. Eifrig ging sie ihren kleinen, häuslichen Pflichten nach und hatte bald die Ordnung wieder hergcstcllt. Gegen Mittag erschien Baron v. Albersdorf. Ein Blick bedeutete Sylvia, daß er mit dem ehemaligen Jugendfreunde allein zu sein wünschte. Klopfenden Herzens schlich das Mädchen hinaus. Doch vermochten die Scherze und Neckereien Ottis nicht die Schatten zu bannen, die auf Sylvias Stirn lagen. Ihr war plötzlich so bang. Leon hatte von dem Baron ebenfalls einen Wink erhalten, sich zu entfernen, doch schien er dies nicht bemerken zu wollen. Er rührte sich, auch nicht, als Herr Baron v. Albersdorf sagte: „Ich habe mit Ihrem Vater zu sprechen, möchten Sie uns nicht kurze Zeit allein lassen?" „Wird denn hier ein Geheimnis verhandelt, daß Sie mich wie einen dummen Jungen fortschicken wollen?" versetzte er trotzig. „Ein Geheimnis gerade nicht —" „Nun also, dann kann ich ja bleiben. Sie machen mich neugierig, Herr Baron." Der Baron murmelte etwas wie „Flegel" zwischen den Zähnen. Da Leon nicht hcrauskam, wußte Sylvia, wie die Entscheidung ausfallcn würde. Bald tönten denn auch die immer lauter werdenden Stimmen der Männer deutlich bis zu ihr heraus. Sie unterschied das gütliche Zureden des Barons von ihres Vaters unerbittlichem: „Nein, gib dir keine Mühe, es ist umsonst!" Sylvia zitterte heftig. Der alte, trotzige Mann ließ sich nicht bekehren, ja er geriet immer mehr in Wut, je dringender der Baron auf ihn einsprach. „Ich gebe meine Tochter keinem Komödianten!" schrie er. „Und wenn du mir noch so viel Schönes von seiner Stimme- erzählst ich sage nein. - - nein. — nnd tausendmal nein! Er mag sich eine Theaterprinzesfin zur Frau nehmen, meine Tochter bekommt er nie! Wenn er verspricht, der Bühne zu entsagen, so werde ich mir die Sache überlegen; er mag dann später nochmal anfragen, aber als Bühnensänger — niemals!" — „Du weißt nicht, was du verlangst!" brüllte der Baron; „der Bühne entsagen, das wird Hermann niemals. Es wäre auch schade um seine herrliche Stimme. Habe ich mich mit seinem Beruf abgcfundcn, so wirst du es auch können, du — du —" Er fand anscheinend nicht das passende Wort. „Dein Toben hilft dir durchaus nichts, fiel Herr v. Schmettwitz wieder ein, „spare deinen Zorn er ist über flüssig!" Sylvia muß sich meiner Bedingung fügen. „Das wird sie nicht", rief der Baron aufgebracht. „Dafür werde ich sorgen. Und mein Sohn ist nicht gesonnen, dir nachzugeben. Er holt sich seine Braut, ob mit oder ohne deinen Willen. Ich kenne ihn!" „Das werde ich zu verhindern wissen!" „Ei, da wäre ich aber neugierig!" „Ich sperre das Mädel einfach ein." „Das wird nichts nützen. Wir befreien sie doch!" „Das wollen wir sehen", warf hier Leon ein. „So leicht machen wir Ihnen die Sache nicht. Das Recht ist auf unserer Seite. Und sollten Sie es wagen, Gewalt anzuwenden, so werde» wir Sie verklagen wegen Haus friedensbruch." „Den Teufel können Sie verklagen." „Du bist aber merkwürdig schnell bekehrt gewesen," spottete Sylvias Vater. „Erst wolltest du durchaus nichts von deinem Sohne wissen, weil er sich der Bühne gewidmet hat und nun verteidigst du ihn auf Tod und Leben! So schwach wie du bin ich eben nicht! Meine Tochter soll keinen Komö dianten heiraten! Ich bin es meiner Standesehre schuldig, dies zu verhindern. Wenn du das nicht einsiehst, tut es mir leid; aber ändern kann ich es nicht! Nimmt dein Sohn seinen Namen wieder an und kommt er als Baron v. Albers dorf zu mir, — dann kann ich vielleicht „ja" sagen, aber als Herr „Walter" muß ich ihm immer ein „Nein" zur Antwort geben!" „Mein Vater hat vollständig recht," mischte sich Leon wieder ein. „Ach was, die ganze Sache geht sie gar nichts an," brauste der Baron zornig auf. „Herr, Sie vergessen, daß Sic in unserem Hause sind!" „In Eurem Hause? Ha, ha! Ihr müßtet erst eines haben! Vorläufig ist dies noch nicht der Fall! Ihr Herren V. Habenichts!" (Fortsetzung folgt.» „Komponist Hugo Fiedler", welcher schon durch das Lied „Mein liebes Rabenstein" hier bekannt ist, hat ben Orten und Städten, wo er sich länger aufgchalten, zum bleibenden Andenken Lieder kompo- Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubraud vom 18. biö 25. September 1SV8. Geburten: Dem Kernmacher MarMoritz Kretzschmar 1 Mädchen; dem Fabrikarveiter Hugo Ernst Mehner 1 Mädchen; dem Schmied Bruno Albin Brauer 1 Mädchen. Eheaufgebote: Der Zimmermann Bruno Fritz Sonntag in Schönau Kiedrich Ferdinand Kunth in Diesdorf b. Magdeburg mit Lina Martha Tischendorf in Reichenbrand. Nachrichteu des Kgl. Standesamtes zu Rabenstei» vom IS. bis 25. September 1SV8. Geburten: 1 Sohn dem Eisenförmer Franz Eurt Otto, und dem Handschuhwirker Emil Oswald Büchner; 1 Tochter dem Strumpf wirker Mar Eugen Hofmann, und dem Postboten Karl Hermann Wardaus, sämtlich in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochic Reichenbrand. Am l5. Sonntag p. Drin. d. 27. Sept. L. c. (Ernte dankfest) vorm. >/»9 Uhr Predigtgottesdienst. — Freitag, den 2. Oktober vorm. 10 Uhr Wochenkommunion. Parochie Rabenstei«. Am 15. Sonntag p. Drin, den 27. September vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. 11 Uhr Christenlehre. Montag, den 28. September vorm- 9 Uhr Kirchweihfest gottesdienst. ?. ?. Wir bringen hiermit zur gefl. Kenntnisnahme der geehrten Herren Strickwaren-Fabrikanten, daß wir die Fabrikatton von Lmks-Lmks-Stttckmllfchinm mit und ohne Jacquardapparat, sowie Hlilld-StriikiilllWlieil für glatte M gemsterte Artikel im großzügigen Rahmen ausgenommen haben und darin jetzt auch lieferungsfähig sind. Infolge unserer technisch und maschinell modernen Einrichtung sind wir in der Lage, Maschinen zu liefern, welche hinsichtlich Verwendung eines ausge suchten Materials, sowie Gediegenheit in der Konstruktion und Präzision in der Ausführung und nicht zum letzten auch durch unübertroffene Funktion als wirklich erstklassige Fabrikate bezeichnet werden dürfen. Wir bitten alle Interessenten höfl-, sich nicht von anderer Seite beirren zu lassen, sondern sich selbst von den vorzüglichen Eigenschaften unserer Strickmaschinen zu überzeugen und dann erst zu urteilen. Eine Anzahl Maschinen stehen Interessenten zum Probieren jederzeit hier zur Verfügung. Mit vorzüglicher Hochachtung Vebr. Hvvoixt, lliktiellsssvUseliLtt,