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„Du wirst dir was Rechtes ausgedacht haben, du kleiner Kindskopf! Bist vu denn nach innn^ so schrecklich über mütig?' Die Baronin stieß einen kleinen Seufzer aus und Otti, ohne sich beirren zu lassen, fuhr eifrig fort: „Also höre! Wir kannten doch durch Franz deinen Aufenthaltsort. Das war zunächst das Wichtigste. Ich fragte nun Papa so zu fällig, ob er schon mal hier gewesen wäre, ob die Gegend schön sei und so weiter. Er, ohne den geringsten Argwohn, erzählte mir dann, daß hier ein Jugendfreund von ihm wohne. Darauf baute ich meinen Plan. Bisher ist alles gut gegangen. Mama litt doch sehr unter Papas verstocktem Sinn. Er wollte absolut nichts von dir wissen, wenn auch verschiedene Anzeichen darauf Hinweisen, daß es bloß Eigen sinn von ihm ist. Er will nur nicht nachgeben. Neulich traf ich ihn sogar mit deinem Bild in der Hand. Er legte es zwar hastig weg, als ich eintrat, aber ich habe es doch gesehen und sagte mir: die Zeit ist günstig. Also steckte ich mich hinter unfern alten Hausarzt. Der mußte Mama für leidend erklären und ihr eine Reise verordnen. Du weißt, ich war immer der besondere Liehling des Doktors. Er ging auf mein Ansinnen ein. Ich muß sagen, er spielte die Rolle, die ich ihm zugetcilt, ganz außerordentlich gut. Aber auch mit Mama bin ich sehr zufrieden. Sie bewies ein Talent, das mich in Erstaunen setzte." „Ich bin aber herzlich froh", unterbrach die Baronin den Redestrom der Tochter, „wenn meine Rolle auSgespielt ist, sie wird mir manchmal recht sauer. Hoffentlich ist es nicht unlsonst gewesen. Papa sorgt sich sehr um mich, er tut mir leid." „Papa wird uns später dankbar sein, erklärte Fräulein Otti. „Also nun paß auf! Er reiste ohne den geringsten Argwohn mit uns hierher zu seinem Jugendfreund. Da ihm von unserem guten Doktor dringend ans Herz gelegt wurde, der Mama ja nicht zu widersprechen, so wird er sich auch ihrem Wunsche fügen und ins Theater mit uns gehen. Ich hoffe, wenn er dich erst singen gehört hat, dann wird er dir leichter verzeihen, — und daß du schön singen kannst, wissen wir; — denn etwas von deinem Ruhm ist ja auch schon zu uns gedrungen. Natürlich weiß Papa nicht, daß der berühmte Walter sein Sohn ist. Er darf vorher auch nichts erfahren, sonst geht er nicht mit. Er muß vollständig überrumpelt werden. Hoffentlich machst du mir keine Scbande und singst anständig!" Sie sah den Bruder schelmisch lächelnd au. Der klopfte sie auf die Wange: „Wettermädel, dein Plan ist nicht schlecht", lobte er. „Wenn er gelingt, so bin ich vollständig glücklich. Denn daß Papa trotz meines Erfolges mir immer noch zürnt, hat mir manche trübe Stunde bereitet. — Aber sag, Schwesterchen, wo habt ihr denn jetzt den Papa gelassen?" „O, der sitzt bei seinem Jugendfreund und leistet ihm Gesellschaft. Wir sagten ihm, wir hätten allerlei zu hesorgen in der Stadt. Wir mußten dich doch vorbereiten auf das, was kommen soll, nicht wahr? Es gilt jetzt nur noch Sorge zu tragen, daß er nicht Verdacht schöpft. Mr hatten gestern, als wir durch die Stadt fuhren, eine Heidenangst, du könntest uns irgendwo in den Weg laufen, es ging aber alles ganz vortrefflich. Der Jugendfreund von Papa wohnt nämlich gar nicht mehr hier. Er beharrte aber darauf, ihn zu besuchen und da Mama auch ihrer „Nerven" wegen möglichst Ruhe haben soll, so paßte alles vorzüglich. Wir sind da auf dem Lande, und doch nahe bei der Stadt. Einen stilleren Winkel konnten wir gar nicht finden als dieses einsame Nest, dieses — Neulinden!" Hermann fuhr lebhaft auf bei Nennung dieses Namens. Otti lachte so laut und übermütig, daß es auch auf die Mutter ansteckend wirkte. „In Neulinden sagtest du?" rief der Bruder höchst überrascht. „Allerdings," nickte Otti, „da wohnt doch jetzt der Jugend freund Papas. Uebrigens ein recht grämlicher, finsterer Mann, dieser Herr v. Schmettwitz! Wenn Sylvia nicht wäre" Die übermütige Baronesse kam nicht weiter. Der junge Mann hatte sie stürmisch um den Hals gepackt und rief mit blitzenden Augen: „Also Sylvia v. Schmettwitz gefällt dir, Schwesterlein? Und dir, Mama, kennst du sie? Ach, was frage ich, sie muß Euch ja gefallen!" „Herrgott, laß mich doch los, — du erdrückst mich ja!" Otti machte sich energisch aus den sie umschlingenden Armen frei und Hermann sagte mit glücklichem Lächeln: „Ihr müßt nämlich wissen, daß Sylvia v. Schmettwitz meine —" „Deine Braut ist," rief Otti dazwischen, „o das ist uns nicht neues! Aber du Heuchler schriebst uns davon kein Sterbenswort!" „Wie, das weißt du auch? Hat Sylvia es dir gesagt?" „O die, — die mag sich hüten vor mir!" zürnte Otti- „Eine ganze Nacht schon habe ich mit ihr in demselben Zimmer zugebracht und sie ließ sich nicht das Mindeste ver lauten, daß sie Braut ist! So etwas Wichtiges könnte ich nicht eine Stunde lang verschweigen!" „Ja, das glaube ich!" lachte Hermann. „Aber wie erfuhrst du es denn, wenn nicht von Sylvia?„ „O, mir bleibt nichts verborgen," versicherte Otti, schielte aber doch nach dem Schreibtisch, dessen Fächer eine bedenkliche Unordnung anfwiesen. Und dann sprang sie rasch auf ein anderes Thema über: „Nun sage aher schnell, wann sollen wir niit Papa in die Oper gehen, damit er ordentlich Respekt vor dir hekommt?" „In wenigen Tagen findet die erste Ausführung des „Prophet" statt," entgegucte Hermann, „ich denke, da leiste ich etwas!" „Gut," lachte die Schwester, „und falls Papa geneigt ist, dir zu verzeiheu, wo soll denn die große Versöhnung stattfinden?" „Am besten ist es, Ihr fahrt nach der Vorstellung hier her in meine Wohnung. Ich werde mich beeilen mit dem Umkleiden und komme sofort nach! Ich wei^c singen, wie ich noch nie gesungen, um das Herz des Vaters zu erweichen. Ich hege die feste Ueberzeugung, daß es mir gelingt! Und dann, Schwesterchen, dann sollst du auch deine Belohnung haben!" „Und worin wird dieselbe bestehen?" „Das weiß ich noch nicht, du darfst dir etwas von mir aushitten!" Otti lachte übermütig. „Wir werden sehen; vielleicht nehme ich dich beim Wort!" (Forts-tzung folgt.» Nachrichten des Kgl. Staadesamtes z« Siegmar vom 28. August biS 1V. September 1VV8. Geburten: Je 1 Tochter, dem Maurer Robert Scholz, dem Schmiede- meister Oswald Richard Beyer, dem Schlosser Friedrich Max Otto und dem Kartonfabrikanten Eurt Otto Reuther. Eheschließungen: Der Maschinenschlosser Franz Willy Claus tn Reichenbrand mit der Handschuhnäherin Ella Resch in Siegmar; der Fabrikhandarbeiter Larl Wilhelm Gorld mit der Handschuh - strickerin Marie Alma Kunze in Siegmar. Nachrichten des König!. Standesamtes zn Nenstadt vom 4. biö 11. September 1SV8. Geburten: Dem Töpfer Richard Edel 1 Sohn. Eheschließungen: Der Kaufmann Friedrich Arno Kempe in Siegmar mit Elise Martha Schiffmann in Neustadt. Sterbefalle: Der Kaufmannslehrling Johannes Max Haberkorn. 16 Fahre 10 Monate 23 Tage alt; der Strumpfwirker Julius Hermann Ludwig, 71 Fahre 8 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstei» vom 4. bis 11. September 1S08. Geburten: 2n Rabenstein: 1 unehel. geb. Knabe. In Rottluff: 1 Tochter dem Gisendreher Karl Georg Friedrich; dem Eisenforrner Christian Friedrich Ilhlig. Eheaufgebote: Der Handschuhstricker Earl Bruno Kunze mit Minna Helene Müller, beide in Rottluff; der Fabrikschlosser Heinrich Albert Falk mit Lina Martha Scheffler, beide in Rabenstein. Eheschließungen: Der Fabrikhandarbeiter Gustav Reinhold Rohr in Rabenstein mit Friederieka Anna Maria Schnetdewtnd in Chemnitz, der Zimmermann Bruno Otto Knauth mit Martha Hermann Polzin in Chemnitz mit Anna MetaZelonka in Raven stein. der Handschuhwirker Max Otto Grunert mit Elsa Anna Reim, beide in Rabenstein. Sterbefalle: In Rabenstein: 1 Sohn des Schlossers Emil Hugo Lohse, 1 Fahr 11 Monate alt. In Rottluff: 1 Sohn des Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichcnbraud. Am 13. Sonntag p. Inn. den 13. September s. c. vorm. >/-9 Uhr Predigtgottesdienst.: Parochie Rabeastei«. Am 13. Sonntag p. Irin, den 13. September vorm. 9 Uhr Piedigtgottesdienft. 3 Uhr Kindergottesdienst (bei gutem Wetter nach einviertelstündigem Wege im Walde). 8 Uhr evang. Jünglingsverein im Pfarrhause. Mittwoch den 16. September abends 8 Uhr Bibel stunde jm Pfarrhause. Freitag porm. 10 Uhr Wochenkoqmmnion. reichen Blumenschmuck und die zahlreiche Begleitung zur^letzten Ruhestätte unsern herzlichsten Dank. Die schwergeprüften Ettern Neustadt, den 10. Sept. 1908. Bertha Minna Arnold bmxchnern unseren herzlichsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer Hartung, Mittelbach, für die trostreichen Worte am Sarge. Relchenbrand, den 11. September 1908. Ni-nolei nebst Sohn und übrigen Hinterlassenen. Für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahme beim Tode und Begräbnisse unserer lieben Mutter, Groß- und Schwiegermutter, Schwester und Schwägerin Frau Christililie Wilhelme vem. Hanse geb. Rupf sagen wir hierdurch allen Verwandten, Freunden und Bekannten unseren innigsten Dank. Insbesondere danken wir Herrn Pfarrer Hartung, Mittelbach, für die trostreichen Worte am Grabe, sowie Herrn Kantor Krautze für den erhebenden Gesang. Ferner Dank den werten Hausbewohnern, welche unserer lieben Heimgegangenen durch Blumenschmuck und Gefälligkeiten die innigste Anteilnahme bekundeten. Dir aber, liebe Mutter, rufen wir alle ein „Habe Dank" und „Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Relchenbrand, am 8. September 1908. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Herbert Lnxo Lobsv und Frau geb. Müller. Rabenstein, den 8. September 1908. kur die !n so reicbem Ualse uns 2u§e^an§erien Lkrun^en und Oesebenke anlalslicb unserer Üoeßreit erlauben wir uns, bierdurcb bestens ru danken. Lruuo LrrLmvr und k'rau keiekeobrallir, im September 1908. »»! »» tK/7/)- tVar/s ,/nck ^>ar, L/eLMse-, im LqoiemSer /S0S. Anläßlich unserer stattgehabten Hochzett sagen wir hiermit unseren allerbesten Dank für die uns an diesem Tage in so reichem Matze dargebrachten Geschenke und Glückwünsche. Silo Svunev und ki-su Rabensteln, 8. September ISOS. S°b. ^-tm. kür die uns anlüßlieb unserer goldenen )-loobrsit in so reiebem INsße erwiesenen kbrungen und Slüok- Dsnk SUL ssilMLN Ulllig Ullä ssvLU. ^eiebenbrand. im September 1908. LuolilbllläSrSL vitMsx.KrNs M 8iel! bei keM beslm WlolHeo. Zar ÄmerW» jM m ZchllMMI aller Art in nur besten Fabrikaten zu soliden Preisen, in empfehlende Erinnerung. Rabenstein. Z LsSer-Vsrckmrrcliiiieii, ! Z DMpf-VLrcdmrrclii»ell, ; Z LcluäLel-MevLiwm mit Schwitzeinrichtung, Vriagmsrcr>.-Lrrskvrlrei>. ekktr. IvrclieyIzmpM in en detail und en gros. k. Iliiem, Rottluff zu kaufen gesucht. L. Llrsob, Siegmar. ^ Rabenstein an zuverlässige Zieh- Pflege gegeben. 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