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„Aber Herr von Brandt, was versteht denn so ein Kind von solchen Sachen! Es weist doch nichts von arm und reich! Wie können Sie das süße Geschöpfchcn nur so böse anfahrcn!" „Man must es ihr frühe zum Bewußtsein bringen, daß sic nichts zu hoffen hat im Leben. Ein armes Mädchen muß bescheiden sein in seinen Wünschen. Ich will ihr das klar machen, ehe es zu spät ist, — sonst stellt sie die An forderungen wie ihre " Er hielt plötzlich inne, als hätte er schon zu viel gesagt. Maja schien diesen Ton bereits zu kennen; sie cntgcgnete nichts. Dann hob sie Lilly mit einer raschen Bewegung auf und setzte sie in den Wagen. Die Kleine lachte schon wieder und klatschte in die Hände, während noch die Tränen über ihre runden Bäckchen liefen. Mit finster gerunzelter Stirn schaute Herr v. Brandt diesem Beginnen zu. Schweigend schritt er neben seiner jungen Begleiterin per, die, Lillys Händchen festhaltend, nur mit einem leichten Schnalzen der Zunge die Pferdchen an- trieb, während sich der alte Fritz in ehrerbietiger Entfernung hielt. Herr v. Brandt hatte den Hut abgcnommen. Er trocknete sich die Stirn mit einem seidenen Tuche; sein Gesicht wollte sich nicht aufhcllcn, nur von Zeit zu Zeit flog ein rascher Blick über das liebliche Antlitz Majas, die ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kinde zuwandte. „Ich bin ein schlechter Gesellschafter," begann er endlich, „der Ihnen die Güte und Liebe, die Sic seinem Kinde ent- gcgcnbringen, wenig dankt. Aber es gibt Stunden, wo man das Leben nur als eine Qual betrachtet, — Stunden, wo man sein verfehltes Dasein von sich werfen möchte! — Wäre das Kind nicht, — wer weiß, was dann geschähe, — ich hätte vielleicht längst ein Ende gemacht — Gott verzeihe mir die sündigen Gedanken!" Den letzten Satz hatte er nur gemurmelt, aber Maja hatte ihn doch verstanden. „Um Gotteswillen," brach sie erschrocken aus und in ihren Augen lag so viel ehrliche Angst, daß der Mann an ihrer Seite unwillkürlich einen Augenblick stehen blieb und sic halb ungläubig anstarrte. Ohne es selbst zu wissen, dämpfte er den Ton bei der Frage: „Und wenn ich cs täte, wer fragte Wohl darnach? Das Kind? Es versteht wohl kaum, was der Tod bedeutet, — Kinder vergessen schnell, — und sonst habe ich niemand auf der Well, der um mich trauern würde, — nein, — niemand," fügte er ganz laut hinzu, als Maja den vorwurfs vollen Blick zu ihm erhob. „Sie solle» nicht immer so hoffnungslos nnd so voll Bitterkeit sein," sagte sie leise, „es können doch auch für Sie wieder Tage kommen, die das Glück mitbringen." Er lachte höhnisch auf. „Für mich, Fräulein Maja? Für mich? Sie glauben wohl selbst nicht, was Sie sagen! Woher sollte mir das Glück kommen: Was bin ich denn? Nichts — rein nichts! Ein verabschiedeter Offizier, den man einfach beiseite schob, weil — nun weil" — doch das gehört nicht hierher", unter brach er sich jäh. „Aber glauben Sie mir,"cs lurUr weh, wenn man seinen Beruf geliebt hat, wie ich, wenn man die Kraft in sich fühlt, etwas leisten zu können, wenn man so gern arbeiten möchte und doch nicht kann, weil einem dis Hände gebunden sind. Man hat mich fortgeschickt, obgleich nicht der leiseste Schatten einer unehrenhaften Tat auf mich fallen konnte. Ich war Soldat mit Leib und Seele und als ich einsah, daß mir nichts weiter übrig blieb, als den Rock des Kaisers auszuziehen, — da war für mich die bitterste Stunde meines Lebens gekommen! Da flüchtete ich mich mit meinem Kinde hierher in die stille Einsamkeit. Von aller Welt zog ich mich scheu zurück. Aber arbeiten mußte ich etwas, sollte ich nicht zu Grunde gehen. Die Kameraden rühmten einst mein großes schriftstellerisches Talent. So griff ich denn zur Feder. Halbe Nächte lang sab ich einsam und verlassen an meinem Schreibtisch; ich vergaß Este» und Trinken, ich vernachlässigte mein Kind, wurde ungeduldig und nervös, wenn es nur ins Zimmer trat, und vertröstete es stets auf spater, wenn es seine Händchen unter meinen Ann schob, um mich mit hinaus- zunchmcn aus der dumpfen Stube. Frühling und Sommer vergingen mir so und nun, wo ich die Früchte der angestrengten Arbeit einheimscn wollte, wo ich hoffte, ein gutes Honorar za erhalten, — nun schickte man mir heute statt dessen mein Werk zurück mit der einfachen Bemerkung: „Ungeeignet!" O, wenn Sie wüßten, was ich da empfand! Soll man da nicht mutlos werden? Ich fühle nicht die Kraft in mir, ein neues Werk zu beginnen, bevor das erste nicht untcrgebracht ist. Man kann mein Geschreibsel ja nicht brauchen, und ich — ich habe doch mein bestes getan!" fügte er in bitterem Tone an. „Sie müssen eben versuchen, das Werk anderswohin zu verkaufen, gewiß gefällt es einem andern besser", tröstete Maja freundlich. Er schüttelte trübe den Kopf. „Ich habe nicht den Mut dazu — und dann, begreifen Sie denn nicht, — ich — kann nicht so lange warten! Freilich, wie sollten Sic, die in Reichtum und Ucbcrfluß ausgewachsene Tochter eines Millionärs, der jeder Wunsch erfüllt wird, ehe er noch ausgesprochen wird, — wie sollten Sic ahnen können, wie mir zu Mute ist!" rief Herr v. Brandt leidenschaftlich. „Sie sind überhaupt noch viel zu jung, um das zu verstehe» und ich weiß nicht, wie ich dazu komme, Ihnen — gerade Ihnen das alles zu erzähle»! — Ich wollte mich rechtfertigen! — Und anderntcils, — jemand muß man doch haben, dem man sein Herz ausschütten kann. Ich bin ja immer so allein! Mit meiner alten Wirtschafterin mag ich dergleichen nicht besprechen und das Kind — ist viel zu klein, um meine Sorgen und Leiden zu begreifen. Sie dagegen, — Sie bewiesen mir und der Kleinen schon vom ersten Tage an, als wir uns! begegneten, so viel Interesse und warme Teilnahme, daß ich ganz gegen meine sonstige Art sogleich Vertrauen zu Ihnen faßte. Ich wundere mich eigentlich über mich selbst, daß ich es tat. Sie werden wohl manchmal lächeln über mich, daß ich so offen zu Ihnen spreche, — ja, leugnen Sie es nicht", fuhr er rasch fort, als Maja eine abwehrcnde Handbewegung machte, „wie sollte es auch anders sein! Aber daß ich mich so rasch an Sie anschloß, daran ist Wohl meistens Lilly schuld. Ohne sie wären wir sicher stets fremd, höchstens mit einem kühlen Gruß aneinander vorbei gegangen; aber die lebhafte Kleine vermittelte schnell die Bekanntschaft. Und jetzt ist das Mädchen kaum mehr zu halten. Den ganzen Tag fragt sie mich nach Ihnen. Kommt Tante Maja heute? Darf ich zu ihr? Wollen wir ihr entgegen gehen? So quält sie immerfort, bis sie bei Ihnen ist. Ich kann nicht anders, ich muß ihr nachgeben, um nur endlich Ruhe zu haben." (Fortsetzung folgt-! Rcichenbrand. Bei der hiesigen Gcuiciiidcsparkasie erfolgten im Monat Mai d. I. 87 Einzahlungen im Betrage von 16370 Mt. 73 Pf. und 56 Rückzahlungen ini Betrage von l9,785» DU. 09 Pf. 3079 l Alk. 68 Pf. und der bare Kasfeubestand am Schluffe des Monats 3359 Ml. 25 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat Mai beziffert sich auf 61918 Ml. 61 Pf. Monate Mai dss. IS. 138 Einzahlungen im Betrage von 20011 Mk. 54 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 50 Rückzahlungen im Betrage von 26806 Mk. 72 Pfg. Eröffnet wurden 29 neue Konten, geschloffen 10 Konten. Zinsbar angelegt wurden 7000 Mark. Die Gesamtein- nahmc betrug 36125 Mk. 14 Pfg., die G-famtausgabc 31018 Mk. 62 Pfg. und der bare Kassenbcftand am Schluffe des Monats 2625 Mk. 85 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Mai beziffert sich auf 70663 Mk. 09 Pf. Neustadt. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Mai dss. IS. 81 Einzahlungen im Betrage von 11582 Mark 45 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 28 Rückzahlungen im Betrag- von 8952 Mk. 16 Pfg. Eröffnet wurden 26 neue Konten. Die Gesamtcin- nahme betrug 34388 Mk. 31 Pfg., die Gesamtausgabe 33990 Mk. 07 Pfg., und der bare Kassenbcftand am Schluffe des Monats 393 Mk- 24 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Mai beziffert sich auf 88378 MI. 38 Pfg. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbraod vom SS. Mai biö 5. Juni 1SS8. Geburten: Dem Kaufmann Richard Georg Hahn 1 Mädchen: dem Mühlengutsbefitzer Hugo Bruno Hörtzsch 1 Knabe. Aufgebote: Der Bäckermeister Ernst Bruno Oerrel in Geithain mit Glsbeth Gertrud Martha Jahn in Reichenbrand; der Schlosser Paul Emil Hilbert in Siegmar mit Frieda Helene Hofmann in Rcichenbrand. Eheschließungen: Der Handlungsgehilfe Franz Richard Fritzsche in Rabenstein mit^Agnes Helene Friedrich in Rcichenbrand; der alt. ^ ch FH ch Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar Vom SS. Mai biö 4. Juni LSS8. Geburten: 1 Tochter dem Maurer Johann Ringl. Eheaufgebotc: Der Strumpfpresser Rudolph Oskar Petzold in Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt vom SS. Mai biö 5. Juni 1SS8. Geburten: Dem Kernmacher Richard Hermann Jttner, 1 Tochter. Dem Handeisgärtner Karl Otto Lohse, 1 Sohn. Dem Holzgeschäfts- inhaber Carl Wilhelm Hugo Neimann, 1 Tochter. Dem Gemeindc- kassierer Hermann Willy Barth, 1 Sohn. Aufgebote: Der Hufschmied Paul Hermann Arnold in Chemnitz- Kappel mit der Repassiererin Alma Martha Brauer in Neustadt. Der Handelsgärtner Carl Heinrich Uhlmann in Neustadt mit der ^Wirtschafterin Louise Martha Hennig geb. Böttger in Neustadt, stcrbefälle: Der Strumpfwirkermeister Ferdinand Hugo Hiller, 57 Jahre 10 Monate -1 Tage. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabensteiu vom LS. Mai biö 5. Juni 1908. Geburten: In Rabenstein: 1 Sohn dem Handschuhwirker Georg Arthur Pester, dem Maschinenschlosser Adolph Hugo Heidler, und 1 Tochter dem Handschuhstrickcr Richard Hugo Lohse. In Rottluff: 1 Sohn dem ans. Schlosser Mar Friedrich Schraps, dem Materialist Paul Gustav Richter, und 1 Tochter dem Schlosser Mar Emil in Griina mit Emma Auguste Rölke in Nabenstein. Der Geschirr- führer Paul Mar Elans in Dorfschellenberg mit Anna Frieda Zimmermann in Nabenstein. Sterbefälke: l Sohn dem Tischler Karl August Schubert, 5 Monate alt, I Tochter dem Gutspachter Bruno Iulius Zeißler 13 Wochen alt, und dem Handschuhwirker Ernst Emil Löbel 11 Monate alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrand. — ÄVL.7-.P;'L4stk,<ÜL>:^!q, d T 2»m. 1908 varni. ,1^9 Uhr Piedigtgoltesdienst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte 8 Uhr. Kollekte für den Allgemeinen Kirchenfonds. Am 2. Pfingstfeiertag d. 8. Juni 1808, vorm. V.9 Uhr Predigtgottesdicnst. Kollekte für den Allgemeinen Kirchen fonds. Parochie Rabenstein. 1. Pfingstfeiertag: i/.8 Uhr Beichte, 9 Uhr Predigt- gottcsdienst. Montag: 9 Uhr Predigtgottesdienst, II Uhr Fest- kindcigottesdienst. Ehorgesang zmn 1. Pfingstfciertage: „Die Liebe Gottes ist ausgcgoffcn", Motette v. Gust. Flügel. sillv ckis uns snlsstiick unserer Vsemsklung in so rsioksm Neste cisrgsbrsckten lZrstuistionen unck 6s- scüenüs sagen vir siisn unssrn iisrriioiisfsn Dsnie. Keicbenbranck, SM ZI. Nsi 1903. ßjmil 'sifuciolpk unck ssvsu 'LUS IS lZ Buchbinderei Mb Papierhandlung «N»V «inblsn, Nabenstein, empfiehlt sich zum Unfertigen aller Bucheinbände, als Einbinden von Zeitschriften, Herstellung von Geschästsbüchnn. sowie zum Einrahmen Reiche Auswahl in Ansichtskarten, Hochzeit«-, Geburtstags-, Verlobung«- und Trauerkarten. Uisik süei teinlisristsi. ^ Z tiiikeWniske, iiMlediieilik ll. §. i». s» zu mieten gesucht in Siegmar oder Rcichenbrand. Off. u. ^ Ll. ISO in die Exped. d. Bl. erbeten. Sonnige W-Etage per 1. Juli oder später zu vermieten. 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