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Streit geraten. Seine Kanieradcn beschuldigten ihn des betrügerischen Spiels. Abscheuliche Redensarten und rohe Flüche wurden ansgestoßen und bald wälzte sich ein dichter Knäuel auf einander einschlagender Menschen am Boden. Sie rissen einander die Kleider vom Leibe, daß die Fetzen herabhingcn. Schließlich wurde der Falschspieler überwältigt und vor die Türe geworfen, wo er blutend liegen blieb. Die Polizei nahm sich der Sache an. Die Karte» wurden beschlagnahmt; cs konnte nachgcwicsen werden, daß jener Mensch wirklich falsch gespielt hatte und so wurde er in sicheren Gewahrsam gebracht. Wie lange er brummen mußte, habe ich nicht erfahren." „Und mit dem soll ich Aehnlichkcit haben?" fragte Shlvia, die sehr blaß geworden war. „Na, hören Sie, sehr schmeichel haft für mich ist dies gerade nicht," versuchte sie zu scherzen. „Wie hieß denn jener Mensch?" Sie blickte gespannt auf Walter, ein Zittern durchlief ihren schlanken Körper. „Ach, lasten Sie die Geschichte ruhen," wehrte Walter eifrig ab, offenbar bemüht, Sylvia auf andere Gedanken zu bringen, da er sah, wie erregt sie war. Die jungen Leute sprachen nun von de» verschiedensten Dingen, doch Sylvia gab manchmal verkehrte Antworten. Sie hörte kaum, was Walter erzählte; denn ihr längst ver schollener Bruder, von dem sie nie mehr gehört, kam ihr plötzlich in den Sinn. Wenn er so tief gesunken wäre, daß er — zum Falschspieler wurde? Wenn er wiederkehrte als ein Verkommener, als ein Ausgestoßener? Sie schauerte leise in sich zusammen. O, nur das nicht, — nur das nicht! Leichter, das fühlte sie, ließ sich der Verlust ihres Vermögens ertragen, als der Verlust der Ehre! Und der Vater dachte ebenso, das wußte sie. Ein schmerzliches Mitleid mit dem Vater, dem gebrochenen alten Manne, quoll ihr im Herzen auf. Hatte er noch nicht genug gelitten? Wartete auch noch die Schande auf ihn? So grausam konnte doch das Geschick nicht sein. Nachdem es dem alten Manne alles genommen, sollte er auch des letzten beraubt werden, — seiner Ehre? Das würde er nicht überleben. — Aber wohin verlor sie sich mit ihren Gedanken? War es nicht Unsinn, sich so zu quälen? Walter riß sie aus ihrem Sinnen. „Sic sind ja ganz verstummt, gnädiges Fräulein, fehlt Ihnen etwas? Sie sehen so blaß aus!" Wie besorgt seine Stimme klang! Sylvia fuhr sich mit der schmalen Hand über die Stirn, als wollte sie unangenehme Gedanken verscheuchen und er widerte: „Ich bin ganz wohl, — ich — dachte soeben an — die nächste Oper, und freue mich ganz außerordentlich darauf, Sie singen zu hören." „Ich hoffe, Sie werden nicht enttäuscht sein," gab er heiter zurück. Man war bei dem alten Hcrrenhause angelangt. Frau v. Schmettwitz, die gerade am Fenster stand, riß ungestüm den einen Flügel auf und rief mit ihrer schrillen, unangenehmen Stimme herab: „Aber Sulvia. wo bleibst du nur so lanac? lUt das eine Art, einfach förtzulaufen und keiner Mcnschenseele etwas zu sagen? Dein Verlobter wartet schon seit einer halben Stunde auf dich! Er ist sehr ungehalten!" „Klirr, — flog das Fenster zu. Sylvia stand wie erstarrt. Sie hatte cs wohl bemerkt, wie Walter bei den Worten der Tante zusammengezuckt war, als hätte ihm jemand von hinten einen Schlag versetzt, und wie ein tiefes Erschrecken über seine Züge flog. Plötzlich aber lachte er so ichneidend ans, daß es dem Mädchen wie ein schmerzender Stich ins Herz drang. „Sic sind verlobt, mein Fräulein? Warum sagten Sic nichts davon? O, da gratuliere ich, meine Gnädige!" Er verbeugte sich aber so, daß seine ironische Absicht nicht zu verkennen war und wandte sich dann ohne ein weiteres Wort zum Gehen. Es schien, als wollte Sylvia ihm nach stürzen, um ihn zurückzuhalten, doch schon im nächsten Augen blick besann sie sich und starrte dem eilig Davonschreitenden wie geistesabwesend nach. — Maja versuchte auf die Freundin beruhigend einzureden, erhielt jedoch keine Antwort. Sie fühlte, daß Sylvia allein zu sein wünschte und beschloß, nach Hause zu fahren. Der alte Fritz wunderte sich nicht wenig, daß schon so früh das Anspannen befohlen wurde. Noch mehr aber wunderte er sich, daß seine junge Herrin heute so schweig sam war. Auf der Landstraße holte der Ponywagen Walter bald ein, doch er beachtete das Gefährt gar nicht. Gesenkten Hauptes schritt er dahin, ohne nach rechts oder links zu blicken. Sylvia hatte inzwischen das Wohnzimmer ausgesucht; ihr Verlobter empfing sie mit finsterem Gesicht. „Du wußtest doch vermutlich, daß ich heute kommen würde, und dennoch gingst du sott," sagte er vorwurfsvoll. „Ich dächte, du müßtest dich wenigstens entschuldigen oder rechtfertigen. Dergleichen darf ich mir nicht bieten lasten. wenn ich nicht zum Hanswurst werden will. — So sprich doch wenigstens ein Wort! Sylvia hörst du nicht?" „Soll ich dich um Verzeihung bitten?" klang es endlich trotzig zurück. „Sylvia, nicht in diesem Ton," bat er. „Du weißt, daß ein gutes Wort von dir alles über mich vermag, denn ich habe dich viel zu lieb, um dir lange zürnen zu können. Aber du sollst auch nicht denken, daß du dir alles erlauben darfst, — ich bin doch ein Mann und du " „Und ich — ach ich bin ja nur ein armes Mädchen, das froh sein muß, wenn du es zu deinem Weibe machen willst!" unterbrach sie ihn mit höhnischem Auflachen. „Sylvia, — so war cs nicht gemeint!" rief Hugo, be troffen von dem seltsamen Ton. Komm zu mir, wir wollen uns ja nicht streiten! Dn bist heute in gereifter Stimmung, da darf man nicht mit dir rechten. Hast dich wohl gezankt mit deiner geliebten Freundin, deshalb fuhr sie so eilig davon, was? Und wer war denn der Herr, der euch bis ans Haus begleitete? Das sollte scherzhaft klingen, aber das Lächeln erstarb dem erschrockenen Manne auf den Lippen. — Sylvia, die er noch nie hatte weinen sehen, die all das frühere Unglück standhaft ertragen, — sie lag plötzlich schluchzend zu seinen Füßen und umklammerte seine Knie. Auch ihr Vater, der sich bis dahin schweigsam Verhalten, sprang erschrocken in die Höhe und starrte auf die Kniende, als vermöchte er nicht zu fasten, was sich vor seinen Augen abspielte. „Hugo," rief Sylvia bebend, „verzeihe mir, wenn ich dir wehe tun muß — wenn ich dir solches Leid zufüge — aber ich kann nicht anders — du mußt es endlich erfahren — ich —" Sie stockte eine Weile, als wollten die inhaltsschweren Worte nicht über ihre Lippen, doch dann fuhr sie rasch fort: „Ich kann dein Weib nicht werden! — Es wäre Lüge, er bärmliche Lüge, wollte ich dir Liebe heucheln! Ich liebe dich nicht — habe dich nie geliebt! Und deshalb, Hugo, bitte ich dich, gib mich frei! Sei barmherzig! Ich flehe dich an — glaube mir doch, ich kann nicht anders!" Hugo faßte sich an die Stilist als könnte er das Gehörte nicht begreifen. Er war leichenblaß geworden und starrte immer nur Sylvia an. Der Schlag traf ihn völlig unvor bereitet. „Um Gotteswillcn — Mädchen, so besinne dich doch, du weißt nicht, was du sprichst!" rief da Sylvias Vater in die eingetretene Stille hinein. Er war mit einer Lebhaftigkeit emporgefahren, die man ihm gar nicht zngctraut hätte. Das unerwartete Geständnis seiner Tochter riß ihn völlig aus seiner Lethargie. Er trat ganz nahe an Sylvia heran, schüttelte sie an den Schultern und fuhr zornig sott: „Du hast dein Wort aus freien Stücken gegeben und das ist heilig! Du wirst es halten! Ich rate dir gut —" seine Stimme klang so drohend, daß Sylvia ihn ganz ängstlich anstarrte; er aber fuhr in hartem Tone fort; „Eine Schmettwitz bricht nie ihr Wort um einer Laune willen! Das war nie Sitte bei uns, merke dir las! Ich werde es auch van dir nickt dulden! Ich verbiete dir kerne,' in dieser Angelegenheit noch ein einziges Wort zu reden! Ich leide es nicht, daß du deinen Verlobten, den ich achte und ehre, so furchtbar beleidigst! Willst du zu all dem Unglück, das mich traf, noch mehr häufen? Fürwahr, ich bin ein beneidenswerter Vater! Der Sohn, der einst mein Stolz und meine Hoffnung war — treibt sich Gott weiß wo herum, ist vielleicht verdorben und gestorben, und nun bereitet mir auch meine Tochter so schweren Kummer! Wes halb lebe ich denn eigentlich noch?" Stöhnend sank er in den Lehnstuhl zurück. „Laß sie, Papa", sagte Hugo v. Trostberg mit unnatür licher Ruhe, „Sylvia ist überreizt, sic wird sich wieder auf sich selbst besinnen, man muß ihr Ruhe gönnen. Dann wird es ihr auch zum Bewußtsein kommen, wie tief sie mich gekränkt hat. Ist sie erst meine Frau" Ein hartes Auflachen unterbrach ihn. „Ich werde nie deine Frau — nie — nie!" rief Sylvia heftig. „Ich sagte es dir bereits, — ich kann nicht!" Er verschränkte die Arme auf der Brust. Man sah cs ihm an, daß er nur mit Mühe die Ruhe bewahrte. „Und wenn ich dich nicht frei gebe, was dann?" „Wie willst du mich denn halten? Ich sage dir, gib dir keine Mühe, ich lasse mich nicht zwingen!" „Sylvia, woher dieser plötzliche Sinneswechsel? Dein Benehmen ist mir unbegreiflich! Ich kann es mir nicht erklären! Es muß doch jemand zwischen uns getreten sein! Ja, ja, gewiß ist es so! Sylvia, ich wiederhole die Frage, die ich schon einmal an dich stellte, — sage die Wahrheit — liebst du einen andern?" Diesmal schlug das junge Mädchen die Augen nieder vor dem offenen Blick des Mannes. In peinlichem Schweigen vergingen einige Sekunden. „Also doch, — also doch, — ich dachte es mir!" stöhnte Hugo. „Und jener Mensch ist es, der da unten bei dir stand! Ich sah es Wohl, wie eure Blicke ineinandertauchten, wie er dich anstarrte! — Am liebsten wäre ich ihm an die Kehle gesprungen! Wer ist es — wer? Rede, — sprich! Ich will seinen Namen wissen!" Sylvia antwortete keine Silbe. Nur die Hände ver schlang sie krampfhaft in einander. Ihre Lippen waren fest zusammengepreßt. „Du willst mir den Namen nicht nennen?" stieß Hugo hervor, „ich werde doch wissen dürfen, wie derjenige heißt, der mir meine Braut geflöhten hat! — Erfahren werde ich es doch, auch ohne dich — aber dann gnade Gott dem Elenden!" Er biß die Zähne auf einander, daß sie knirschten, indes Sylvia bebend seinen Arm umklammerte. „„Hugo!" fuhr sie auf, „jener Manu hat nichts getan, was auch »nr de» Schein eines Unrechtes auf ihn laden müßte! Er würde dich nicht verstehen, wolltest du ihn zur Rede stellen. Nicht ein Wort haben wir zusammengewechselt, das nicht alle Wett hören könnte! Ich sah ihn ja nie allein " „Ha, ha, du ängstigst dich Wohl sehr um ihn?" „Nein," klang es verächtlich und schroff zurück. „Und Hermann Walter — so scheint cs mir — ist auch nicht der Mann, der sich vor dir fürchtet!" (Fortsetzung folgt.» Gasthaus M Konzertpark Mittelbach. Telephon Nr. 10. Medier Mslnzrort. 5ekrilrvürSige SsrieiiLnIrgeil. Morgen Sonntag von nachm. >/-4 Uhr an öffentliche Ballmufik. 2l«lii>8 Lodert. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubrand vom ». bis 9. Juli 1908. Geburten: Dem Zimmermann Kurt Paul Klinger 1 Knabe. Aufgebote: Der Kaufmann Arno Mar Großer in Rabenstein mit Ella Hulda Haase in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Bäckermeister Ernst Bruno Oertel in Geit hain mit Elsbelh Gertrud Martha Jahn in Reichenbrand. Lrpeditionszett des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 3. bis 9. Juli 1908. Geburten: 1 Knabe dem Handarbeiter Julius Nimser; 1 Mädchen dem Geschirrführer Karl Friedrich Hahn, dem Weichenwärter Fried rich August Ackermann und dem Musiker Anton Richard Diener. Eheaufgebote: Der Diplom-Ingenieur Boris Pait mit Emina —Marche. Bo.".er.^.beide-ür Srssmor —. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt vom 4. bis 11. Juli 1908. Eheschließungen: Der Handelsgärtner Carl Heinrich Ahlmann mit Louise Martha gesch. Hennig geb. Böttger, beide in Neustadt. Der Hufschmied Paul Hermann Arnold in Chemnitz-Kappel mit Alma Martha Bräuer in Neustadt. Sterbefälle: Dem Ziegelmeister Wilhelm Heinrich Louis Fischer 1 Tochter, 3 Monate 28 Tage alt. >t Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeustem vom ». bis 10. Juli 1908. Geburten in Rottluff: 1 Sohn dem Dachdecker Oswald Guido Bonitz, dem Eisendreher Arthur Albert Müller, dem Gärtner Otto Mar Ühlig. dem Wagenrücker Gi stav Ernst Sichler; und 1 Tochter dem Schlosser Ernst Hermann Derthold. Eheaufgebote: Der Bauarbeite.- Mar Albert Herrmann mit Paula Helene Lachmann, beide in Ravenstein, vr. meä. Robert Paul Flonls Lichtenstcin, Privatdozent an der Universität Leipzig mit Gretchen Emma Merkel in Rabenstein. Eheschließungen: Der Hausbes. u. Zimmermann Friedrich Hermann Lümmel in Griina mit Emma Auguste Rölke in Rabenstcin. Sterbefalle in Rabenstein: Der ansässige Handschuhwirker Clemens Robert Drechsler, 62 Zähre alt; in Rottluff: 1 Sohn dem Eisen - Hobler Ernst Alfred Groß, 4 Monate alt, und 1 Tochter dem Schlosser Ernst Hermann Berthold, 1 Tag alt. Heschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrand. Am 4. Sonntag p. Drin, den 12. Juli vorm. >/-9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 4. Sonntag p. Drin. d. 12. Juli vormittag 9 Uhr Predigtgottesdicnst (Herr Pfarrer Sommer, Röhrsdorf. Abends 7 Uhr Ev. Jünglingsverein im Pfarrhaussaalc. Kn» KM WM» Halt»-Etage per 1. Oktober zu vermieten Siegmar, König-Albertstt. 9» I. ohne und mit Mattatzen von 25 Mark an, Tische, Schranke, Spiegel, Stühle, Särge u. s. w. billigst bei Siegmar. 2 W-wW je 200 Mark, per sofort zu vermieten. Nabenstein, Reichenbranderstt. 68, neben dem Carolabad. Ein geräumiger Mterilllmrell-LMn mit entsprechender Wohnstube, Küche, Schlafstube, Bodenkammer rc. ist ab 1. 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