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sic nicht ausbleiben, wollte sie den Vater nicht ernstlich böse machen. „Nun muß ich aber eilen, nach Hanse zu kommen", rief sie erschrocken. Lilly, die bisher ganz still gelegen, brach in Tränen aus. „Du solltest immer bei uns bleiben, Tante Maja!" klagte sie. „Aber Lilly, wie unbescheiden du bist, rief Herr t>. Brandt. „Das verstehst du nicht, Kind! Fräulein Maja ist an andere Umgebung gewöhnt. Sic würde sich bei uns sehr bald lang weilen. Wie dürften wir hoffen, daß es ihr hier gefallen könnte! Hier in diesen ärmlichen Verhältnissen! Was hätten wir der verwöhnten Tochter eines so reichen Mannes zu bieten!" Er sprach das Letztere mehr zu sich selbst als zu der Kleinen, die natürlich den Sinn seiner Worte gar nicht ver stand. Seine Augen blickten wieder finster und um seinen Mund lagerte sich ein herber, bitterer Zug. Die vorige Heiterkeit war plötzlich verschwunden und in seine Stirn grub sich eine tiefe Falte. „lind wenn ich Ihnen nun die Versicherung gebe, daß es mir hier sehr gut gefallen hat, — wird dann die finstere Wolke wieder verschwinden, die auf Ihrer Stirn lagert?" lächelte Maja. „Wissen Sie, daß Ihnen ein heiteres Ge sicht viel besser steht, als die Leichenbittermiene, die Sic immer zur Schau tragen? Die kleidet Sie gar nicht und ein mürrisches Gesicht mag ich nicht leiden! Ich habe nur fröh liche Menschen gern!" „Sic sind eine Zauberin!" murmelte er und seine Züge erhellten sich wieder. Als Maja gegangen war, kam es ihm vor, als sei plötz lich finstere Nacht um ihn her geworden. Mit raschen Schritten eilte die junge Dame nach dem Herrenhause, wo Fritz schon voll Ungeduld auf sie wartete Auch Sylvia war höchst verwundert über das lange Ausbleiben der Freundin. „Lilly wollte mich durchaus nicht fortlaffcn", entschuldigte sich diese. Es war schon längst angespannt und noch immer konnten die jungen Mädchen mit Plaudern kein Ende finden. Maja warf mehr als einmal verwunderte, forschende Blicke ans die heute ungewöhnlich lebhafte Sylvia. Was mochte ihr nur begegnet sein, daß sic so heiter anssah, daß ihre Augen leuchteten wie nie zuvor? Maja vermochte sich das nicht zu erkläre». „Na, heute werden wir aber Schelte kriegen vom Herrn Papa", meinte Fritz, und ließ die Peitsche über den Rücken der Pferde tanzen. Die jungen Tiere griffen tüchtig aus und in rasendem Galopp flog der Wagen dahin. V. Zwei Tage lang hat es in Strömen geregnet. Auch am dritten Tag wollte sich das Wetter nicht anfhcllen, aber Maja ließ sich nun nicht länger mehr halten. Obwohl die Landstraße vollständig aufgeweicht war, fuhr sic am frühen ,Nachmi!M,LE Wagen gesprungen als ihr Sylvia schon cntgegeneilte. „Gott sei Dank, daß du da bist," rief sie der Freundin entgegen. Maja zog sie mit sich fort. „Ich habe dir eine wichtige Neuigkeit mitzuteilen", be gann Maja sogleich. „Ich konnte kaum die Zeit erwarten, bis ich hier war. Ich habe nämlich herausgebracht, wer und was unser Herr Zipfel ist!" Sylvias Augen hingen mit gespanntem Interesse an dem Gesichte Majas. „Nun, so sprich doch!" klang cs ungeduldig. „Es ist der bekannte berühmte Tenorist Walter, von dein die Zeitungen spaltenlange Berichte bringen voll Lobes erhebungen über den wunderbaren Wohllaut seiner herrlichen Stimme. Einen „gottbegnadeten Sänger nennen sie ihn; da, ich habe — deine Interesse voraussetzend — einige Kritiken mitgcbracht. Du kannst selbst lesen, was die Tages- blättcr über ihn berichten. Unser Intendant schätzt sich glücklich, den seltenen Vogel für unsere Bühne gewonnen zu haben, leider freilich nur für eine Spielzeit. Denn vom nächsten Jahre ab ist er an das Hoftheater verpflichtet, dessen Leiter es natürlich eilig hatte, sich das kostbare Exemplar zu sichern. Er soll dort monatlich dreitausend Mark Gage bekommen." Sylvia hatte schweigend, doch mit großem Interesse zu- gchört. Aber wie hast du denn das erfahren?" fragte sie end lich leise. „Sehr einfach! Papa hat doch für diesen Winter eine Loge gemietet, damit ich das Theater besuchen kann so oft ich will. Na, gestern Abend wurde die erste große Oper — Wagncr's „Tannhäuser" — gegeben. Als der Vorhang sich hebt, wen sch ich da neben der Frau Venus? Unseren Herrn Zipfel! — Ich mußte mich gewaltig zusammennehmen und ich steckte in der Verwirrung mein Taschentuch in de» Mund, sonst hätte ich höchst wahrscheinlich einen kleinen Schrei ausgestoben. Aber als er dann, der Herr Zipfel, zu singen anfing, — ich habe in meinem Leben noch niemals so singen hören! Der Beifallssturm wollte denn auch gar kein Ende nehmen. Einen solchen Applaus hat man in unserem Theater noch nie gehört. Er steigerte sich von Akt zu Akt und am Schluß wurde Walter stürmisch gerufen. Wenn er das nächstemal singt, dann gehst du mit, nicht wahr Sylvia? Ich hole dich mit meinem Wagen ab, du kannst ja bei uns über Nacht bleiben und am andern Morgen fahre ich dich wieder heraus. Es wird ganz herrlich werden!" „Glaubst du, daß Papa es mir erlaubt?" fragte Sylvia kleinlaut. „O, er muß eben, wir werden es ihm schon klar machen", tröstete Maja zuversichtlich; „du kannst doch nicht hier aus dem Laude völlig versauern? Laß mich nur machen!" „Und die Tante wird wieder schelten und sagen, es schicke sich nicht für eine Braut, allein ins Theater zu gehen." „Na, dann nehmen wir Hugo auch mit!" „Nein, nein", wehrte Sylvia heftig. „Er darf vorher nichts erfahren, sonst läßt er mich nicht fort. Er mit seiner maßlosen Eifersucht, — o wie er mich quält! Aber es wird nicht mehr allzu lange dauern, — er soll mich nicht mehr gMe»! ^Jeh ertraae^rs, nichts „So willst du ihm wirklich sagen, daß du nicht seine Frau werden kannst?" „Ja, das will ich." Sylvia stieß es in vollster Leidenschaftlichkeit heraus. Eine Pause entstand. Maja wünschte von Herzen, daß die Sache erst glücklich vorüber wäre. „Hast du nichts von meiner kleinen Lilly gehört? Wie geht es ihr?" fragte Maja nach einer Weile. „Ich denke gut. Herr v. Brandt schickte täglich seine Wirtschafterin zu uns, um fragen zu lassen, ob du nicht ge kommen wärest. Lilly verlangte stürmisch »ach dir!" „Das dachte ich mir, nun muß ich wirklich nach ihr sehen. Begleitest du mich? Ach, da ist Walter", unterbrach sie sich hastig. In der Tat kam der Genannte im Sturmschritt die Straße herauf, die direkt am Gutshanse vorbei führte. Er schwenkte schon von weitem grüßend den Hut und rief heiter: „Welch glücklicher Zufall! Glück muß der Mensch halt haben! Na, ich bin ja ein Sonntagskind!" (Fortsetzung folgt.» Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubravd vom 2«. Juni bis :i. Juli »908. Geburten: Dem Handschuhzuschneider Albin Ftorentin Schlegel 1 Mädchen; dem Former Max Guido Beißig 1 Mädchen. Aufgebote: Der Kanditat-Ingenieur Oskar Albert Weiß in Mitt weida mit Frieda Klara Neubcrt in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Heizer Wilhelm Paul Schneider in Pleißa mit Meta Marie Föhn in Reichenbrand. Sterbefalle: Dem Revolverdreher Martin Schuster 1 Sohn, 0 Monate alt. ßLpeditionszett des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadl vom 26. Juni bis 3. Juli 1968. Geburten: Dem Appreturarbeiter Paul Alfred Petcrmann l Tochter. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 26. Juni biS 3. Juli 1968. Geburten: 1 Sohn dem Monteur Ernst Kurt Seiler; 1 Tochter dem HaMchuhfabrikanten Richard Emil Muter, dem Handschuh- Eugen Tetzner, und 1 unehelich geborener Knabe. Eheaufgebote: Der Kaufmann Florenz Arno Köhler in Chemnitz mit Olga Frieda Ilhlich in Rabensteim Der Zimmermann ^Oswald Schmiedel, 75 Iahre^ alt, und 1 Sohn dem Trokotagenfabrikanten Otto Richard Barth, 9 Tage alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 3. Sonntag p. Trio. d. 5. Juli vorm. >/ed Uhr Predigtgottcsdienst. Vorm. 11 Uhr Unterredung mit den Jungsrnuen. Parochie Rabenftein. Am 3. Sonntag p. Tein. d. 5. Juli vormittag 9 Uhr Lesegottesdicnst. . Mne Mbte Repassiererin^, wird angenommen, sowie eine Fingerftrickmaschine mit guter Arbeit wird ins Haus gegeben. Reich-Nbr-Nd. ^>JX sikuberl sisehf. Inh.: Varl Soknborl. pur 6ie uns snlZßliek unserer^ermZKIung erv/iesenen Aufmerlissrnkeilen sagen v/ir hiermit unseren herzlichsten Dank. ?au! Lekneiklen urrä Ted. ^odu. I^eiekenbrancl, 1908. Wk8 Limlik Hoknsllll „Habe linnü" unä „kulio sankt" in Heine üllkle knbensteio, SM 4. juii 1S08. vie Irsuernüen Uinlerbliebsnen. verkauft Futterkartoffeln Rittergut Höckericht l>. Siegmar. 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