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ein freventliches Spiel. Fast wäre es euch geglückt. Lachend hättet ihr dann die fette Ernte eingeheimst?" Ohne Skrupel würde der rechte Erbe verdrängt worden sein. Gott sei dank, dass Fürst Santoff kam, um mir die Augen zu öffnen!" Keiner der Anwesenden hatte bemerkt, daß die heftige Unterredung noch einen weiteren Zeugen hatte. Beatrice wankte jetzt bleich und schluchzend auf den Grafen zu. „O mein Gott, was habe ich hören müssen, wie ist nur so etwas möglich!" rief sie erschüttert. Der Graf strich liebkosend über ihren blonden Scheitel. „Armes Kind, beruhige dich," sagte er mild. „Diese dort," dabei zeigte er auf Lothar, an dessen Arm die Präsidentin wie leblos hing, diese dort — die meine Güte so schlecht lohnten, verlassen noch heute mein Haus, du aber, liebes Kind, bleibst vorläufig bei uns, das weitere wird sich finden!" „Nein, Onkel," sagte Beatrice fest, während sie ihre Tränen trocknete, ich habe gelobt, bei meinen Gatten aus- zuharren in Freude und Leid, in guten wie in bösen Tagen, bis der Tod uns scheidet!" Hat Lothar auch undankbar und — schlecht an euch gehandelt, so entbindet das mich nimmermehr von meinem Schwur, den ich halten werde, so lang ich lebe! Nicht wir sind Lothars Richter! Mag er seine Handlungsweise mit seinem Gewissen abmachen, ich will versuchen, sie milde zu beurteilen, und, wenn ich kann, sie ihm zu verzeihen. Wenn ich ihn jetzt verlasse, so wird er dadurch nicht besser werden! Vielleicht gelingt es mir, ihm klar zu machen, was er an euch verbrach! Das sei meine Rache. Versucht auch ihr, wenn die Zeit euch milder ge stimmt haben wird, ihm zu verzeihen. — Ich folge meinem Gatten, denn ich begreife, daß er hier nicht ferner leben kann. — Und dann, ihr beide habt ja jetzt eine Enkelin und braucht mich nicht mehr! Ihr entbehrt mich leichter als mein Gatte." Diese Worte wirkten mächtig auf Lothar ein. Er breitete die Arme aus und wollte Bcatrice an sich ziehen. Es schien fast, als schimmerte es feucht in seinen Augen, als er mit bebender Stimme rief: „Bea — meine Bea — du bist der gute Engel meines Lebens — kannst du mir verzeihen?" Wie ein Priester stand das junge Weib vor dem Gatten, ihm war es plötzlich, als müsse er vor ihr niederstnken und den Saum ihres Kleides küssen. Beatrice aber zeigte mit der ausgestreckten Hand auf die noch immer heftig weinende Gräfin. „Die arme Frau bitte um Kerzeihung, nicht mich! Du hast dich schwer an ihrem sehnenden Mutterherzen versündigt, hast ihm Jahre des Glücks gestohlen, die unwiederbringlich dahin sind! Und das alles um des schnöden Mammons willen! Deshalb setztest du deine Ehre, die Achtung vor dir selbst, und die Achtung deiner Mitmenschen aufs Spiel, des halb verschlössest du dein Herz dem Kummer dieser schwer geprüften Eltern! Du kannst freilich nicht mehr sühnen, was du verbrachst, aber bereuen kannst du, und wie Gott dem schwersten Verbrecher verzeiht, wenn er bereut, so werden auch sic dir verzeihen, wenn du sie darum bittest!" Einen Augenblick noch schwankte Lothar, dann stürzte er vor dem Grafen nieder, doch kein Wort kam über seine Lippen. In der nächsten Sekunde war er verschwunden. Bcatrice faßte die Präsidentin am Arm und zog sic mit sich fort. Erika aber schmiegte ihre Wange an das träncnllberströmte Gesicht der Gräfin. Es war ein wundervoller Sommerabend. Gerade wie damals als Siegfried an der Seite des Fürsten, von der Reise heimkchrend, dem Schlosse seiner Väter zuschritt, durch schwirrte ein Heer von Leuchtkäfern die Lust. Auch heute legten die Freunde diesen Weg zurück, nur anders, ganz anders, wie damals. Siegfrieds Haare waren schon grau, sein Gesicht war eingefallen und blaß, die Augen blickten leer und ziellos ins Weite. Er sprach kein Wort auf dem ganzen Wege. Santoff hatte an, Fuße des Berges den Kutscher, der sic bisher gefahren, halten lassen, half Siegfried dann, unterstützt von einem Diener, aus dem Wagen, und schob seinen Arm in den des Freundes. So wandertcn sie langsam dahin. „Weißt du, wohin ich dich jetzt führe, Siegfried?" fragte der Fürst und beobachtete das Gesicht des Kranken, der seine Augen ringsumhcrschweifen ließ. Doch er schüttelte mit einer müden Bewegung den Kopf. „Kommt dir dieser Weg, dieser Berg, das alles rings herum nicht ein wenig bekannt vor?" „O ja, — doch," war die kurze Antwort. „Sag, Siegfried, kennst du mich denn nicht?" „O ja, — doch," klang cs wiederum in demselben Ton fall. Jetzt wurde oben das Schloß sichtbar. Fürst Santoff wies mit der Hand hinauf. „Sich dorthin, — kennst du das Haus?" Wiederum gab Siegfried dieselbe Antwort wie vorhin. Santoff seufzte tief auf. Seine Hoffnung, so schien cs, war eine trügerische. Da bemerkte er aber doch, wie die Augen des unglücklichen Freundes Heller strahlten, wie er mit sichtlichem Interesse alles betrachtete. Santoff hoffte wieder. Der erste Eindruck mußte jedenfalls ein ganz gewaltiger sein, denn so tief unmachtet war Siegfrieds Geist nicht, daß er nicht das Neue und doch längst Bekannte um ihn her zu erfassen vermochte. Droben aber im Schlosse harrten die Eltern klopfenden Herzens des heimkehrenden Sohnes. Mit zagendem Bange» schauten sie dem entgegen, was die nächste Stunde bringen mußte. Sic sprachen nicht mit einander, nur von Zeit zu Zeit wechselten sie einen Blick und einen leisen Händedruck, als wollten sie sich beide gegenseitig dadurch ermutigen. Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reichenbrand vom I. bis 8. Mai 1908. Geburten: Dem Bäcker Paul Hermann ttretzschmar ein Mädcktcri; dem Zimmcrmanil Emil Bernhard Zimmcrinanii 1 Knabe. Ausgcbotc: Der Eisendrehrr Ernst Emil Rudolph mit der Näherin Emma Clara Jrmschcr, beide wohnhaft in Rcichciibrand. Ttcrbcfälle: Die Strumpfwirkers-Ehefrau Helene Sclma Brödner geh. Petzold. 38 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom L. biö 7. Mai 1908. Geburten: 1 Tochter dem Zimmerpolier Bruno Paul Weiß. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt vom 1. biö 8. Mai 1908. Geburten: Dem Eisenstoßer Emst Emil Krauße 1 Sohn. Sterbefälle: 1 uneheliche Tochter. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabensteiu vom 1. biS 8. Mai 1908. Geburten: In Rabenstein, 1 Tochter dem Handschuhstrickcr Paul Max Teichmann, 1 unehelich geborener Knabe, sowie 1 totgcborcneS Mädchen dem Zimmermann Johann Friedrich Wuffak. In Rottluff, 1 Sohn dem Fabrikarbeiter Arthur Willy Scheibe. Sterbefällc: In Rabenstein, die Schieferdeckers-Ehefrau Sclma Auguste Haase geb Pomp., 45 Jahre alt, die Handschuhnäheriu Amalie Auguste verw. Steiner geb. Schilde, 74 Jahre alt. In Rottluff, der Vassiuwärter Louis Hermann Schubert, 43 Jahre alt. Kirchliche Nachrichten. Pnrochie Reicheubrand. Slm Sonntag Jubilate, den 10. Mai vorm. >/-9 Uhr Prcdigtgottcsdicnst. — Vorm. 11 Uhr Unterredung für die Jünglinge. Parochie Rabensteiu. Am Sonntage Jubilate, den 10. Mai vorm. >/.9 Uhr Beichte, 9 Uhr Predigtgottesdienst u. Kommunion. — 11 Uhr 2. Christenlehre für die 1908,1907 und I908Konfirmiertcn. Abends 7 Uhr Evang. Jünglingsverein im Pfarrhanse. Mittwoch, den 13. Mai abends 8 Uhr Bihclstunde im Pfarrhanse. Rabenstein, im Mai 1908. siltzk'iil Helene Selma Brödner Dir abn. teuere Entschlafene, rufen wir ein „Habe Dank" und „Ruhe sanft" in Deine stille Gruft nach. Reichenbrand, den 4. Mai 1908. Der trauernde Gatte FTrrx nebst Bindern und übrigen Hinterbliebenen. lisrrlietier Dank. Zurückgekehrt vom Grabe meiner geliebten Gattin, unserer unvergeßlichen Mutter sagen wir allen Verwandten und werten Einwohnern von Rabenstein und Rottluff für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme sowie den reichen Blumenschmuck unseren herz- ^chsten Dank. ^Mscmdere^ Dank den geehrten Hausbewohnern und ^R^benstein^ den 8. Mai 1908. Der trauernde Gatte Os«ss» Ussse nebst übrigen Hinterlassenen. Ein großer Handivagen. wie neu, nebst einem Hnndegeschirr ist zu verkaufen bei Lmil Soksle, Nieder-Rabenstetn Nr. 106. Brautpaar sucht für 1. Oktober c. in Rabenstein schöne Halb-Etage zu mieten. Gefl. Offerten unter I». an Herrn KranHs (Nestau- rant Waldschlößchen) erbeten. 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Allseitiges Erscheinen der aktiven Mitglieder unbedingt erforderlich. A-G.-V.Fyrn, Siegmar Morgen Sonntag abend 7 Uhr AuS- schußsitzuug im Vereinslokal. Um zahl reiches Erscheinen der Ausschußmitglieder bittet Der Vorstand. . » : Mer-Vsrclimsrckiiieii, Z : üämpj-VärcliMrclimeli, Z Z 5cIiLiikel-MevLiiiieii Z ! VringmLrci>.-LrräirvLlreii, « ! elektr. IsLckenIsmpen » r iinem, MW r Krastsportklnb Olympia Siegmar und Umg. Allen werten Vereinsmitgliedern zur Kenntnisnahme, daß heute Sonnabend abend bei schönem Wetter ein gemeinsamer Besuch des Neukirchner Klubs stattfinden soll, wozu um zahlreiche Beteiligung gebeten wird. Abmarsch Punkt 8 Uhr. „Kraft Heil" Der Vorstand. W'. W". Rkilhenbrnnd. Sonntag früh 6 Uhr Komp.-Übuug. Sammeln ^6 Uhr. Nachmittag 5 Uhr Tagesordnung: 1. Mitglieder-Aufnahme. 2. Inspektion betreffend. 3. Vereinsangelcgenheiten. DaS Kommando. Stube, Schlafstube Näheres: König-Albert-Straße 9.1 Siegmar. Eine Halb-Etage Linil UKInisnn, Siegmar Verein selbständig. 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Mai Ver sammlung in Gustav Müllers Restaurant. Tagesordnung: 1. Wahl eines Delegierten zur Landes- versammlung. 2. Wichtige Vereinsange legenheiten. Um recht zahlreiches Erscheinen bittet Der Vorstand. Kauenver. II Ravenstein. Montag, d. 11. Mai nachm. Pelzmühle. Gesang-Verein Lyra Rnbenstciu. Mittwoch, den 13. Mai, abends ^9 Uhr Viertcljahrcs-Versammlung. Betreffs Reisebcsprechung ist das Erscheinen aller aktiven sowie passiv. Mitglieder erforderlich. Der Vorstand. k.k. II. Kamp. Rabenstein. Montags den 11. Mai, abmdS */«9 Uhr Turnverein Ravenstein. Sonntag den 17' Mai Turnfahrt mit ^2 Uhr von der Turnhalle- Von Men dorf ab wird die Straßenbahn benutzt. Zahlreicher Beteiligung sieht entgegen Der Turnrat. Kgl. Sachs. Militärverein ..Oberrabenstein". Vs9 Uhr Vorstand'ssitzuüg^im''Verecks- lokal. Montag, den 11. Mai, ab:ndS Vs9 Uhr Monatöversammlung im Gast haus zum „Goldenen Löwen". Anläßlich der zur Vorlage kommenden Beratungs- gegenstände werden die Kameraden ganz besonders zu recht zahlreichem Besuch ein- geladcn. Nach der Versammlung steht ein von wohlwollender Seite gespendeter Trunk zur Verfügung. Mit kameradschaftl. Gruß Der Vorsteher. Conlertimver. Rabensteiu Nächsten Dienstag, den 12. Mai, Punkt 9 Uhr Uebung. Hierauf Versammlung. Die Kapelle wird ersucht wegen der Ver sammlung pünktlich zu erscheinen. Der Vorsteher.