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„Nein — es tut mir leid, mein Herr — aber —" „Ach, tun Sie es doch," flüsterte Lola, „die Herren von der Presse rächen sich oft auf eigentümliche Weise, ich fürchte, Sie würden cs bereuen, die Bitte Herrn Kramers abge schlagen zu haben." Ein bedeutungsvoller Blick streifte Erika, die in ihrem Vorsatz schon etwas wankend geworden war. Sie sah wohl ein, daß sie nicht ausweichcn konnte, ohne unhöflich zu erscheinen. „Nun denn, sagte sie nach kurzem Zögern, „wenn Sie es so dringend wünschen, dann werde ich kommen aber nur auf ein Paar Stunden, und unter der Bedingung, daß ich meine Wirtin mitbringen darf." Lola biß sich auf die Lippen, die „Bedingung" paßte ihr nicht, sic wollte eben etwas einwenden, aber Kramer schnitt ihr das Wort ab, indem er sich an Erika wandte und in verbindlichstem Ton sagte: „Es wird uns sehr an genehm sein, mein Fräulein." Als Erika dann gegangen war, trat er dicht vor Lola hin und äußerste sehr ernst: „Sie haben nun Ihren Willen, das weitere ist Ihre Sache. Ich bitte Sie, mich ferner ganz aus dem Spiele zu lasten. Ich bedauere, in dieser Angelegenheit überhaupt etwas getan zu haben. Es sollte mir leid tun, wenn Ihr Plan gelänge. Doch dies un schuldige Kind wird instinktiv Ihre Absicht ahnen." „Dies „unschuldige Kind" hat Ihne» wohl sehr gefallen?" spöttelte Lola, „ich hoffe, es wird Ihrer Hilfe nicht bedürfen, um der kleine» Spröden klar zu machen, daß der Sekt eine sehr wohltätige Wirkung ausübt! Sie wird es schon von selbst glauben, wenn sie ihn erst geschmeckt hat! Ha, ha, und sie soll ihn schmecken, dafür sorge ich! Und einen Katzen jammer soll sie davon bekommen, an den sie ihrer Lebtage denken wird! Na, auf die „Mignon", die dabei heraus- kommt, bin ich neugierig! Ich werde der Kleinen lehren, daß sie sich nicht in meinen Weg drängen darf, wenigstens nicht ungestraft!" Sie machte eine spöttische Verbeugung. „Adien, Herr Hasenfuß, ich danke für gütige Unter stützung, auf Wiedersehen, morgen Abend, ha ha!" Damit eilte sie davon. Kramer saß lange sinnend an seinem Schreibpult. „Da hat mich die Schlange eigentlich überlistet," murmelte er, zornig an der Unterlippe nagend. „Aber ich werde ein wachsames Auge auf sie haben, warte nur, Du Kobold, ich bin auch noch da!" Erika überlas gedankenvoll die schriftliche Einladung, die sie andern Tages von dem Vorstand des Lesckränzchen- Vereins zugefandt erhielt. „Wo ist denn das Hotel zur Grotte?" fragte sic ihre Wirtin, eine ältliche aber sehr gebildete Dame, mit überaus anziehenden, gütigen Zügen." „Es liegt ein wenig außerhalb der Stadt: Sie kennen doch die schöne Pappelalice, dicht beim Bahnhof? Am Ende derselben befindet sich die Grotte, eines unserer besten Restaurants." Als Erika am Abend mit ihrer Wirtin den Saal betrat empfing sie ein lebhaftes Durcheinander von Stimmen und lautem Gelächter. Sie hatte sich dieses Lesekränzchen eigent lich ganz anders gedacht, vor allem viel ruhiger und stiller. Sic hatte geglaubt, einen kleinen Kreis von Künstlern und Gelehrten anzutreffcn, und nun war hier eine bunte, lärmende Menge versammelt; sie war ein wenig verwirrt durch die vielen neugierigen Blicke, die man ihr zuwarf. „Ich hätte doch nicht hergehen sollen," flüsterte Erika fast bange, und sah sich ängstlich um, ob sie nicht schleunigst Reißaus nehmen sollte. Doch da kam Lola Mattsten schon eilig quer durch den Saal auf sie zu und schob ihren Arm durch den der „lieben Kollegin." „Kommen Sie, ich möchte Sie sogleich mit einigen Herren und Damen bekannt machen; Sic werden schon längst mit Spannung erwartet," rief sie heiter. „Es soll zuerst ein wenig getanzt werden, dann folgen Gesangs- und Musikvorträgc, hierauf wieder Tanz." „Ich dachte mir die Sache anders, wird denn nicht vor- gelcfen?" „Ach ja," sagte Lola ein wenig gedehnt, „aber man hat sich geeinigt, die Vorlesungen für heute ausfallen zu lasten." Ehe Erika cs sich versah, befand sie sich in einem dichten Kreis von Herren und Damen, die lebhaft auf sie einsprachen. Ihre Wirtin hatte man zwischen zwei ältere Damen plaziert und schien sich bald sehr angenehm zu unterhalten. Das junge Mädchen fühlte sich äußerst unbehaglich. Einige Herren der Gesellschaft erboten sich, einige Flaschen Sekt zu spenden, was mit lautem und allseitigem Bravo begrüßt wurde. Erika nippte nur an dem feingeschliffenen Kelchglas, das man ihr reichte. Sic trank Sekt überhaupt nicht gern, der süßliche Geschmack war ihr zuwider. Im Hans: ihres geliebten Lehrers, des Kapellmeisters Kühne, hätte sie öfters Gelegenheit gehabt, Sekt zu trinken, aber sie lehnte es jedesmal ab. „Ja, meine Gnädigste, ich sehe mit Staunen, daß Ihr Glas noch immer gefüllt ist!" bemerkte einer der Herren. „Sekt muß rasch getrunken werden, sonst schmeckt er nicht mehr." Erika schüttelte nur den Kopf. 7Sie überlegte im Stillen, wie sie am ehesten unbemerkt fortkommen könnte, denn hier bleiben wollte sie nicht, um keinen Preis! Sie wußte, man würde sie auslachen, sie sür dumm und unbeholfen halten, aber das kümmert sie nicht. Fort, nur fort von dieser lärmenden, lachenden, ausgelassenen Schar, aber wie? Kramer, der eben erst in den Saale trat, übersah sofort die Situation, er bemerkt das ängstliche Gesichtchen Erikas, und beschloß, sich ihr zu nähern, um Lola ein wenig zu überwachen. F-rtf-tzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbraud vom LS. bis S». März LS08. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Osmar Eugen Willisch 1 Mädchen; dem Maurer Friedrich Max Lindner I Mädchen; dem Tuchler Arthur Böhm 1 Knabe. Aufgebote: Der Hausbesitzer und Schmiedemelster Gustav Adolf Brauer mit Johanne Concordie verw. Schumann gcb. Wagner, beide wohnhaft in Reichcnbrand. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 1». bis IS. März 1S08. Geburten: Dem Schlosser Augustin Mayer ein Knabe. Eheschließungen: Der Monteur Paul Emil Reißig mit Lina Emilie Voigtmann, beide in Siegmar wohnhaft. Sterbcfällc: Die Bohrersehefrau Anna Bertha Götzler geb. Berger, 37 Jahre 6 Monate 7 Tage alt. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt vom 14. biS 2«. März 1SV8. Geburten: Dem Zicgelmeister Wilhelm Heinrich Louis Fischer 1 Tochter; dem Schlosser Friedrich Arthur Täschner 1 Tochter- Aufgebote: Der Handschuhslricker Herrmann Richard Haupt in Rabenstein mit Anna Clara Meier in Neustadt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenftcin vom 13. biS 2«. März 1S08. Geschirrführer Franz Hermann Sternitzky; 1 Tochter dem Maler Hermann Bernhard Höhle, dem Kaufmann Otto Emil Müller, sowie 1 unehelich geborenes Mädchen, sämtlich in Rabenstein. Eheaufgebote: Der Lehrer Robert Arthur Frivsche in Gersdorf mit Klara Margaretha Hübsch in Rabenstein. Der Maurer Otto Paul Hössler mit Clara Camilla Heering, beide in Rabenstein. Eheschließungen: Ter Appreturarbeiter Paul Arthur Jrmscher in Röhrsdorf mit Lydia Anna Baldauf in Rabenstein. Der Feuermann August Heinrich Adolf Kespohl mit Erna Klara Klose, beide in Rabensreiu. Der Korbmacher Emil Richard Uhlig in Rottluff mit Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Oculi den 22. März a. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenftein. Am Sonntag Oculi den 22. März >/.9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottcsdienst. 11 Uhr Kindergottesdicnst. 7 Uhr Jünglingsverein. Mittwoch, den 25. März, abends 8 Uhr Bibelstunde im Pfarrhause. re/o/rem /lasse ckar§ebrae/ttea LTk/A/rFea aack Qese/rea/ee saFM ua> aüea ansera /te/^/zc/tske/r üa/i/c. /-sberrske//?, km /la>e /90S. < Fe-, /(/ene. lationen und Geschenke sagc.r wir hierdurch allen lieben Freunden und Bekannten unseren herzlichsten Dank. j)aul jrmscher m,d Frau geb. Baldauf. Rabenftein und Röhrsdorf. Dank. Für die vielen, unendlich wohltuenden Beweise der Liebe und Teilnahme bei dem so plötzlichen und unerwarteten Dahinscheiden unsrer teuren Heimgegangenen, Berta Götzler geb Berger, sagen wir hiermit allen unfern herzlichsten Dank. Siegmar, 18. März 1908. Der schwergeprüfte Gatte nebst Kindern und Familien Lindner und Berger. llEssoli« zum Waschen und Plätten wird angenommen in der Plätterei von Ltts 2M, Siegmar» Hoferstratze 13. Sämereien von Gebrüder Dammholz, Geeste münde, sind zu haben bei Karl vLgeniiarrtt, Ziege mit 2 Zangen rionfirmsiisnzdiläer, Ilolisirnlsllorizllsi'teii özlerlfsrlen empfiehlt in grober Auswahl lierrmann Klistier, Größte Auswahl in fertigen Köelikii liin! NIliskl! 8pinl!!e^ Chemnitz, Friedrichstraße 14. Daselbst: Trauer-, Straßen- und Ballkleider auch nach Maß. ImM Carl Mei-IrvI, Siegmar, Mühlcnstraße 8. Ab 1. April sind im Hause Amalien straße 6 in Siegmar 2 Wohnungen, zu vermieten. Näheres durch Herrn Sattler meister LLppluT, Siegmar. 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