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Im Saale war es mäuschenstill geworden. Erika be gann zu singen, erst ein Schumannsches Lied, dann zwei Lieder von Schubert und endlich wollte sie sich mit einer Zugabe loskaufen. Das aber half nichts. Man klatschte begeistert Beifall, und rief die junge Sängerin wieder und wieder heraus. Noch einmal trat Erika vor, sie begann das „Heimatlied": „Ein süßer Laut umschmeichelt meine Sinne, Gleich einer Mutter Kosewort. Wie Worte tiefer, ernster, heil'ger Minne, Tönts mir im Herzen immerfort: Traute Heimat, sei gegrüßt! Ein heiß Gefühl den Busen mir durchglühet Mein ganzes Wesen wunderbar erfüllt. Zu dir, wo reiches Glück mir still erblühet Zieht mich die Sehnsucht mächtig, ungestillt. Traute Heimat, sei gegrüßt!" Der laute Beifall wagte sich im ersten Moment kaum hervor. Die Me, schwermütige Melodie hatte die Zuhörer mächtig ergriffen. Es war einige Sekunden, nachdem Erika geendet, noch ganz still im Saale. Dann aber brach ein wahrer Sturm los. Die Sängerin lächelte, wenn es auch manchem scheinen wollte, daß ihr Lächeln heute nicht so strahlend sei, wie sonst, dass die Augen nicht den ihnen eigenen Glanz hatten. Der Fürst saß ganz starr auf seinen! Platz. Dies Lied - er kannte es —, er hatte es oft gehört von einem Unglücklichen, der sein Freund war! Und mit demselben Ausdruck, mit derselben innigen Empfindung hatte jener es gesungen; es war dem Fürsten plötzlich, als sähe er das stille, melancholische Gesicht, die traurigen Augen des armen Freundes wieder vor sich. Und wie er so saß und im Geiste die Züge des Freundes mit denen der jungen Sängerin verglich, da glaubte er in der Tat zwischen den beiden eine Aehnlichkcit hcrausfinden zu können. Diese großen, blauen Augen, die Nase, und vor allem der Ausdruck des Gesichtes , ja, warum fiel ihm denn das alles erst jetzt auf? — Wie hatte er das alles bisher übersehen können? — Nein, nicht übersehen —, diese Augen waren ihm schon bei der ersten Begegnung seltsam bekannt er schienen, er hatte lange und oft darüber nachgesonnen, wo er die gleichen gesehen, es war ihm nur nicht eingefallen. Und jetzt, bei dem Heimatlied, welches die junge Sängerin mit so tief inniger Empfindung vorgetragen hatte, da wurde es ihm mit einem Schlage klar! Siegfrieds — seines Freundes Augen — sein ganzes Gesicht glich dem der jungen Dame. Eine mächtige Bewegung ergriff den edlen Fürsten! Wenn seine Ahnung sich doch bewahrheiten möchte — dann brauchte Leopold, sein einziger geliebter Sohn nicht zu vergessen, dann durfte er zurllckkchren und glücklich sein! Denn daß Leopold dieses Mädchen liebte, war dem Baterauge nicht entgangen, er wußte, das war es, was den Sohn forttrieb — er war vor seiner hoffnungslosen Liebe geflohen! Je mehr der Fürst nachsann, desto mehr klärte sich sein Gesicht auf. Noch einmal trat Erika vor, um sich dankbar zu verneigen, noch einmal streifte ihr Blick ver stohlen die Loge, wo der Fürst saß. Sie schien etwas zu suchen, etwas zu vermissen. Als der Beifallssturm verrauscht war, verließ der Fürst seinen Platz. Eine Flut von Gedanken und Empfindungen stürmte auf ihn ein. Nur das Eine stand fest, er mußte Gewißheit haben. Erika hatte am folgenden Morgen lange geschlafen. Als sie erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Die freundliche Wirtin brachte ihr wie gewöhnlich das Frühstück und berichtete dem erstaunten Mädchen, daß schon ein Bote Sr. Durchlaucht, des Fürsten Santoff dagcwesen sei. Die Durchlaucht wünsche die junge Dame dringend zu sprechen und ließ dieselbe bitten, auf das Schloß zu kommen. Das war nun gerade keine große Seltenheit, aber Erika empfand doch ein heftiges Herzklopfen. Sie schalt sich selbst deswegen, während sie sorgfältig Toilette machte. Sie konnte gar nicht recht damit zu stände kommen, ungeduldig zupfte sie an dem schwarzen Spitzenkleide herum und rief dann das Mädchen, um sich die Handschuhe zuknöpfen zu lassen. Als sie endlich vor dem gütigen Fürsten stand und die forschenden Blicke bemerkte, mil denen derfelbe sie betrachtete, wurde sie noch verwirrter und senkte die Angen zu Boden. „Durchlaucht haben mich rufen lassen?" fragte sie endlich schüchtern. „Ja, mein liebes Kind, ich habe Wichtiges mit Ihnen zu besprechen." Dabei schüttelte er, wie über sich selbst erstaunt, den Kopf. „Daß mir das nicht früher ausgefallen ist!" murmelte er. „Mein Fräulein," begann der Fürst gedankenvoll, „Sic haben gestern im Konzert ein Lied gesungen, das mich mächtig ergriffen hat. Dieses Lied — mein liehster Freund hat cs gedichtet und komponiert, er hat es mir oft — sehr oft vor gesungen, ich kenne jedes Wort genau, aber meines Wissens ist es niemals im Druck erschienen und mich interessiert cs ungemein, wie Sie zu der Kenntnis gerade dieses Liedes kamen?" Erika sann einen Augenblick nach. „Eigentlich habe ich es schon als kleines Kind gekannt," sagte sic, während sie ihre Blicke in dem Zimmer umhcr- fchweiscn ließ. „Mir ist immer gewesen, als hätte es schon mein Batcr gesungen, doch sagte man mir später, daß dies unmöglich dasselbe Lied gcwefcn sein könne, nun, ich kann mich ja getäuscht haben, aber bekannt kam es mir gleich vor, als ich es das erstemal wieder hörte." Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reichenbrand vom 11. bis 24. April 1S«8. Geburten: Dem Handschuhzusckiieidcr Max Albin Lorenz 1 Mädchen: dem Nadelmocher Paul Ferdinand Schreiber l Knabe: dem Böttcher Emil Hermann Flohr 1 Mädchen: dem Schmelzer Friedrich Zimmermann l Knabe; dem Fräser Otto Emil Weiß t Mädchen: dem Strumpfwirker Emil Robert Mchlhorn 1 Knabe; dem Bahn arbeiter Friedrich Oswald Weise 1 Mädchen. Aufgebote: Der Schlager Friedrich Max Schilde in Siegmar mit der Strickerin Lina Helene Böhm in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Expedient Arthur Bernhard Lismer in Chemnitz mit der Repassiererin Anna Martha Näfcr in Reichenbrand; der Fabrikarbeiter Max Theodor Hänig in Rabenstein mit der Näherin Ella Rosa FrohS in Rabcnstein früher in Reichenbrand. Stcrbefülle: Dem Nadelmacher Paul Ferdinand Schreiber t Sohn, 4 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 10. biS 23. April 1008. Geburten: 1 Sohn dem Kutscher Friedrich Hermann Kreische. Aufgebote: Der Postassistent Johann Ernst Mersch in Chemnitz mit Frieda Elisabeth Richter in Siegmar, und der Ziegeleibcsitzer Ernst Robert Meinert mit Elli Frieda Helling, beide wohnhaft in Siegmar. Nachrichten des Königl. Standesamtes zu Neustadt vom 16. bis 24. April 1608. Geburten: Dem Banmeister Paul Albin Scherzer 1 Tochter. Eheschließungen: Der Handschuhstricker Hermann Richard Haupt in Rabenstein mit der Formerin Anna Clara Meier in Neustadt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Nabeufteirr vom 16. bis 24. April 1008. Geburten: 1 Sohn dem Handschuhstricker Paul Bernhard Blüher, dem Stricker Karl Emil Aurich, dem Eisendreher Friedrich Paul Rehnert; 1 Tochter dem Elektromonteur Ernst Reinhold Leusmann, dem Fabrikarbeiter Franz Arthur Breitfeld, sämtlich in Rabenstein; 1 Tochter dem Nachtschutzmann Max Emil Mclzer und 1 unehelich geborenes Mädchen, beide in Rottluff. Eheaufgebotc: Der Holzhändler Karl Richard Friedrich in Chemnitz mit Lina Frieda Aurich in Nabenstein: der Landwirt Max Arno Fritzsche mit Bertha Richter, beide in Rottluff; der Maler Franz Eugen Dünger mit Frieda Elsa Höpfner, beide in Nabenstein. Eheschließungen: Der Eisendreher Hermann Alfred Krämer in Chemnitz mit Emma Elsa Lehmann in Rottluff. Sterbefälle: Die EisendrehcrS-Ehefrau Clara Hedwig Wächtler geborene Förster, 31 Jahre alt und 1 Tochter dem Modelltischler Ernst Albin Wieland, 2 Monate, beide in Rottluff. Kirchliche Nachrichten. Paroikne Reichenbrand. Am Sonntag Ouasmwiwgeniti, den 26. April 1908, Vorm. V-2 Uhr Predigigottesdienst. — Norm. 11 Uhr Unterredung für die Jünglinge. Parochte Rabeostei». Am Sonntag Ouasimodogeniti den 26. April 9 Uhr Predigtgottesdienst. — 11 Uhr Christenlehre für die Ostern 1906, 1907 und 1908 Konfirmierten. — 4 Uhr nachm, ev. Jünglingsvercin im Pfarrhause. Mittwoch den 29. April abends 8 Uhr Bibelstunde im Pfarrhause. ^F^die^lln» anläßlich ^un^rccHochzeit so reichem Neustadt, Rabenstein, im April 1S08. chcliai'd kaupk und Ppau Für unsere Schreibfedern-Abteilung suchen wir einige slchige MeitsnOchen für gutlohnende und dauernde Beschäftigung. kstdr. «kvoigt, ä.ü., ReichenbrM. Achtung! 2 Engländer beabsichtigen -- englische llnterrichtskurse --- brand und Umgegend wollen sich gefälligst am 2. Mai abends 9 Uhr in Cafe Lasekko einsinden. Auch wird Privat-Unterricht erteilt. Scheit-, Rollen- und Bündelholz Wen M Briketts kau! kkeder, Bahnhof Siegmar. 1 Hllhll Mit 6 Wim. gute Eierleger, zu verkaufen Siegmar, Hoferstr. 1a, pari. Michviittel! d Met nur 10 Innige! Einfaches Kochen genügt zur Reinigung! Reichenbrand: Mlly veLteri-kick. Siegmar: Lrngt Lobmiät. Nabenstein: Kaufm. kmil Vinter. Neustadt: Ü8v,2lll fieoker. /illgin-fstil'jllgtioli: Ltikliniitr, Lekütrelists. 1?. Ein noch guterhaltenes Frau cheie»». Gliterh. MelMgen zu verk. 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