Volltext Seite (XML)
Bekamitmakhmrg. Den I. März d. I. ist der >. Termin der diesjährigen Gemeinde- nnlngcn fällig gewesen. Es wird dies mit dem Bemerke» zur öffentlichen Kenntnis gebracht, dost diese Anlage» zur Vermeidung dcö Kuangsnollstreekiingsverfahrens nunmehr ungesäumt a» die hiesige Gcmeindckaffc abznsührcn sind. Rabenstein» am 25. März 1904. Der Gemcindcvorstand. Wilsdorf. Zur Aonfirmcrtion. Nachdruck verboten. Wieder rase» die ernsten Töne der alten Glocke» z» dein Altar des Herrn nnd ans dem teuren Vater- Hanse eilen die von liebender Eltcrnhand festlich ge kleideten Binder mit frommer Andacht im Herze» der heiligen Stätte zn, an welcher sie durch den Scgens- sprnch des Priesters in den Bund der Christenheit anfgenommen werden. Wie haben die meiste» von ihnen diesen Tag hcrbcigcsehnt, weil sic cs sich so schön gedacht haben, frei von den, Schulzwang und fern von der elterlichen Fürsorge von nun ab die Welt allein durchschreiten zn können. Sie liegt vor ihnen in de» herrlichste» Farben von hellstem Sonnenschein beleuchtet, mit verlockenden Bilder» vor Augen führend, was sie im stände ist alles an Freude und Genuß zu bieten, lind doch will ihnen angesichts der Feierstunde beim Gedenken an die Zukunft unwillkürlich das Herz stocken, es zieht ein Ahnen durch ihre jungen Seelen, daß sie mit dem Berlasscn der Kindheit in eine Schule ein- tretcn, die weit ernstere Ansprüche an die Leistungen jedes Einzelnen stellt, als wie cs in der bisherigen war, — in die Schule des Lebens. Deshalb auch der wehmütige, sorgende Blick der Mütter und Väter bei dem Anblick ihrer liebsten Gottesgabc, die vielleicht an derselben Stelle kniet, wo auch sie einst das Treuc- gelöbnis für nnscrcn Heiland nnd Erlöser in die Hand des Priesters gegeben haben. Gleich ciiicin Augenblick sind die Jahre seit der Geburt ihres Kindes bis zu dieser Stunde dahingcflogen. Wo blieb die Zeit mit ihren großen Mühen und kleinen Sorget, für das von Gott anvcrtrante Gut und das strahlende Glück mit dein lichtet, Sonnenschein, das es den treuen Eller» zu spenden wußte? — Wohl euch, wenn ihr die Jahre zn nühcn wußtet, indem ihr in die Kindcrscclc durch eilte geeignete Erziehung alle die Eigenschaften cin- pflanztet, welche die Gewähr bieten, daß euer Kind nun vor Gott und den Menschen bestehen kan». Schwer sind in den heutigen Zeitvcrhältnisscn die Zuknnfts- bahncn, welche sic wandeln müssen, böse Feinde der Verführung, wie Genuß- und Vergnügungssucht lauer» auf dem Weg des Lebens ans die Beute, welche ihnen leider nnr zu oft ohne großen Widerstand in die Hände fällt- ..... . . . "Aä 7st cs denn an euch, ihr Kinder, die ihr nun znm großen Teil euch selbst überlassen in die Welt tretet, das gute Samenkorn, welches euch die trcn- sorgcndc Eltcrnhand in die junge Brust gelegt hat, achtsam weiter zu pflegen, damit cs einst znm statt lichen Baum hcranwächst nnd die schönsten Früchte tragt. Was immer draußen auch ans dem schweren Weg des Lebens in lockenden Farben euch nahen mag, sucht es allezeit zn prüfen auf seinen Wert, indem ihr eingedenk seid der guten Lehren, die inan euch mit ans den Lcbcnspfad gab. Weist sic von euch, die Ver führer, die das Leben nur so hinstcllcn wollen, als sei es lediglich zum Genießen da, die Träger des Hasses, die euch euren Gott und eure Liebe zu Fa milie und Vaterland aus dem Herzen reißen wollen und de» bösen Zweifler in euch selbst, der alle gute» Vorsätze und jede Strebsamkeit z» vergiften sucht.— Bist du aber daran, auf dem Wege zu straucheln nnd von den, rechten Pfade abzuweichen, dann möge das Bild deiner Eltern für dich die Kraft besitzen, noch rechtzeitig umzukehrcn. Die Frage: „Was würde» deine Eltern dazu sagen?", sollten sie auch schon ans dem stillen Friedhöfe ruhen, mag dir immerdar einen festen Halt in deinem ganzen Leben bieten. Wie eine jede Mcnschenbrust jetzt das ycrannahcnde Wehen der Lenzcslust fühlt, so schaut auch ihr ein seitig eure Zukunft nur in lachendem, sonnigem Blüten- schcin. Recht bald werdet ihr einjehen muffen, daß es nicht immer so ist, daß es das rauhe Schicksal des Lebens anders bestimmt hat, und bittere Enttäu schungen und schwere Prüfungen werden für jeden Einzelnen von euch nicht ansbleibe». Nicht von Btiitcnglanz umwob«,, Wird der Pfad d,r allzrit Irin, Und in inauchc schlimm«» Nacht« Fällt dir keines Sternes Schein; Biele» wird die Welt dir rauben. Finden wirst du manche Not, Und vielleicht innstt hart du ringen Um den kargen Big«, Brot. Dann wird cs der wahre, echte Gottcsalaube sein, der euch über alle Gefahren des Lebens hinwcghelfen wird und im stillen Gebet werdet ihr den Trost finde», welchen eure wunde Seele bedarf. Nehmt euren Heiland, den, ihr euch heute ganz hingcgcbcn habt, als leuch tendes Borbild ait, wie hat er geduldig, nachdem man ihm kurz zuvor zu seinem Einzüge in Jerusalem Palmen aus den Weg gestreut hatte, selbst sein Kreuz nach Golgatha getragen! Tragt auch euer Kreuz mit der selben Würde, dann wird allezeit der wahre Hcrzens- fricdc euch nicht mangeln zur Freude eures Gottes, eurer Eltern und Mitmenschen nnd eurer selbst! Laßt segnend heute die Elternhand auf eurem unschuldigen Haupte ruhe» und nehmt de» frommen Wunsch mit auf den Pilgerpfad: Gott schütze euch auf alle» Wegen! >r. re—cb. Sitzung des (Semeinderates zu Reicheubrand vom 18. März 1904. Es wird Kenntnis genommen: 1. -,) von einer Verfügung der König!. Nmtü- hauptmannschaft, Schleusend«» bctr.; b) von einer Verfügung derselben Behörde, die Einführung von Anzcigcformularc» für Wohnungspslcaer bctr.,- c) von dem Schreiben des Vorstandes des Sächs. Gemcinde- tagcs gegen das neue Genieindcsteuergcsctz: 0) von den, Verwaltnugsbericht der Bczirksanstalt Altchcninitz ans das Jahr 1903. 2. Durch eine Verfügung der König!. Amtshnnpt- mannschaft sind Vorschläge zn der neuen Festsetzung dcS ortsübliche» Tagelohnes cinzureichc»cs wird beschlossen, genannter Behörde folgende Sätze als zurzeit im hiesigen Ort zutreffend cinziiberichten: für »lännl. Arbeiter über 16 Jahre 2Mk. 20Ps. „ weibl. „ ., 16 ,. 1 „ 40 ,. „ inännl. „ zwisch. I4n.16 „ I „ 20 „ „ weibl. „ „ 14 „16 „ 1 „ — „ „ Knaben unter 14 Jahren . . — „ 55 „ „ Mädchen „14 „ . . — „ 45 „ 3. Zn einem Konzessionsgcsuch wird die Bedürfnis- ;e bejaht. 4. Beschlußfassung über cingcgangenc Reklama tionen. 5. Vorlage der Konnnunalrcchiunigcn auf das Jahr 1903. ->) Die Gcmciiidckaffenrechnnng schließt ab in Einnahme mit 39784 Mk. 26 Pf.. in Ausgabe „ 35050 „ 64 „ 4 733 Mk. 62 Pf. Kasscnbcsland. Nach der Vcrmögcnsübcrsicht beträgt das Vermögen der politischen Gemeinde, (die Gemcindcgrundslückc sind hierbei nicht eingerechnet), 46 604 Mk. 26 Pf.; die Schulden auf die Gcmeindegrnndstückc betraget, 24746 M 72 Ps ? K) Die Armcnkaffenrcchnung schließt ab in Ein nahme »nd Ausgabe mit 9273 Mk. 08 Pf. Das Vermögen der Armenkassc einschließlich der Legate be trägt am Schluffe des Jahres 1903 22,539 Mk. 35 Pf. c) Die Feuerlöschkassenrechtning schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 525 Mk. 51 Pf. -I) Die Parochialkasscnrechtnntg schließt ab in Ein nahme und Ausgabe mit 3 890 Mk. 48 Pf. e) Die Schulsparkassenrechnung schließt mit einem Guthaben der Kinder von 16377 Mk. 34 Pf. ab. 6. Beschlußfassung über Beitreibung der vor jährigen Gcmeindcficuerreste. 7. Auf Vorschlag des Sparkassenausschusses werden 2 Darlehnsgesuche bewilligt. 8. In Wegebausachen wird beschlossen, für die Neue Straße einen Baufluchtlinienplan auszustcllcn. Vertliches. ,ienörand. Im hiesige» Ortsverei» hielt am 19. i>. Mts. Herr Landtagsabgeordneter Eugen Merkel aus Rabcustei» im kleinen Saale des Gast- Hofes einen Vortrag über das neue Gemeindesteuer- Gesetz, »ud die gut besuchte Versammlung bewies, welches große Interesse diesem Gesetzentwürfe cntgegcn- gebracht wird. Nachdem der Herr Redner seiner Freude darüber Ausdruck gegeben Hatte, daß es ihm an diesem Abend ermöglicht sei, einem Teil seiner Wähler seine Ansichten über diesen Gesetzentwurf bekannt zu geben, legte Herr Merkel in I'/Mündiger lcichtvcrständlicher Rede die guten und Schattenseiten des Gcmcindestcucrgcsctz- entwurfes vor und präzisierte seine Stellungsnahme zu demselben. Allgemein waren die Anwesenden mit den Aus führungen sehr zufrieden und bekundeten dies durch wiederholte Bravorufe. Reicher Beifall belohnte de» Herrn Redner am Schiuffc seiner Ausführungen und die Leitung des Ortsvereins spricht Herrn Landtagsabgeordnete» Eugen Merkel auch an dieser Stelle den besten Dank aus für den durch sein freundliches Entgegen kommen so interessant gestalteten Vortragsabend im Ortsverein. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. <2l. Fortsetzung). Dafür sah die Braut nm so schöner und stolzer aus in dein weißen Seidenkleid mit der langen Schleppe und dem duftigen, reich gestickten Schleier über dem Myrthenkranz. Fra» Scnnebach erschien in veilchenblauer Atlas- robc, mit einem Straub gelber „Marschall-Niclrosen" an der Brust. Stolz glitt ihr Blick über die zahl reiche Bcrsantmlung hin, keine Spur von Rührung war in ihren Augen zn lesen, nur der Ausdruck be friedigter Eitelkeit. Auch die Braut trug den Kopf hoch erhoben, sic ließ ihre Blicke mit einer Art kindlicher Ncugicrdc über die Menge schweifen. Kichernd waren die sechs Brautjungfern davongefahrcn, dann folgte die übrige Verwandtschaft und zuletzt das Brautpaar. Es war ein stattlicher Zug. Auch die Kirche war voll Menschen, nnd Sigmund sagte sich, daß nur die Neugierde sic alle hcrgctricben haben könnte. Es war ihm peinlich, Gegenstand so vieler zudringlicher Blicke zu sei», wie überhaupt das anze Gepränge dieser Hochzeit, und manches Andere urchans nicht nach seinem Geschmack war. Die Orgcl- tötic durchbransten feierlich den weiten Raum, dann schlug die wohltöncnde Stimme des Geistlichen an das Ohr des Bräutigams. ES war eine Ansprache, so voll herzlicher Wärme, daß manches Auge sich jenchtctc, nnd Sigmund gelobte sich im stillen, seiner jungen Frau ein treuer, nachsichtiger Gatte werden zu wollen. Er blickte seine Mutter an. Wie schlicht und einfach sah sie ans in ihrem schwarzscidcncn Kleid und doch so viel würdiger, als die pomphaft ans- gepntzte Mutter Hildas. Frau Linde hatte die Singen voll Tränen, sie nickte dem Sohn liebevoll zu. Sigmund hoffte, seinem liebe» Mütterchen nun noch viele friedliche Tage be reiten z,i können. Doppelt fleißig wollte er arbeiten und sorgen für sie. Die erfahrene Frau würde für Hilda ein wahrer Schatz sein, den» einen Haushalt richtig zu leiten, verstand die junge Gattin wohl noch nicht. Sie war ja erst neunzehn Jahre geworden im vorige» Monat und mußte noch viel lerne»; denn ihr bisheriger Lebenszweck waren ihre Toiletten, Bälle, Theater, Konzerte gewesen. Dabei hatte sie sich ganz gewiß nicht auf ihren künftigen Beruf als Hausfrau vorbereitet. — In einem der hinterste» Kirchcnstühle, halb verbeut vöi, der -MchWii'TitMrs'W'Mä.' 'Mr I'icMchK " Gesicht schaute fast überirdisch bleich und schmal aus der Spitzenkrause, die den schlanken Hals umgab; ihre braunen Angen hingen brennend an dem jungen Paare, das dort, eng an cinandcrgeschmiegt, vor dem Altar kniete und sich Treue gelobte für das Leben. Bei dem „Ja" des Bräutigams, das laut »nd ver nehmlich durch die Kirche scholl, schrack Eva leicht zusammen, sic weinte plötzlich heiße Tränen. Ihr war es, als träumte sic das Alles nur, als könne cs unmöglich wahr sein, daß derjenige, dem ihr junges Herz entgcgctigejnbelt in süßem Entzücken, nun einer Andern angetrant wurde. Immer hatte sic gehofft, es werde sich eine Gelegenheit finden, wo sic Sigmund alles sagen konnte. Sie war fest dazu entschlossen, mochte dann kommen, was da wollte, — aber cr sollte wenigstens nicht schlecht, nicht gering von ihr denken. So wie die Zukunft vor ihr lag, nachdem sie den Geliebte» angewiesen, erschien ihr das Leben unerträglich. — Als sic vor mehreren Woche» die Nachricht von der Verlobung Sigmunds mit Hilda vernommen hatte, traf es sie wie ein harter Schlag. Nun wußte sic, es war alles aus, alles zu spät. Nun mußte die Last durch das ganze Leben weiter geschleppt werden, so unmöglich ihr das auch im Anfang erschien. Und doch, was wollte sic eigentlich, worüber hatte sic sich zu beklagen?(Fortsetzung folg». Nachrichten des K.StandcsamtcS zu Rcichcnbrand vom I». bis 2.5. März null. Geburten: Dem Handarbeiter Josef Kotalik in Siegmar I Mädchen: dem Bleichereiarbeiter Gustav Eugen Jltig in Rcichcnbrand 1 Mädchen; dein Malermeister Hermann Richard Winter in Siegmar I Mädchen; den, Gutsbesitzer Georg Max Rudolf in Reicheubrand t Knabe; den, Teig warenfabrikanten »nd Bäckermeister Karl Friedrich Mchlhor» in Siegmar l Knabe. Aufgebote: Bakat. Eheschließungen: Der Weber Julius Hermann Müller in Schöna» mit Anna Marie Neubert in Siegmar. Sterbefällc: Der Expedient Karl Albin Körner in Reichen- brand, V!> Jahre alt. Krpedltionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—8 Uhr nachm. Sonntags: V,I2—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von TotgeburtSanzeigen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 10. bis 25. März IU04. Geburten: l Sohn dem Oberschwester Karl Wilhelm Fischer, wohnhaft auf Rittergut Oberrabenftein; dem Maler Emil Paul Weichert in Rabcnstein; dem Holzbildhauer Oswald Robert Reichel in Rabenftei»; dem Geschirniihrer Theodor