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eines Monats erfolgen, noch fürdcn vollcnMonat verzinst. Alle Einlagen werden streng geheim behandelt. Navcnssci». Jeht, wo das üOjährigc Jubilänm der hiesige» Kirche de» 19. Juni festlich begangen werde» soll, ist cs wohl manchem Gliede der Kirch- cnieindc Rabcnstei» nicht »»interessant, etwas »der ic damaligen Zustände dieser Gemeinde zn lesen. Wenn jeht die Einwohnerzahl der beiden znm Kirch spiel gehörigen Dörfer das fünfte Tausend noch weit übersteigt, so gab es im Jahre 185t nur 2928 Ein wohner in allen drei Dörfern: i» Niedcrrabcnstcin 1782, in Oberrabcnstcin 609, in Rottluff 546. Dabei waren in Nicderrabcnstein 1152 Erwachsene und 630 Kinder; in Obcrrabenstein 323 Erwachsene und 277 Kinder; Rottluff zählte 365 Erwachsene und 175 Kinder. In Ricdcrrabcnstei» wohnten 18 Bauern, 34 Gärtner, 90 Hausbesitzer; dem Erwerb nach 248 Strumpfwirker meister, 128 Gesellen, 2 Schmiede, I Böttcher, 1 Schuh macher, 2 Schneider, I Stellmacher, 2 Tischler und 2 Müller; in Obcrrabenstein 18 Gärtner, 52 Häusler, 94 Meister und 47 Gesellen der Wirkerei, 1 Schuh macher, 1 Schneider, 1 Müller und 1 Brauer; Rott luff hatte 20 Bauern, 15 Gärtner, 22 Hausbesitzer, 50 Meister, 24 Gesellen, 1 Schmied, 1 Schneider und 2 Schuhmacher. Was die kirchlichen Vorkommnisse betrifft, so waren sic folgendcrmasten gestaltet im Jahre 1854: Kinder wurden 122 geboren, 57 K». und 65 Mt., in N.-R. 68, in O.-R. 26, in R. 28: 1903 waren die Zahlen für Rabcnstei» 162, für Rott luff 53. Trauungen fanden statt in diesem Kirch- wcihjahrc 17 Paare, 11 aus N.-R., 3 ans O.-R, 3 aus 9t. Die entsprechenden Zahlen für 1903 sind 33 und 10. Todesfälle fanden 1854 im ganzen Kirchspiele 95 statt, davon in N.-N. 60, in O.-N. 10, in R. 25. 1903 verzeichnet«: man bei der fast doppelten Einwohnerzahl nur 103 Todesfälle, 75 in Rabcnstei» und 28 in Rottluff; also ein Zeichen, wie die Sterb lichkeit bedeutend gesunken ist seit 50 Jahren. Kon firmier t wurden 1854 auch schon 74 Kinder, in N.-R. 46, in O.-N. 17, in R. 11; 1904 allerdings sind 124 Kinder zur Konfirmation gebracht worden, 90 ans Nabcnstein und 34 aus Rottluff. Also überall ein gewaltiger Zuwachs in 50 Jahren. Anders steht es mit de» Abcndmahlsgästen. Bei den noch nicht dreitausend Seelen des Kirchspieles gab es im Jahre 1854 doch 2228 Kommunikanten, also fast 74 v. H. gingen zum heiligen Abendmahl, während 1903 von weit über fünftausend Seelen nur 1504 Gäste zinn Tische des Herrn kamen, ans Rabenstein >177, aus Rottluff 327, also nur etwa 30 v. H. Das läßt erkennen, wie unsere ganze Zeit so glcichgiltig geworden ist gegen Gottes Zkirche und Ordnung. Hoffentlich geht unser Bolk in religiöser Hinsicht wieder einmal besseren Zeiten entgegen! Vielleicht regt auch die bevorstehende Jubiläumsfeier etliche Herzen an. Nabcnstein. Seit 1. Juni d. Js. findet ans die Briefsendnngc» im Bcrkchr zwischen Nabenstci» <Sa.) »nd Rottluff <Bcz. Chemnitzj die Ortstaxc Anwendung. Es beträgt mithin das Franko für gewöhnliche Briefe bis z» 250 g. . . 5 Pf. „ Postkarten . . > 2 „ „ Drucksachen bis 50 ? einschliestlich . . 2 „ „ Gcschäftspapiere bis 250 g einschließlich . 5 „ „ Warenproben bis 250 ^ einschließlich . 5 „ Nabcnstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden in« Monate Mai d. Js. 86 Einzahlungen im Betrage von 8967 Mk. 63 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 32 Rückzahlungen im Betrage von 467? Mk. 48 Ps. Eröffnet wurden 8 neue Konten, geschlossen 3 Konten. Zinsbar angelegt wurden 10626 Mk. Die Gcsamteinnahme betrug 16 968 Mk. 38 Pf., die Gesamt ausgabe 15 335 Mk. 48 Pf. und der bare Kassen- bcstand am Schlüsse des Monats 6410 Mk. 93 Pf. Der gefaulte Geldumsatz im Monat Mai beziffert sich auf 32 304 Pik. 86 Ps. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm, geöffnet und expediert anch schriftlich. Alle Einlagen werden mit :tverzinst und streng geheim behandelt. Am 1., 2. und 3. des Monats erfolgende Ein zahlungen werden voll verzinst. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. <30. Fortsehnngl. Langsam schwanden die Stunden der Nacht. Aber als der Morgen graute, schlug Eva zum ersten Mal in vollem Bewußtsein die großen, braune» Augen auf und blickte erstaunt in das freundliche, rundliche Gesicht ihrer Pflegerin, das sich mit liebe vollem Ausdruck über sie beugte. „Na, Evchcn, wie geht cs Dir denn?" fragte Frau Linde, indem sie rasch eine der mit Gewalt hervorbrcchcndcn Tränen mit dem Nücke» der Hand abwischtc. „Bist sehr krank gewesen," fuhr sie fort, unwillkürlich in die vertrauliche Anrede der früheren Jahre verfallend. „Aber nun paß' inal ans, nun wirst D» bald gesund, dann mußt Du wieder recht oft zu mir kommen, willst Du? Wir werden uns viel zn erzählen haben!" Eva lächelte »nd nickte. Doch plötzlich verschwand der glückliche Ausdruck von dem liebliche» Gesicht. Sie schüttelte trübe den Kopf. „Ach nein," sagte sic, „das kann ich ja nicht! Habe» Sic mich denn nicht abgewiescu, als ich zu Ihnen kam?" „O, Kindchen, daß Du auch gerade daran denken mußt! Schau Eva, das ist nun längst vorbei, — das mußt Du vergessen! Ich habe es oft bereut, — und — weißt Du, — das verzeihst Du mir, nicht wahr? Ich war aufgeregt und fühlte mich beleidigt, — weil, — weil, — laß doch das," unterbrach sie sich, „wir wollen gar nicht mehr daran denken." Sinnend schaute Eva vor sich hin. „Sie haben mir damals sehr unrecht getan," begann sie dann wieder, „o wenn Sie wüßten, — — wen» Sie wüßte» —." „Rege Dich nicht ans," bat Frau Linde weich, „später, wenn Du gesund bist, dann erzählt Du mir alles!" Eva schüttelte wieder den Kopf. „Das kan» ich nicht," „Nun ja, dann ist es auch recht, ich habe Dich deshalb ebenso lieb," klang es schmeichelnd zurück. „Ja? - Wahrhaftig?" - „Gewiß, Evchcn, sei nur jetzt ruhig und schlafe." Gehorsam segle das blasse Mädchen sich in die Kissen Zurück, und schlief zum erste» Rial seit langer Zeit wieder ruhig. Als am Morgen Sigmund kam, um nach Eva u sehe», da konnte er konstatieren, daß eine e»t- cheidende Wendung zum Bessern eingctretcn sei. Seit jener Ficbernacht kam Frau Linde täglich, und niemals kam sie mit leeren Händen; sic wußte cs, daß ihre Hilfe hier dringend not tat, und trug der Kranken manche» Leckerbissen zu. So «nachte die Wiedcrgencsung gute Fortschritte. Bon ihrem Bräutigam wollte Eva durchaus nichts hören. Er wurde stets imr zu ganz kurze«« Besuche«« zugclassen, doch da Frau Linde mcrktc, daß das junge Mädchen jedesmal heftig erregt wurde, so oft sic nur von draußen die Stimme ihres Verlobten vernahm, beschloß die resolute, alte Dame, den Bräutigam sern- zuhaltcn. Als das nichts half, stellte sic «hm vor, daß es nun und nimmer zum Giücke führen könne, wenn er Eva zwingen wollte, sein Weib zu werden. Doch dies war ein fruchtloses Bemühe». „Ich habe Evas Wort, und das soll sic mir halten," beharrte er. „Gott steh mir bei, was wird das für eine Ehe geben," sagte Frau Linde oftmals zu ihrem Sohn. „Das arme Ding haßt den zudringlichen Mcnscheir förmlich. Wenn Eva doch endlich Vertraue«« zn mir fassen und mir alles sagen wollte, vielleicht könnte man ihr helfen. Irgend etwas muß doch dahinter stecke««. Ich möchte nur den Grund kennen, weshalb fie sich mit Kloßmann Verlobte." Als Eva soweit hergestcllt war, daß sie gvicdcr außer Bett sein konnte, ging sie oft zu Fra» Linde, doch nur dann, wenn sie sich annehmen konnte, den Doktor nicht dort z» treffe». Kam er je einmal un verhofft, so war nichts in« stände, sie anszuhalten, nicht die Bitte» ihrer mütterlichen Freunoin, »nd nicht die ruhige Versicherung Sigmunds, daß er solort wieder gehe«« werde. Das junge Mädchen war dann in« Handnindrchc», irgend eine Entschuldigung stamniclnd, zur Türe hinaus. Eva hatte auch während ihrer Krankheit sehr wenig mit dem Doktor gesprochen; nur gedankt hatte sic ihm in bewegte» Worte» für seine treue Pflege. Jetzt war sie wieder von einer so kühle» Freundlichkeit, sic begegnete ihm mit einer Zurückhaltung, daß er kaum wagte, sie anznsprechen. Desto herzlicher gestaltete sich der Verkehr zwischen ihr und Fra» Liude. Eva war von einer so rührenden Hingabe an ihre mütterliche Freundin, daß diese stets die Stunde kaum erwarten konnte, wo das Mädchen zn erscheinen pflegte, und öfter, wenn Eva sich etwas verspätete, ungeduldig das Fenster öffnete, um nach der Erwarteten z» sehen. Oft kam Eva des Abends mit der Mutter. Sic brachten dann ihre Arbeiten mit, den» feiern durften die Beiden nicht, wem« sie lebe«« wollte». Mit Angst dachte Eva daran, daß eine Zeit komme» mnßte, wo der ihr lieb gewordene Verkehr aufhören würde, wo sie fort sollte von der Stätte, die ihr eine Heimat geworden war, um in der Ferne einsam und verlassen ihr frcude,«armes Dasein weiter zu friste». Manch mal kam ihr der Gedanke, ob es nicht besser wäre, ihrer alte» Freundin Alles zu sagen, und doch konnte sie sich nicht dazu entschließen. Auch Frau Linde hatte Kummer. Sie wußte, daß ihr Sohn nicht glücklich war, daß er in seinem Herzen einen harten Kampf auszusechten hatte. Sig mund klagte ja nie, wohl uni die Mutter nicht zu betrüben, aber seine frühere Heiterkeit war gänzlich gewichen und an ihre Stelle war ei» tiefer Ernst getreten. Mit ihrer Schwiegertochter verkehrte Frau Linde gar nicht. Die Beide» vermieden es, fich zu begegne»; Hilda .nachte nie de«. Versuch, die alte Dame zu ver söhnen oder ihr häßliches Betragen zu entschuldigen. Und Sigmunds Mutter wartete ans ein gutes Wort. Sie hätte so gern ihre«« kleinen Enkel einmal ans Herz gedrückt. Sic sah ihn immer nur von weitem, wen» die Wärterin das Kind ins Freie trug. Dan» schaute sie stets so sehnsüchtig nach dem kleine««, nnintercn Kerlchen hin und dachte zurück an die glückliche Zeit, da ihr Sigmund ei» so kleiner Junge ivar. Eines Abends, als das junge Ehepaar eine Einladung von Bekannten erhalte«« hatte, oa konnte die alte Dame ihre Sehnsucht nicht länger bezwingen. „Geh' hinüber, Eva," bat sie erregt — sie hatte auf de» innige«« Wunsch des Mädchens das „Lu" bcibchaltei«, — „und hole mir den kleine«« Kerl aus ein Stündchen herüber. Ich hätte ihn doch gar zu gern bei mir, »nd jetzt bist Du sicher, Niemanden als die Dienstboten zu treffen. Sigmund ist mit seiner Frau fort. Mein Sohn sagte mir heute, er ginge nicht gern, weil das Kind nicht ganz wohl sei, doch darauf nimmt Hilda ja keine Rücksicht. Wenn sie sich einmal vorgcnonunen hat, fortzngchcn, dann hält sic nichts zurück. Ich sorge mich, daß dem Kleinen etwas zustoßen könnte; die Dienstboten sind doch so unzuverlässig. Weiß Gott, mein guter Imme hätte eine bessere Fra» verdient! Stets setzt sic ihren Wille» durch. Tut er nicht, was sie habe«« will, dann hetzt sie ihm ihre Mutter auf den Hals." Es war das erste Mal, daß die bekümmerte Mutter sich in dieser Weise über Hilda ausfprach. Eva hörte die tiefe Bitterkeit aus den Worte«« und das Herz tat ihr weh. Sie hatte längst geahnt, daß Sigmund nicht glücklich war. Zögernd ging Eva, nachdem ihr Frau Linde noch ei» dickes, wollenes Tuch cingehändigt und ihr be deutet hatte, sie möchte das Kind sorgsam hineinwickcln. Hilda vermied es seit ihrer Verheiratung beinahe auffällig, mit der ehemalige» Jugendfreundin zusammen zu treffe». Eva hatte ««ie eine Einladung zn einem Besuche erhalten, so kam es, daß sic jetzt zum ersten Mal die elegant eingerichtete Wohnung des jungen Paares betrat. Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich des junge«« Mädchens. Kein Mensch war zn sehen, und doch hatte man es unterlassen, die Haustüre zu schließe««. Im Flur brannte eine Lampe; lautlos huschte Eva Uber dicke Teppiche und warf einen scheuen Blick um sich. Ihr Herz pochte in mächtigen Schlägen, sie wäre am liebsten davongelaufen. Wie ei» Ein dringling kam sie sich vor. Rasch öffnete sie eine Türe und stand dann in einem völlig dunkle» Zimmer. „Ich hätte doch lieber nicht hergehcn sollen," murmelte sie, „wenn ich mir eine Ahnung hätte, wo das Kind ist." K'z-rlfftzuiig f.lg,)- -- Nachrichten des Kgl. Standesamtes Nabcnstci» vom 27. Mai bi» :«. J„ui IM»». Geburten: 1 Sohn dem Milchhändlcr Karl Ernst Weib in Nabenstein; dem Ncstanratcnr Friedrich Robert Schill in Rottluff. Tochter dem Kattsmann Paul Weiß in Raben stein; dem Tapezierer Paul Rudolf Giitter in Nabcnstein; 2 Töchter dem Elscnbohrer Robert Adolf Otto Lehmann in Nabcnstein. Eheaufaebvte: Keine. Eheschließungen: Der Streckenarbeiter Johann Hage mit Anna Helene Rieger, beide in Nabenstein. Sterbefälle: 1 Tochter des Bildhauers Max Richard Wolf in Nabcnstein, 15» Wochen alt. Zusa m m en: 6 Geburten und zwar 2 männl. und l weibl. — Eheanfgebot. 1 Eheschließung. 1 Sterbefall und zwar 1 weibl. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: 11—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgeb,»rtSanzeigen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheiibrand. Am 1. Sonntag <>. Min. den 5. J„„i c. vorn«. >/;9 Uhc Predigtgottesdicnst. Vorm. 11 Uhr Unter redung mit de» Jungfrauen. Parochie Rabenstein. Am 1. Sonntag p. Irin, den 5. Juni L. c. vorm. V-9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottcsdienst mit hl. Abendmahl. Dir für den 8. Juni nachmittags 4 Uhr anbcranmte Versteigerung eines Esels, sowie eines Landauers hat sich nochmals erledigt. Rabenstein, an« 3. Juni 1904. Der Gcmeindevorstand. I. A.; HrLnih, Vollstr.-Bcamter. Gilt Mbliertts Umn für 2 junge Herren während des Sommers zu miete» gesucht. Offert, u. 2. 20 i. d. Exp. d. Bl. 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