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Die Herren Gemcindevorständc wollen daher mit dem beginnende» Früh jahre nach diesen Richtungen hin in ihre» Orte» Nmscha» halten und die Ge neigtheit fast alter Hausbesitzer, nach überstandencm Winter kleine Wiederher stellungen, Verbesserungen und Verschönerungen an ihrem Besitztum vorznnehme», dazu benutzen, dort, wo dies wünschenswert erscheint, im Interesse eines durch gängig schmucken Gemeindcbildcs in Güte und verständigend nach Möglichkeit ans Beseitigung störender Ilnschönheitcn hinzuwirkcn. Die im amtshanptmannschaftlichcn Bezirke erscheinenden Lokalblätter werden ersucht, im redaktionellen Teile noch ausdrücklich ans diesen Erlast aufmerksam zu machen. Chemnitz, den 16. März 1904. Die Königliche AmtShanPtmniinschaft. De. Kallbauer. 5. Sitzung des Gemciuderats zu Siegmar. Gasthof Siegmar, am 11. März 1004 abends 8 Uhr. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Kling er. Nach Eröffnung der Sitzung nimmt inan von einigen geschäftlichen Mitteilungen Kenntnis und be richtet sodann der Herr Vorsitzende über die befriedigenden Actricbscrgcbnissc beim Gcmcindc-Elcktrizitätswcrk für den Monat Februar -i. c. Man beschlicht nachdem, die Sätze der seither ortsüb lichen Tagclöhnc gewöhnlicher Tagcarbcitcr auch für die Folge bciznbehaltcn und nimmt man sodann ablehnende Stellung gegen die geplante Gcmcindestclicr-Ncform. DcS weiteren findet ein Stcuer-Ncklamationsgesnch Berücksichtigung und wird gegen drei säumige Steuer zahler der Erlast des Schankstättcnvcrbots beschlossen. Das Gehaltszulagcgcsnch eines Sparkasscnbeaintcn findet Berücksichtigung. Hiernach gelange» verschiedene Angelegenheiten, das Wasserwerk betr., zur Erledigung. In Sachen des Rathausbanes ist Herr Architekt Hänichen in Dresden nnnmchr mit der Anfertigung der Bnnzcichnnngcn betraut worden, ebenso wird ihm gegen einen fcstnormicrtcn Gebührensatz die Oberauf sicht über de» Ban übertragen. Merkliches. Vabciiflci». Den 1i>. Juni d. I. vollenden sich 50 Jahre, dass unsere Kirche cingeweiht worden ist. Es wird dieser für unsere Kirchgemeinde so wichtiger Tag durch Kirchcnparadc und Fcstgottcsdiensi ausgezeichnet werden. Ausserdem beabsichtigte Herr Kirchschnllchrcr Schönhcrr an diesem Tag eine gröstcrc geistliche Musikaufsührnng zu veran stalten. Da aber der Sommer zur Abhaltung eines Kirchenkonzertes kein geeigneter Zeitpunkt ist, so soll das Konzert schon am Palmsonntage stattfindcn. Den Besnchcrn dieses Konzertes ist Gelegenheit ge geben, eine ausgezeichnete Altistin zu hören, Fräulein Liane Br i>Ua re-Berlin, die nni Januar lni Kaufmännischen Bcrcinshans im I I. Symphonie-Kon zert der städtischen Kapelle zn Chemnitz zum I.Malc anftrat. Die „Allgemeine Zeitung" berichtete danials über das Auftreten der Sängerin folgendes: Als Gesangssolistin trat Frl. Liane Brischare-Berlin MN ersten Male vor ein größeres Pnbliknm. Die Darbietungen, gcwift beeinträchtigt dnrch die beklemmende Angst deö ersten gröstcrcn Versuche», berechtigen zu grasten Hoffnungen, deren Erfüllung dnrch die vorzüglichen stimmlichen Mittel und den schon jetzt erlangten hohen Grad einer gediegenen Schulung ge währleistet wird. Das Organ der jugendlichen Sängerin ist ein weicher Alt von ausgesprochenem Charakter und selten grostem Umfang, klangschön und weittragend. Frl- Brischare verdankt ihre künstlerische Ausbildung Herrn Willy Merkel, dessen Künstlername in der musikalischen Welt einen guten Klang hat. und darf ans diese Führerschaft stolz sein, musttc man doch die Ucberzcugnng gewinnen, dast dieser Unterricht die schönen und reichen Gaben der Schülerin zu voller Entfaltung bringen wird. Die Auswahl der Lieder war vornehm und zugleich der be sonderen Veranlagung entsprechend geschickt getroffen: Schumann, Brahms, Schillings, Gricg. Straust. Besondere Freude hat mir die Auswahl und nicht minder die gelungene Durchführung des Liedes „Wir wundersam" aus Opus 2 von Max Schillings bereitet. Die Klavierbegleitung führte Herr Willy Merkel überaus feinsinnig, zart anschmiegcnd durch, ab und zu nur störend in der zn nachdrücklichen Unterstützung der Solistin. Frl. Brischare wird bestimmt in der musikalischen Welt nicht unbeachtet bleiben, und ich will hoffen, dast sie auch iu unseren Konzertsälcu heimisch wird. Der hiesige Kirchcnchor wird den 100. Psalm v. Mendelssohn (8stinimig), die Motette „Wie lieblich sind deine Wohnungen" v. M. Vogel und „O teures GotteSwort" v. Hauptmann zum Vortrag bringen. Orgcllompvsitioncn v. Rheinberger und Gust. Merkel werden die Gesänge umrahmen. Das Konzert wird Ni» 4 Uhr beginnen, Ende gegen V-6 Uhr. Der Reinertrag dieses Konzertes ist für die Krankenpflege bestimmt. Aus der Schule-für die Schule! Wir stehe» jetzt mitte» in der Prüfungs^cit, nicht in der, welche die großen Leute so schwer drückt, nein in der des kleinen Volkes in der Schule. In der viclgcglicdcrtcn Stadtschule wie in der einfacher a»s- gcstattctcn Landschule messen sich die Geister in heißem Ringen beim Examen. Das Examen ist eine alte, durch Ueberlicfcrung geheiligte Einrichtung. Es hat seine Freunde und seine Gegner. Der Freund hält die Examina für notwendig; denn sie geben Ausschluß über das Wissen und Können der Kinder, bringen den Lehrer in Verbindung mit den Eltern, erregen das Interesse der Eltern und der Gcmcindcglicder an der Schule, sporne» Lehrer und Schüler zn erhöhtem Eifer an und unterbrechen das Einerlei des schulischen All tagslebens. Die Gegner rufen: „Fort mit den Prüfungen; denn sie biete» nur Schein, nicht Wahr heit. Bei der Kürze der Zeit, bei Der durch die An wesenheit fremder Leute bedingten Befangenheit der Kinder, bei dem änßcrcn Aufputze derselben, bei dem Streben des Lehrers, mit seiner Klasse möglichst zu glänzen, muß ein ganz falsches Bild von der Schul arbeit und den Leistungen der Kinder entstehen." Jeden falls liegt in diese» Behauptungen manches Körnlein Wahrheit. Wohl mag auch hier und da noch manches im Argen liegen, aber die Prüfungen abschaffen, ohne etwas wirklich Besseres dafür cinznsctzcn, da wäre das Kind mit den, Bade ausgeschüttet. Bei zweck mäßiger Einrichtung und taktvoller Handhabung werden die Ostcrprüfungen, — die Inventur im Schultebcn, — manchen Nutzen bringen. Die Hauptsache ist aber bestimmt die, daß die Leute, für welche die Schule das Alltagsgcwand abgestreift und sich feierlich geschmückt hat, die Väter und Mütter auch in die Prüfungen konline», daß sie Lehrer und Schüler bei frischer, fröhlicher Arbeit sehen. Da wird das Urteil über den Lehrer sich oft znm Bessern wenden, das sich einseitig ans den einzelnen, vielleicht auch oft nicht ganz wahrheitsgetreuen Berichten des eigenen oder fremden Kindes gebildet hat. Neues Vertrauen erleichtert dann die gemeinsame Arbeit an: Erzichungswcrkc. Aber auch die gestrengen Väter der Gemeinde, welche oftmals die Schule nur als ein großes Loch anschcn, das den größten Teil der Gc- mcindcanlagen unwiederbringlich verschlingt, die Gc- meindcrats- und SchnlvorstandSmitglicder und alle die, welche sich sonst berufen fühlen, über die Schule zu urteilen, sic alle solle» zu den Ostcrprüfnngcn kommen. Sic sollen sehen, daß das viele Geld nicht wcggeworfcn ist, daß cS reiche Zinsen trägt zur Wohl fahrt der Gemeinde, daß dieses Geld der Jugend dient; denn der größte Schatz einer Gemeinde ist eine wohlgebildetc Jugend. Sie müsse» kommen und sehen, daß in der Schule mit Anspannung aller Kräfte gearbeitet wird, daß der Lehrer nicht ei» Mann ist, den die Gemeinde erhalten „nd.ernähren muß,-sondern ein pflichttreuer Beamter, der mit warmem Fühlen und geistiger Kraft Baustein ans Baustein fügt zum Bau der sittliche», geistigen nnd damit auch der materiellen Wohlfahrt der Kindcr- schar und zum zukünftigen Heile der Gemeinde. Parum ihr Mütter, ihr Väter, ihr Vertreter der Gemeinde, ihr berufenen und »ilverufenen Kritiker des Schulwesens komm, zu den chfler- prüfuugcn der Schule und zeigt dadurch, daß ihr cS in Herz und Sinn erfaßt habt, welch' hohe Bedeutung die Schule hat, nnd welcher Scgcnsstrom sich von Ihr aus in Stadt und Land ergießt. Sure Anwesen heit in den Vrüsungcn wird von Lehrern und Schülern dankbar begrüßt werden: denn he ist ein Mahflab mit dafür, wie hoch die Schule in «Lnrer Wertschätzung steht. Paul Rau. Rabl!,stein. Eine Schilderung der Entstehung nnd beschichte des Ortes Reichenbrand. Am 28. März 1004 werden es 650 Jahre, daß Reichenbrand das erste Mal urkundlich erwähnt wird. Es dürfte daher manchen interessieren, zu wissen, wie es hier in frühere» Zeiten ausacsche» hat nnd wer eigentlich die Begründer dieses Ortes waren. Wohl ist es nicht leicht, dies zu schildern, da man >» den seltensten Fällen Urkunden besitzt, die Aufschluß hier über gebe». Fehle» nun solche Zeugnisse der Vergangenheit, so ist dennoch eines bei jedem Dorfe in den allermeiste» Fälle» unverändert geblieben; das ist seine „Mark", das sind seine Fluren und deren Grenzen! Betrachtet man die Grenzen unseres Dorfes, so findet man im Westen Grüna nnd Mittelbach, im Süden Neukirchcn und Stelzendorf, im Osten Siegmar und im Norden Ravenstein. Es läßt sich leicht erkenne», daß diese Dörfer ziemlich zu einer Zeit angelegt worden sind. Wird also eines von ihnen recht früh erwähnt, so darf man daraus auch aufs Dasein der andere» mit Recht schließen. So werden denn in einem Steuerregister des Berg- klostcrs zu Chemnitz etwa um 1200 die Orte Stelzen- dors und Neukirchcn genannt. Man darf also sage», daß auch Reichenbrand um 1200 schon bestand und vor 1200 begründet worden ist. Aber durch wen und von wem? Es gibt ein altes Dokument von: 13. Dezember 1375, woraus hcrvorgcht, daß Reichenbrand politisch (ebenso wie seine Nachbarorte Siegmar, Nicderrabcn- stein und Grüna) zur Herrschaft Nabenstcin gehörte. Dieselbe bildete einen Bestandteil des PleißnerlandeS, welches Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) um 1157 eingerichtet hat; die Besitzer des Schlosses Nabenstcin, einer festen Wasserburg, nnd seiner Umgebung standen also direkt unter dem Kaiser und waren rcichsfrcie Edle, während ihre Herrschaft als ein Rcichslchn galt. Soviel man weiß, ist Nabenstcin seit seiner Gründung bis znm Jahre 1375 in den Händen der Edlen von Waldcnbcrg ljctzt Waldenburg) gewesen, deren Stamm schloß an der Mulde stand. Sic haben sich die feste Burg §» Nabenstcin errichtet nnd dnrch sie sind auch die Dörfer im Umkreise gegründet worden. Es sind Röhrsdorf, Löbenhain, Kandier (AmtSantcil), Plcißa, Grüna, Mittelbach, Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Schönau, Rottluff, Nicdcrrabenstcin, Kavpcl und Helbersdorf. Betrachten wir verschiedene Namen dieser Dörfer näher, wie Siegmar, Rottluff, Löbenhain, Helbersdorf nnd Kändlcr, so stellen sic sich als fränkisch heraus, und wir wissen, von welchen Leuten diese Dörfer gegründet wurden. Fränkische Bauern sind cs gewesen, die den dichten Forst rodeten; der Rabcn- sleincr Wald hat sich vordem bis an das Tal des Kappclbaches ausgedehnt und die Stätte!: von Rcichcn- brand nnd Grüna bedeckt. Allein wer hat die Anlage dieser beiden Dörfer geleitet? In jener alten Urkunde vom Jahre >375 werden u. a. auch drei Ritter erwähnt; das waren die Bnrgmanncn des Schlosses Nabenstcin, welche das selbe in den Zeiten der Gefahr mit ihren Knechten zu verteidigen hatten. Für diese Verpflichtung hatte sic der Schloßhcrr mit einem Bnrglchn anSgeslatlet; einer von ihnen besaß also ein Allod, d. h. ein Rittergut in Reichenbrand, und die Bauern daselbst sowie ein Teil der Bauern zn Grüna unterstanden ihm. Die ersten Ritter nannten sich „nach dem Dorfe", wo sic wohnten. Dasselbe heißt >375 „Reichenbrand" nnd 1263 „znm Brande". Letzterer Name ist der ursprüng liche ; denn 1254, am 23. Mürz, werden als Zeugen bei einer Verhandlung die Vasallen des Edlen Hugo von Waldcnbcrg, die Ritter Rudolf »nd Konrad von Brand (6e Urämie), aufgcführt. Ihre Vorfahren waren cS wohl auch, die im Aufträge ihres Lehnsherrn die fränkischen Bauern zn Reichenbrand und Grüna ansetzten. Wie aber kam der erstcre Ort zu seinem Namen? Er zeigt uns, daß die ersten Ansiedler an der Stelle ihrer Niederlassung Waldwirtschaft getrieben haben, d. h. Kohlenbrennerei; daher rührt der Name „zum Brande". Späterhin, als sich die Waldwirt schaft recht ergiebig zeigte, hieß es „zum reichen (mittel hochdeutsch : riehen) Brande." (gory'etzmin folg». Nachrichten dcSK.StandcsamtcS zu Rcichc»l>ra»d vom 12. bis IX Mär, null. Geburten: Dem Gutsbesitzer Ernst Richard Reichet in Reichenbrand 1 Mädchen; dein Fabrikarbeiter Friedrich Oswald Fritzsche in Reichenbrand I Mädchen; dem Bangc- schästSinhabcr Max Oskar Strunz in Reichenbrand 1 Mäd chen; dem Strumpfwirker August Friedrich Rentiert in Reichenbrand l Knabe. Aufgebote: Vakat. Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: Der Kutscher Karl Wilhelm Bretschneider in Reichenbrand, 7b Jahre alt; der Handelsmann Albin Bruno Buschmann in Reichenbrand, 2!» Fahre alt; die Gärtnerei- besitzerSehefran Auguste Charlotte Wilhelmine Dietrich gcb. Meckel in Reichenbrand, 47 Jahre alt; Emilie Martha Weift in Siegniar, 34 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Nabenstcin vom »2. bis IX Mär, IUI>I. Geburten : 1 Sohn dem Schlosser Georg Arthur Meyer in Rabenstein. 1 Tochter dem Former Karl Ernst Büttner in Rabenstcin; hierzu noch ein unehelich geborener Knabe in Ravenstein. Eheaufgebote: Der Lokomotivführer Gustav Friedrich Prüfer in Zwickau mit Elsa Martha Bcrthold in Raben stein; der Kupferschmied Richard Syrbe in Chcmnitz-Altendorf mit Klara Lina Quellmalz in Nabenstcin; der Fuhrwerks- besitzer Hermann Otto Kluge mit Marie Lina Bauer, beide in Rottluff wohnhaft; der Vorarbeiter Carl Ernst Max Heidrich mit Alma Milda Lohse, beide in Ravenstein wohnhaft. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Der Gartenbesitzer Albin Bernhard Wciftbach in Nabenstcin, 33 Jahre alt; l Sohn dem ans. Strickerei inhaber Friedrich Oswald Jungmann in Rabcnstein, 6 Mo nate alt- Zusammen: 3 Geburten und zwar 2 männl. und l weibl. 4 Ebeaufpebote. — Eheschließung. 2 Sterbefälle und zwar 2 mäunl. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Indien den 20. März .1. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottcsdienst. Nach der Predigt Prüfung der Konfirmanden. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Judica den 20. März 2. c. vorm. 9 Uhr Prüfung der Konfirmanden. — >/,2 Uhr Predigtgottesdienst.