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Mannschaft zur Genehmigung cinzurcichen. Hierbei wird der Entwurf zu einem mit Herr» Junghänel abzuschließende» Pachtverträge genehmigt. !>. Gegen 2 böswillige Stcucrrestanten wird das Schankstättcnvcrbot ausgesprochen. <i. Es wird Kenntnis genommen von der Anstellung einer interimistischen Hebamme. Sitzung vom 6. September 1904. Als einziger Gegenstand gelangt der Antrag des Vcrfassnngs- and Bauausschuffcs, die Uebcrnahme einer in Privathänden befindliche» Wasserleitung auf die Gemeinde betr., zur Beratung. Durch die der Gemeinde bczngl. der Uebcrnahme gestellten Bedingungen, welche vom Gemeindcratc als unbillige und nnannchmbare bezeichnet werden mutzten, war die Sitzung eine überaus erregte; schließlich wurde beschlossen, die erforderlichen Matznahme» zu treffe», daß die Wasserleitung für die Gemeinde übernommen werde» kann. Sitzung des Gemeinderates zu Rabenstein am 6. September 1904. 1. wird von verschiedenen Eingängen Kenntnis genommen und hierbei beschlossen: ») die Aufstellung der Steuerrcgulieruttg hinsichtlich des zur Staatseisen- bahnlinic Liinbach-Wustcnbrand expropriierte» Areals anzuerkennen: b) den Gemcindevorstand zu einem vor läufigen Vertragsabschluß zu ermächtigen. 2. werde» die Auszahlungen von Kautionen für Straßen- und Rathansbau nach Vornahme einer Be sichtigung durch den Bauausschuß und Beseitigung etwa Vorgefundener Mängel beschlossen. 3. genehmigt man die Einlegung von Lcitungs- röhrcn in die Forststraßc unter Vorbehalt des Widerrufs. 4. werden 5 Bclcihungsgesuche nach den Vor schlägen des Sparkasscnausschuffes gutgcheißcn. 5. beschließt man, das im Entwurf vorgclcgte banrechtliche Ortsgesctz »ach längerer Beratung einer Kommission zur cingchende» Prüfung und Bericht erstattung zu überweisen. 6. finden über eine Beschwerde, Reklamationen und Erlaßgcsuche sach- und aktenmäßige Entschlie ßungen statt. Merkliches. Htabensteln. In der letzten Generalversammlung des Landesvereins für innere Mission in Dresden wurde auf Antrag des hiesigen Ort Sv ere'inA auch' diesem für die von ihm geleitete Krankenpflege in der Gemeinde ans der Bußtagskollektc eine einmalige Beihülfc von 8VO Mark bewilligt. Der Betrag, der nunmehr dem Ortsvcrein zugegangen ist, hat bei den beschränkten Mitteln, Uber welche der Verein ver fügt, eine weittragende Bedeutung. Diese Beihülfe bildet einen starke» Pfeiler, der wohl geeignet ist, das Werk der Nächstenliebe fest zu stützen zum Segen der armen Kranken, für welche cs geschaffen wurde, und von denen cs als eine große Wohltat auch empfunden wird. Der Fortbestand der Krankenpflege-Einrichtung ist darum wohl ein wünschenswertes Ziel, dessen eifrige Verfolgung sich der Ortsvcrein auch in Zukunft wird angelegen sein lassen. Hlavcnstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurde» im Monate August d. Js. 105, Einzahlungen im Betrage von 11719 Mk. 68 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 20 Rückzahlungen im Betrage von 2 075 Mk. 50 Ps. Eröffnet wurden 18 neue Konten, geschlossen 2 Konten. Zinsbar angelegt wurden 8142 Mk. — Pf. Die Gcsamtcinnahme betrug 11847 Mk. 70 Pf., die Gesamtausgabe 10217 Mk. 50 Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 5982 Mk. 18 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat August beziffert sich auf 22065 Mk. 26 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm, geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit verzinst und streng geheim behandelt. Am 1., 2. und 3. des Monats erfolgende Ein zahlungen werden voll verzinst. Ordnungsparteilicher Einwohnerverein zu Rabenstein. „Auf zum Waldfest nach den, Galgenbergc," das war die Losung, welche der Einwohncrvercin vor 8 Tage» an seine Mitglieder ausgegcbcn hatte, »nd siehe, der gestrenge Vater, die liebreiche Mutter, das muntere Kind, die anmntige Jungsrau, alle, alle wollten diesem Rufe frcudigst Folge leiste». — Welches Klage» und Bedauern unter den Alten, welches Murren unter den Jungen wurde laut, als am Sonntage just zur Mittagszeit jupiter pluvius der Negengott, des Himmels Schleusen öffnete und das zu andrer Stunde frcudigst begrüßte Naß erst zaghaft, dann immer „eindringlicher" zur dürstenden Erde niedersandte. O, du böser Rege», wieviel frohes Hoffen hast du vernichtet! Auch der Berichterstatter trauerte. Welch einen fulminanten Bericht hatte er bringen wollen. Wieviel schöne Phrasen hatte er sich zurechtgelegt. Wie wollte er schwärmen vom wunderbar blauen Herbsthimmcl, vom träumenden Wald und den, gespenstischen Tanze der Nebelgebilde auf den Wiesen im Tale, von dem wunder same». Farbensplelc des Laubes, vom furchtsamen Häslein, von dem durchs Geäst lugenden, neugierigen Reh, vom untergehendcn Glutball der Sonne und vom guten Monde, der so stille an de» Abcndwolkcn hnibnmmclt. Wie wollte er fesselnde Bilder bringe» von der sich schiebenden und drängenden, auf dem Platze am Genuß sich erfreuenden, hinter den Schranken am Zuschauen sich ergötzende», von der lachenden, schwatzenden, stinkenden, zuletzt in allgemeine Verzückung geratenden vieltausendköpfigen Menschenmenge. „Behüt dich Gott, cs wär zu schön gewesen." Doch sieh! Hast du eine Ahnung! Welche Ver wegenheit! Mitte» im strömende» Regen wandeln entschlossene Männer, wagemutige Frauen, der Regen schauer spottende Kinder hinaus nach dem Platze. Hinter ihnen ei» schwerbeladener Wage». Friedlich aneinandergeschmiegt liegen darauf viel runde Täßlein, gefüllt mit herrlichem Goldwasser, der Perle des Plcißbachtales. Neugierig aus wohlgefüllten Körbe» hcranslugendc, goldköpfigc Flaschen versprechen Göttcr- freudcn. Frischer Mut erfüllt die Herzen: „(Mt ci Sturm, gib! e» Sonnenschiin, Wie cs kommt, Ich füg' mich drein," so singt man und richtet sich häuslich ei» im grünen Waldrevier. „Mag niehn der Sturm, der Donner rollen, Wir wissen, was wir wollen" singt der andere beim Entkorken der Flasche echten Steinhägers. Welch' fröhliches Lachen, wenn ungebeten der rcgcnschwere Baum seine Tropfe» mit dem Götter trank mischte. Vor solchem Wagemut, mitten im Regen ein Wachsest z» begehen, weicht der Rcgen- gott mutig zurück wie der Russe vor dem Japaner. Die Schar der Fcstgästc mehrt sich. „Das erste Hundert ist überschritten," meldet der Statistiker des Vereins. „Kinder sind über 150 da." Das ist Sache. Und nun regiert die Freude. Welch' Lachen und Scherzen an den Tischen der Frauen und Männer. Wie herrlich erklingt der Sang der Hellen Kinderstimmen. Die prächtigen, schmetternden Weisen der Kapelle klingen durch de» Wald. Und das Echo bringt alle die Lieder der fröhlichen Sänger wieder. Man möchte gern bleiben, aber der vom Tale aussteigcnde Nebel inahnt zur Heimkehr und die Schatten der Nacht fülle» den Tann. Da, welche Uebcrraschung. Von bcfchlsgcübtcn Männern ist die Kinderschar in langer, langer Reihe ausgestellt.. 450 .vom Leiaustatterdeö Festes gespendete Lampions sind im Nu vergriffen. Viele Kinder gehen leer aus. Nun setzt sich der Zug in Bewegung. Voran die Kapelle, dann die vielköpfige Kindcrschar, dahinter die lange Reihe der Erwachsenen. So geht es bei Lichterglanz unter Sang und Klang durch den Wald ans die Straße. Wie eine feurige Schlange windet sich der lange Zug der Höhe zu. Da erwacht in den Alten ein lebendig Erinnern an die eigene Kindheit, und Scdanstimmung steigt empor wie einst in der ersten Zeit. Voller, immer voller klingt cs mächtig im Chor der dumpfen Männerstimmen, der sonoren Altstimme» der Frauen, der jubelnden Kinder, stimmen: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall". „Ich Hab' mich ergeben". „Deutschland, Deutschland über alles"! Das Waldfest ward zum Sedanfcst. So acht es im Jubel Hinein in den Ort. Die Kinder können sich genug tun mit Hurrarufe», und staunend schaut die ein dichtes Spalier bildende Zuschauermcnge zu beide» Seiten der Straße auf das schöne Schau spiel. Das ist wahres Leben, nichts Gesuchtes »nd Gemachtes. Im Börncrschen Garten gibt es ein neues Jubeln und Staune» unter der Kindcrschar, ein stilles Mitfrcuen unter de» Erwachsenen, die den Garten bis auf den letzte» Platz füllen. Ein Pracht, volles Feuerwerk mit großartigen Lichteffekten erfreut alle. Dan» zerstreut sich die Menge und wandert de» heimische» Penaten zu. „Du, Vater, das war aber heute sein, Wenns auch erst geregnet hat," sagt mein Kleinster beim Nachhausegehen. Und er hat Recht. Die Sühne des Fischers. Original-Erzählung von Ludwig Bliimck«. Ernst antwortete Jens: „Würde Dich durch meine Gegenwart gewiß nicht ärgern, wenn ich es nicht müßte. Aber mein Boot ist leider gestern etwas leck geworden, darum muß Ich feiern." „Sei nur nicht gleich immer böse, wenn ich ein Wort sage," erwiderte Ovc darauf. „Ich meine es nicht so schlimm. Will hzute Dein sauertöpfisches Gesicht nicht sehen, sei nun endlich wieder fröhlich mit den Fröhlichen." Aber das konnte Jens heute durchaus nicht. Trotz seiner Neue und trotz seines eifrigen Mühcns, seine quälende Schuld zu sühnen, trotzdem er sich so klein und so gering fühlte, konnte er doch keine» Tadel von anderen Menschen als von seinen Eltern vertragen. Jeder kleinste Vorwurf kränkte ihn bitter. Da kam zugleich mit Lunds der alte Steffen, gefolgt von seinem schmucken, städtisch gekleideten Lateinschüler. Diesem leider etwas verhätschelten Burschen wurde es bald langweilig unter all den Erwachsenen, er schlich unvermerkt aus der engen Stube und eilte an die See, um sich dort im Hellen Sonnenschein zu tummeln und sich der goldene» Freiheit, die er solange entbehrt hatte, zu freuen. Einige Knaben aus dem Dorfe gesellte» sich ihm zu »nd hörten mit Verwunderung seine Erlebnisse in der Stadt an. Nachdem der kleine Prahlhans, der sich den schlichten Torfknaben natürlich weit überlegen fühlte, mit allerlei anderen Künsten geprahlt hatte, behauptete er auch, schon gerade so gut segeln zu könne» wie ein Fischer. Als das von den anderen bezweifelt wurde, wollte er sofort den Beweis liefern, indem er sich anschickte, auf Jens Olufscns Schiff, das dort stand, hinauszusegeln. In seinem Unverstand beachtete der Junge das Wasser garnicht, das in das Schiffchen cingcdrunge» war, er suchte es mittels der Schippe hinanSzuschaften, spannte die Segel, setzte sich selbstbewußt ans Steuer und ließ das Fahrzeug von den anderen Knaben abstoßen. Nun trieb cs schnell über die unruhigen Wellen dahin. „Seht Ihr, daß ich cs verstehe?" fragte Nis, vor Vergnügen i» die Hände klatschend. Doch aus einmal verstummte sein heiteres Lachen. Er wurde nämlich inne, daß das Schiss sich doch nicht bei dem Wellenschläge so leicht lenken ließ, wie er geglaubt. Und — was war das? Da drang ja unablässig Wasser am Rande herein! Mit dem Mut des kleinen Wagehalses war es zu Ende. Er schrie ans Leibeskräften um Hilfe. Einige der Knabe» brachen in ein schallendes Hohngclächter ans, andere verständigere aber, welche den Ernst der Sache erkannten, eilten schnell davon, um Leute herbei zu rufen. Einer eilte direkt dem Dorfe zu, ein anderer zum Wirtshaus „Zum schnelle» Segel" und ein dritter, der cs wußte, daß Jens Olufsc» zu Hause war, stürzte in das FischcrhauS, in dem die Geburtstags äste i» fröhlicher Stimmung Kaffee tranken, und chrie: „Schnell zu Hilfe, Nis ist mit dem lecken Schiff davongcscgclt." Die Männer eilten ans Ufer. Arbeiter und Knechte vom Dorfe, die auf dem Felde das Schreie» des Knaben gehört, der Wirt vom „schnellen Segel" und noch andere mehr waren auch sofort zur Stelle. Alle sahen klar und deutlich die Gefahr. „BarmherzigcrHinnncl," jannncrtc der alte Steffen, sich mit den Fäuste» verzweifelt an die Stirn schlagend, „nimm mir nicht das Letzte. Mein Kind, mein Kind! Ist kein Boot, keine Jolle aufzutreibcn?" Nirgend war ein Fahrzeug, sämtliche Fischer waren hinausgcfahrcn. Immer gellender, immer verzweifelter wurden des Knaben Hilferufe, immer mehr füllte sich das Schiff mit Wasser, bald mußte cs versinken. „Wagt niemand hinauszuschwinnnen?" fragte der alte Steffen jetzt mit lauter Stimme. „Wer rettet mein Kind? Tausend Kronen dem Retter!" Die Leute vom Dorfe sahen sich an, schüttelten die Köpfe und sagten: „Es ist unmöglich, soweit hinauszu- schwimmcn." Auch der kühne Ovc Outzcn, dem für tapfere Nettungswerkc in jüngeren Jahre» zwei goldene Medaillen verliehen waren, sagte: „Nur Gott der Herr kann helfen, Mcnschcnhilfc ist unmöglich." Der selben Ansicht waren alle anderen Männer ebenfalls. Aber je verzweifelter des Knaben Hilferufe wurden, je lauter rief der alte Steffen: „Rettet mein Kind, rettet mein Kind, mein halbes Vermögen verspreche ich dem Retter." Ob nun auch alle andere» Männer meinten, daß menschliche Hilfe unmöglich sei, einer glaubte es nicht. Das war Jens, der in furchtbarer Erregung das Schauspiel ansah, das sich dort auf den Wogen ab spielte. „Jetzt hat die Stunde geschlagen, wo Du Deine Schuld sühnen.kannst," sprach es in ihm. „Jetzt beweise, daß Du wirkliche Reue empfindest. Wage Dein Lebe» in Gottes Namen." Mit scharfem Blick maß er die Entfernung, seine Lippen öffneten sich zu einem kurzen Gebet, dann trat er plötzlich aus der Mcnschenschaar hervor, warf Stiefel und Jacke ab und rief mit weithin vernehm barer Stimme: „Seht, Ihr Leute, hier steht ein Mann, der Eurer Achtung unwürdig ist. Ich bin es, der Steffen bestahl. Ich habe mir eine schwere Sorge ausgcbürdet, Paulsen soll Euch alles erzählen. Jetzt will ich beweisen, daß ich Neue empfinde." Ehe noch jemand diese Worte begriff und ehe jemand ihn zurückznhalten vermochte, hatte Jens sich schon in die Wogen gestürzt und schwamm davon, dem sinkenden Schiffe zu. Die Leute sahen sich fragend an. Was waren das für Worte, welch ein überraschendes Bekenntnis? In atemloser Spannung schaute man dem ver wegenen Manne nach. „Er hat seinen Verstand verloren, er ist unsinnig," sagte Lund. „Ein Dieb, der JenS ein Dieb!" rief Ove Outzen. Hanstne, die mit Frau Olufsen auch am Strande stand, suchte Halt an ihres Vaters Arm, um nicht