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„Das wäre abgemacht!" sagte Lothar, etwas später bei seiner Matter cintrctcad. „Ich habe den Alten da drüben ein Märchen erzählt, non ihrer verstorbene» Lisbcth, von meiner heimlichen Liebe, und wie sic inir ihre Kinder an- vertrantc. Ich sage Dir, Mama, die Fran Verwalterin zerfloss in Tränen; ich glanbe, ich habe meinen Berns ver fehlt, hätte eigentlich Schauspieler werden sollen! Mit solch einem Talent hätte ich sicher Karriere gemacht, und zwar sehr rasch." Die Frau Präsidentin blickte sehr ernst. „lind wen» die heimlich durchgcgangene Tochter eines schönen Tages reumütig zurückkehrt — wus dann?" fragte sic, einen forschenden Blick auf den Sohn werfend. „Aber cs fällt ihr ja gar nicht ein." „Weiht Du das so bestimmt?" „Jawohl, Mama!" „Aber so erkläre doch!" „Mutter," sagte Lothar, ganz nahe hcrantretend, „kannst Du mich in, Ernst für so — unklug halte», zu sagen, die Tochter des Verwalters wäre gestorben, wenn die Möglich keit vorläge, dieselbe könnte noch einmal zurückkchrcn? Na, da sähe ich schön in der Tinte! Nein, das glaubst Du doch selbst nicht! Lisbeth wird nie wiedcrkomincn, denn sie ist wirklich tot! Darin wenigstens habe ich nicht ge logen." „Du sagtest mir ja gar nichts davon." „Ich dachte doch nicht, dah Dich so etwas interessieren könnte. Ich erfuhr cs nur durch Zufall und hatte es bald wieder vergessen. Damals ahnte ich freilich nicht, dah mir die Sache von so grpßem Nutzen sein würde." „Ist das aber auch gewiss?" fragte die Präsidentin noch zweifelnd. „Ja, Mama, z» Deiner Beruhigung sollst Du erfahren, ich weih cs von Baron Rottncr, der reist ja das halbe Jahr in der weiten Welt umher, dabei traf er auch einmal die Lisbeth, die er flüchtig einmal hier gesehen, als sie noch bei ihre» Eltern lebte. Sic war schon krank, und später ersnhr er, dah sic gestorben sei." Die Frau Präsidentin lieh sich nur näheren Bericht er statten über die Verhandlungen mit dem Pcrwaltcr. „Gut, sehr gut," nickte sie mehrcrcmale. Vorläufig ist die Gefahr beseitigt, das weitere findet sich. Es heiht eben klug und vorsichtig sein." „Aber jetzt gehe hinüber, Mama," drängte Lothar, „und sage meiner Braut, mir wäre nicht ganz wohl, ich würde aber später den Tee drüben einnehmen, für jetzt möge sie mich entschuldige», ich müsse frische Luft schöpfen.'' ix. Die Nacht war schon hcreingebrochc», als der leichte Jagdwagcn am Hinteren Parktore hielt. Lothar, der heute ohne jede Begleitung, selbst ohne Kutscher gefahren war, sprang vom vorderen Sitz herunter und half die beiden Kinder, die mit groben, erstaunte» Augen all das Neue ringsumher betrachteten, ans dem Wagen Pelun., Lau-Bctll^.du-deu, Augenblick kanm erwarten konnte, wo sie die „Enkel" ans Herz drücken durfte, kam eilig herbei, um sich derselben zu bemächtigen, während Trantinan» de» Koffer vom Kutscher sitz hcrnnternahm. Lothar hatte schon vorsichtshalber alles Gepäck, das die Kinder mit sich führten, sorgfältigst durch sucht, ob cs nicht enthielt, das ihm zum Verräter werden konnte. Doch cs befanden sich in dem Koffer, den ein starker Lcdcrricmcn zusammcnhiclt, nur Kleider, Wäsche, Schuhe und Sonstiges, zwei Schachteln bargen Hüte und Mützen. Weiter nichts, kein Bild, kein Stückchen Papier, kein beschriebenes Blatt. Fran Betty, die das kleine Mädchen an der Hand führte, ging voran, Lothar folgte mit dem Knaben, aus dem schlechterdings kein Wörtchen herausznbringen war. Er verzog das Möndchen und weinte. „Wie heiht Du denn?" fragte Frau Trautman» das Kind. „Erika", antwortete dieses rasch, „und mein Brüderchen heiht Rcinhold, er kanns aber nicht sagen." „So, und Deine Mutter hich Lisbeth, gelt Erika?" Lothar, der diese Frage gehört, fühlte, wie ihm eitle Blntwcllc in das Gesicht stieg. „Diese alberne Fragerei," murmelte er, da werde ich freilich nicht viel zu tun bekommet,." „Meine Mutter?" machte das Kind erstaunt, „meine Mutter hich garnicht Lisbeth." „O doch — doch, besinne Dich nur, Du weiht das eben nicht," mischte sich Lothar ein. „Meine Mutter hich nicht Lisbeth," bcharrtc die Kleine. „Nun freilich, wie soll sie denn geheißen haben?" „Meine Mutter hich doch Mama!" Alle lachte» über die drollige.Kleine, Lothar atmete ans. „Ich bitte Sie, die Kinder nicht mit vielen Fragen zu quälen," sagte er gepresst, „ich werde Ihnen noch mancherlei erzählen, dle Kleinen sind müde." Man war indes in dem hell erleuchteten Wohnzimmer angckonnnen, Frau Trantinann betrachtete die reizenden Gcsichtchcn der Kinder mit forschenden Blicken. „Ich weih nicht," sagte sie seufzend, „die Kinder habet, auch nicht eine» Zug von meiner seligen Lisbcth an sich. Merkwürdig, was das Mädchen da für schöne blaue Augen hat, gerade wie Vergißmeinnicht, und Lisbeth hatte so dunkle. Die Mädchen gleichen gewöhnlich der Mutter." „Ach was," meinte Trautmann gntmütig, „die Lisbcth glich Dir doch auch nicht, Alte, im Gegenteil, sic sah mir ähnlich, so wird cs auch hier sc!»." Frau Betty verglich nun schweigend die Gesichter der Kinder mit dem des Gatten, dann schüttelte sie den Kopf: „Nein, von Dir haben sie auch keinen Zug. Wenn ich nur wüsste, an wen mich das kleine Mädel da erinnert," fuhr sie sinnend fort, „diese blonden, krausen Haare, und vor allen, diese Augen — —" „Ach, darüber zerbrechen Sie sich nur nicht den Kopf," lächelte Lothar, „so etwas täuscht oft sehr." Das kleine Mädchen, das eine quecksilberne Natur zu haben schien, lief unterdes von einem Gegenstand zu», andern, und »ntcrzog alles einer genauen Besichtigung. Die Goldfische in de», groben Aquarium, die Kanarienvögel, denen Erika das „Piep, Piep" sogleich nachahnitc, die Blume» auf dem Fensterbrett, eine grobe Schmcttcrlings- sammlung, alles erregte ihre Bewunderung und ihr Interesse. Doch als ihr Fran Betty eine allerdings alte, aber doch ziemlich gut erhaltene, noch von Lisbcth hcrstannnendc Puppe hinhiclt, „ahn, sic dieselbe und schlenkerte sic heftig auf den Boden. „Die ist häßlich, die mag ich nicht," ries sie dabei, und trat mit den, Fuße darauf. „Aha," meinte der Verwalter lächelnd, indem er sich »ach seiner verdutzt dreinschaucnden Frau umwände, „Di, findest keine Aehnlichkeit mit Lisbeth an dem Kinde? Den Trotz scheint es aber doch geerbt zu haben, gerade so machte es Lisbcth!" „Darf ich mir eine Blume nehmen?" fragte das kleine Mädchen in diesen, Augenblick, das Händchen verlangend »ach den roten Tulpen ausstrcckcnd. „Nein, die darf man nickst abbrcchen," sagte Trant- mann rasch, dem »in seine Lieblinge bange sei» mochte, „aber die sollst Du haben, mein Kind." Er nahm einige Blumen aus dem Strauße, der aus de», Tisch stand. Es waren allerdings mir frühe Wiesen blumen, Anemonen „nd Magarctciibluinchen. „Nein, nein, ich mag sie nicht, ich will die schöne rote dort haben," bcharrtc die Kleine eigensinnig. „So, jetzt bekommst Du gar keine!" Tränen des Zornes funkelten in den blauen Augen Erikas, sie ballte die Fäustchen »nd stampste mit den Füßen. „Na, das kann gut werden," sagte Trautmami, „das kleine trotzige Fräulein wird uns zu schaffen machen, fürchte ich." „Gib doch dem Kinde die Blumen," bat Fran Betty, die hcrzngetrctcn war und Erika ans den Arm nehmen wollte, was ihr freilich nicht gelang, da diese sich mit den Händen und Füße» sträubte. „Fängst Du schon wieder damit an?" fragte der sonst sehr gutmütige Gatte scharf. „Gerade so war cs mit der Lisbcth immer. Wenn sie eigensinnig war und ich ihr nicht „achgcbcn wollte, dann kamst D» und tatest ihr den Willen. Und was war das Ende? Sie hat immer ihren Eigensinn dnrchgeführt, sic war cs ja so gewöhnt. Hätten wir das Mädchen anbers erzogen, cs wäre nicht so gekommen! LiSbcth hätte uns nicht die Schande zugefügt, bei Nacht und Nebel aus den, Hanse zu laufen. Das sage ich Dir schon heute, Fran, bei diesen da — wird es anders gemacht, verlaß Dich darauf. Hätte ich nur früher gehandelt, wie es sich gehörte, dann wäre uns beiden viel Kuinmcr erspart geblieben! Daran warst Du schuld! Wenn mir Gott das Leben schenkt, daß ich bic Kinbcr noch erziehen kann, so hoffe ich an ihnen mehr Freude zu erleben, als an meiner eigenen Tochter!" Der kleine Knabe im blauen Sammetkittclcheii, der unter des still „nd ruhig auf einem Schemel gesessen und mit der von Erika verschmähten Puppe gespielt halte, verzog bei ,bcn,hkf!iLxtd.WWte„^Trat!stnaiins,stuiedr;rmn.daL.Ptü,WLcu- »nd brach in bitterliches Weinen ans. Sogleich eilte Fran Betty ans ihn zu, „ahn, ihn ans den Arni und drückic ihn innig an die Brust. „Nein, nein, Du sollst nicht weinen, mein Jungchen, nicht weinen," sagte sic tröstend, „still, still, Dein Großvater ist ein Barbar, der gleich am ersten Tage zankt und schreit! Er mcints garnicht so, Dir soll nichts geschehen, mein Kindchen, da sind wir auch noch da!" Sie drohte dem Gatten mit dem Finger. Der Junge konnte zwar nicht verstehen, was man mit ihm sprach, aber er lieh sich sogleich beruhige» »nd lächelte, während ihm noch die Tränen über die rundlichen Backen kugelten. „Rcinhold weint immer gleich," sagte Erika, und wandte sich verächtlich ab. Frau Betty hatte, nachdem Lothar gegangen war, ein hölzernes Gittcrbcttstellchen, daS auf den Speicher stand und einst ihrer Lisbcth gehört hatte, hcrbcigeschafft und mit de». Nötigen auSgcstattct. „Vorläufig mag cs genügen," sagte sie zu ihre». Manne, nachdem sic die Kinder zur Ruhe gebracht hatte. „Später wild inan noch etwas nachschaffen müssen. Es ist doch gut, daß wir uns etwas erspart haben, nicht wahr, Alter?" Sic machte sich daran, den Koffer ansznpackcn, um den Inhalt in die Kommode zu bergen. „Herrgott, was dachte sich die Lisbeth nur?" äußerte sic ein für das andcrcmal. „So dum,»cs, fadenscheiniges, feines Zeug z» kaufen, das ist nicht praktisch — das hält aber doch garnichts — nein, und diese Strümpfchcn, alle zerrissen, cS ist kein einziges gutes dabei, die Hcmdchen, die Höschen, die Schürze», alles schlecht, miserabel, „nd wie das hier geflickt ist! — aber Lisbcth konnte doch besser mit de». Stopfe» »mgchcn? Ich begreife bas garnicht! Wie hielt sie zn Hanse doch immer auf Ordnung, »nd ihre Kinder habe» nicht einmal einen guten Strumpf anzuzichcn, da gibs viel Arbeit für mich! Arme, arme Lisbeth, wie schlecht muß cs Dir ergangen sein! Aber Deinen Kindern soll cs an nichts fehlen, für die will ich sorgen!" Frau Betty weinte still für sich hin, während sic die bunten Sachen, denen ein leiser, lieblicher Duft entströmte, in dem Schubfach ordnete. „Natürlich, Parfüm mußte sie doch haben, trotz all dem Elend," flüsterte sie dann wieder. „Hätte etwas Gescheiteres für das Geld kaufen können, freilich, sie wollte es immer bc» vornehmen Damen nachmachcn." Kopfschüttelnd kramte Fra» Betty weiter, dann entnahm sie den, Koffer ein zerknittertes, weißes, gesticktes Kleidchen mit rosa Bändern. „Es ist ja nett, aber viel zu teuer, wenn man so im Elend steckt. Den Firlefanz konnte sie sparen. Und kein Knopf ist daran, alle hcrausgeriffcn! — da stecken wirklich noch die Stecknadeln, die vermutlich die Knöpfe ersetzen mußten! O Lisbeth, das hätte ich nicht von Dir erwartet. So eine Schlamperei!" Die Kinder, die bekanntlich rasch vergessen lerne», hatten sich leicht cingcwöhnt in den, netten Hänschen. Erika war wie ein Jrrowisch, bald hier, bald dort. Oft kam sie mit zerrissenem Röckchen ans dem Garten, »nd die gute Groß mutter hatte gcrad genug zu tun mit den, Wildfang. Obwohl man cs der Kleinen streng verboten hatte, de» Park der gräflichen Herrschaft zu betreten, lief sie doch immer wieder dahin, wie sie überhaupt die Neigung an de» Tag legte, gerade das z» tun, was sic nicht sollte. „Gerade wie ihre Mutter," sagte Trantinann immer, „man muß bei Zeiten sorgen, daß man dem Kinde den Eigen sinn anstrcibt!" Aber ob sich der gute Alte auch »och so oft vornahni, einmal ganz energisch dazwischen zu fahren — er kam nie dazu. Ein Blick in das reizende Kinbergcsichtchcn mit de» „merkwürdigen" hellblauen Augen und den schwarzen Wimpern entwaffncte ihm stets. „Was sind das für Kinder?" fragte Graf Düren ein mal, als er, in seine», Rollstuhl sitzend, Erika beobachtete, tvc ihr Brüderchen an der Hand „ach sich zog, weil cs ihr nicht so schnell zn folgen vermochte. „Es sind die Enkel des Verwalters Trant,,,an»," antwortctc Lothar leichthin, konnte es aber nicht verhindern, daß ihm eine heiße Blutwclle in das Gesicht stieg. „Die Enkel?" fragte der Graf zurück. Er wandte das Auge nicht ab von den, kleinen Mädchen, dessen Helles Kleidchen bald hier, bald dort zwischen den, Gebüsch auf tauchte. Die blonden Locken, von einem blauen Band gehalten, flogen bei den raschen Bewegungen der Kleine» »in das gerötete Gesicht. „Wenn ich nicht irre, hatte Trautmann nur eine einzige Tochter, die eines Tages verschwunden war," sagte Graf Düren sinnend. „Ganz recht, — aber — diese Tochter ist gestorben wie die Leute sagen, und die Alten »ahmen die Enkel zu sich." Lothar wandte sich ab, offenbar hatte er nicht Lust, das Gespräch fortzusctzcn. Graf Düren seufzte tief und schmerzlich ans, er stützte den Kopf in die Hand, doch sagte er nichts, und horchte ans das Helle Jauchzen Erikas, das bis zu dem schweigsamen Manne drang, sodaß Lothar ärgerlich ans- snhr: „Wie oft habe ich schon befohlen, die Kinder nicht in den Park zu lassen, und doch geschieht cs immer wieder! Ich werde sofort Abhilfe schaffen." „Laß sic doch," wehrte der Graf. „Es ist ohnehin so still bei uns, — und ich sehe nicht ein, warum Du den Kleinen die Freude nicht gönnen willst. — Sieh nur — diese graziösen Bewegungen — das Mädchen gefällt mir." Lothar runzelte die Stirn, er nagte an seiner Unterlippe und nahm sich fest vor, der Sache erst recht ein Ende zu machen: die Kinder mußte,, entschieden fern gehalten werde». Doch cs war gerade, als ob sich seinen Befehlen eine geheime Macht entgegenstellen wollte. Mit dem ihrem Wesen eigenen Trotz benützte Erika jede Gelegenheit, in den Park zu lausen. Sic beachtete kein Gebot, sie war überhaupt sehr schwer zu leiten, wie sich Fra» Bctly seufzend cingcstand. Mit Strenge richtete inan bei ihr erst recht nichts aus, nur der Milde und Gute Mr pe znganglich. S,c bejäß'Me-we,a,rv ä,-ei,:- das stets Mitleid zeigte. Eines Tages — Bcatrice war nni, schon seit Wochen die Gattin Lothars — saß die junge Frau allein oben am See, und — sic wußte selbst nicht wie cS geschah — aber sie hatte so viel an längst verschwundene Zeiten denken müssen — wie cs früher stets so lebhaft in, Schlosse war, da man noch Besuche empfangen und erwidert hatte, wie oft frohes Lache» durch den Park schallt n. s. w. Jetzt war cs so still geworden, die Geselligkeit früherer Tage kannte man nicht mehr. Der Graf war ein verbitterter griesgrämiger Mann, der durch den Umstand, daß er sich nicht mehr frei bewegen konnte, immer trübseliger wnrde, und die Gräfin Luise ging ganz in der liebevollen Fürsorge um den Gatten ans. Ihr ganzes Streben gipfelte darin, ihm sei» Leide» weniger fühlbar werden zu lassen. Die Einsamkeit war ihr fast zn», Bedürfnis geworden. Sic hatte sich so daran gewöhnt, daß sie nicht einmal bei der Ver mählung Lothars Gäste in, Schlosse sehen mochte. Das große Unglück, das die Familie getroffen, warf „och im,»er seine Schatten ans das HanS. l Während Bcatrice über alles »achdachte, kam ihr „„bewusst das Heimallicd Siegfrieds ans die Lippen. Leise sang sie die schwermütige Weise: Gleich einer Mutter Kosewort- Wie Worte tiefer, ernster heilger Minne TöntS mir im Herzen immerfort: Traute Heimat sei gegrübt-" Bcatrice hatte nicht bemerkt, wie schon nach den erste» Worten ei» reizendes, erstauntes Kindcrgcsicht aus dem Gebüsch austauchtc, und wie zwei blaue Augen unbeweglich zu ihr herüberstarrtcn. Erika hatte, des Verbotes eingedenk, daß sie de» Park nicht anfsnchcn dürfe, bei», Hera,»iahe» Bcatrices rasch das grüne Persteck benützt, um sich zu ver bergen, sic hielt sich ganz mäuschenstill in der Hoffnung, Bcatrice werde sich bald wieder entfernen. Nun aber lockte sic das Lied hervor. In dem weißen Kleidchen, mit den blonden, heute fesscllos um das Gesicht hängenden Locken, einen Strauß Wiesenblumen in der kleinen Hand, sah das Kind aus wie eine Elfe. Erika rührte sich nicht. Sic horchte nur auf :ie Melodie, die ihr so bekannt erschien. Sic fühlte und wußte cs. dies Lied hatte schon »in ihre Wiege geklungen, sie hatte cS oft gehört, nur war cS ihr bisher nicht in den Sinn gekommen. Und bei diesen Tönen stieg das Bild des Vaters vor ihren Augen auf, und ein Gefühl, fast wie Heimweh, durchzog die kleine Brust. Bcatrice begann auch jetzt die zweite Strophe, dabei stiegen ihr ungewollt die Träne» in die Angen. Erika sprang herzu und legte der erschrockenen, jungen Fra» ihre» Straub in den Schoß. „Da," sagte sie, „das schenke ich Dir — aber warum weinst Du? Hast Du auch Dein Kleid zerrissen?" Bcatrice hatte sich gefaßt. Sic blickte überrascht in die treuherzig zu ihr ausgcschlagcncn blauen Kiiidcraugcn, und ein unnennbares Gejuhl bemächtigte sich ihrer. Sie halte