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Wochenblatt für Rkilheiibllttld, Siegmar, Neustadt und Ravenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obige» Gemeinden unentgeltlich vcrtheilt. ^2 FZ. Sonnabend, den 31. Dezember 1N04. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition iReichenbrand, Pelzmühlenstrage 47o>, sowie von den Herren I. O - bser, Barbier Kirsch in Reichenbrand, Buchhändler ClemcnSBahnerin Siegmar und Konfmnnn Emil Winter in Rabenstein entgegengenommcn und pro Ispailige CorpnSzeile mit lü Psg. berechnet. Für Inserate grShcre» Ilmsang» und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Bereitlbarung, bewilligt. j' Meu;clhi7. Nachdruck verboten. Lin neues Jahr zieht wieder in die Lande — Mas kringt's den Menschen, Sreude oder Leid! Bringt Aricdcn es nach langem Kricgesvrandc! Koch liegt's verhüllt inl dunklen Schoß der Zeit! — Laßt alles I-ragen drum an diesem Sage, AK Hess, ob trüb der Zukunft Stern uns blinkt, s And füllet, wenn Seim letzten v-lockenfchlage Zas alte Jahr zur Lwigkeit verlinkt, Zum Abschiedsgruße wohlgemut den Becher, Koch wurde Kerz und Heist uns ja nicht schwächer! — Laßt treu gedenkend uns zu jenen eilen, Zcnen der bitt're Sod das Auge brach, And die wir dann nach holdem Hlüchsverweilen Ainausgetragen zu dem Ariedhofshag. Sie alle, die wir liebend einst umfaßten, Die von uns nahm ei» trauriges Hcschick, Zie von dem kalten Sterbenshauch Verblaßten, Laßt jetzt vorübcrziehn an unsrem Mick, Als der vergangnen Zeiten düstre Boten, — Den ersten Becher den geliebten Solen! And nun zu ihnen, die zur Jahreswende Wir froh noch drücken könne» an das Kerz, Die schön vereint mit «ns bis an sein Lnde Heteilt des Lebens Jireude, Hlück und Schmerz. Wag sie uns Hott der Kerr noch lang erhallen Zi« Seuren alle in dem Vaterhaus And günstig ihre Zukunst fortgcstalten, Zrauf klings in die Silvesternacht hinaus: „Der zweite Becher gilt nach deutscher Weise Zaßeim den Lieben alD im trauten Kreise!" Doch wo der Liebe lichte Sterne winken, Darf niemals fehlen wahrer Ireundschaft Hlanz, Wie wir auch sahen Sag um Sag versinken In stetig buntem, wechselvossem San;, War's immerdar die rechte Areundeslreue, Zie höher schlagen ließ die Wänncrbrust And die im künst'gen Jahr uns auch auss neue Soll frisch umwehn in alter Lebenslust, Mie kehret Zwietracht ein in unsrer Witten, Zen wahren Zireunden weihen wir den dritten. ' So Hab' das dea.-Hc>rit: Aür alle Wensche» recht viel Areud' und Hlück Beschütz die Brüder uns im blul'gen Streite, And führe sie zur Keimst bald zurück! Zer Welt schenk' es den langersehnten Arieden, Ls sorg' dafür, daß durch kraftvolles Wüh'n Zem deutschen Reiche weiter sei veschieden Lin herrliches Hedeih'n und stetes Müh'», And fest umschließe es der Linh.it Bande — Zen letzten Becher unsrem Valerlande! Gefunden wurde in hiesiger Flur !I Hausschlnssci. Rcicheiibrand, am 30. Dezember 1904. Der Gemcindevorstand. Vogel. 2lin Jahresschlüsse. (Nachdruck verboteu.) Noch wenige Stunden und die alte Turmuhr hebt zum Schlage aus, um die zwölfte Miklcruachtsstunde und mit ihr den Beginn eines neuen Jahres zu ver lande». Hell tönt das Geläute der Glossen in die stille Mnleruachs hinaus, dem ollen Jahre de» lchlcn Abschicdsgruß nachrufcnd, und im trauten Familicnkreisc sind alle Glieder desselben vereint, um mit einem kräftigen „Prosit Neujahr" unter Hände- drüsscu und Beglückwünschungen in daS neue Jahr cnizutreten. Leichten Herzens sagt man dem alten Ade, neue Hoffnungen, die man aus die kommende Zeit setzt, schwellen die Brust höher denn je und doch wisse» so viele Menschen, welche heute aus der Höhe des Lebens wandeln, »och nicht, was ihnen alles Trübes und Schmerzliches im Schoße der nächsten Zukunst verborge» liegt. Auch jene, die heute gebückt von Kummer, Sorge und Leid in das neue Jahr schreite», ahnten bei Beginn des vorigen nicht, daß sic au der Bahre eines geliebten Toten, vor dem Ruine ihres Vermögens, vor schwerer langer Krankheit und vor Enttäuschungen der bittersten Art stehen würden. Wie ist in dem verflossenen Zeitcnraum über Nacht in so manchem Hanse an Stelle des dort weilenden Glückes plötzlich Schmerz und Kummer getreten, un geahnt und ungewollt! Schweres Leid brachte auch das alte Jahr der ganzen Welt, denn gleich nach seinem Beginn zog die wilde Furie des Krieges mit völkermordcndcm Blut vergießen im fernen Osten über die Mandschurei, wo sich heute noch Rußland und Japan unbeugsamer denn je in Waffen gcgenübcrstehen. Es bedurfte der größte» Anstrengung der Diplomatie aller Länder, daß aus diesem wilden Feuer nicht ein großer Wcltbrand ent stand und noch ist es nicht abzusehen, wie sich diese blutigen Dinge »och viel schlimmer gestalten können. Auch das deutsche Vaterland ist von schweren Schick- salsschlägc» nicht verschont geblieben, denn neben einer Mißernte durch Dürre und Wassersnot tobte seit Be ginn des alten Jahres in unserer südwcstafrikanischen Kolonie der Aufruhr, dem viele fleißige Landsleute mit ihren Familien und ihrem Eigentume durch die mordbrcnncnden schwarzen Banden zuui Opfer fielen. Nn» kämpfen schon seit Jahresfrist viele wackere deutsche Brüder in afrikanischer Sonncnglut, alle» Entbehrungen ausgesctzt, mutig für die Erhaltung des deutsche» Besitzstandes und mehr als der hinter listige» Feinde Kugeln hat der tückische Typhus so manchem tapferen Offizier und Soldaten für immer das Auge gebrochen. Deshalb wird heute am Jahres schluffe so manches Vater- und Muttcrherz im Geiste hinübereile» zn dem stillen Hügel im fremde» Lande, wo neben dem Kameraden gebettet der Stolz und die Freude ihres Lebens auf ewig schlummert, die Träne wird rinnen um den geliebten verlorenen Sohn! Mag diese Schwergeprüften trösten, daß er als Held für das Vaterland gestorben ist und daß sein Name mit ehernem Griffel auf de» Ruhmcsschild der deutschen Geschichte eingetragen ist. Jenen aber, die noch lebend drüben im harte» Kampfe stehen, klinge unser von Herzen gehender Neujahrswunsch hinüber, daß es ihnen gelingen möge, recht bald den Feind zu Boden zu werfen und daß ihnen in nicht zu langer Zeit strahlend der Stern des Friedens aufgche. Das ist den in Ostasien kämpfenden Völkern gleichfalls von Herzen zu wünschen, dem deutschen Vaterlande aber möge an der Hand seines erhabenen Kaisers auch im neuen Jahre eine friedliche Entwickelung für Handel, Industrie und Landwirtschaft blühe», zum Segen aller Karl Emmrich. Schichte» des Volkes! — Das sind die Gedanken, welche jedes trcudeutsche Herz am Sylvestcrabcnd bewegen! Mag das neue Jahr möglichst alle die Hoffnungen erfüllen, die aus dieses gesetzt werden, die Menschen vor Enttäuschungen bewahren und diesen aber auch mit Würde alles das trage» helfen, was ihnen als Schicksalsprüfung das Leben bestimmt hat. In diesem Sinne begrüßen wir frohbcwegt den letzte» Glockeuschlag im alten Jahre und rufe» freudig in die Welt hinaus: Ein recht gesundes und glückliches neues Jahr! w. N—cp. Original-Erzählung von Irene v. Hellmuth, iv. Fortsetzung! „Sorge also dafür", ermahnte Fräulein Salbach ihre Mutter, „daß sie morgen von mir möglichst ferngchaltcn wird, und ich garantiere für den Erfolg. Am Abend kannst Du Deine Tochter als Braut um armen. llcbrigens ei» sehr hübscher Junge, mein Hans. Ich bin mit Dir sehr zufrieden, daß Du mich hier her brachtest." Dabei küßte sie die Mutter flüchtig auf die Stirn. Die alle Dame fragte beklommen: Woher soll ich aber einen plausiblen Grund finden, um Anny zurückzuhalten? Ich kann sie doch nicht einschlicßcn?" „Das ist Deine Sache, Mama! Ich habe meinen Kops schon so voll Sorgen, daß ich mich nicht noch damit befassen kann. Uebrigens, wenn cs gar nicht anders geht, so laß ich mir die Arabella satteln und bitte Hans, daß er mich begleitet. So sind wir sicher ungestört, denn ein zweites Damenpscrd steht nicht im Stall." Da diese Idee die beste war, brachte Rita dieselbe am ander» Tag zur Ausführung. Anny stand am Fenster und sah zu, wie der Stallknecht die Arabella unten langsam auf uud ab führte. Er schien auf