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oder er nahm cs gar nicht wahr. Desto besser ver stand Frau Minna in dem holden Gesicht zu lesen, und sie war glücklich über ihre Entdeckung. Sie legte kein Gewicht aus Rang und Stand und Titel, ihr Sohn brauchte nicht nach Reichtum zu sehen bei der Wahl seiner Frau, nur glücklich sollte er werden, — ihr Einziger, so glücklich, wie er es verdiente. Eines Tages hatte Hans mit mehreren Kameraden einen Ausflug zu Pferde gemacht. Anny mußte zu Hause bleibe», weil sie solchen anstrengenden Touren nicht gewachsen war. Sie stand am Fenster des Wohnzimmers und blickte sinnend hinaus in die Land schaft. Hinter den fernen Bergen stieg drohend eine schwarze Wolkenwand empor, die mit unglaublicher Schnelligkeit näher zog. Ein heftiger Sturm bog die Aeste der Bäume rauschend nieder und binnen kurzer Zeit brach ein Gewitter los, wie Anny noch nie eins erlebt hatte. Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag folgte in ununterbrochener Reihe, von wolkenbruch artigem Regen und Hagel begleitet. Die Schloßen fielen so dicht, daß die ganze Straße davon bedeckt war. Anny preßte die Hand auf das pochende Herz. Eine namenlose Angst hatte sich ihrer bemächtigt. „Wenn Hans doch nur da wäre," sagte sic und bemühte sich vergebens, das Zittern ihrer Stimme zu bcmeister». Ilm keinen Preis wollte sie verraten, welche Qualen sie litt. Wenn dem heimlich Geliebte» etwas passierte? Sic sah ihn im Geiste auf den, scheu gewordenen Pferde dahinrasen, — sah ihn stürzen, — fallen — und blutend am Bode» liege». — Beinahe hätte sie einen Schrei ausgestoßen. „O Gott, schütze ihn," betete sie mit bleichen Lippen. Länger als eine Stunde tobte das Unwetter fort. Die Straße glich einem großen See, mehrere Aeste lagen gebrochen umher und noch immer rauschte der Regen hernieder. Anny war unfähig, ihre Angst und Sorge länger zu verbergen. „Hans wollte doch schon um drei Uhr zurück sein, Onkelchen," sagte sie zu dem, gemütlich seine Pfeife rauchende» Hausherrn, „nun ist cs bereits sechs Uhr und noch immer ist nichts von ihm zu sehen. Es wird ihm doch nichts zugestoben sein?" Der Angeredete »ahm mit langsamer Bedächtigkeit die Pfeife aus dem Munde. „Ei Kind, was sollte ihm wohl passieren?" meinte er gleichgiltig. „Aber lieber Onkel, ich begreife Dich wirklich nicht! Bei dem schreckliche» Wetter ist Dein Sohn draußen im Freien und Du bist so ruhig dabei?" „Ach was, ein richtiger Soldat muß mehr aus- basten können, als so ein paar Regentropfen und das bißchen Donnern und Blitzen. Wenn er erst mal mitten in einer Schlacht steht, kann man schon eher von einer Gefahr sprechen. Im Kriege albt es ganz Anderes zu bestehen und der Soldat muß doch stand halten. Davon hast Du allerdings keine Ahnung, Anny." Er schien sich zu weiden an der Angst des Mädchens, denn ein leises Lächeln spielte um seinen Mund. „Ach ja," seufzte dieses, „eS ist ein gefährlicher Stand, aber Gott sei Dank, daß vorläufig an einen Krieg nicht zu denken Ist, wie Onkel?" Der Gefragte zuckte die Achseln. „Je nun, wer kann daS wissen? Hans machte mir schon ein paar mal Andeutungen. Ich weiß eS gewiß, so ein richtiger Krieg wäre gerade nach seinem Geschmack, und blick er nicht der Mutter wegen hier, er wäre schon längst drüben in China und mitten drin in dem heißesten Ringen." Anny wandte dem Sprechenden mit jäher Be wegung ihr bleich gewordenes Gesicht zu. „Um Gotteswillen — Onkel, ist das Dein Ernst?" rief sie, und ihr Erschrecken mußte verraten, was sie empfand. „Mein völliger Ernst, Kind!" „lind Du — Du würdest es zugcben, daß Hans—." Anny konnte nicht weiter reden vor Herzklopfen. „Ja, Kind, ich würde es zugeben," sagte der Alte stolz, reckte sich zu seiner ganzen, stattlichen Höhe empor, trat neben die junge Dame und legte de» Arni um ihre Schultern, indem er fortfuhr: „Mein Sohn ist mit Leib und Seele Soldat, er begeistert sich für die edle Sache, und drüben ist ein furchtbarer Kampf entbrannt, der viele, unendlich viele Opfer fordern wird! Das Vaterland sendet seine mutigste» Söhne in diesen heilge» Kampf und ich würde mich sogar freuen, wenn mein Sohn zu diesen Edlen gehörte. Sein Leben für die Ehre des Baterlandes in die Schanzen zu schlagen, muß jeder wackere Soldat allezeit bereit sein. Ich würde Hans mit keinem Worte zuruck- halten und ich habe ihm daS bereits gesagt. Ich sah ein schönes, reines Feuer, das Feuer der Begeisterung in seinen Auge» lodern und ich habe dabei empfunden, was jeder Vater eines solchen Sohnes empfinden wird: berechtigten Stolz. Anny sah bewundernd zu dem alten Manne auf, der im stände war, seinen einzigen Sohn in den Krieg, in tausendfältige Gefahren ziehen zu lassen, ohne nur mit der Wimper zu zucken. Welch ungeheurer Opfer mut gehörte dazu! Die ganze Gestalt des alten Soldaten schien gewachsen zu sein, so groß und erhaben stand er vor dem jungen Mädchen. „Könnt' ich nur selbst mitziehen," sagte er, und seine brette Brust hob sich in einem tiefen Atemzuge, „ich wollte den Chinesen schon zeigen, was deutscher Mut und Tapferkeit vermag." Fortsetzung folgt. Nachrichten des S.Standesamtes zu Reichenbraad »»« S. »«» »1. November I»««. Geburt«,: Dem Geschirrsührer Max Emil UHIIg in Siegmar I Mädchen. Aufgebote - Der Kutscher Mar Emil Ebert in Schönau mit Lina Anna Müller in Reichenvrand. Stefchtteß»«!«»: Der Nadelmacher Karl Heinrich Schellcn- bera mit Ella Olga Hertel, beide in Reichenbrand. Eterbefillle: Dem Lehrer Heinrich Arthur Bauch In Reichen brand I Tochter, 8 Monate alt. grpeditieuozeit de» Standesamtes. Wochentag«: 8—12 Uhr vor«, und 2—8 Uhr nachm. Sonntag«: >/r>2-12 Uhr vorm. »ur zur Entgegennahme von Totgebnrtsauzetgeu. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstrin vom 4. bt« I». November I«>4. Gebürte»: 1 Sohn dem Handarbeiter Karl Otto Natzschka, I Tochter dem Handschuhsabrikant Max Hermann Hosmann, dem Handschuhstricker Karl Friedrich Scharf, sämtlich in Rabenstein wohnhaft. Hierzu l nnehelich geborener Knabe in Rabenstein. Eheaufgebot«: Der Fabrikarbeiter Max Alwin Petzold in Einsiedel mit Frieda Elsa Rebmann in Rabenstein. Der Packer Karl Ferdinand Schulze ln Ehenmitz mit Elise Lidd» Psass in Rottluff. Sbeschlteffuuue«: Der Fabrikarbeiter Georg Arthur Pester mit Elsa Fneda Rehm, beide in Rabenstein wohnhaft. Sterbefälle: 1 Tochter dem Kettcnarbelt-r Ernst Emil Jrni- scher, 1 Jahr alt, dem Brauereiböttchcr Max Eugen Ehrt, l> Monate alt, beide in Rabenstein wohnhaft. Zusammen: 1 Geburten und zwar 2 männl. und 2 weibl. 2 Eheauk^ebote. 2 Sterbesälle und zwar 2 weibl. Geschäftszeit. Wochentag«: 8—12 Uhr vorm, und 2—8 Uhr nachm. Sonntag«: 11—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgeburtsanzeigen. Kirchliche Nachrichten. Parochte Reichenbrand. Am 24. Sonntag p.llnn. den Ul. Novbr. a.c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Mittwoch den 16. Novbr. Bußtag: Vorm. 9 Uhr Predigtgottcsdicnst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte >/,9 Uhr. — Nachm. 5 Uhr Abeiidkonimnnio». Parochie Rabensteiu. Am 24. Sonntag p-Trin. den 13. Novbr.». c. vorm. 9 Uhr PredigtgotteSdicnst. Mittwoch den 16. Novbr. II. Bußtag: Vorm. /-9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit hl. Abendmahl. — 6 Uhr Abendkommuuion. Ar/r/'/ /vraacke/i, /vra/rckl/me/r unck Lakan/r/ea, n-e/c/le unL ru ume/r/' //or/iem? me? wex/nN/m Qexc/len-he/r, L/eemem- sc/emeeeH eenck //ocäree^a^eer /laäeer, raF«e n-ex äre?- ckeexrä ee/rze/ir aee/>ec/ek<Frke/l Oa/rt. ckee 6. /Vone-mäkx /S04. La?/ §o^o//o/rbs?A emck />aa. IltMl-iillWtMstW. Nähtische ,c.» fertigt in nur solider Ware VI». Ltl«l8t, Siegmar, am Bahnhof. Vognsv in sllon pf-eiglrgon, ßk. Samos ßß. Slolaga M. 1,30 M. 1,50 pr. klnscde ocler L Otter pr. klsscke ocler ä Otter empüeliit im LinrsI-Vvl'IlLuf Ktti«nA«„U»ol>»A lleukekö kvMelirsiwmi vorm»!, 6 nwer L Lowp. Wcrbenstein. Diejenigen jungen Mädchen, welche für den diesjährigen Aanaer-Nochlrlirtuz ausgenommen sind, wollen sich zu einer Besprechung bei Frau O»sssl>«Ir« einfinden, und zwar: Tageskursus den 14. November, °/«1 Uhr mittags, Abendkursus den IS. November, °/«l Uhr mittags. Wer so wenig Urteil hat, daß er gegen die Interessen seines eigenen Ortes und seiner Wählerschaft stimmt, der gehört nicht in den Kirchenvorstand! Deshalb wählt niemand anderes, wählt nur L«ut«, die auf den Ort Siegmar halten, nämlich. Herrn Friedensrichter Eduard Teubel ""b Herrn Fabrikant Max Lindner. «wer für «ielr. MW Mark Mi». Sächsische L»ttrrie°L»se zu haben bei lüonlr Kl'08801', Siegmar. t.«S« zur 147. 8. Sächs. LaudeS-Lotterie (Ziehung der 1. Klaffe 7. u. 8. 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