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Mutter sah den Sohn erst bei Tisch wieder, und da war er so wortkarg, daß sic es nicht wagte, das, was ihr am Herze» lag, zu berühren. Ohne Appetit löffelte er an der Suppe herum, er sah bleich und abgcfpaunt aus, hatte Kopfschmerzen und zog sich gleich nach Tische in sein Zimmer zurück. Die alte Frau schüttelte mehrmals den Kopf. Ihr war so bang, sic wußte selbst nicht, warum. Was war denn eigentlich geschehen? Das; Sigmund, wie andere junge Leute, auch einmal in Gesellschaft gegangen war, das; er gespielt hatte, deshalb brauchte man doch nicht gleich Schlimmes zu sürchtcn? Sic suchte sich durch allerlei Trostgrüude zu beruhigen, aber es wollte ihr nicht recht gelingen. Der Abend kam, ein trüber, regnerischer Abend. Klatschend schlugen die großen Tropfen ans Fenster, und auf der Straße hatten sich große Wasserpfützcn gebildet, so daß sic beinahe einem Sec glich. Sig mund achtete dessen kaum. Mit ein paar großen Schritte» stand er drüben vor dem Hanse, wo Eva wohnte. Seine Gedanken weilten den ganzen Tag bei ihr, doch hatte er sich nicht blicken lassen, — sic sollte es merken, wie sehr sic ihn beleidigt und gekrankt. Denn heute mußte sie ja zu Hanse sein; bei dem schlimmen Wetter konnte man nicht ansgchcn. Er hoffte bestimmt, sic würde ihn um Verzeihung bitten oder ihr Fernbleiben vom gestrigen Tag motivieren, und dann — dann wollte er ihr sagen, wie lieb er sie habe und wie cs werden sollte, später, tm eigenen Heim. Er malte sich dies alles in Gedanken aus; lächelnd dachte er daran, wie traut und heimlich cS sein würde, wenn Eva in ihrer zierlichen Weise alles ordnete, wenn er abends bei der süßen, kleinen Frau sitzen und ihr erzähle» konnte, was er tagsüber erlebt, wen» sic Teil nahm an seinem Streben und Schaffen. Unter solche» Gedanken langte er vor der Tür an. Im Flur brannte eine kleine Oellampe, die nur ein mattes Licht verbreitete. Ans dem Zimmer klang gedämpftes Sprechen. Wie unangenehm l Es schien Besuch da z» sei». Der Doktor stampfte leise mit dem Fülle aus. Sollte er umkehre»? Oder warten? — Plötzlich wurde von drinnen ein Geräusch vernehmbar, wie wenn man Stühle rückt, Sigmund hatte eben noch Zeit, sich im Schatten des Treppenaufgangs zu ver bergen; denn die Tür öffnete sich und eine hohe, schlanke MLnnergcstalt trat heraus, bei deren An blick cs dem jungen Doktor war, als hätte ihm jemand einen Fanstschlag versetzt. Er bemühte sich, scharf hinznsehen, - kein Zweifel, es war — Kloßmaun, derselbe, aus dessen Armen Sigmund erst kürzlich ein zitterndes, ängstliches Mädchen befreite. Und nun, — was bedeutete dies? Nun kam der, den Eva damals zu hassen schien, aus ihrer Wohnung! Heute schic» er weniger stürmisch z» sein, äußerlich wenigstens war davon nichts zu bemerken, den» er reichte Eva, die ihn bis znr Türe begleitete, die Hand, und sagte möglichst ruhig: „Ich danke für die er haltene Auskunft, ich werde mich daran erinnern, wenn ich nach Wolfcnstcin komme, was in etwa drei bis vier Wochen der Fall sein wird." Eva schien sich entfernen zu wollen, doch er hielt sie zurück. Sei» Ton hatte plötzlich eine leidenschaftliche Färbung angenommen, als er halblaut hinzufügtc: „Fräulein Eva, — ich muß leider sehr lange fort- blcibcn, lassen Sic mir wenigstens den Trost, daß Sie mich nicht ganz vergesse» werden!" — Es erfolgte keine Antwort. Sigmund, der Mühe hatte, sich zu beherrschen, sah nur noch, wie Kloßmaun die Hand des Mädchens, das allerdings zu wider streben schien, an seine Lippen zog und oann mit tiefer Verbeugung sich verabschiedete. Noch che cs dem Doktor möglich war, ein Wort an Eva zu richten, verschwand sic wieder in der Tür. Dieser Vorgang, so kurz er gewesen, versetzte den jungen Man» in ungeheure Aufregung. Eine durch Eifersucht veranlaßte Wut bemächtigte sich seiner. Er war sich kaum bewußt, was er tat. Stur das eine stand fest: Gewißheit mußte er jetzt haben — um jede» Preis. Aber wo sollte er die Wahrheit suchen? Bei Eva — oder bei jenen,, der eben fortging? Die Worte Hildas, die er gestern aufgefangen, brannten jetzt wie Feuer in seinen, Herzen. „Ich halte Eva für eine kleine Heuchlerin," hatte sie gesagt. Sollte das wahr sein? Heftig schüttelte er de» Kops bei diese», Gedanke». Wenn die unschuldigen, sanfte» Augen des Mäd chens ihn belogen hatten, wem konnte man dann »och glaube»? Wenn das süße Lächeln des kleinen Mundes, das ihr so entzückend stand, Heuchelei war, wo fand man dann Wahrheit? Es mußte sich alles anfkläre», und zwar „och heute. Sigmund stand und starrte noch immer in die trübe brennende Flurlampe. Er hörte draußen den Regen »icderklatschen und dachte, wie behaglich cs drinnen sei» müßte, in dem traulichen Stübchen, das der süße Duft blühender Veilchen durchzog. Eine ihm selbst unerklärliche Bangigkeit hatte sich seiner bemächtigt, er fürchtete jetzt beinahe, die Ent- fcheidunsi herbeizuführen, und doch war diese Un gewißheit nicht länger mehr zu ertrage». Entschlossen schritt er auf die Tür zu, als diese sich öffnete und — Eva heranstrat. Sic trug einen Krug in der Hand. Wie schön sie aussah in dem knappen, enganliegenden Hauskleid, das, so einfach es gearbeitet war, dennoch die herrliche, schlanke Figur erkennen ließ. Ei» leiser Schrei entfuhr ihre» Lippe», als sie den jungen Mann bemerkte. Es schien fast, als wankte die Gestalt des Mädchens, der Wasscrkrug entfiel den zitternden Fingern und zersprang in Scherben ans den Steinflicßen des Hausflurs. lFortseymia folg». Nachrichten des Ä.Standesamtes,;» Rcichenbrand vom tt. bis 15. Januar 1NN4. Geburten: Dem Klempnermeistcr Max Hugo Uhlmann in Siegmar 1 Knabe; dem Strumpfwirker Robert Moritz Ncubcrt in Reichenbrand 1 Knabe- Aufgebote: Vakat. Eheschließungen: Lakai. Sterbcfälle: Der ledigen Näherin ToSka Selma John in Rcichenbrand 1 Sohn, 18 Tage alt; der ledigen Dienstperson Lina Jda Hermsdorf in Rcichenbrand l Sohn. 3 Monate alt. LLpedilionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, nnd 2—6 Uhr nachm. Sonntags: '/212—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von TotgeburtSanzcigen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabcnstcin vom K. bis 15. Januar INN t. Geburten: I Sohn dem Bademeister Otto Hermann Löwe in Rabenstcin; dem Eil'cndreher Karl Emil Tröge! in Rabcn stcin; dem Kaufmann Ernst Paul Siegel in Rabenstein. 1 Tochter dem Bäckermeister Karl Friedrich Thalmann in Rabenstcin. Eheaufgebotc: Keine. Eheschließungen: Keine. Stcrbefälle: Der Kansmannslehrling Kurt Theodor Wolf in Rabenstein, 18 Jahre alt. Znsam m e n: -1 Geburten nnd zwar 3 männl. und l wcibl. — Ehcam'flebot. — Eheschließung. 1 Sterbefall und zwar 1 männl. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, nnd 2—6 Uhr nachm. Sonntags: 11—12 Uhr vorm, nur znr Entgegennahme von TotgeburtSanzcigen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Rcichenbrand. Am 2 Sonntag Lpiplm». den 17. Januar ->. c. vorm. !> Uhr Prcdigtgotlesdicnst. Parochic Rabcnstcin. An, 2. Sonntag p. Istüpwm. de» 17. Januar n. c. vor,». 9 Uhr Predigtgottesdienst. />. 77/7/e/// Fr'/7//7e/i -H/-//L///// ,-o// Kabe/mte/// «/ick 7////Fkb////F ece/Fe// ///7-/r////'<7i e/xek/e/m/ a/r, ckan m/> «/7 cke/n /. M///////' -904 c/cc //7////'/r' /// /?aüe/7Lke/T7, c//c >-o/L/<7„ck<F ///// /v//-»7e/7 ////ck ////' </,7 ckc/r /Vame// /,'////'/'/, »v>//, Mc/itu'Mc ^//r Seiv/>Kc7////7////F //be/no///me/r Z/aLe//. L, »'/>/Z ///////-/- -le/iZ/rüe// .8/7//, ckc/r ///m Z>eeZ//v///Z,'// 8/77; m/7 Lpe/ren ////ck Oet/m/r^e/7 a///c//,ca/7c/r. 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