Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. M 4. Sonnabend, den 27. September 1902. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition «Reichenbrand, Pelzmühlenstraße 47vH sowie von den Herren Barbier Bast in Reichenbrand und Clemens Bahner in Siegmar entgegengenommcn und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Am 30. September 1902 wird der II. Termin der diesjährigen Einkommensteuer fällig. Reichenbrand, am 26. September 1902. Der Gemeindevorstand. Woget. Gefunden wurde in hiesiger Flur ein Bund Schlüssel. Reichenbrand, am 26. September 1902. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Am 16. September 1902 wird der 3. Termin der diesjährigen Reüte fällig. Der unterzeichnete Gemeindevorstand macht solches mit dem Bemerken hierdurch bekannt, daß diese Steuer zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungs verfahrens bis zum SO. September u. e. au die hiesige Ortssteuereiunahme abzuführen ist. Reichenbrand, am 12. September 1902. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Der II. Termin diesjähriger Staatseinkommen-Stener ist am SO. Septbr. d. I. fällig und spätestens bis zum 20. Oktober n. o. bei Vermeidung des Mahn- und bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Mit diesem Termine wird gleichzeitig von den Handel- und Gewerbe treibenden, welche mit mehr als 600 Mk. gewerblichem Einkommen veranlagt sind, ein Beitrag für die Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz nach Höhe von 2 Pfennigen von jeder Mark desjenigen Steuersatzes erhoben, welcher auf das in Spalte d des Einkommensteuer-Kastasters eingestellte Einkommen ent fallen würde. Rabenfteiu, am 26. September 1902. Der Gemeindevorstand. Wiksdorf. Bekanntmachung. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der unterzeichnete Gemeinderath beschlossen hat, von jetzt ab zur Herbeiführung einer besseren Verbreitung der die Gemeindeverwaltung betreffenden Bekanntmachungen, sämmtliche ortsüblichen Bekanntmachungen außer dem Anschlag am Amtsbrette des Gemeindevorstandes noch in dem vom Buchdrucker Ernst Flick in Reichenbrand herausgegebenen Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein veröffentlichen zu lassen. Rabenstein, am 25. September 1902. Der Gemeinderath. Wilsdorf, Gemeindevorstand. Bokksbibliothek Rabenstein. Mit Eintritt der längeren Abende verfehlt die Verwaltung der Volks bibliothek nicht, auf deren Benutzung aufmerksam zu machen, umsomehr als die Bibliothek auch in diesem Jahre einen bedeutenden Zuwachs von mehreren Bänden vorzüglicher Reisewerke, Büchern geschichtlichen und er zählenden Inhalts, Jugendschriften re. erhalten hat, so daß die Bibliothek mit ihren jetzigen Beständen schon ziemlichen Ansprüchen zu genügen vermag. Bücher werden an hiesige Einwohner gegen Entrichtung der ganz geringen Leihgebühr von 2 Pfg. pro Band und Woche Mittwochs von Nachmittags 2 — 6 Uhr in der Gemeindeverwaltung, woselbst auch Bücherverzeichnisse ausliegen, abgegeben. Rabenstein, 10. September 1902. Die Biblivthekverwaltung. Zitrung 0« gmeinaerstbes ru kabenuem am 23. September 1902. 1. Das Schaukconcessionsgesuch des Badeanstalts besitzers Hermann Neubert hier wird der Königlichen Amtshauptmannschaft befürwortend einzuberichten beschlossen. 2. Das Gesuch des Schutzmanns undVollstreckungs- beamten Fuchs um Entlassung aus seinem hiesigen Dienstverhältniß per 15. Oktober a. c. und die bereits erfolgte Stellenausschreibnug wird genehmigt. Mit Auswahl der zur engeren Wahl vorzuschlagenden Be werber wird eine viergliedrige Kommission, bestehend aus den Herren Knauth, Karte, Kretzschmar und Barth, gewählt. 3. Die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung für sämmtliche Verwaltungs- und Miethräume des Rathhauses wird beschlossen und die Miethpreise der zu vermiethenden Wohnungen werden mit je 300 Mk. für die beiden Halbetageu, 150 Mk. für die rechte und 110 Mk. für die linke Dachgeschoß-Wohnung fest gesetzt, sodaß sich ein Gesammt-Miethertrag in Höhe von 860 Mk. ergiebt. Die Kosten für die elektrische Beleuchtung sollen versuchsweise auf 1 Jahr prozentual auf die Gemeinde und die Miether verthcilt und mit 40 Prozent von der Gemeinde und 60 Prozent von sämmtliche» Miethern getragen werden. 4. Bei der Wahl der Staats-Einkommensteuer- Eiuschätzungs-Kommission auf das Jahr 1903 gehen die Herren Reinhardt, Neubert, Knauth als Mitglieder und die Herren Barthel, Karte und Möbius als deren Stellvertreter als gewählt hervor. 5. Zur Jnpflichtnahme des Thierarztes Jahn in Limbach als wissenschaftlicher Fleischbeschauer für den Schaubezirk Rabenstein erklärt der Gemeinderath sein Einverstäudniß. 6. wird beschlossen, von jetzt ab sämmtliche orts üblichen Bekanntmachungen außer dem Anschlag am Amtsbrete des Gemeindevorstandes noch in dem vom Buchdrucker Flick in Reichenbrand herausgegebenen Wochenblatte zu veröffentlichen. 7. Zu der von Herrn Bertrand Stahringer u. Gen. hier angeregten Wasserleitungsfrage wird be schlossen, Herrn Stahringer zu bescheiden, daß der Gemeinderath ^zunächst nach dem Eingänge näherer Prosperitäts-Nachweise entgegensieht, im Uebrigen aber sich die Sicherung des in Frage kommenden Qnellcn- gebietes fortgesetzt angelegen sein lassen wird. 8. Zu dem im Sitzungszimmer aushängenden Bebauungsplan über das Areal zwischen der fiskali schen Limbacherstraße, der Industriebahn und der Flurgrenzen Rottluff und Siegmar erklärt der Ge- meiuderath bedingungsweise sein Einverständniß. 9. wird der derzeitige I. Gemeindeälteste, Herr Landtagsabgeordneter Eugen Merkel, dessen gegen wärtige Wahlperiode mit Ende des Jahres 1906 endet, in Würdigung seiner sich während seines über 20jährigen ununterbrochenen Wirkens im Gemeinde rath um die Entwickelung und das Wohl der Gemeinde erworbenen Verdienste und in Anerkennung seiner allgemeinen erfolgreichen Thätigkeit im öffent lichen Leben schon jetzt auf weitere 6 Jahre, d. i. auf die Zeit vom Jahre 1901 bis mit Ende 1912 zum I. Gemeindeältesten wiedergewählt. « (Nachdruck verboten.) Original-Roman von Irene v. Hellmuth. (1. Fortsetzung^ Die junge Dame warf schmollend die Lippen auf. „Das will ich auch nicht, meinetwegen mögen andere bis Mittag schlafen." Damit nickte sie dem ihr lächelnd nachschauenden Alten einen Gruß zu und wandte sich zum Gehen. ,,S' ist doch ein eigentümliches Geschöpf, die Lori," murmelte der Vater. „Während andere Mädchen in ihrem Alter sich freuen, wenn sie ein Stündchen länger schlafen können, steht sie mit dem frühesten auf und läuft ihm Walde herum." Er mochte etwas über fünfzig Jahre zählen; sein volles, rotes Gesicht strahlte förmlich, wenn er an sein geliebtes Töchterchen dachte, an dem er mit der zärtlichsten Liebe hing. „Du, Lori!" ries er dem Mädchen noch nach, „vergiß nur das Heimgehen nicht!" Lori, die den Ruf kaum gehört hatte, schritt auf sounigem Wieseupfade dahin, sorgsam jedem Blümchen ausweichend, damit es nicht zertreten werde; hie und da bückte sie sich, um einige Vergißmeinnicht zu pflücken. Tyras umkreiste in großen Sprüngen die Herrin, als freute auch er sich des herrlichen Morgens. Der Hund war ein selten schönes Tier, doch hatte er die eigentümliche Gewohnheit, daß er sich von niemand als Lori streicheln oder auch nur an fassen ließ. Jedem, der sich ihm näherte, zeigte er die Zähne und knurrte, wenn man ihm in der besten Absicht schmeicheln wollte. Das Tier war erst seit etwa einem Jahre in dem Besitz des Mädchens. Vorher hatte Tyras einer herumziehenden Gaukler baude gehört, die ihn vor einen schweren Karren gespannt hatte. Lori fühlte danials solches Mitleid mit dem gequälten Hund, daß ihr die Thränen in die Augen kamen. Sie wußte ihren Vater auch richtig so weit zu bringen, daß er Tyras für sie kaufte. Natürlich forderten die Verkäufer von dem reichen Gutsbesitzer eine ziemlich hohe Summe, aber als das halb zu Tode gehetzte Tier, das lechzend die Zunge herausgestreckt hatte, iu Loris Besitz überging und diese es mit einem frischen Trunk labte, da leckte es dankbar die Hand des jungen Mädchens, als wüßte es, daß ihm von daher die Errettung aus aller Müh sal kam. Seitdem hiug der Hund mit außerordentlicher Treue au der Herrin, jedem Winke gehorchend. Während er allen anderen Hausgenossen abgeneigt zu sein schien,