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Wochenblatt für Amt Fernsprecher: Siegmar Nr. 244. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Radenstein und Rottluff. ^ 42. Sonnabend, den 23. Oktober 1969 Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Nevoigtsttaße 1^), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltigc Petitzeile mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Arrzeigeu-Armahme i« der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 5 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. VereiuSinserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Reichenbrand, am 20. Oktober 1909. Der Gemeiudevorstaud. Bogel. Gemeinde Reichenbrand. Alle im obengenannten Bezirke aufhältlichen (ausschließlich die von der Kgl. Sachs. Staatseismbahn als vom Waffendienst zurllckgestellt bczeichneten) Reservisten, Dispositions-Urlauber und zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen erhallen hierdurch Befehl, zu der in Grüna, Hotel Clautz am Freitag, den 5. November 1909 nachmittags 3 Uhr stattsindenden pünktlich zu erscheinen. Anzug: Reine bürgerliche Kleidung: Schirme, Stöcke und Zigarren sind vorher wegzuleaen. Zur Iahresklasse 1904 Zugehörige haben wegen der vorzunehmenden Fußmefsung in sauberer Fußbekleidung zu erscheinen. Befreiungsgesuche sind spätestens 5 Tage zuvor einzureichen, später eingehende Gesuche Sämtliche Unteroffiziere, (Feldwebel, Sergeanten und Unteroffiziere) haben zur Kontrollversammlung am linken Oberarm weiße, auf eigene Kosten zu beschaffende Binden zu tragen. 2m übrigen wird auf Punkt III und V der Paßbestimmungen hingcwiesen. Königliches Bezirks-Kommando Chemnitz. Lohnlisten. Kontrollversammlung Gefunden wurden in hiesiger Flur 2 Geldtäschchen mit Inhalt. Reichenbrand, am 22. Oktober 1909. Der Gcmeindcvorstand. Vogel. Meldungen im Fundamt Rabeustein. Gefunden: 1 Uhr, 2 Schlüssel. Zugelaufen: 1 Hund. Verloren: 1 Portemonnaie mit Inhalt. Der Gcmeindcvorstand zu Rabenstein, am 22. Oktober 1909. Bekanntmachung. Am 15. dieses Monats ist der 5. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes für das laufende Jahr fällig. Derselbe ist bis spätestens 15. November 1909 an die hiesige Gcmeindekassenverwaltung abzuführen. das Mahn- bez. Zwangsvollstrcckungsverfahren eingeleitet werden wird. Neustadt, am 14. Oktober 1909. Der Gcmcinderat. Geißler, G.-V. Bekanntmachung. Die nächste Reinigung der Schornsteine in hiesiger Gemeinde wird in der Zeit vom 26. bis mit 29. Otto'er or. erfolgen. Rottluff, am 22. Oktober 1909. Der Gcmeindcvorstand. Aus Anlaß der Einschätzung zur Einkommensteuer für das Jahr 1910 sind vom Unterzeichneten Aufforderungen zur Einreichung von Lohnlisten ausgcsendct worden. Die zur Einreichung solcher Lohn-Nachwcisungen Verpflichteten werden auf die genaue Erfüllung der auf den Aufforderungen enthaltenen Erläuterungen und auf die pünktliche Einhaltung der Einreichungsfrist, insbesondere aber noch darauf aufmerksam gemacht, daß für jeden Wohnort der beschäftigten Personen eine besondere Liste auszufüllen ist. Reichenbrand und Rabenstein, am 22. Oktober 1909. Der Gemcindcvorstand. Der Gemcindcvorstand. Vogel. Wilsdorf. Schließung Ser Expeditionsröume wegen Reinigung. Die Geschäftsräume der hiesigen Gemeindeverwaltung und des König!. Standesamtes bleiben wegen Reinigung Mittwoch, den 27. Oktober d. I. für den öffentlichen Verkehr geschlossen. 2n der Zeit von 11 bis 12 Uhr vormittags werden jedoch im Standesamte Anzeigen von Sterbefällen und Totgeburten entgegengenommen. Rottluff, am 22. Oktober 1909. Der Gcmeindcvorstand. Mitteilungen aus der Sitzung des Gemeinderats zu Rabenstei» vom 19. Oktober 1909. 1. Es wird Kenntnis genommen: a) von dem Stande einiger Armcnsachen, unter entsprechender Beschlußfassung: b) von der durch den vcreid. Revisor stattgefundcnen Revision der Sparkasse; c) von einem Schreiben, Wasserlcitungssache betr.; 6) von einer Verfügung der Kgl. Amtshauptmannschaft. Veräußerung von Gemcindegrund- stücke betr. 2. wird beschlossen: -») dem Krüppelfürsorgevcrein in Zwickau einmalige Beihilfe von 100 M. zu bewilligen; I,) gegen eine Entscheidung der Kircheninspektion Beschwerde einzuführen: c) die Errichtung einer Landcspcnsionskassc für Gcmeindebeamte mit anzustreben und ent sprechende Petitionen einzureichen; 6) in einer Kaufsache von Ein ziehung der Besitzwechselabgaben nach Lage der Verhältnisse Abstand zu nehmen; e) zur Vorberatung eines Regulativs über die Erhebung einer Wertzuwachssteuer sind die Herren Zoh. Esche, L. Knauth, Otto Aurich und Hermann Schumann als Ausschuß zu wählen; I) in einer Bausache die erbetene Dispensation zu befürworten und e) die Abtretung von 5 Om Areal an einen Anlieger zum Ausgleich beim Straßenbau zu genehmigen. Göttliches. Reichenbrand. Anläßlich der Erneuerung des Kirchturms zu Reichenbrand mußte die Herabnahme des Turmknopfes samt der Blitzableiterspitze und Fahne erfolgen. Dies ist am 4. Oktober geschehen. In dem Innern des Turmknopfes fand sich eine zinnerne Hülse vor, welche 3 Urkunden enthielt und zwar aus den Zähren 1837, 1804 und 1701, die letztere in Abschrift. Da es jedem Gemeinde- glied von Reichenbrand und Siegmar willkommen sein dürfte, diese jür die Geschichte beider Orte äußerst wichtigen und interessanten Urkunden näher kennen zu lernen, so wird auf Beschluß des Kirchen- Vorstandes hierdurch der Inhalt der genormten Schriftstücke im Zu- sammcnhang wörtlich bekannt gegeben. I. Urkunde 1837. Der Herr sei mit der vereinigten Kirchgemeinde Reichenbrand, (mit Einschluß von Grüna und Siegmar) heute und immerdar. Er ruhe mit seiner Gnade segnend auf unserer Kirche und bewahre sie und Alle, die in dieselbe betend eintreten vor Unglück und Vernichtung. Er sei mit unfern spätesten Nachkommen! Amen. — Daß unser Gotteshaus in den Zähren 1802 bis 1804 neu erbaut wurde, nachdem die alte Kirche 100 Zähre gestanden hatte und namentlich der Thurm die Zierde eines Knopfes am 22ten Mai 1804 oder den 3ten Pfingstfeiertag bekam, ist mit mehrern andern Be merkungen über die Grundsteinlegung der Kirche, die Gründe des Neubaues, die Preise des Getraides und der wichtigsten Lebens- bedürfnisse, den Kostenbettag und die Art und Weise der Aufbringung derselben, die geistlichen und westlichen Behörden, die Häuserzahl der gesamten vereinigten Kirchgemeinde, sowie die Zahl der Eonsumenten und endlich über die Einrichtung des Gottesdienstes während des Baues u. s. w. in der beiliegenden Schrift, unterzeichnet den 22. Mai 1804, weiter zu ersehen, cs kann sich daher kurz darauf bezogen werden! — Daß 33 Zähre nachher es schon wieder nöthig wurde, eine Knopf- abnahme zu bewerkstelligen, lag an der Anscheinbarkeit des nur leicht und nicht haltbar vergoldeten Knopfes, der damals aufgesetzt worden war, so wie an einer bedenklichen Beugung der Spindel oder Stange nach Süden zu, welche wahrscheinlich durch einen Blitz- Zerstörung, daß eine abermalige Abnahme des Kropfes erst unsere llr- und Ururenkel erleben und also sich in einer Zeit befinden werden, die in vieler Hinsicht von der unsrigen verschieden sein wird zu schreiben erlaubt und was zu erwähnen ^unbedingt nöthig ist. in folgende Paragraphen (ß) ein: § 1- Geistliche und weltliche Behörden. Die Inspektion bilden Her. Friedrich August llnger, Pfarrer und Superintendent zu Chemnitz, des Königl. Sachs. Civilverdienst und des Kaiser!. Russischen St. Wladimir Ordens Ritter, geb. den 13. Septbr. 1758 zu Pförten in der Niederlausitz; feierte sein Amts- jubiläum am 23. Aug. 1835, und Herr Zustizamtmann Rosencranz; Besitzerin des Ritterguths ist Frau Mayor Carolina v. Plessen. Seit dem 3ten Septbr. 1829 in Reichenbrand und Mittelbach fun- gierender Pfarrer ist der Loncipient dieses, der Unterzeichnete: Gott- lob Küchenmeister, geb. den 4. Oktbr. 1791 zu Wingendorf bei Freiberg, von 1820 bis 1829 Pfarrer in Buchheim und Ballendorf in der Ephorie Colditz. Lantor, Haupt- und Kirchenschullehrer ist Herr Carl Gotthclf Brückner, geb. in Großnaundorf den 30. Oktbr. 1795; war von 1815—1827 Mädchenlehrer in Stolpen, trat aber sein Amt am 28. Decbr. 1827 zu Reichenbrand an. Ihn unterstützt als ein von ihm besoldeter Gehilfe Herr Zohann Gottlieb Schertz, geb. den 24. Novbr. 1813 zu Laubegast bei Dresden, früher Zögling des Königl. Sächs. Schullehrerseminars zu Friedrich stadt Dresden. Zum Schulfache bildet sich unter des Herrn Cantor Brückners Aufsicht Herr Friedrich Wilhelm Böttcher, geb. den 29. Mai 1816 zu Zettlitz. Schullehrer zu Obergrüna ist Herr Carl August Schenk, geb. den 5. Novbr.^1801 in Drehbach bei Thum. Den 12ten Zuli 1825 sein Kirchenvorsteher sind zu der Zeit: Herr Carl Friedrich Klemm, Gärtner, Strumpfwirker und Ritterguts steuereinnehmer in Reichenbrand. (Fortsetzung folgt). Schattenblume. Originalroman von Irene ».Hellmuth. (Fortsetzung.» Daß Gerda mit ihren achtzehn Jahren zu einer lieblichen Schönheit erblüht war, schien im Hause niemand zu bemerken. Der leise Hauch von Schwermut, der über ihr ganzes Wesen ausgebrcitet zu sein schien, verlieh ihr einen eigentümlichen Reiz, und mancher bewundernde Blick folgte der jugendlich zarten, schlanken Gestalt, wenn sie sich auf der Straße zeigte. — Frau Emilie war also heute wieder einmal in dem Arbeitszimmer ihres Mannes erschienen, um eine der häßlichen Szenen aufzuführen, die er so sehr verabscheute. Sie machte noch immer keine Miene, das Zimmer zu verlaßen, obwohl ibr Gatte ihr keinerlei Beachtung mehr schenkte. Er harte sich geduldig sein fortgeschleudertes Heft wieder herbeigeholt und schickte sich an, die vorher unterbrochene Arbeit fortzu setzen. Es wurde ihm schwer, seine Gedanken einigermaßen zu sammeln, die boshafte Frau ließ es auch gar nicht dazu kommen. „Ich bin noch nicht fertig," begann sie soeben wieder in ihrem spöttischen Ton. „Weib, mach mich nicht rasend," schrie er, „sonst — bei Gott — vergesse ich mich!" „Nanu, willst du mich vielleicht schlagen?" klang cs höhnisch zurück. „Ich bitte dich, verlasse mich jetzt, ich — will allein sein!" „Ja, sogleich, doch vorerst laß dir sagen, die Geschichte mit Gerda muß ein Ende nehmen, so geht es nicht weiter, oder denkst du, ich werde mich von ihr zu Tode ärgern lasten?" Professor Hardten war aufmerksam geworden. Gespannt blickte er seine Frau an. „Was ist denn schon wieder mit dem Mädel los?" fragte er finster. „Gerda ist ein trotziges Geschöpf, cs ist einfach nicht mit ihr auszukommen!" „Das ist doch wohl deine Schuld! Du hast nie ein freundliches Wort für das Kind. Gerda besitzt ein gutes, liebevolles Herz, aber wer wie du den ganzen Tag zettcrt und schimpft, gewinnt nicht die Liebe meines Kindes!" „Gerda ist kein Kind mehr, sie weiß genau, was sie tut,