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Bekanntmachung. Am 1. Marz 1916 war der I. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen und des Schul« geldes fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Anlagen und das Schulgeld zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum 15. April 1916 an die hiesige Gemeindekasse abzuführen sind. Der Gemeindevorftand zu Rabenstein, am 23. März 1916. Revision der Grundstücksschleusen usw. Nach Abschnitt II Ziffer 5 und 7 des hiesigen Beschleusungs- usw. Ortsgesetzes sind die Grundstücks- besitzer verpflichtet, für rechtzeitige Entleerung und bauliche Unterhaltung der Sammelgruben, Schlammfange und Grundftücksfchleusen besorgt zu sein, andernfalls die Gemeindeverwaltung die Indem die Grundstücksbesitzer an diese ihnen obliegende Verpflichtung besonders erinnert werden, wird ihnen bekannt gegeben, daß vom 17. April d. I. ab eine Revision der Grundstücksschleusen usw. vorgenommen wird und Säumige unnachsichtlich Bestrafung zu gewärtigen haben. Rottluff, am 17. März 1916. Der Gemeindevorftand. Auskunft und Fürsorge für Lungenleidende. Zur Kenntnis der hiesigen Einwohnerschaft wird wiederholt gebracht, daß auf Grund der Mitglied schaft der Gemeinde Rottluff bei dem Vereine zur Bekämpfung der Schwindsucht in Chemnitz unbemittelte Einwohner berechtigt sind, die von dem genannten Vereine unterhaltene Auskunft«, und Fürsorgestelle für Lungenkranke in Chemnitz, Theaterstrabe Nr. 9 (Eingang von der Weberstratze) unentgeltlich zu benutzen. Dortselbst werden Montags, Dienstags, Freitags und Sonnabends nachmittags von Vs5 bis V-7 Uhr und Donnerstags, nachmittags von 3 bis 5 Uhr Beratungsstunden abgehalten. Rottluff, am 17. März 1916. Der Gemeindevorftand. Einkommen- und Ergänzungssteuerzettel. Nachdem die Behändigung der diesjährigen Einkommensteuer« und Erganzungsfteuerzettel im allgemeinen beendigt ist, werden auf Grund von 8 46 des Einkommensteuergesetzes und § 28 des Er- gänzungssteuergesetzes diejenigen Beittagspflichtigen, welchen ihre Steuerzettel nicht behändigt werden konnten, hierdurch aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme zu melden. Rottluff, am 23. März 1916. Der Gemeindevorstand. Berichte über Sitzungen des Gcmcinderatcs zu Rottluff. Sitzung vom 22. Februar 1916. Vorsitzender: Gem.-Vorst. Geißler. Anwesend: 11 Mitglieder. 1. Kenntnis nimmt man: n) von dem Dienstantritte des Beamtenanwärters Hugo Arnold; K> von der Höhe des Bczcigmigsgcldes ans 1915 von der Sachs. Elektrizitäts- Licferungs-Gesellschaft in Obcrlungwitz; c) von dem 10. Jahresberichte der erzgeb. Näh-, Koch- und Saushaltungs- schulc in Meinersdorf; 6) von dem Danke des Gemeinde- mitglicdes Gefr. d. L. Görz für die Liebesgabe anläßlich der Verleihung des „Eisernen Kreuzes"; von der ober- behördlichen Genehmigung der Kirchen- und Schulsteuer ordnungen: t) von der Auszeichnung der Gcmeindcmitglieder Unteroff. d. L. Zillig und Untcroff. d. N. Walter Hof mann mit dem „Eisernen Kreuze"; Z) von dem Guts- neubau-Gesuchc des Gutsbesitzers Max Rehnert hier. 2. Zu verschiedenen Lebensmittel-Bestellungen gibt man die Genehmigung. 3. Ein Gemeindcanlagenerlaßgesuch findet Berücksichtigung. 4. Die mit Ende 1915 aus dem Schulvorstande aus geschiedenen Herren Paul Lohse und Willy Wcichcrt werden wiedergewählt. Als Ersatzmänner für die Herren Ihle,Lohse und Weichert werden die Herren Drechsler, Reimann und Schmeling gewählt. 5. Wegen der Angestelltcuverstchernng des Gemeindc- Hilfsexpedientcn Günther wird sachdienlicher Beschluß gefaßt. 6. und 7. Punkt eignen sich nicht zur Veröffentlichung. 8. In Sachen Festlegung der nach dem Ortserweiterungs plane für Chemnitz in Rottluff geplanten Hauptverkehrs straßen nimmt man mit Rücksicht auf den Kriegszustand und auf die durch denselben bestehenden Verhältnisse einen ablehnenden Standpunkt ein. Sitzung vom 29. Februar I9IK.! Vorsitzender: Gcm.-Vorst. Geißle c. Anwesend 9 Mitglieder. 1. In 3 Armensachen wird sachdienlicher Beschluß gefaßt. Das von der Forstrevicrverwaltung für die Orlsarmen an gebotene Brennholz soll angekauft werden. 2. Von dem Dankschreiben der Schreiberlchrlinge für dieihncnbcwilligtenWeihnachtsgeschenkeninmltmauKcnntnis. 3. Die Spritzenbespaunung auf 1916 wird dem Guts besitzer Richard Bonitz übertragen. 4. Als Pflichtfcncrwehrabteilnngsführcr auf 1916 werde» die Herren Friedrich Eckhardt, Georg Kcilhack, Emil Mehlhorn und Paul Neßlcr sowie als Stellvertreter derselben die Herren Richard Beier, Ernst Jllig, Robert Mauersberger und Oskar Selbmann gewählt. 5. lieber Gcmeindcanlagcn-Befreiungen und -Ermäßig ungen ans 1916 wird Beschluß gefaßt. 6. Die Gemeindesteuertermine für 1916 werden festgesetzt. 7. Punkt wird vertagt. Für die Dauer des Krieges wird vom 26. März d. F, ab der Post- und Telegraphendienst werktags auf die Zeit von 8. im Sommer von 7 bis 11Vs Ahr vorm, und Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicherrbraud. Am Sonntag Okulr,^den 26. März. Vorm. 9 Ahr Predigt- Mittwoch Abend 8 Ahr Kriegsbetstunde: Hilfsgeistlicher Oehler. Nährend. ^ ^ U - Parochie Rabenfteirr. Sonntag, den 26. März, 9 Ahr Predigtgottesdienst: Pfarrer Weidauer. — Vorm. 11 Ahr Kindergottesdienst: Pfarrer Weidauer. — Abends 8 Uhr evang. Iünglingsverein. Montag, den 27. März. 8 Ahr Näh abend für Frauen im Pfarrsaal. Mittwoch, den 29. März, 8 Ahr evang. Zungfrauenverein. Freitag, den 31. März. 8 Ahr Kriegsbetstunde: Pfarrer Weidauer. Unterhaltung für Kriegerkinder im Pfarrsaal: Dienstag 2 — 4 Ahr für Mädchen. Freitag 2 — 4 Ahr für Knaben. Wochenamt vom 27. März bis 2. April: Pfarrer Weidauer. Die Seemannsbraut. „Geduld, Kapitän," sagte einer der Matrosen. „Wir haben soeben alles gehörig ausgekundschaftet und ich denke, wir können jetzt den Streich vollführen." „So erzählt, was ihr wißt." „Zuerst laßt uns zu trinken geben, Kapitän, die Sonne meint es gar zu gut und unsere Kehlen sind wie ausgetrocknet." Binueweis bestellte Wein, und die drei Matrosen setzte» sich zu ihm au den kleinen Tisch, der in dem Erker stand, und begannen zu trinken. „Wollt ihr mir nun endlich sagen, was ihr wißt," knurrte Binneweis. „Nicht so laut, Kapitän," flüsterte der Matrose, der den Sprecher machte. „Die Engländer da drüben und der Wirt verstehen etwas Deutsch." „Der Kuckuck mag sie holen! Also sprechen wir leise." Der Matrose beugte sich zu Binneweis hinüber. „In acht Tagen ist die „Nymphe" wieder flott." „Dummkopf," rief dieser, „das seh ich selbst! Sitze ich doch hier seit vierzehn Tagen und sehe, wie ein Mast nach dem andern aufgcrichtet, wie eine Raac nach der anderen aufgezogen und ein Segel nach dem anderen angeschlagen wird. Haltet ihr mich denn für blind?" „Gewiß nicht, Kapitän, aber jetzt ist da nichts zu machen. Die Wache paßt scharf auf und jede Nacht werden überall Wächter ausgestellt, so daß sich keine Maus un gesehen der „Nymphe" nähern kann. Kapitän Bahnsen versteht sein Geschäft." „Weshalb ist der Bursche nicht versoffen!" Die Matrosen lachten. „Ja, Kapitän, da müßt Ihr ihn selbst fragen. Der gibt sich nicht so leicht. Aber — hört mich ruhig an. Vor läufig ist da nichts zu machen. Kapitän Bahnsen hat schon Verdacht geschöpft. Er verstärkte die Wachen und er selbst schläft jede Nacht auf dem Schiff. Aber in acht Tagen ist Hochzeit." — Binneweis krampfte die rechte Hand, welche auf dem Tische lag, zur Faust zusammen. Sein Gesicht wurde noch bleicher, und er stieß knirschend einen Fluch aus. „Macht euch nichts daraus, Kapitän," fuhr der Matrose fort. „Fräulein Ewarsen hätte doch nicht für euch gepaßt. Und Mädel gibt cs hier genug. Ihr mit eurem Geld findet mehr als Ihr brauchen könnt." „Hört auf mit eurem Geschwätz und sagt, was ihr wißt." „Na also, in acht Tagen ist Hochzeit in der Villa des Konsuls. Die Mannschaft der „Nymphe" ist auch zu Gast geladen, nur eine kleine Wache bleibt zurück, die wohl an diesem Abend auch das Trinken nicht sparen wird. Da können wir uns unbemerkt an die „Nymphe" heraumachen." „Mir tut sie doch leid," sagte ein anderer der drei Matrosen. „So ein schönes, stattliches Schiff, und ganz aufgetakelt." „Und meine blanken Taler? Die sind doch auch etwas wert!" lachte Binneweis höhnisch. „Ja, ja, murmelte der Matrose, „hundert Taler ver dient mau nicht so leicht." „Na, also, dann quasselt keinen Unsinn," fuhr ihn Binneweis an. „In der Hochzeitsnacht macht euch daran; wir wollen dem jungen Paare ein hübsches Freudcufeuer anzünden." Er lachte höhnisch auf. Dann warf er eine Handvoll Geldstücke auf den Tisch und sagte: „Da habt ihr Geld, — trinkt einen guten Tropfen auf den glücklichen Erfolg unseres Werkes! Und nun geht, — ich will allein sein." Die Matrosen stürzten sich über das Geld. Dann eilten sie zum Schenktisch, um den sich mittlerweile noch mehr Gäste versammelt hatten. Auch einige Mädchen waren dazu gekommen, und bald entwickelte sich ein wildes Gelage. Binneweis nahm vorerst nicht daran teil. Sein düsterer Blick blieb wie gebannt an den stolzen Masten und Raaen der „Nymphe" haften, die sich klar und deutlich gegen den Hellen Himmel abhoben. Seit er auf Antrag des deutschen Konsuls aus dem Dienste der Firma Maiuberg und Söhne entlassen war und man ihm bedeutet hatte, er würde gut tun, Valparaiso auf immer zu verlassen, wenn er nicht mit den Behörden in Konflikt geraten wolle, hielt er sich in dem kleinen Gasthaus „Zur Erholung" verborgen. Er schlich nur abends oder des Nachts in die Stadt, scheu wie ein Verbrecher suchte er nur die einsamsten Winkel auf. Die drei entlaufenen Matrosen waren seine tägliche Gesellschaft; ihnen gesellten sich bald einige Mädchen zu, die bemerkten, daß der deutsche Kapitän reichlich mit Geldmitteln versehen war. Anfangs hatte Binneweis die Absicht gehabt, mit dem nächsten Dampfer nach San Franziska zu fahren. Dann aber war er ganz in die Schlingen einer dunkeläugigen Kreolin geraten. So blieb er denn und versank immer tiefer in das wüste Treiben des verruscnen Gasthauses, das verschiedenen zweifelhaften Elementen Unterfchlups gewährte. Auch die „Nymphe", sein altes, geliebtes Schiff, hielt ihn gleichsam mit magischer Gewalt fest. Er sah sie als Wrack im Hafen liegen und empfand eine dämonische Freude, daß das einst so schmucke Schiff zu einem elenden Wrack geworden war. Dann aber beobachtete er, daß die „Nymphe" zu neuem Leben erstand, daß sie Tag für Tag sich wieder neu bekleidete mit Masten und Raaen, Segeln und Takelwerk und so stattlich und schön aussah, wie in ihrer besten Zeit. Die spionierenden Matrosen brachten ihm die Nachricht, daß Henning Bahnsen und Grete Ewarsen glücklich zurück- gekehrt seien, daß Henning zum Kapitän der „Nymphe" ernannt sei, und daß diese in wenigen Wochen wieder segel fertig sein würde, um nach Bremerhaven zurückzukehren. Da erfaßte ihn eine maßlose Wut, und er fann Tag und Nacht darüber nach, wie er das verhindern, wie er sich rächen konnte. Ein teuflischer Plan entstand in seiner Seele. Durch Geld wußte er die Matrosen zu bewegen, ihm dabei behilf lich zu sein. Jetzt sah er sich am Ziel. Nur noch wenige Tage trennten ihn von der Ausführung seines Racheplanes und ein böses, triumphierendes Lächeln zuckte über sein durch Trunk und wüste Zechgelage aufgedunsenes Gesicht. Es war Abend geworden. Die Masten der „Nymphe" verschwamme» in der Dunkelheit, nur die Schiffslaterne leuchtete gleichsam als wachsames Auge herüber. Binneweis wandte sich mit einem Seufzer ab. In dem Gastzimmer waren die Gasflammen angezündet und warfen ihr grelles Licht auf die halbtrunkene Menge, die sich um den Schenktisch drängte. Einer der englischen Matrosen hatte das Mädchen, welches vorhin bei Binneweis gesessen, neben sich an seinen Platz gezogen. In dem Gesichte des ver drossenen, verbitterten Mannes zuckte cs zornig auf. „Juanita!" schrie er erbost, „komm hierher zu mir!" Das Mädchen wollte sich erheben, der Matrose hielt es fest neben sich. „So kommst du mir nicht fort, mein Schatz!" rief er lachend, „zuerst will ich einen Kuß von dir!" „Laßt mich doch!" wehrte sich das Mädchen. „Ich muß zu jenem Herrn!" „Jener Herr ist auch nicht besser als ich!" lallte der halbtrunkcnc Seemann. „Wenn er was von dir will, soll er dich holen — falls er den Mut dazu hat." Binneweis war aufgesprungen und trat ohne Zögern an den Tisch, an dem der Matrose mit seinen Kameraden saß. „Laßt das Mädchen los!" schrie er wütend. „Hallo! Hast du mir etwas zu befehlen? Hier hat jeder das gleiche Recht, — verstehst du?" Die anderen Matrose» lachten. „So ists recht, Jack!" riefen sie höhnend. „Gib es dem verdammten Deutschen nur ordentlich." Binneweis erhaschte des Mädchens Arm. „Komm," sagte er barsch. „Hand weg! schrie der Engländer aufspringend undaab Binneweis einen heftigen Stob. Da packte diesen die Wut, er erhob mit verzerrtem Gesicht die Faust und versetzte dem Engländer einen Schlag ins Gesicht, daß dieser zurücktaumelte. Im nächsten Augenblick aber stürzte er sich mit einem lauten Schrei auf Binneweis, dem nunmehr die deutschen Matrosen zu Hilfe kamen. Eine allgemeine Prügelei entstand, Tische und Stühle wurden umgcworfen, Flaschen und Gläser zer trümmert, Messer blitzten in den Fäusten der Matrosen, — schreiend flüchteten sich die Mädchen, — da, — ein gellender Aufschrei, — Binneweis stürzte zu Boden, und über ihn tobte der Kampf weiter. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Gast zimmers und ein junger Seemann trat ein. Es war Henning Bahnsen. Als er sich nach der „Nymphe" begeben wollte, hörte er das wüste Geschrei, das nur von einem Streit herrühren konnte. Er glaubte Hilferufe in deutscher Sprache zu ver nehmen, und da möglicherweise einige seiner Matrosen in den Streit verwickelt sein konnten, trat er rasch entschlossen Alarh old erfass, garantiert rein, gesüßt, Blukreinigungskee °°n sicherer Wirkung, empfiehlt Zur Frühjahrskur: stets frische Füllungen, wie Altbuchhorster Marksprudel, Dürkheimer Max quelle, Lamscheider Stahlbrunnen, sowie viele andere, Apfelwein, Aledizinalleberkran, Lebertran-Emulsion Fernsprecher 160. Erprobte, hochkeimsähige Gemüse- und Blumen-Samen, Vaumwachs, ObstbaumkarboUneum.