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„Ich habe Ihnen noch einen Auftrag mitzugeben. Warten Sie!" Dann nahm Lord Beressord einen Notizblock ans der Tasche, schrieb mit einer Bleifeder ein paar Zeilen und verschloß diese in einem Kuvert, das er mit einer Adresse versah. Der Niggerboy warf einen etwas überraschten Blick auf die Adresse. Lord Beressord erklärte mit scharfer Stimme: „Sie werden da? sofort besorgen, ohne Zögern, denn Me ist unbedingt notwendig." „Wie Sie es befehlen, Sir!" Dann eilte der Niggerboy fort. Das Gespräch stockte eine Weile, denn nicht nur die Augen, wohl auch die Gedanken des Marquis de Ferner irrten zumeist zu dem Tische hinüber, an dem der Graf Gyönghövy saß. Aus seinem Benehmen sprach die Begierde, selbst die Worte zu verstehen, die zwischen Martha Gyönghövy und Peter Brandenstein gesprochen wurden. Lord Beressord selbst kehrte den dreien den Rücken zu; und nicht einmal wandte er auch nur den Kopf zur Seite, um dadurch irgendwelche Neugierde zu verraten. Seine Ruhe schien durch das Erscheinen der drei Ankömmlinge nicht angegriffen worden zu sein. Er zog auch dann nur die Schultern hoch, als der Mar quis de Ferrier immer wieder die eigenartige Schönheit von Martha Gyönghövy betonte. Einige Zeit war verstrichen, als sich der Marquis mit ziemlich erregter Stimme zu dem Lord Beressord wandte: „Sahen Sie es? Was mag das bedeutet haben?" „Es schickt sich nicht, sich nach einem anderen Tisch um zudrehen." Und Lord Beressord ließ sich dadurch nicht stören, den Rest seines Weinglases zu leeren. Dann aber sah er nur, wie Peter Brandenstein mit ziemlich heftigen Schritten den Saal verließ. Der Marquis aber erklärte dabei: „Nun brechen der Graf und seine Tochter auch bereits auf." So war es auch, denn die beiden streiften ziemlich nahe an dem Tische vorbei; sie gingen aber nicht nach dem Hotel zurück, sondern entfernten sich nach der entgegengesetzten Richtung wie Peter Brandenstein der Terrasse zu. Erst dann fragte Lord Beressord: „Was ist nun eigentlich geschehen?" „Haben Sie es nicht beobachtet?" „Wie hätte es mir möglich sein können, da ich jenem Tische immer den Rücken zugekehrt hatte." „Es war ein Hoteldiener gekommen, der dem Deutschen einen verschlossenen Brief übergab, worauf sich der Diener wieder entfernte. Peter Brandenstein öffnete den Brief, nach dem er sich entschuldigend an seine Tischgenoffen gewandt hatte. Ich konnte daraufhin erkenne», daß der Deutsche schon nach dem Lesen der ersten Zeilen derart erschrocken war, daß sich sein Gesicht verfärbte; er stand auf, sprach erregt mit dem Grafen, reichte der Gräfin die Hand und entfernte sich sehr schnell. Daraufhin ist dann Graf Gyönghövy auch Pald aufgebrochen. Könnten Sie nun dazu irgendeine Er klärung geben? Was mochte Peter Brandenstcin fort- getrieben haben?" Lord Beressord antwortete nicht sogleich; nur über seine schmalen, dünnen Lippen huschte ein Lächeln. Dann sagte er mit seiner schleppenden Sprechweise: „Ich glauhe den Inhalt jenes Briefes doch erraten zu können." „Wirklich? Trauen Sie sich dabei nicht zuviel zu?" „Ich halte eine Wette von fünf zu eins, daß jene Nach richt vom deutschen Konsul gekommen ist." „Aber was — was sollte ihn denn so rasch fortgelrieben haben?" fragte der Marquis Wetter. „Die Mitteilung, daß eine Entscheidung gefallen ist. Krieg zwischen Deutschland, Rußland und Frankreich. Der deutsch« Kaiser hat die Mobilmachung angeordnet." „Was? — Wirklich? Krieg? Sollte Deutschland wirklich den Mut haben, einen Krieg nach zwei Fronten zu versuchen?" „Die Mobilmachung ist tatsächlich erfolgt." „Woher wissen Sic das?" „Das war die Nachricht, die mir vorher bereits der Niggerboy Lberbracht hatte." „Dabei konnten Sie so ruhig bleiben?" „England ist noch nicht bettoffen." „Aber es muß sich entscheiden. Der Dreiverband muß sich nun bewähren." „Gewiß! England wird sich nicht besinnen, wenn eine Vernichtung Deutschlands gewiß ist." „Und Peter Brandenstein? Weshalb war er so rasch fortgestürmt?" „Weil ich auch jene Wette gewonnen hätte, daß er ein deutscher Offizier ist, und daß er aus anderen Gründen als den vorgeschützten hier in Algier weilte. Nun hat er die Verständigung der Kriegserklärung erhalten und will deshalb den Boden Algiers verlassen, che die Kriegserklärung offiziell bekannt wird, und ehe er als Kriegsgefangener oder gar als Spion festgehalten werden kann." „Und das erklären Sie mit solcher Ruhe? Warum haben Sie ihn da nicht festgehalten? Warum hinderten Sie ihn nicht? Das müßten wir jetzt noch tun! Er ist doch auch Ihr Rivale, und sicherlich auch der Begünstigter?. Es muß etwas geschehen, denn als Deutscher darf er nicht fort von hier." Der Marquis de Fenier war aufgesprungen. Das Lächeln in dem Gesichte des Lord Beressord prägte sich noch schärfer aus: „Wollen Sie ihn festhalten?" „Ja! Wenn es geschehen muß, werde ich es selbst tun. Ist erst Frankreich bedroht, wie cs mit der Kriegserklärung der Fall ist, dann muß jeder handeln." „Das überlasten wir denen, die wir bezahlen. Bemerkten Sie eben die Zuaven, die in das Hotel kamen?" „Ja!" „Diese werden dafür sorgen, daß Peter Brandenstein den Boden Algiers nicht verlassen wird. Da ich eine solche Wendung vorgeahnt hatte, habe ich vorgesorgt. So kämpft der Union Jack! Vorbeugen und andere verständigen, was sie tun sollen. Deshalb wird das Herz Englands nicht zu treffen sein, weil es stets die Ruhe behält, denn es weiß, daß es nicht getroffen werden kann. Ich denke, wir können jetzt vor dem Hotel Zusehen, wie der Deutsche als ein Ge fangener fortgeschafft wird." Dann erhob sich auch Lord Beressord, um wenigstens zuzusehen, "wie der unschädlich gemacht wurde, den er ver nichten wollte, und den er so anzngreifen versucht hatte, wie der Union Jack noch stets seine Kriege geführt hatte, aus dem Hinterhalt und, wenn möglich, durch fremde Kräfte. IV. Mit raschen Schritten war Peter Brandenstein die Treppe emporgeeilt. In seiner Tasche trug er noch die Nachricht, die ihn aufgeschreckt und fortgejagt hatte. Dieselbe durfte ihm kein Besinnen mehr lasten, denn mit dieser Nachricht war an ihn eine Wicht herangetteten, die größer war als die Aufgabe, die er in Algin zu erfüllen gedacht hatte. Den Bruder, den verschollenen Bruder hatte er suchen wollen! Mit raschen Gedanken flog in ihm jene Vergangenheit vorbei. Heinz, sein Bruder Heinz! Er wußte, wie gerade dieser immer der Liebling des Vaters gewesen war, dem er auch äußerlich am meisten glich. Deshalb hatte der Vater dem Liebling manchen Wunsch gewährt, den die beiden anderen Geschwister nicht erfüllt gesehen hätten, wie auch manche seiner Fehler eine zu große Nachsicht gefunden hatten. So war Heinz mit seiner Lebenslust und seinem frohen, unbe kümmerten Sinn etwas leichtsinnig geworden. Und der Vater hatte besten Spielschulden bezahlt, da er selbst ja auch einmal einen leichtsinnigen Streich gemacht hatte. Aber dann war das andere gekommen, jene Schande, die den Vater hatte vergessen lasten, daß er nicht völlig schuldlos war an seinem Liebling. Heinz hatte, weil er rasch bezahlen mußte, und weil er in der Gewißheit lebte, daß der Vater ihm das Geld zum Bezahlen geben werde, angenommen, daß der Vater ihm auch schließlich erlauben würde, einmal seine» Namen zu unterschreiben, und so hatte er einen Wechsel mit dem Namen des Vaters ausgestellt. Sein Leichtsinn hatte dann ober vergessen, vom Vater das Geld zu fordern, so daß jener Wechsel dem Vater vorgelegt worden war. Da aber kam der Zorn dieses sonst so nachsichtigen Mannes in schroffster Weise zum Ausbruche. Und er ließ seinem Liebling schreiben, daß er ihn nie mehr zu sehen wünsche, daß er nicht mehr wert sei, den bunten Rock des Königs zu tragen; er forderte noch, Heinz müsse selbst den Abschied nehmen, da er sonst als Vater gegen den Sohn Anzeige erheben würde. So sehr war in dem Manne die Wut über den leichtsinnigen Sohn aufgelodert. Und mit dem Tage war Heinz verschwunden. Sein Name durste in Gegenwart des Vaters nicht mehr genannt werden. Heinz war auch verschollen geblieben. Aber als dann die Jahre vergingen, als der Vater an Jahren zugenommen hatte, da war er denn auch langsam gegen den Verschollenen gerechter geworden. Das Bewußtsein war dabei freilich nicht auszutilgen gewesen, daß sein Nettester gefehlt hatte, aber der alte Mann erkannte und fühlte, daß er eine gewisse Mitschuld trug. Dabei drückte ihn der Gedanke immer schwerer, was wohl aus dem Verschwundenen geworden sein mochte, der vielleicht jene eine Schuld wohl schon zu schwer hatte büßen müssen. Und als der Vater kränkelte und durch die Ungewißheit über das Schicksal des einen Sohnes schwer litt, traf auf einmal die Nachricht ein, daß der Verschollene in der Fremden legion erkannt worden sei, der er damals beigetteten war, als der Vater ihn gezwungen hatte, die deutsche Uniform auszuziehen. So hatte der Verschollene in den vielen Jahren in der gefürchteten Legion gedient und in der Hölle von Ain Esra und in den schweren Kämpfen in Afrika und Hinterindien seine Schuld wohl längst abgebüßt und. gMhnt-, Andere Nachrichten bestätigten es. In Algier war Heinz als Legionär gesehen worden. Da konnte der Vater diese Ungewißheit nicht mehr länger ertragen; er gab dem zweiten Sohne — das dritte Kind war ein Mädchen gewesen — reichliche Geldmittel, und nur eines verlangte er: „Bring" ihn mir wieder, meinen Sohn! Und wenn er fliehen muß, und wenn Du noch mehr brauchst und alles Geld opfern mußt, aber bringe mir Heinz wieder!" Fortsetzung folgt. Dank. Für die uns anläßlich unserer Vermählung dargebrachten Glück- und Segenswünsche und Geschenke sagen wir allen Freunden, Bekannten und Verwandten unsern herzlichsten, innigsten Dank. Max verger und Frau Lydia z. Z. bei der Kaiserlichen Marine geb. Uhlig. Rabenstekn, im Füll 1915. -»»» Dank. Für die uns aus Anlaß unserer Vermahlung erwiesenen Aufmerksamkeiten und Geschenke sprechen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank aus. Arthur Schwabe und 5rau Anna, geb. Weber. Rottluff, im Fuli 1916. ««übt« Maschinen-ll.Werkjellg- Schloffer finden bei gutem Lohn dauernde Be- schäftigung. v»i»I NoßinNnn Ringläufer- und Maschinenfabrik Neustadt b. Chemnitz. LIWlMlbM werden noch angenommen. Lleicherei Saxonia. Siegmar. kin KWges SchnlMchen oder ein Mädchen, das Ostern die Schule verlassen hat. wird als Aufwartung gesucht Frau MöSel, Bahnhof Nr. 1. ! 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