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seinem Tagebuch und dem Eisernen Kreuz, wurde ich selbst durch einen Kopfschuß schwer verwundet, so schwer, daß ich lange Zeit ohne Besinnung war und auch jetzt noch sehr zu leiden habe. So komme ich erst heute dazu, Ihnen die traurige Mitteilung zu machen. — Seit Beginn des furcht baren Krieges waren wir unzertrennlich, obwohl vorher keiner den andern kannte. Wir kämpften oft Schulter an Schulter und haben manche Gefahr zusammen bestanden. Wir hatten uns sehr lieb gewonnen. Und dann: — Eine Kugel kam geflogen, Gilt sie mir oder gilt sie dir? Sie hat ihn weggerissen — Er lag zu meinen Füßen, Als wär's ein Stück von mir!" Ja, so war es. Zwar keine Kugel, sondern eine platzende Granate hat dem armen Kerl das Bein zerschmettert und ihm die Brust aufgerissen! Jede Hilfe kam da zu spät, das sah ich gleich! Doch war er bei Bewußtsein. Er starb wie ein Held, — keine Klage, kein Schmerzenslaut kam von seinen Lippen. „Ich sterbe gern" — sagte er zu mir mit Aufbietung einer letzten Willenskraft, — „wenn nur das Vaterland gerettet, der Sieg auf unserer Seite ist! Wenn alle die Opfer nicht vergebens gebracht werden! Wie wird meine arme Annemarie meinen Tod ertragen? Schicke ihr mein Tagebuch und mein Eisernes Kreuz, und schreibe ihr, sie soll nicht weinen!" — Dann sank er hin. Später erfuhr ich, daß er mit noch zwei anderen Kameraden ein gemeinsames Grab gesunden hat, und daß der Haupt mann, dem er mutig das Leben rettete, ihm einen ehren vollen Nachruf widmete. So schläft er an einer lichten Anhöhe, sein Grab haben die Kameraden mit Blumen geschmückt, und ein einfaches Holzkreuz trägt die Namen der Tapferen, die dort ruhen. Eine einsache Föhre steht daneben. Sollte ich einmal in Ihre Vaterstadt kommen, — vor ausgesetzt, daß ich in diesem Kriege mit dem Leben davon komme, — würde ich mir erlauben, Sic zu besuchen. Dann will ich ganz ausführlich berichten. Aber wer kann heute sagen, wie alles kommen wird! Ihr Bräutigam hat mir von Ihnen erzählt. Er muß Sie sehr geliebt haben. — „Wenn du meine Annemarie kennen würdest", sagte er oft, „so müßtest du mir recht geben, sie ist eine Perle, ein Edelstein, mein ganzes Glück!" Dann sah er stets glücklich aus, wenn er so sprach! Ich muß schließen, das Schreiben strengt mich noch immer sehr an. Bielleicht sehen wir uns einmal, ich glaube, ich würde Sie sogleich erkennen. Ihr Bild sah ich nämlich öfters bei Ihrem Verlobten. Er wird's wohl mit ins Grab genommen haben, denn er trug es stets bei sich. Leben Sie wohl und Gott tröste Sie! Eugen Bruchsal, Oberleutnant." Annemarie ließ die Blätter sinken und starrte traurig vor sich hin. „Schreibe ihr, sie soll nicht weinen!" hatte er gesagt. Ach, er mochte Tränen nicht leiden, und doch, wer sollte nicht weinen bei solchem Jammer, wenn die besten, edelsten Menschen dahinsanken! Emmi erschrak fast, als sie die Schwester betrachtete, so bleich und schmal sah das liebliche Gesicht aus. Sie ging leise hinaus, die Mutter zu benachrichtigen; denn sie hoffte, daß diese eher die rechten Worte fand, das gequälte Herz zu erleichtern. Annemarie aber schloß sich in ihr Zimmer ein und mochte niemand sehen. „Wenn doch Papa erst käme!" seufzte die Mutter bang, als Annemarie sich weigerte, etwas zu genießen, noch ihre Tür zu öffnen. Der Sanitätsrat hatte jetzt oft den ganzen Tag keine Viertelstunde für seine Familie übrig. Die ganze Stadt war voll von Verwundeten, und immer noch wurden neue Lazarette errichtet. Da gab es viel zu tun sür den gewissen haften Arzt, überall begehrte man seine Hilfe, seinen Rat, und er hatte manchmal nicht Zeit, ein paar Bissen zu essen. Erst am nächsten Tage begab sich Annemarie zu der Mutter Ludwigs, um ihr die furchtbare Kunde zu bringen. Wie schwer ihr dieser Gang wurde! "7! Die zitternden Füße wollten sie kaum tragen. Und dann kniete sie auffchluchzend neben dem Lehnstuhl der alten Frau und barg den Kopf in deren Schoß. Zitternd streichelten die welken Hände das weiche Haar des jungen Mädchens, indes Träne um Träne über die bleichen Wangen rollte. So saßen sie lange, lange. — Mit besorgten Blicken betrachtete der Sanitätsrat in den nächsten Tagen das junge Mädchen, das bleich und still im Hause umherschlich und meist untätig, mit im Schoße gefalteten Händen dasaß, weder essen noch reden mochte und auf keine Krage Antwort gab. Nicht einmal das holde Geplauder der kleinen Susi, das stets aufheiternd auf sie gewirkt hatte, vermochte ihr nur einen Schimmer von Lächeln zu entlocken. Emmi brachte das Kind zu Annemarie, wenn diese, in trübe Gedanken versunken, in ihrem Zimmer saß, wo sie oft ganze Tage lang allein blieb, ohne von irgend jemand Notiz zu nehmen. Jetzt half kein liebevolles Zureden, kein Schelten, man war stets im Zweifel, ob sie hörte, was man mit ihr sprach. Nicht einmal zu ihrer mütterlichen Freundin mochte sie mehr gehen, sie verließ überhaupt das Haus nicht mehr. In ihrer Nutzst und Sorge schickte die Frau Sanitätsrat zur Frau von Bär, um diese holen zu lasten,- denn von der Mutter Ludwigs war am ersten Hilfe zu erwarten. Da Annemarie sich weigerte, ihr Zimmer zu verlassen, stieg die alte Dame die Treppe hinauf und klopfte vernehm lich an die verschlossene Tür. „Du wirst mich doch nicht wegschicken, Kind? Ich bin's ja, Ludwigs Mutter, sei doch vernünftig, ich möchte dich gern sehen, bin ja jetzt so verlassen und allein, da auch du nicht mehr zu mir kommst! Und mein armer Ludwig hat mir fest versichert, ich würde an dir eine Tochter finden, wenn er nicht mehr heimkehren sollte!" Drinnen blieb alles still, nur ein leises Schluchzen drang an das Ohr der Lauschenden, die in energischem Tone fort fuhr: „Wenn mein Sohn wüßte, daß du mich Vergehens bitten läßt, er würde sich wundern!" — Fortsetzung folgt. -t - »v. ' " ^ """" ' X V, uu> ll/rrc/vr /rr/ÄiÄLken Oa/rL. rm /S/S. pur elis kufmerÜLSmiieiten, tlie uns gnisßück unserer silbernen j-lockrsit in so rsioksrn Nsße ru teil gevorcken sinck, sagen vir allen kisräurck unsern ksrrlioksten Dank. ^isinricii Vöiims unci si>su. 'Zsbenstein, 20. piovember >s>5. Tieferschüttert erhielten wir die überaus schmerzliche Nach richt. daß mein heißgeliebter, mir unvergeßlicher Gatte, der herzensgute und treusorgende Vater seiner Kind^ unser streb- 1 Ewald Ehrt, Landwehrmann in einem Infanterie-Regiment in seinem 39. Lebensjahre auf Rußlands blutgetränktem Boden den ^ Heldentod fürs Vaterland erlitten hat. In tiefer Trauer > Martha Shrt, geb Enge, und Binder sowie beiderseitige Eltern und Geschwister. Reichenbrand, Rabenstein und Berlin, den 19. November 1916. Sein einziger und innigster Wunsch, zurückzukehren in die Arme ! seiner Lieben, blieb unerfüllt. Gin edles Herz ist mit Dir dahingegangen. Ruhe sanft in Feindesland. Innigster Dank. Für die zahlreiche Teilnahme beim Heimgange unseres teuren Entschlafenen, Herrn Alfred Hugo Hahn sagen wir allen Verwandten und Bekannten für den reichen Blumen- schmuck und die Kartenspenden unsern innigsten Dank. Besonders danken wir seinem Lhef, Herrn Albin Drechsler. Rabenstein, sowie dem Arbeitspersonal der Firma Earl Drechsler für die Geschenke und Be- gleitung zur letzten Ruhestätte. Ferner Dank dem Kgl. Sächs. Militär- verein zu Reichenbrand für das freiwillige Tragen, Herrn Pfarrer Rein für die trostreichen Worte, sowie Herrn Kantor Krautze für die erhebenden Gesänge. Dir aber, lieber Gatte und Vater, rufen wir ein »Habe Dank" und »Ruhe sanft" in die Ewigkeit nach. Die tieftrauernde Gattin Marke verw. Hahn nebst Kindern und übrigen Hinterbliebenen. Reichenbrand, Ravenstein. Ebersdorf, den 18. November 1916. Gebrauchte Winterfenster, 157 X 89, zu taufen gesucht. Angebote L. V. in die Geschäftsstelle dieses Blattes. Zurückgekehrt vom Grabe unseres lieben Vaters, Schwiegervaters, Bruders und Onkels Groß- KWIs Wmilii kWtU. Hausbesitzer sagen wir allen Verwandten, Nachbarn und Bekannten sür den schönen Blumenschmuck und die Begleitung zur letzten Ruhestätte unsern Herz- lichsten Dank. Dank Hern: vr. Heinemann für seine Mühe während ^ der Krankheit, sow^ innigen Dank Herri^Pastor Herold für seine trost- Rabenstein, den 20. November 1915. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. kunclmssckinsn in gutem Zustande. 20 fein, 26/28 und 30 Platten, taust oder gibt Garn zur eit Lohnarbeit aus Sächsische Trikotagen- und Strumpffabrik kirn» «eil, Rabcnstein. 1« rlleu MW kmr Muuuz siezt lielä. stur rucke«! Kaufe zu höchsten Preisen sämtliche Metalle, wie Kupfer. Zinn, Staniol, Messing, Blei, Zink usw. zur Militarlieferung, sämtliche Wall- abfalle zu erhöhten Preisen, sowie Trikot, Lumpen, Boden- und Kellertram und bitte um gefällige Zusendung. Bei Bestellung komme sofort ins Haus. 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