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Wochenblatt für A, Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Ravenstein und Rottluff. ^ 33. Sonnabend, den 21. August 1S69. ^ . .... .. , . ,,, , . . Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Ar,ze,gen-Arniahmc m der Expedltton b,s spätestens Freitags nachmittags 5 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Vcreinöinserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingcgangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Kircheninspcktion für Reichenbrand ist zu der Begräbnisordnung für die Kirchgemeinde Reichenbrand mit Siegmar ein IV. Nachtrag ausgestellt worden, nach welchem künftig die Gebühren für ein Begräbnis 1. Klasse 3V Mark „ „ er 2. „ 20 „ „ „ „ 3. „ 10 „ „ „ „ 4. „ 3 „ betragen. Dieser Nachtrag tritt nach erfolgter Bekanntmachung in Kraft. Neichenbrand, den 14. August 1909. Der Kirchcnvorstand. Nein, Pfarrer. Als Lokal für die Nacheichung ist Gustav Müllexs, jetzt Köhlers Restaurant, hier, Talstr. 8, bestimmt worden. ^ "üt der Aufforderung bekannt gegeben, daß sämtliche im hiesigen Orte und in den bewen Gutsbezirkcn wohnhaften Personen die von ihnen im öffentlichen Verkehr zu verwendender! Maße, Gewrchte, Wagen und Meßwerkzeuge innerhalb der vorstehend genannten Tagen im Nacheichungs lokale dem Eichungsbeamten in reinlichein Zustande zur Prüfung vorzulegen haben. ... Zur Nacheichung derjenigen Wagen und Maße, welche an ihrem G-brauchsorte befestigt sind, wird sich der Eichungsbeamte an Ort und Stelle begeben. Die Besitzer solcher Eichgegcnstände haben dieselben aber vorher dem Eichungsbeamten anzumelden und finden diese Anmeldungen während der festgesetzten Zeit ebenfalls vollständige Erledigung. Werden Maße, Gewichte usw., welche das Nacheichungszeichen nicht tragen, nach Beendigung des Nacheichungsgeschästes vorgefunden, so kann auf Grund 8 309 Ziffer 2 des Reichsstrafgesetzbuches eine Bestrafung bis zu 150 .-6 oder mit Haft bis zu 4 Wochen herbeigeführt werden. Für jedes der Nacheichung unterzogene Stück ist die im Gebührcntarif festgesetzte Gebühr zu entrichten. Nabenstein, am 16. August 1909. Der Gemcindevvrstaiid. Wilsdorf. Bekanntmachung. Hauptmannschaft die Verkaufszeiten für die hiesigen handelsgewcrblichen Betriebe ^ ^ mit Fleifchwaren und Delikatessen von Vormittags 6 bis 8 Ahr und von Nachmittags 3 bis 9 Ahr. mit sonstigen Etz-, Trink- und Materialwaren — einschließlich Tabak und Zigarren — ingleichen mit Heizungs- und Beleuchtungsmaterial — im Kleinhandel — von Vormittags 6 bis 8 Ahr, Mittags von 11 bis 12 Ahr und Nachmittags von 2 bis 9 Ahr, in allen übrigen Handelsbetrieben von Vormittags 11 bis Abends 9 Ahr festgesetzt. Reichenbrand, am 17. August 1909. Der Gemeindevorstand. Vogel. Meldungen im Fundamt Ravenstein. Gefunden: 8 Paar blaue Kinderhandschuhe. Verloren: 1 weißer Gürtel. Entlaufen: 1 Tiger dackel. Der Gcmcindcvorstand zu Nabcuftcin, dm 20. August IVM. Bekanntmachung. Am 15. dieses Monats ist der 4. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes für das laufende Zahr füllig. Bekanntmachung. gesperrt und von der Weststraße nach der Hofer- bez. Hohensteincrstratze verwiesen. Reichenbrand, am 18. August 1909. Der GcmcinLcvorstnnd. zum 15. September 1909 an die ^hiesige Gcmeindekassenverwaltung abzusühren. das Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitct werden wird. Neustadt, am 13. August 1909. Der Gemcindcvorstand. Geitzler. Vogel. Bekanntmachung. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß für die Leichenfrau zu Neustadt eine neue Gebührenordnung aufgestellt worden ist, welche mit dem 1. September dieses Jahres in Kraft tritt. Die Gebührenordnung liegt von heute ab 14 Tage lang zu jedermanns Einsicht im hiesigen Ge- Neustadt, am 18. August 1909. Der Gcmcindcrat. Bekanntmachung, die Nachcichuilfl der Maße, Gewichte, Wüsten und Meßwerkzeuge betr. findet in diesem Jahre und zwar^ Montag, den 13. September 1909, nachmittags, Dienstag, den 14. September 1909, vormittags von 9—12 und nachmittags von 2—5 Uhr im hiesigen Orte mit den beiden Rittergütern eine Nacheichung aller im öffentlichen Verkehr Gertliches. 6 Ahr das Fest seiner?Anfang nehmen. Es wird durch Konzert auf dem Festplay eingeleitet. Für abends Ve9 Ahr ist der Beginn der Begrüßungskneipe anbcraumt. ^ Zu beiden Veranstaltungen wird die Pforten das Fest verschönern wollen, keiner besonderen Genehmigung seitens der Behörde bedarf, da diese der Turnverein für den ganzen Ort bereits eingeholt hat. Der weitere Verlauf des Festes ist aus der Festschrift zu ersehen. Bernhard von der Eiche. Herta ließ den Wortschwall geduldig über sich ergehen. Sie fühlte sich von Theas Gutmütigkeit wohltuend berührt. Endlich ein Mensch, der ihr Interesse erwies, in ihrer Verlassenheit. „Nein, nein, liebe Thea, ich brauche nichts," versetzte Herta. „Ich verdiene so viel, als ich gerade nötig habe." „Na, viel kann es nicht sein, stehst etwas reduziert aus," meinte Thea in ihrer burschikosen Art. „Für wen malst du denn?" „Für den Laden von Münster und Strauß; Beyerstcin riet mir dazu, — als — als er mir sagte, daß ich kein Talent habe." Ueberhastend fielen die letzten Worte über Hertas Lippen. „So, — hm, — na, es tut mir leid, ich hatte mehr in dir vermutet, hätte dir sonst wirklich nicht zugcredct, herzukommcn." „Und wie geht es dir?" fragte Herta, die das Gespräch von sich abzulenken wünschte. „Mein Bild ist von der Kunstausstellung abgelehnt," cntgegncte die Schönhausen verdrießlich, „sie verstehen dort nichts von der wahren Kunst. Ich nehme es mir aber nicht sonderlich zu Herzen. Weißt du, ich heirate nach sechs Wochen." „Mandel?" fragte Herta lebhaft. „I bewahre, lachte die Malerin, „einen Kolonialwaren händler in der Arcisstraße, einen wohlhabenden, älteren Witwer mit drei Kindern; du kannst mir Glück wünschen." Herta tat es herzlich. „Liebst du ihn?" fragte sie. „Das nun gerade nicht, aber ich habe die Absicht, ihm eine gute Frau zu sein. Ich freue mich, ein eigenes Heim und einen Menschen zu besitze», der mir das bietet, was ich entbehre: Ruhe und Wohlleben. Es hat mir oft in meinem jetzigen Dasein gefehlt." Thea sah sehr zufrieden aus. Es gab Herta einen Stich ins Herz. Das, was die Malerin so hoch schätzte, die Freiheit und Ungebundenheit des Küustlerlehens, gab sic auf, um die Gattin eines Mannes zu werden, der ihr nicht einmal lieb war. Aber hatte es Herta nicht ebenso getan? Auch sie heiratete Randen ohne Liebe. Thea fuhr fort, allerlei zu erzählen, sie bemerkte nicht, daß ihre schweigsame Gefährtin kaum Hinhörte. „Du kommst doch natürlich als mein Gast ins Wirtshaus zum grünen Baum, Liebste?" äußerte die Schönhausen. „Nein, — ich — ich kann nicht, ich habe Kopfweh. Hier kommt gerade die Bahn, lebe wohl, Thea —" Hastig stieg Frau von Randen ein. „Schade!" rief die Schönhause». „Auf Wiedersehen!" Erst als die Elektrische verschwunden war, fiel es ihr ein, daß sie versäumt hatte, nach Hertas Adresse zu fragen. In ihrer leichtlebigen, oberflächlichen Art dachte Thea aber nicht weiter an die Freundin. Als Herta das nächste Mal die bestellten Arbeiten zu Münster und Strauß brachte, fand man allerlei daran aus- zusctzen und der Preis wurde herabgedrückt. Mutlos und traurig schlich sic durch die heißen Straßen ihrer elenden Wohnung zu. Unterwegs bot eine Blumenverkäuferin ihr herrliche Rosen an. „Es ist sehr leichtsinnig, sie zu kaufen, wenn man so arm ist," dachte Frau von Randen. Aber sie tat es doch und zahlte den für ihre Verhältnisse hohen Preis. In ihrer dürftigen Stube stellte sie die Rosen in eine schadhafte Vase, die sie von ihrer Hauswirtin erbat. Sie legte das große, von Münster und Strauß erhaltene Paket beiseite, cs waren zwölf Fächer und sechs Bisttenkarten- täschchen, die sie in drei Wochen malen sollte. Professor Bcyerstein und seine Frau waren im Hochgebirge. Ein Gefühl grenzenloser Verlassenheit schlich lähmend über Herta. Wie süß dufteten die Rosen. Der Duft erinnerte sie an Nandenhagen, dort blühten wohl auch die königlichen Blumen. Heiße Sehnsucht nach dem verlorenen Heim übermanntc sie. Sie legte den schmerzenden Kopf in beide Hände und bittere Tränen quollen zwischen den Fingern hervor. „Hardy, Haidy, denk dir, Irmgard Gerald ist heute früh weggereist!" Ines eilte dem Bruder mit diesem Ruf entgegen, als er drei Tage, nachdem die Oefen angeblasen waren, am Abend vom Hochofenwerk Heimkehrte. „Warum?" fragte Eiche. „Sie wollte doch noch einige Zeit in Man Rcpos bleiben." „Ja, sie behauptet, lange genug hier gewesen zu sein, sie sehnt sich nach Abwechslung und will nach Paris gehen, dann später eine weite Reise machen. Als sie heute auf dem Wege zur Eisenbahnstation einige Minuten bei uns anhielt, sagte sie es mir. Nach dir hat sie garnicht gefragt. Ich dachte, sie würde dich wenigstens grüßen lassen, wahr scheinlich hat sie cs vergessen." „Bernhard zuckte die Achseln. „Wohl möglich. Kleines." Ines wunderte sich über des Bruders Schweigsamkeit, als er am Kamin saß und sinnend ins Feuer blickte. „Haft du Verdruß gehabt?" fragte sie teilnehmend. „Der bleibt bei den großen Betrieb selten aus," versetzte er. Wieder schwiegen sie. Vor dem Kamin lag Barrys weiß und gelbes Fell. Eiche hatte das Fell des treuen Hundes in Metz zurichten lassen, Ines kauerte gern zu Füßen des Bruders darauf. „Hardy," sagte sie zögernd, „ob Irmgard Artur, will sagen, Graf Fraucufeld nicht vielleicht auf ihren Reisen irgendwo trifft: vielleicht rührte sie seine Treue doch." „Ich glaube nicht. Frau Gerard hat wenig von dem, was der Frau sonst eigen ist, es nennt sich Herz." „Du tust ihr unrecht?" rief Ines entrüstet. „Du kennst sie nicht, mit mir allein war sie ganz anders." Bernhard liebkoste das blonde Haar seiner kleinen Schwester. „Gutes Kind," sagte er, „du legst in andere das hinein, was du selbst fühlst." Er stand aus und setzte sich an den Schreibtisch. Ines wußte, daß sie ihn dann nicht stören durfte. Sie ging zum Piano und spielte leise. Der Bruder liebte es, er meinte, es beruhige seine Nerven, und daß ihn heute etwas erregt hatte, merkte das junge, harmlose Mädchen. „Er schreibt gar nicht," dachte Ines. „Er sitzt ganz