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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.11.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19281113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928111301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928111301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-13
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.11.1928
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sondern um ein Eingreifen anderer Art handeln. tSehr gut. links » SS sragt sich nun. was sür die AnSgesperrten geschehen kan«. Nach 8 9t des ArbettslosenversicherungSgeletzes kann iw Fall« von Streiks oder Aussperrungen die Arbeitslosenunter stützung nicht gezahlt werden. Die Streitfrage ist die. ob ba ulich sür Aussperrungen gelten soll, die unter Taris. bruch vvrgenouimen werden. Der Vorstand der ReichS- anstalt hat dein geltenden Recht gemäß einen solchen Unter, schied nicht gemacht. Die Reichsregierung hat zu den An- trägen auf Gewährung der Arbeitslosenunterstützung noch nicht Stellung nehmen können Ich persönlich möchte warnen vor der Tendenz, die Folgen solcher Aussperrungen ans öle Arbeitslosenversicherung z» legen. Solange kein anderer Weg sichtbar ist. ist die gesetzliche Pflicht der Gemeinden gegeben, helsend etnzugreifcn. Die Regierung sagt Unter, stützung zu. Zusammenfassend ist zu sagen: Die Staatsgewalt hat alles getan, was sie tun konnte, um diese,, Kamps zu ver meiden. Nachdem er anögebrochen war. habe ich alles getan, nm eine schnelle Klärung der Rechtslaae zu ermöglich >,. und schließlich glaube ich. Ibnen auch den Weg gewiesen zu bab-n. aus de», der Kamps ohne weitere schwere ^chädignnnen der Bolkswirtscha'i beendet werden kann. lBeifall links und im Zentrum.» Abg. Florin »Komm.» begründet die Interpellation seiner Fraktion und erklärt, bet der Aussperrung handele eö sich nicht um eine Rechtsfrage, sonder» »m eine politische Machtsrage. Die Unternehmer wollten mit ihren Kamvimaßnahmen die Arbeiterbewegung Niederschlagen. Der Redner wendet sich dann gegen daS Schlichtungswesen und gegen die Taktik der Freie» Gewerkschaften. Diese Taktik sei dazu bestimmt, die Arbeiter im Abwebrkamps gegen die Unternehmer zu lähmen. Die Kommunisten richteten an alle Arbeiter die Aussordcrnng, aus Tarife und Schiedssprüche zu pseisen und im Massenstreik die reformistische GewerkschaftStakttk zu durchbrechen. Abg. Slegerwald (Ztr.) begründet die Interpellation des Zentrums, die an die Reichs regierung die Frage richtet, was sie zu tun gedenke, um die durch das Vorgehen der Arbeitgeber gefährdete Autorität deS staatlichen Schlichtungswesens und den ArbeitSsrtcdcn wieder herzuiteNen, sowie den der gesamten deutschen Wirtschaft er> wachsenen Schaden abzuwenden. SS ist ein unerträglicher Zu stand, lo siihrt der Redner aus bah die Interessenten darüber befinden, ob ein GcsetzeSakt wie ein rechtsnerbindilch erklärter Schiedsspruch al- recktswirksam oder nicht zn gelten hat. Durch die vom Ministerium angewandten Maximen läßt sich dieser Zustand nicht beseitigen. Man hätte verfügen müssen, das, bis zur Austragung des Rechtsstreites die alten Löhne weitergezahlt werden und der Rest rückwirkend nach der ge fällten Entscheidung gezahlt wird Die Unternehmer haben schon vor einem Fahre in einem Rundschreiben angekündigt, das, sie bet erster Gelegenheit dem ArbeitSmtntsterdie Slirn bieten und zu diesem Zweck einen umfangreichen Kampf durchfechien wollten. Zu diesem Zweck haben sie einen Kampsfonds von fünfzig Millionen angesammelt iHört, hört!>. Für diesen Kamps hat sich aber das Unternehmertum die Unrechte Zeit und die Unrechte Stelle ausgesucht, denn gerade in der nordwcstdentschen Eisenindustrie sind die Löhne besonders schlecht und die Gewinne der In dustriellen besonders gut. Bei keiner Eisenforte machen die Löhne mehr als 5 Prozent der Gesamtgestehungskosten aus. Auch nach dem SchiedS- spruch erreichen die Löhne in dieser Industrie kaum den Be. trag der Umsatzsteuer. iRuse bei den Kommunisten: Zentrum. Klöckner ist d.ch auch dabei.» Seine Eisenwerke befinden sich nicht im AussperrungSgcbtet. Nicht nur im Lohn, sonder« auch in den iibriaen Arbeitsbedingungen sind die Arbeiter der nordmeftdentschen Großeisenindustrie ungünstiger gestellt als der Durchschnitt der übrigen deutschen Arbeiter. TaS Borgehen dieser Unternehmer ist weder politisch noch psychologisch zu verantworten. Die Resormbcdürstigkcit des jetzigen staatlichen Schlichtungswesens wird von alle» Be« teiligtcn anerkannt. Die Beseitigung dieses Schlichtungs wesens haben aber auch die Unternehmer auf der Konscrenz beim Arbeitsminister nicht zu fordern gewagt. Die jetzige Aussperrung ist ein Kampf von unmittelbarer politischer Bedeutung. Es geht einfach nicht, dass ein sür rechts verbindlich erklärter Schiedsspruch von einer Partei nicht an erkannt wird. Wir müssen eine Klärung haben: Entweder verschärfter Klassenkamps oder verstärkte Friedensbereitschast in beiden Lagern. Die Grobe Koalition auf der politischen Seite, von der jetzt so viel geredet wird, hat nur einen Sinn, wenn auch nach der wirtschastlichen Seite hin der Boden znr beiderseitiaen Verständigungobcreitschast resolut betreten wird. Wir betrachten die Bcrdindlichkeitscrklärung eines Schiedsspruches als eine« staatlichen Hobcitsakt von ganz besonderer Bedeutung. Die Erfahrungen der letzten Zeit haben gezeigt, bah eS nötig ist, diesen Hoheitsakt mit der ganzen Autorität und Rechts kraft auszustatten, die seiner Bedeutung entspricht. Ein ver bindlich erklärter Schiedsspruch muß wie ein vollstreckbares Urteil gegen jede» Widerspruch durcbgesetzt werden. Wenn eine freiwillige Bcrständigung der Parteteu nicht znstande kommt, dann muh der Spruch des R-ichsarbeitsgerichts mit der vollen staatlichen Autorität durchqesrtzt werden. Wenn es nicht anders geht, müssen wir diese Frage in ähnlicher Weise regeln, wie beim Arbcitszeituotgesctz. lBctsall im Zentrum.» Um 6 Uhr wird die Weilerberatung aus Dienstag 2 Uhr vertagt. Falsche Atn-enburs Interviews lDrahimeldung unserer Berliner Schrtltleitung» Berlin. 12. Nov. Wie mttgeteilt wird, kursieren be sonders in der letzten Zeit, vor allem in der ausländischen Presse, angeblich Interviews, die der Reichspräsident aus wärtigen Pressevertretern gegeben haben soll. Diese Inter- views gehen zum größten Teil von einem amerikanischen Pressebüro in London aus, bas sich „American News Ser vice" nennt. Offenbar hat sowohl die „Berltngske Tidende" in Kopenhagen, die kürzlich eine Verlautbarung Hlndenburgs brachte, von diesem Pressebüro das Interview bezogen. „Daily C h r o n i c l e" veröffentlichte gestern ebenfalls ei» angebliches Interview mit Htndenburg. Vom Büro deS Reichspräsidenten wird nunmehr mitgeteilt, daß der Reichs präsident niemals ausländischen Pressevertretern derartige Erklärungen zur Verfügung gestellt habe. Man wird also gut tun, in Zukunst alle derartigen Interviews mit um so größerem Mißtrauen zu behandeln, als Htndenburg aus ländischen Pressevertretern bisher kaum jemals ein Interview gewährt hat. Ser Drilliche SIMrbund gegen Krllng Berlin. 12. Nov. Der Deutsche Osfizierbund teilt mit: „Die alte Armee weist die von dem Reichsbannerführer Hörsing ausgestellte Behauptung, das deutsche Heer von 1918 und die deutsche Republik seien untrennbar miteinander ver bunden, und wer den feldgrauen Rock getragen habe, sei für den 9. November verantwortlich, als eine grobe Ge» schichtssälschung mit Entrüstung zurück. Das deutsche Heer stand in schwerstem Kampfe vor dem Feinde, als die von langer Hand von dunklen Elementen vorbereitete Re volution ln der Heimat losbrach und in ihrer Wirkung aus baS Heer die Verbindungen in dessen Rücken unterbrach, seine Versorgung mit Verpflegung und Munition unterband und Ordnung und Disziplin in der Etappe auslöste. Die Revolution hat das deutsche Heer gegen den äußeren wie den inneren Feind kampfunfähig gemacht. Nicht wer die Republik lästert, beschimpft da nkte Herr, sondern der beschtmpst das Heer, der eS mtt der Schuld am Umsturz belasten mUl." Rottronl Me» zu «ewiltatten «Mell»» ««Hatten im AnShmrnnsSoMt Este«, l2. Nov. Die von den Kommunisten aubgrgebencn Richtlinie» beginnen sich in der Prari» auüzuwtrke». TS deutet alle- darauf hin, daß die von oen Kommunisten be absichtigte Berschärfung der Situation eintreten wird. Die geplante Aktion wendet sich vor allem gegen die NolsianbSarvetter unter der Behauptung, daß eS sich bet diesen NolftandSarbette» um Streikbrucharbeit bandele. Di« Angehörigen des Rote« Froutkämpserbnnde» werden aosgeford r«, in Uniform Streikschutzkoloonen zusammcnznstellen und Streikposten zu besetze«. Wv die Kräfte dev Roten FrontkämpserbunbcS allein nickt ouSrelchc». sollen Auögcsperrte und Erwerbslose heran- gezvgen werden. Die Maßnahmen sind vor allem auch sür den Fall geplant, daß die anscheinend vvn den Kommunisten in starkem Umsange befürchtete freiwillige Wiederaufnahme der Arbeit durchgesührt werden sollte. Für diesen Fall werden die Roten Frontkämpfer letzt schon aufgefordert, geschlossen und uniformiert vor den Betrieben anzutreten, nm sogenannte Streikbrecherarbett zu verhindern, llnabhängig davon ist auch die Aufforderung ergangen, daß schon jetzt vor den Betrieben mit Transparenten usw. demonstriert wird. Demonstrationen der AnSgesperrten Kurz nach Vekanntwerdcn des Ergebnisses der Fest- stellungöklage, da- durch Extrablätter verbreitet wurde, sammelten sich mehrere tausend AuSgesperrte aus Äelsenktrchen und der näheren Umgebung auf dem Alten Markt und brr Wies«. Die Polizei, dle in allgemeiner Bereit- schaft ist. hält den Verkehr notdürftig ausrecht. Zu Zwischen fällen ist eö nicht gekommen. Auch in Duisburg bildeten sich unter kommunistischer Leitung mehrere Prvtestzüge, an denen einige tausend Personen tetlnahmen. Zu Ruhestörungen ist eö nicht gekommen. Die Metallarbeiterverbände «ege» das Duisburger Urteil Die drei Metallarbeiterverbänbe haben an ihre Mitglieder einen Ausruf gerichtet, ln dem eS heißt: Die drei Metallarbeitrrverbäiide betrachten baS Urteil b«< DuIS, burger Arbeitsgerichtes al« ein Fehlurteil und werden deu Rechtsweg dis zum ReichSarbeitSgerlchl durchfechte». DaS Urteil ändert an oer gegenwärtige» Lage nicht». Die Geivertschasten werben der Arbeiterschaft zu gegebener Zeit entsprechende Anweisungen geben, und erwarten, baß nur diesen Folge gegeben wird. Sammlung«! der mlltlchkn Keannuniiten iDrabtmtldung unterer Berliner >chrittl»tt«n,> Berlin, l2. Nov. Wie die »Time«" berichtet, sollen di« russischen Parteiorganisationen die Sammlung von Unter- stützungsgeldern für die anSgespcrrten deutschen Eisenarbetter beschlossen haben. ES soll ein gewisser Prozentsatz von allen Lohnzahlungen elnbehaltcn werden. Außerdem hatte die Kom, muntsttsche Partei einen Aufruf zur Bereitstellung größerer Elnzelspendcn erlassen, damit „der Streik in Deutschland ,« der mächtigsten und kraftvollst durchgeflthrten Aktion seit den, englischen Generalstreik und zugleich in einen politische,, Kamps erweitert werden kann". Sie Parteien zu einer AuSivnulie bereit Berlin. 12. November. In einer Nntrrrebung teilte Sic, aiernngSprästdent Beraemann. Düsseldorf, mit. daß dt, Parteien bereits z« ge lag« baden an der von ihm an, aeregteu Aussprache am Dienstag teilznnehmen. Ans di« Frag«, in welchen Bahnen sich dies« von ib« »nternommev« Berinittlnngbaktio« bewegen werbe, teilt« der kegiernnqS, Präsident mit. daß er au» ZweckmäßiqkeilSgrttnde« eS «ich« liir ratsam halte, schon letzt Mitteilungen über leine Berständi, aungsvorickläae zn machen, bevor leine Sondierunaen bei den Parteien Möglichkeiten kür eine BerhandlungSbafls ergebe« hätten. Regierungspräsident Bergemann betont«, daß er sich lediglich an» Gründen des BerantwortnngSbewnßtseins gegen über der Bevölkerung seine» Reglernngsbezirke» und gegen über der Gelamtwirtschaf« zu seiner BermittlunaSaktion ent schlossen habe. Die Entwlckluna in seinem Verwaltungsbezirk mit zurzeit IsvNtX» AnSgesperrten «reibe bei länaerer Dauer des sozialen Kampfe» unumgänglich znr Katastrophe. SMrtti« will beim zum Mutterland Empfänge beim Bun-espräsi-enten anläßlich der Gtaatsfeier Wien. 12. Nov. Der Bundespräsident empfing heute vor- mittag die drei Präsidenten des Nattonalrates, die ihm die Glückwünsche der Volksvertretung übcrbrachten, ihn deS allgemeinen Vertrauens und der hohen Verehrung aller Schichten der Bevölkerung versicherten. Der Bundes- Präsident erklärte in seiner Antwort: AuS dem wachsenden Verständnis des Volkes sür seine Kulturmtssion schöpfe er die Hoffnung, daß daS kleine und verarmte österreichische Volk einst eines der ersten Kulturvölker der Welt werden wird, wozu eS alle Fähigkeiten besitze. Hierauf erschienen die beiden stellvertretenden Vor sitzenden des BundeSrate». wobei Dr. Hugelmann aus die SchtcksalSgemcinschaft des Volkes hinwies und die Holsunng ans die Erlangung dcö auch dem öfter, reichischeu Volke feierlich versprochenen Selbst- bcftimmungsrcchteS ausdrückte. Sodann empfing der Bundespräsident die Mit glieder der Bundesregierung. Dr. Seipel hielt eine An- prache, in der er erklärte, er könne nicht verschweigen, daß eS gut sein werde, sich in absehbarer Zelt mlt dem Gedanken an gewisse Aenderungen der Bersassungs- gr unblage zu befreunden. Bezüglich der Außenpolitik verwies Seipel auf den ohne praktische Anerkennung deS Selbstbeftim- mungörechtcs von den Siegern zugetcilten allzu be engten Lebens- und Wirtschastsranm des österreichischen Volkes. Er erklärte ». a. weiter: Die Herstellung frenndnachbarllchcr Beziehungen nach allen Seilen ist der AuSgangS- und Tchlüsselpunkt der ganzen auswärtigen Politik Oesterreichs. — Dr. Hainisch dankte sür die freundliche Beurteilung seiner Tätigkeit und betonte, daß cs ihm als selbstverständlich er- 'chetne, daß Oesterreich nach einem Anschluß an eln größeres Wirtschaftsgebiet streben müsse. Gelinge er, dann werden auch die wirtschaftlichen Verhältnisse sich dauernd bessern. — Schließlich empfing der Bundes- präsident im Beisein des Bundeskanzler- da« dtplo. matlschc KorpS. Die zehnjährige Feier der Republik wurde festlich be. gangen. Auf dem StephanSplatz fand eine große Truppen parade statt, die der Unnüespräsibcnt, umgeben von de» Mitgliedern der Bundesregierung, abnahm. Gleichzeitig san- den in den Straßen der Stadt große Massenumzüge der Sozialdemokraten statt. Um 1 Uhr mittags fand im Parlament die Feier des NattonalrateS statt. DaS gesamte Kabinett sowie alle Abgeordneten nahmen daran teil. Der Sitzungssaal war festlich geschmückt. Sozialdemokraten »leisen BunteStruvvrn an- Zwischenfälle bei der Wiener Jubiläumsfeier Wien, 12. Nov. Nach dem Vorbeimarsch der Abteilung» des BundesheereS auf dem StephanSplatz, anläßlich der Fein der Republik, kam eö am Montag beim Rückmarsch einet Bataillons Infanterie ln die Kaserne zu stürmische» Szenen. In den Straßen, durch die da« Bataillon zog, batten sich viele Sozialdemokraten mlt rote» Nelken ln den Knopflöchern ausgestellt und empfingen die Truppen mtt Pseisen und lauten Pfui- rufen. Diese Kundgebungen wurden von der spalterbtlben- den Menge mtt stürmischen Hetlrusen erwidert. Dle Sozial- dcmokratcn versuchten mehrmals den Marsch der Abteilungen zu durchbrechen. Zwischen ihnen und den übrigen Zuschauern kam es zu Plänkeleien, denen die Licherheitswache durch die Verhaftung der Ruhestörer ein Ende machte. Als sich das Bataillon der Ringstraße näherte, nahm die Unruhe Immer mehr zu. Erst et» flotter Marsch der Musikkapelle lüste un- beschreibltchen Jubel aus, worin die Psuiruse der Sozial- dcmokraten untergingen. Bauernrevolten in Rußland Die Sowjetfunktionäre werden getötet Moskau, 12. Nov. „Jswcstija" veröffentlicht folgende aufsehenerregende Mitteilung: Aus verschiedenen Teilen der Sowjetunion erhalten wir Nachrichten über leidenschaftliches Vorgehen und zunehmende Grausamkeiten der Ku laken fwohlhabendere Großbauern). Morde an unseren Dors- korrespoudenteu werden häufiger. Mordanschläge werden aus Organe der sozialen Arbeit unternommen. Dorf» bibltothekeu nick» Sowjetbüros werden von Kulaken in ihrer wilden Opposition gegen alle von der Kommunistischen Partei und der Sowjetregicrung ergriffenen Maßnahmen nieder, gebrannt. Bevor die Sowjetwahle« beginnen, müssen wir in unserem lokalen Ncgierungsapparat ansräumen, der sich manchmal mit den Kulaken im Bunde befindet. Ein vernich tender Schlag muß sofort geführt werden. Zur Illustration dieser alarmierenden Nachricht veröffent licht „Iswcstisa" Telegramme aus allen Teilen Rußlands, die von Racheakten der Bauern gegen diejenigen be richten. die sie dem Steuereinnehmer und Getreide- eintreiber überliefern oder durch ihre Dennnziatlonen das Werk der Beschlagnahme ihrer Felder unterstützen. In diesen Telegrammen werden sieben Morde und vier Mordanschläge, von denen mehrere bei öffentlichen Ber. sammlungen oder in den Büros der Sowjet» anSqesührt wur den, gemeldet, und die Liste der Getöteten enthält vier Bor, itzenbe und einen Schriftführer der örtlichen Sowjets. In anderen Fällen weigerten sich die Dorsbeamten, die Opfer zu chiitzen. Erste Beratung »es neuen Kabinetts Neinrars Paris, 12. Nov. Der heute nachmittag zusammengetretene Kabinrttsrat hat 2ss4 Stunden getagt. Er beschäf. tigte sich mtt den gegenwärtig zur Erörterung stehenden Fragen und ber Ausarbeitung deS MegterungSprogramms, über dessen Grunbltnten man sich verständigt hat. Nach neuer Beratung am kommenden Mittwoch wirb die endgültige Fassung ber Regierungserklärung in einem für Donnerstag- vormittag anberaumten Ministerrat festgelegt werben. Wrellt nach Rom zurücksekehrt Mailand, 12. Nov. Der italienische Sachverständige im ReparationSausschuß, Pirelli, ber in London und Paris zu Besprechungen mit den dortigen Regierungen weilte, ist nun mehr nach Rom zurückgekebrt. wo er dem Finanzmtnister und dem Unterstaatssekretär de» Innern. Grands, über seine Ver handlungen mtt Parker Gilbert sowie der französischen und englischen Regier«»« Bericht erstattete. Wutsche Frechheit auch in Sberschlrllen Hinbenburg, 12. Nov. In Ostoberschlesten waren am Sonntag die Eisenbahnlokomotiven anläßlich der polnischen Unabhängigkeitsfeier mtt Tanncngrlln und rot-wetßen Fähn chen geschmückt. Die Polen hatten die Frechheit, diese tn den polnischen Nationalsarben gcjchmücktea Lokomotive» auch für die Züge nach Dentsch-Oberschlcste» zu benutzen. Am Sonn tag fuhren solche Züge bet Htndenburg über die Grenze. Dt« Grenzpolizei erhielt sofort Befehl, diese Züge anzuhalten und die Wettcrsahrt erst nach Entfernung des Fahnenschmuckes zu gestatten. Die erneute polnische Herausforderung hat in der dcutsch-oberschlesischcn Grcnzbcvölkerung berechtlgte Er regung auögelöst. Will UW SlrelemannS Slellverlrrter werden? Berlin. 12. Nov. In parlamentarischen Kreisen ist da» Gerücht aufgetaucht, baß das Zentrum bet den noch kom menden Bemühungen zur endgültigen Stabilisierung btt jetzigen Koalition die Forderung nach dem Posten eine» Vizekanzlers mtt Dr. W t r t h. sowie die wettere Forderung erheben werden, daß dieser Vizekanzler automatisch den RetchSaußenmintster Dr. Stresemann vertrete, fall» dieser noch einmal genötigt sei, einen längeren Urlaub an- zutrcten. Diesen Gerüchten kann man im Zusammenhang mit den neuerlichen Angriffen des Zentrums gegen Dr. Strese mann zunächst die Wahrscheinlichkeit ntcht absprechen. Minifteriubtlüum Otto Brauns Berlin. 12. November. Wte der amtliche Preußische Presse dienst mitleilt. versammelten sich heute vormittag die Beamte» des preußischen StaatsmintstertumS. um den Minister präsidenten Braun zu seinem zehnsährigen Jubiläum zu beglückwünschen. Dr. Hirtsieser überreichte im Namen ber Staatsminister eine Vase der Staatlichen Porzellan- Manufaktur Berlin. Die Vase ist einer alten Dchlnkellchen nachgebtldet und besitzt künstlerischen Wert. Eine größere Zahl weiterer Glückwünsche sind dem Ministerpräsidenten von verschiedenen Setten zugegangen, darunter vom Reichs kanzler Müller, von der sozialdemokratischen LanbtagSfraktlon nnd vom ReichSrat.
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