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Dresdner Nachrichten : 28.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190503288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050328
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050328
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-28
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.03.1905
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Dresdner Nachrichten. i^k. 87. Leit« 2. M» Dienstag, 28. März Lttttä der ?1uslladmebestimni»nge» für die handelsgelverbliche Sonn- taasruhe: tO. Schirnrrze-Lippstadt 'betreffend Bauarbeiterschutz, und 1l Trimbvru betreffend Arbeitsoerhüllilisse der Gchilsen non Rechtsanwälten. Notaren. Gerichtsvollziehern, sowie der Beamten von Krankenkassen. — Vom Reich S m arineetat ist noch der Titel Zulagen für die Fregattenkapitäne zu erledigen. Die Kommission beantragt Bewilligung. Abg. Gröber Ablehnung. Staatssekretär v. Tirpitz würde eine Zurücksetzung der Marine in einer solchen Ablehnung erblicken, nachdem im Bor- jabre di« gleichen Zulagen de» Oberstleutnants der Armee be willigt worden seien. — Die Zulagen iverden bewilligt. — Schluß der Sitzung 6'N Uhr. — Morgen 11 Uhr: Rest der V tatberatung. Wahlprufungen. Berlin. fPrio.-Tel.) Der Wiederzusammentritt der B ö r s e n k o m m i s s i o n des Reichstages veranlaßte den Vor- nand des Vereins Berliner Getreide- und Produktenhändler, dem Reichstage heule eine Eingabe zu überreichen, deren txinvssächlicker Inhalt ist: der Reichstag möge den Lieferungs» 'andel in Getreide zwischen den Kontrahenten, die nach ihrer wirtschaftlichen Stellung berechtigte Veranlassung zur Beteili gung an demselben haben, rechtlich ficherltellen. Vreufltscher Landtag. Berlin. (Priv.-Tel.) Das Herrenhaus nahm heute seine Sitzungen wieder auf und erledigte eine Anzahl kleiner Vorlagen. Vorher protestiert« der Präsident, Fürst zu Inn- nnd Knyphausen, dagegen, daß die Regierung fast alle Ent würfe. auch solche, die reine Finanzgesetze sind, zuerst dem Ab geordnetenbause vorgelegt habe, so insbesondere die Berggcsctz- novelle. (Lebhafte Zustimmung.) Morgen beginnt das Haus die Etarbevatung. Berlin. (Priv.-Tel.) Das Abgeordnetenhaus be gann deute die erste Lesung der Novelle zum Berggesetz betreffend Bergarbeiter-Verhältnisse. — Ministerpräsident Graf Vülow bestritt, daß Anlatz und Zweck der vorgeschlagenen Maßnahmen lediglich in einem augenblicklichen, gleich einem Naturereignis plötzlich bereingebrochenen Notstand und in dessen Linderung enthalten wären. Schon oor dein Ausbruch des großen Bergarbeiterstreiks im Ruhrrevier sei die Regierung nicht nur mit Geietzenrwürsen beschästigt gewesen, die das ungerechtfertigte S«liege» von Zeche» oerdüldern und das Knappictzaftswefeil neu regeln sollten. Er bitte um eine entgegenkommende ruhige und sachliche Prüfung der Vorlage. Ich erkenne, fuhr Graf Bülow fort, gern an, daß die ausständigen Bergarbeiter im groben und ganzen eine ruhige Haltung bewahrt haben, und daß die leider unter Kontraklbruch niebergelegle Arbeit aus Gründen der Vernunft im Vertrauen aui Entgegenkommen der Arbeitgeber und die in Aussicht gestellten gesetzlichen Maßnahmen wieder ausgenommen worden ist. Das ändert aber nichts an der Tatsache, das; der Streik selbst mit einer Unregelmäßigkeit begonnen hat: es ändert nichts an der Tatsache, daß bei Be ginn des Streiks die Stimmen der Leidenschaft über besonnene' Erwägungen die Oberhand behalten hatten. I» ihren Lobn- iorderungeii haben die Arbeiter nichts erreicht. Ihre materielle Lage hat sich verschlechtert durch 'den Lohnansstill, der auf 5- bis 600 000 Mark aut den Tag berechnet worden ist. Viel Not, viel Elend ist zu meinem tiefen Bedauern über manche Arbeiterfamilien gekommen. Die Arbeiter haben erfahren nüssen. «ine wie, zweischneidige Waise ein solcher Lohnkampf si: mögen sie dafür vor allem die Hetzer und Wühler verant wortlich machen (Sehr richtig! rechts), die sie zur Niederlegung der Arbeit veranlaßt haben. Ans der anderen Seite verstehe ich ganz wohl, daß die Zechenbesitzer und die Oraanisation der Grubenbesitzer, der Bergbauliche Verein, zunächst nicht mit kontraktbrüchigen Arbeitern und deren Vertretern verhandeln wollten. Dieier Widerstand mußte aber auigegeben werden, als die Regierung im Hinblick auf die weitreichenden schädigen den Folgen gerade dieses 'Ausstandes von nahezu 200 000 Berg arbeitern im größten Kohlenrevier der preußische» Monarchie mit den Aibeitervertretern in Unterliandlungen getreten war. und ihrerseits eine Vermittlung anznbahnen versuchte. Wozu die Regierung bereit war. das konnten die Zechenbesitzer auch. fLebhafte Zustimmung^ Wenn wir sehen, wie die moderne Ent- Wicklung mehr und mehr zu großen Betrieben, zu Riesenbetrieben hindrängt, wenn wir sehen, wie die Kcipitalkräste sich syndizieren und kartellieren, wenn wir sehen, wie das alte Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitern mehr und mehr sch.oindet, wenn wir sehen, wie der Arbeiter gegenüber der unversöhnlichen Kapitalkraft vielfach allmählich zur bloßen Zahl wird, können wir da das Bestreben der Arbeiter unbillig finden, sich auch ihrerseits^ ziiscimmenznschließen zu Vereinen und zu Vertretun gen? lSchr Will Das Publikum einerseits, die kartellierten Kaoitalkräfte andererseits! Die Gewerkschcistsausbildunq in ricb- tigen, durch das Gemeinwohl gezogenen Grenzen zu halten, ist nicht in dem Sinne zu lösen, wie es die Haltung der beteiligten Zechenbesttzer und Banken in der Hibernia-'Angelegenheit und hei den, staatlichen Vermittlungsversuchen bei dem Kolssenberg- cirbeiterstreik anstrebte, d. h. im Zinne möglichster Ausschaltung des Staates. Der Staat mutz seine ordnende und schützende , Hand auch auf diesem weiten Gebiet walten lassen. Graf Bülow l schildert dann den Anteil, den die sozialdemokratische Verhetzung an dem Streik hatte, und die verbitternde und vergiftende Wirk- strmkeit der sozialdemokratischen Presse während des Streiks. Ter wirkliche arbeitersrenndliche Rat des obersten Reiclrs- beamten an die Arbeiter, sich nicht zu Ausschreitungen Hinreißen zu lassen, wurde von den Führern der sozialdemokratischen Partei im Reichstage als eine Provokation der Bergarbeiter verschrien, die Ankündigung, daß bestimmte Beschwerden der Bergarbeiter durch eine Novelle zum Berggesetz abgestellt werden sollen, als Hohn aus, die Bergarbeiter bezeichnet. Es ist mir wohl be kannt. daß in den Kreisen des Bergbaulichen Vereins die An sicht herrscht, der Streik wäre anders verlausen, wenn die staat lichen Organe sich gar nickt um denselben gekümmert hätten. (Lebhaftes Sehr wahr! rechts und bei den Nationalliberalen.> In diesem Falle, meinte man. hätte der Streik vielleicht noch länger gedauert, aber mit einer völligen Niederlage, nicht nur der Bergarbeiter, sondern auch der Sozialdemokratie geendet. (Sehr wahr! rechts.) Bei der notorischen Nebermacht der Zechen besitzer hätten diese das Stillegen der Zechen und Hochöfen sicherlich noch eine gute Weile anshalten können. Die Arbeiter hätten schließlich dis Arbeit auf Gnade und Ungnade aufnehmen müssen: die Betriebsleitungen hätten alle aufsässigen Elemente aus'cheiden und den Gewerkschaften einen schweren Stoß ver legen können. fSebr wahr! rechts.) Aber wäre damit die Sozialdemokratie wirklich wirksam bekämest worden? Verlänge rung des Streiks bedeutete Vergrößerung der Not »nd des Familienelends unter den Bergarbeitern. Und Not und Elend sind der beste Boden für die Sozialdemokratie. Warum wären sonst die Sozicssdennssraten der schleunigen Beendigung des Kampfes mit allen Mitteln entgegengetreten, und hätten statt der Verknndiauny. dass der Staat vermittelnd eingreisen wolle, so weit sie konnte, allen Zorn auf die Regierung abgeladen. Tie Sozialdemokratie braucht für ihren Kamvf gegen die sogenannte kapitalistische Gesellschaftsordnung die Hoffnungslosigkeit des armen Mannes. fSehr wahr!) So lange ich an dieser Stelle stehe, iverden Sie mich zum Kampfe gegen die freiheits- und kulturwidrigen Bestrebungen der Sozialdemokratie immer an meinem Platze finden: aber au^ schwankem, brüchigem Boden reite ich keine Attacke. Was Sie in Erfüllung der sozialen Pflichten mit Gerechtigkeit und Unparteilichkeit für die Abstellung der Beschwerden der Arbeiter tun, das tun Sie gegen die sozial demokratischen Bestrebungen, dos tun Sie für die Monarchie. HBeisall.) — Handelsminister Möller begründete sodann die Vorlage in ihren Einzelheiten. Die bisherigen fakultativen Ar- beiterans'chüsse hätten sich überall bewährt, wo man ihnen die nötige Beschäftigung gegeben oder wo man die Krankenkassen vorstände zu Arbeiterausschüsscn bestellt habe. Ihm seien zahl- reiche Fälle bekannt, wo sich mit ausgesprochenen Sozialdemo kraten durch derartige Aue-ctzüsse habe vortrenlicli verbände!» lassen. Es werde die Hauvtsache sein, den Ausschüssen, die jetzt für die Bergwerke obligatorisch gemacht werden sollen, regel- mäßige Arbeit zu geben. Wenn einmal erst das Vorurteil gegen die Arbeiterorganisationen beim Besitzer überwunden sein werde, wird es bei der Mehrzahl der Zecken auch ein Leichtes sein, ein gutes Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitern herzustellen. Bei den Wohlfahrts-Einrichtungen, die heute den Arbeitern als Geschenk gegeben werden, müsse den Arbeiterausschüssen eine gewisse Mitwirkung eingeräumt werden Der sanitäre Marimalarbeitstag. sei geboten durch die Verschlechterung der Arbeitsverbältnisse infolge der Tieferlegung der Schacht«. Totjach« ki. daß heute em großer Teil der Ar- beiter eine Einfahrk-zrfl von ein« Stund« und mehr habe. An Stelle des Wagemnillens, da- auf den Kohlenbetrieden im Saar- revier überhaupt nicht üblich sei, seien in der Vorlage Straf gelder festgesetzt, die di« Höh« einer zweimaligen AroeitSschicht nickt ilberüeige» dürfen. Redner schloß, daß die so-iale Politik nicht spurlos an unseren Arbeitern vorübergeaanaen ist. Daß sie Vertrauen zur Gerechtigkeit der gesetzgebenden Körper- schäften haben, im Gegensatz zu den Verhältnissen in anderen Ländern, das zeigt die Disziplin, die die streikrnden Arbeiter aufrechterhalten haben. Erholten wir un» da» aut« Gewissen, daß wir für die sozialen Uebel Abhilfe schaffen. — Äbg. v. HeydebrandundderLasa fkon).): Wir werden prüfen, ob begründete Beschwerden vorliegen und< wenn es der Fall ist und die zur Abhilfe vorgeschlaaeneu Mittel zweckmäßig sind, so werden wir die Vorlage annehmen, selbst wenn der Streik eine Rolle bei ihrer Einbringung gespielt habe. Redner er klärte weiter, seine Freunde könnten der Einführung einer festen Arbeitszeit nur vom sanitären, nicht aber vom rem wirtschaft lichen Standpunkte aus znstimmen. Das Wagennullen scheine ihm eine ganz verständige Maßregel zu sei» fSehr richtig! rechts); es fei nichts weiter, als die Beanstandung einer nicht akkord- mäßigen Arbeitsleistung. Wenn sich aber ein anderes Mittel dafür finden lasse, so werde doran die Vorlage nicht scheitern. Die obligatorische Einsetzung von Arbeiterausschüssen müßte zur Voraussetzung haben, daß auf der anderen Seite Maßregeln getroffen werde», die verhindern, daß diese Einrichtungen von Organisationen nicht zu einem Terrorismus auSgestaltet wür den. (Sehr richtig! rechts.) Zweifelhaft sei, ob der Zeitpunkt für die Einbringung der Vorlage richtig gewählt lvar. Jetzt scheine cs. als hätte die Rcaieruna gegenüber einer gewählten Kommission Konzessionen gemacht. fSehr richtig! rechts.) Seine Freunde hätten volles Verständnis für daS gerechte Streben des Lohn» arbeitcrstandes, seine Existenzbedingungen zu verbessern; aber die öffentliche Meinung vergesse vielfach, daß es auch einen Unternehmer gibt und «eben muß. fSehr wahr! rechts.) Auch ihm die Freudigkeit am wirtschaftlichen Schaffen zu erhalten, sei Pflicht des Staates. (Lebbastc Zustimmung rechts.) — Äbg. Schiffer fnat.-lib.) nimmt gleichfalls Anstoß an dem gegen wärtigen Zeitpunkte für die Einbringung der Vorlage. Der Zweck der Beilegung des Streiks sei durch die Ankündigung dieses Gesetzes nicht erreicht worden. Der Streik habe dann sväter cuisgehön, weil das Geld ausgegangen war. Die Arbeit geber würden jetzt last rechtlos gegen den 'Arbeitnehmer. fSehr richtig!) Die Ablehnung der Verhandlungen seitens der Arbeit geber iei allerdings ein Mißgriff gewesen: die Regierung habe sich aber zu sehr auf die Seile der Arbeiter gestellt und dadurch die öffentliche Meinung für die Arbeiter mobil gemacht. Seine Freunde würden an die Prüfung der Vorlage ssne irn heran- Ireten und hofften, daß auf dem Boden des alten Gesetzes ein Neubau entstehen werde, in dem der soziale Friede eine dauernde Heimstätte finden werde. sBcifall.) — Abg. Dr. Hirsch ffreis. Volksv ): Der Gesetzentwurf entspringt dem dringenden Bedürf nis einer halben Million von Bergarbeitern. Tie Angst oor dem roten Gespenst ist unbegründet. Die Arbeitgeber im Berg werk hätten fick nock niemals mit den Arbeiter» auf eine rein menschenfreundliche Weise oerständmt. Er warne davvr, die Vor- l>rge irgendwie z» verschleppen. Hinter ihr steht die feierliche Zusage und Verpflichtung der Stacttsregierung. Seine Freunde würden in der Richtung der konsequenten Durchführung der darin ausgeiprockienen Gedanken die Vorlage zu verbessern suchen. Ter musterhaft durchgefichrte Streik ^von 250 000 Ruhrrevier arbeitern sei eine bewundernswerte Tat des sittlichen Haltes und auch das wahre Wobt der Unternehmer würde nur durch mög lichste Befriedianng ihrer'Arbeiter gefördert. — Abg. Tr. Spahn <Zeiitr.> tritt im allgemeinen stir die Vorlage ein Seine Freunde forderten aber die gesetzliche Festlegung der achtstündigen Schicht für alle 'Arbeiter unter Tage. Tie GesundheitSvcrhältnisse der Bergarbeiter lägen besonders ungünstig. Tie Bestimmung, daß die Arbeiter unbedingt verpflichtet sein sollen, Ucbcrsctziclsscn zu machen, sei bedenklich und müsse modifiziert werde» Unbedingt notwendig seien obligatorische Arbeilerausschnsse Es müßten aber auch gesetzlich die Punkte feslgelegt werde», die in die Arbeitsord nung aus.nnehmen sind und bei denen die Arbeiteransschüsse mit zu taten haben. Weiter sei erforderlich, daß von den Arbeitern selbstgewählte Grubciikontrolleure den Bergwerksinspektvren zur Seite stehen. Anstoß errege die Bestimmung, daß i»den Arbciter- ansschilsse» nur deutsch ivrechende Arbeiter vertreten sein sollen. Bedauerlich sei, daß die Kiiappschaftsverhältnisse nickt gleichzeitig in der Vorlage geregelt würden. — Ministerpräsident Graf Bülow konstatiert, daß die Vertreter aller Parteien die Mög lichkeit einer Verständigung in Aussicht gestellt oder offen gelassen hätten. Er lege nameiitlich Gewicht darauf, daß die Verstän digung über die Gesetzentwürfe, die einen im besten Sinne konser vativen und staglserhaltendeir Charakter hätten, mit Unterstützung der konservativen Partei zu stände komme. Der gegen die Regie rung erhobene Vorwurf der Schwäche sei grundlos. Gleich zu Aittang des Streiks habe er erklärt, daß er die gesetzliche Ordnung unter allen Umständen aufrechterbalten würde. Ohne das Ein greifen der Regierung hätte der Streik vielleicht einen sehr tunnil- tiiaruchcn Cbarakter angenommen. Wenn der Streik »ock länger gedauert hätte, so hätte die Industrie wohl eine» Teil ihres Absatzgebiets auf dem Weltmärkte eingebüßt. Dem 'Abg. Schisser erwidere er. daß ein bcrvorraczendes Mitglied der königlich nationalliberalen Partei (Heitcrkeitt im Reichstage. Freiherr Heiss von Herrnsheim, ihn zur Vorlegung der Entwürfe ansdrücktich Hemd dürfte sich di« deutsche Regierung lediglich-' Di» Aufgah, gestellt haben, die recht pemerlenSiverten Hg»del»i»terr>sen Deutschlands in Marokko für alle Zeilen zu wahren, völlig un- bekümmert um ihr unbekannte Abmachungen irgend welctzn anderer Staaten. Di« Mitwirkung Frankreich» ist übrigen» bei diesem lediglich deutschen Interessen dienenden diplomatischen Akte nicht unbedingt erforderlich. Are wenig man ihrer hier zu benötigen glaubt. geht au» der Tatsache yervor. daß Aviier Wisheun keineswegs, wie die» andererseits behauptet wird, beim hiesigen französischen Botschafter gespeist hat. um diel« Angelegen- heit zu besprechen. Kaiser Wilhelm hat vielmehr gelegentlich eines gesellschaftlichen Zusammensein», dem auch der französische Botschafter beiwohnte, die Absicht geäußert, bei diesem zu speisen. Die Reise nach Tanger ist bet dem darauf arrangierten Diner in der französischen Botschaft gar nicht berührt worden Man möchte noch in gewissen ausländischen Kreisen Deutsch land i» der Rolle eines demütigen Bewerbers uqi seine er«n- sie» Interessen sehen. Bisher liegen jedoch keine Anzeichen vor, daß etwa die deutsch)« Regierung ihre Absicht, auf eigene Faust ihre wirtschaftlichen Interessen in Marokko dauernd zu schützen, aufgeben werde. Mit dieser Tatsache kann nicht ernst lich genug gerechnet werden." Zur Lage f« Rußland. Petersburg. fPriv.-Tel.) Hier beginnen wieder die Ausstände. Heute sind 35000 Arbeiter ausständig. Die Regierung ist noch immer der Ansicht, alles mittels Kommissionen beendige» zu können. Warschau. Der Anschlag auf bi« Polizei station scheint zu dem Zwecke ins Leben gesetzt zu sei», dar Polizeimeister zu veranlasse», sich zur Polizeistatron zu begeben. Die Person, die den Anschlag auf den Polizeimeister ausübt«, scheint selbst bei der Flucht verwundet worden zu sein. Warschau. Der Urheber der Bombenexplosion in der Vorstadt Prags ist Stepl-an Okrgeia, «in 18jährig«r aus dem Bezirke Nowominosk stammender Schlosser. Jalta (Gouvernement Taurien). Fast alle Magazine und Branntweinbuden, sowie das Polizeiamt sind zerstört wor den, einige Läden wurden in Brand gesteckt. Seit heute morgen ist die Stimmung sehr erregt. Tos Eintreffen von Trnpven wird erwartet. Tie Post wird von Soldaten beivacht, Ter Stadlrat ist zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen- berufen worden. Scbastopol. Die Bevölkerung ist infolge von Nach richten über die Unruhen in Jalta erregt. Die ans dem 'Norde» kommenden Reisenden, die nach Jalta wollen, bleiben hier. 'Der Polizeictzcf von Jalta ist verwundet. ES iverden Kriegsschiffe mil Matrosen und drei Kompagnien Soldaten nach Jalta gesandt. Russisch-javanischer Krieg. Petersburg. Zu der Meldung des Reutcrschen Bureaus, wonach am Freitag in einem Ministerrote die Mehrheit den AugeiAssick als günstig zur Einleitung von Friedensvcr- Handlungen bezeichnet habe, wird offiziös mitgeteilt, daß diese Meldung schon dcslwlb unrichtig ist, weil am Freitag keine Sitzung des Ministerkomilees stattgefunden hat. Typing a i. Meldung der Petersburger Telegraphcn- Agciitur. Unsere Truppen näherten sich der Stadt Tjaiitusti Ein in die Stadt eingedrn»gc»er Freiwilliger erkundete, daß die Stadt von etwa zwei Infanterie-Bataillonen und zwei Eskadrons Japaner» besetzt sei. Bor der Front nnserer 'Armee wurde eine Elinchnseiibande unter Führung japanischer Offiziere und Unter offiziere bemerkt. London fPriv.-Tel.) De» „Times" wird aus Tokio ge meldet : Amtlichen Berichten zufolge rücken die Iapauer in ' breiter Front ans beiden Seiten der Eisenbahn vor. Die icipa- »jiche Vorhut stckt bereits lOO Meilen nördlich von Mulden. Tie Russen sind aus alle» vom Liaobo bewässerte» Distrikten ver trieben. Ter Petersburger Berichterstatter der „Times" meldet: Ouama soll dein chinesischen Gouverneur von Kinn angezeigt habe», daß die Japaner dort am !0. April einrücken würde». Einer Privatmeldung zufolge setzt Linewitsch seinen Rückzug fort. Ta die Truppen große Entbehrungen leide», liegen die militä rischen Ratgeber des Zaren große Besorgnis wegen Wladiwostok. Berlin. <Priv.-Tcl.) Der Oberstkämmerer des Kaisers. Fürst zu Solms-Baruth, erhielt vom Könige von Sachte» die silberne Krone znm Großkreuz mit goldenem Stern des Albrcchtsordens verlieben. Leipzig. fPriv.-Tel) Die Beschlagnahme des „Sim pl i c i s t i m u s"»Flugblattes über die tztzrcifin Montignoso ist heute auch von der hiesigen Polizei oerfügt worden. Stuttgart. Die ,,isimplicifsimus"-Redakteure Ludwig Thoma in Mönchen und Linnekoael in Stuttgart, die sich wegen Beleidigung der Königsberger Polizei, begangen durch eine Geißelung der bekannten Studentenauslieferungen an Ruß land, zu verantworten halten, wurden kostenlos frcige- sprachen. Paris. Die Deputierte nkammer fuhr in der Be- ratung der Vorlage betreffend die Trennung von Kirche und Staat kort. Charles Benoit (Nationalist) nannte das Konkordat eine Notwendigkeit. Man dürfe der Kirche nicht ihre volle Freiheit lassen, da hierdurch Frankreich bald ge- ansgcfordert habe. Wenn jetzt die Hoffnung der Bergarbeiter auf die Reform nicht in Erfüllung gehe, dann sei er überzeugt, daß mancher christliche Bergarbeiter zur Sozialdemokratie übergeben werde. (Sehr richtig!> — Die Beratung wird morgen fortgesetzt. Zur Reise dcS KaiservaareS. Messina. Tie D e u t s ch e K a i s e r > n und die Prinzen Eitel Friedrich und Oskar verließen die „Hohenzollern" heute morgen bald nach 0 Uhr, bestiegen ihre Wagen »nd fuhren unter militärischen Ehrenbezeigungen und unter begeisterten Kundgebungen der zahlreich angesammelten Menschenmenge nach dem Tom, wo sie von der Geistlichkeit und dem deutschen Konsul empfangen wurden, und dann nach dem Friedhofe. Die Stadt ist reich geschmückt: überall wehen Flaggen in italienischen und deutschen Farben. In den Straßen herrscht festliches Leben bei prächtigem Mnlssingswetter. Lissabon. ES sind bereits über 75 000 Fremde hier eingetrosfen, um den Kaisertagen beizuwohnen. Fort während lausen überfüllte Züge ein. Alle Gaschöte sind bis ans Dach vollgepfropft; cs werden fabelhafte Preise gefordert und bezahlt. Tie meisten Blätter veranstalten Extraausgaben und bringen spaltenlange Berichte über Kaiser Wilhelm und Tentschlaiw. Sie pressen den Kaiser als Heerführer, Diplo maten, Kolonialvolitiker, Förderer der Landivirtschnft, der In dustrie, des Handels und der Wissenschaft, als Künstler, Musiker, Sportsinan usw. Paris. Ter frühere Marineministcr Lancssa» bespricht in seinem Blatte „Tiocle" die N eise K aisc r W ilbel m s nach Tanger und sagt: Es sei offen kund, das; der Kaiser sich bei dieser Gelegenheit als Beschützer der Unabhängigkeit Marokkos zeigen wolle. Diese Haltung könnte die Eigenliebe Frankreichs picht verletzen. Man konnte höchstens eine Lektion für die sraiizösiiche» Diplomaten und eine Warnung für diejenigen darin erblicken, welche die französische Diplomatie narb dieser Richtung gelenkt haben. Frankreich selbst könne sich weder über eine Unkorrektbcit nocb über ungerechtfertigte Bestrebungen beklagen. Deutschland verteidige seine Jntercsscii in Marokko wie Frankreich die scinige» j zwungen sein würde, ein neues Konkordat aozuschließen. Rom. Ter Papst hielt heute morgen im Konsistorium- Saale des Vatikans ein acbeimes Konsistorium ab, an dem die Kardinäle teilnahnien. Er ernannte mehrere italienische und ausländische Bischöfe, unter anderem Dr. Albert zum Erzbischof von Bamberg, und hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, in der er mehrere Fragen der inneren Kirchenordnung berührte und den kirchenfeindlichen Geist in der französischen Deputierten kammer beklagte, der Frankreich dem Zusammensturze entgegen- sühren werde. Weiter wies er aus die antikatholische Bewegnna hin. die sich am augenscheinlichsten in den Vorgängen in Frank reich und in Ecuador äußere. Endlich sprach der Papst noch über die kürzliche demokratische Bewegung. Madrid. Wie dem „Imparcial" auS Eeuta gemeldet wird, hat der dortige spanische Gouverneur ori dem Pascha, dem die benachbarten Kabylenstämme unterstellt sind, gegen den Raub von Vieh und die Verheerung des svanijcbcn Ge biets Einspruch erhoben und mit Zwangsmaßrcgeln für den Fall der Wiederholung gedroht. K o n st a n t i n o p el. In den letzten Tagen haben oppo sitionelle Bewegungen im westlichen Bezirke von Kreta Fortschritte gemacht. Die Aufrechterchcsstung der Ruhe ist schwierig geworden. Vorige Worbe wurden im westlichen Bezirke und in Kissamo viele Schußwaffen und Munition ausgeschifft. Mittwoch sind einige mohammedanische Familien aus dem Innern nach Kanea geflüchtet. Es wurden Proklamationen verteilt, die die französischen Gendarmerie-Mannschaften zum Trenbrnch anffordcrn. Donnerstag abend zogen die EhcfS der Bewegung mit 200 Anhängern nach Therisso, 12 Kilometer südlich von Kanea. wohin unter dem Vorwände einer friedlichen Versamm lung ein großer Zuzug der Landbevölkerung stattfindet. Frei tag früh wurden die Gendarmen von Unzufriedenen beschossen, wobei zwei Mann schiver verwundet wurden. Die Ruhestörer erhielten Verstärkungen ans Kandia. Relpmo und Nassib, wo durch deren Ahl mif 20tX> stieg. Die Hälfte der Menge war bewaffnet. Die Versammelten hißten die griechische Fühnc. Heute wollen sie die Einverleibung durch Griechenland vcr- vertc-idigc. Das sei das Recht Teutschlniids: nur diejenige» künden gleichzeitig eine Denkschrift an die Großmächte richten. könnten dieses Vorgehen seltsam finden, die so leichtfertig waren, dies nickt vorauszuschen. Tie äußere Politik des republikanischen Frankreichs müsse sich am Hellen Tage vollziehen: sie brauche weder geheime Unterredungen, noch heimliche Abiiioeyuiigeu. Wir habe» bei der Faschoda-Aiigclcgenhcit zu »»sercin eigenen Schaden erfahren, was diplomatische Geheimniskrämerei kosten kan». Wir wollen gelegentlich Marokkos nicht ein Abenteuer erneuern, das für uns so peinlich war. Es scheint mir deshalb, daß die sranzö- siscbe Regierung einen Beweis ihrer Klugheit liefern würde, wenn sie sehr nachdrücklich die bereits abgegebenen Erklärungen wieder holen wurde, daß Frankreich entschlossen sei, die Unabhängigkeit Marokkos und die Freiheit des ausländischen Handels im marokka nischem Gebiete vollauf zu respektieren. Berlin, lieber den Stand der Marokko-Angc lege nheit' wird anscheinend offiziös geschrieben: ..Davon, der von Berns Fremdenführer ist, i» den Leib gestört daß Deutschland Verhandlungen mit Frankreich anstrehe, kann doch ist die Verwundung, da der Dolch sich in die uhrrette in welcher sie die dringende» Beweggründe ihres Vorgehens darlcgen und erkläre», m der gegenwärtigen Lage die Entschlie ßungen der Großmächte abzuwartcn. Gleichzeitig versprechen sie, die Nutze und Ordnung aufrecht zu erhalten. Aschabad. AuS Tot>au wird hierher gemeldet, daß die dortiae Bevölkerung sich im Aufruhr befindet. Die russische» Einwohner sind geflüchtet. Sofia. (Priv.-Tel.) Hier verlautet, daß F ü rst Ierdi - » and, einer an ihn ergangenen Einladung folgend, dem Präsi denten Lviibct in den nächsten Tagen einen offiziellen Besuch ab- statten werde. Der Ministerpräsident Petrofs werde voraussichtlich den Fürsten nach Paris begleite». Tanger. Ter hiesige Korrespondent der „TimeS" Sanis wurde heute vor dem englischen Postamt vv» einem Marokkaner, ^ - ^>.,k -"ochen, ver- L-cuiiusiriii», mit »7r.llNlLen.l- llniii-evc keine Rede sein. Zu solchen Verhandlungen könnt« Deut gegebenenfalls sich herbeilassen, wenn Frankreich, da- Ver , nachholenbp Vorschläge in dieser Richtung machte. Vorder- (Rächt- eingehende Devekchen befinde« sich Sette 4.) ctzland wickelte, leicht. Der Angreifer flüchtete sich zum Sherif von äumte, Uazzan. Was ihn zur Tat veranlaßte, ist nicht bekannt.
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