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Dresdner Nachrichten : 21.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188606210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-21
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.06.1886
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mutz der 18jährige Angekkaaw mit einer , , sühnen. — Lange Zeit wahrte eS. dis die ri ^ .Hrde ) wiederholt vorbeskasteii Schreiber Karl HermanyDächert, 1 «s ^ - ^ Z ^ Z «WH ^ ei ^ - 4»- <. 5» tz) c. ei käL f« den geboren, erreichte. Im Wonnemonat erblicke der Gendarm Rüde den Federbelden. als er, wie schon so oft, um mild« Gaben an sprach, stall durch Arbeit sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Als D den Diener der heil. TliemiS erblickte, entfernte er sich so schnell er konnte. Dem Beamten gelang es aber doch noch, de» Leichstuß zu erwischen, der sich in erheblichster Weise widersetzte nnd 'einem Transporte die größten Schwierigkeiten entargenstellte. TaS Strawesullat lautete für diesmal auf 4 Wochen che, an an iß, — Ai» 27. Apnl wurde der Handlnngsgehtls« Karl Richard Mehnert ivegen Unterschlaanng zu 10 Wochen Geiangniß vernrtheilt, ivelche der mehrfach Vorbestrafte sofort antreten mußte. Mittlerweile stellte sich heraus, daß derselbe im Jahre >879 sich bereits eines ähnlichen BerbrechenS in höherem Maaße schuldig gemacht. Der "Angeklagte, welcher eine gnie Erziehung genossen, ist ohne Zweifel das Opfer ichlechier cheieüfchail geivorden, welche ihn auf de» Ptad des Ber- derbens brarhle. Wie mancher Familienvater »inß sich siir wenige Groschen ehrlich durchschlagen und ein junger Mann wie Bl. konnte 'rir fein, iininerhiii anständig. S Salair die Lebensbedürfnisse nicht bestreiken, Es werden nnmnel» 16 Wochen Gesängniß im Ganzen nnle, Himven'allslellnng der feil 27. April verbüßten Strafe) dein Angeklagten anferlegt. »->m 00. ,Zuui. Va viuclcr »a<ii OOtar völo», Wallftr.Nr. >!>, Miimn« I »Sr: 74>> Mi iNn.. ', „cslicgrn. rdermomeiroqrapd »ach Nram»«». rc»>»rra>ur: iiachsie: lr>,.0>rad Warme, nie»rigfte. « tNrad Wärme. — H«u«r. - cti-Winv. rvaileeilaad »cr c-Il>e am 2". Iu»i: 61 eilm. unier Null, vivmaslcrwaruic am 2». Zuui: l.r Gea« Neauumr. ragesgefchtchte. DentsciieS Reicli. Der Bvrgang in der Kvin»iii>ion der bäu rischen Abgeordncleii ist, wie schon miigeiheili, der, daß die Muri ner die Allen vorlesen, auch Einblick gestatten, aber nicht ans der Hand geben. WaS bisher verlesen worben, ist wesentlich daö Ma terial, welches den ärztlichen Gutachten zu Grunde lag. ES ist nach einem sichern Gewährsmann so entsetzlich, daß alles Weitere überflüssig wäre. Weiler sind Aussprüche über die, Mutter, den Kaiser :e. mirgetheilt. Hallneinalionen nnd Wahnvorstellungen deS Königs spielen eine große Nolle, so die Idee, Bauern adzutreten und eine Juni zu kamen, wo keine Verfassung ist. Zur Entschnl- digniig, daß sie io lange gewartet, fuhren die Minister an, daß sie nicht Vorgehen konnten, weil eS an Material fehlte; dies war in den Händen des KabmetSiekretärS. der mit seinem Gewissen die Herausgabe nicht vereinbaren konnte. Das Herz Königs Ludwig liegt in einer Sttblmiallosnng auf- bewahrl, b,S es demnächst eine silberne Kapsel umschließt, um nach den Leichenseierlichkeiten durch einige höhere Hvfbeamte unter Be gleitung mehrerer Züge schwerer Reiter nach der Allerheiligrnkapcllc !> Altoitmg zur ferneren Aufbewahrung überführt zu werden. - Die Kuratoren iiiiiimehr Königs Otto I., Obersthvsinar'chall Frei herr v. Malien und General der Infanterie Freiherr v. Pranckh, hal'en demselben all das Borgefallenc der letzten Tage mitgetheilt; doch soll das tttillgcihcilte lheilnahmloS cirtgegengenommen worden sein. Gegen Dr. Gudden scheint König Ludwig bereits in Hohen- 'chwangan Schlimmes geplant zu haben. ES wird folgende Aeuße- rung des Königs zu einem vertrauten Diener berichtet: „Sei nur ruhig, mit dem Spion werde ich schon fertig." Einem Münchener Briefe entnehmen wir noch folgende Einzel heiten über die E^cenlricilalen König Lndwrg's: „In welch' bedenk licher Weste sich der Zustand des Königs rn den letzten Monaten verichllinmert hatte, davon weiß man in jenen Kreisen, die tliat- sächlich ui steter Fühlung mit dem Monarchen standen, fast N»- glaublicheS zu erzählen. Die nahezu märchenhafte Verschwendung deutet lereiis am Störung deS Geistes An 10,000 Mk. kostete in euiec eningen Rächt die Beleuchtung des RiesemchlosseS Herren- chum e daccn zalilloie feine Kerzen; und waren alle dieie Tausende von Zterzen angezündct, dann promenirte der König allein in der scenhmt beleuchteten Spiegelgalerie. Das Meiste — geradezu un glaubliche Tummen — verschlangen ui der letzten Zeit dieLieblings- Ebevauplegers deS Königs. Der letzte dieser Günstlinge, ein gewmer "Alpbons Weber, war allmächtig am Hoslager geivorden. Ter König lieft ihm zu Eliren eigene Brillantknöpie anicrligcn, aus denen in tlimivollcr Perichlingung die Initialen der "Kamen Ludwig sin Bullanre») und Alphons ,in "Riibmen) angebracht waren; ferner scheuch' er ihm in der letzte» Zeit eine wenhvolle Uhr mit Kette, c»l ' Agraffe aus dem Slaaisnhatz, 2'XX) ".Oil. haar, uugerechnct die zalllloien iacsllien'e, die er ihm iriilier gewidmet. Eine Anweisung mi- ll8.>' " Mt., ivelche die Kabinclskasse durch Verkauf kostbarer Scmuilcigegcnuände flüssig machen und dem Clievaurleger cui- liaiidigeii sollte, wurde nicht mehr honocirt, als die Rcgicrungs- iin'abigkeil Ludwigs II dcklarirt worden war. Ucbrigens war Weber auch eine Zeit lang in schwere Ungnade nnd zur Ein schließung >m Burgverließ zu Hohenschwangau verrirtheilt. Dieses „Verließ" batte der König eigens bauen lassen, um die in Ungnade o.c'allenen Günstlinge zu beslraic» ; ferner ernsten Bestimmung ist es aber niemals gewidmet worden. Wohl that die Umgebung des Königs ,o. als würde sie den Veruriheillen dem Verliehe Zufuhren, statt desselben aber wurde eine wrgsältig kostümirte Strohpuppe an das große Gitterfenster des „Verließe»" gesetzt, welche der König, wenn er oben aus der Burgbrücke promenme, mit Befriedigung sah. "Roch am letzten Tage vor der Proklamation der Regentschaft wurde eine große "Anzahl von goldenen Ubren nut dem Wappen und den Initialen des Königs im Werthe von 9500 Mk.. angefertigt von einem Münchener Uhrmacher, aut Schloß Hohenschwangau gebracht, ivelche sämintlich zu Geschenken für die untergeordneten Leute der königlichen Umgebung dienen sollten. Oft waren diese Uhren dem Monarchen nicht schön und kostbar genug und das Sekretariat er hielt sie vom «chlosse retournirk. Die Geldgeschenke an die Che- v .mllegers wurden oit in kostbaren Etuis übergeben, über deren Amerkigung der König persönlich Anordnungen traf. Da die Mittel der Kabmetskape schließlich nicht hinreichtcn. alle dieie Wünsche zu befriedigen, befahl der König, selbst die wcrthvolle und kunstvolle Agraffe von scmem Georgs-Ordens-Großmeisterhute zu veräußern — cm Befehl, der nach Pioklamiruna der Regentschaft iinallsgesührt blieb. Daß solche Aeußcrungen der Sinnesstörung endlich die Regierung zu den bekannten dringenden Vorstellungen! und nach deren Ignorirung zu den letzten Maßnahmen führen »nlßlen. dürfte erklärlich scheinen. Und dabei sind die hier er- wahnien Tharsachen nicht einmal in das Material ausgenommen, das die Negierung als Beweis und Rcchtfcrligungsmaterial dem Landtage vorlegt i sie datiren aus einer späteren, der allerletzten Zeit und sind wohl nur Wenigen bekannt geworden." Gar sonderbar klingt ein Steckbrief in der Koblenzer Zeitung vom 16. Juni, laut welchem ein Kanimann Abolt Tilger wegen „Tiebsialils zweier Kanonenboole", genannt „"Rhein" und „Mosel" verfolgt wird. Es sind dies die beiden eisernen Rdcm-Moiiitore, mit je 2 Geschützen rn drehbarem Thurme arnurt, welche 1870 mit einem Kostenaufwand von 600,000 Mk. angeschafst wurden, sich aber als unbrauchbar erwieiem da ihr Tiefgang das Passiren mehrerer Stellen des Rheines nicht gestaltete. Sic wurden im vorigen Jahre o>,sittlich versteigert und dem, in oben erwähntem Steckbriefe ge nannten Tilger für das Höchstgebot von 14,000 Mk. zrigeichlagen. Daß dieser aber nur im Aufträge einer Kölner Firma handelte, ivar nicht bekannt; man hielt ihn für den rechtmäßigen Eiqenthü- mer und ungehindert ließ er die beiden Kanonenboote vor einigen Wochen aus dem Haien bngsircn und reiste damit nach Holland, wo er 'ür dieselben bereits vorher einen Käufer gesunden haben -oll Die Kölner Firma Halle das Zusehen, als die Monitors Köln pmsirlen, und wird nunmehr das Nachsehen haben. Frankreich. Bercnger verlas un Senat den Bericht der Kommission für das Gesetz betreffend die Ausweisung der Prinzen, welcher sich gegen die Ausweisung ausspricht, weil dieselbe unver einbar mit der Freiheit sei und die guten auswärtigen Beziehungen Frankreichs schädige. Die Ausweisung der Prinzen sei nicht Sache der gesetzgebenden Versammlung, sondern komme der richterlichen Gewalt zu. Das „Journal des Debats" enthält eine Depesche aus Mün chen, welche bestätigt, daß ein Brief an König Ludwig, welcher die Äbscndnng einer Vcrtrnuensperson an den Graien von Paris zur Verhandlung über eine Anleihe verlangt, in die Hände Luitpold's gefallen sei und die Einsetzung der Regentschaft beschleunigt habe. — Tie Bureanx der drei rcpuolikcmischcn Gruppen beschlossen, der Negierung blos die Absetzung weniger hoher Beamten anzurathen. Belgien. Tic Arbeit ist IN allen Kohlengruben wieder aus genommen worden; der Streik ist als beendet anzusehen. Feuilleton. -l- Residenzthcatcr. Zum Benefiz für die beliebte Naive Frl. Brutto nnd den schon seit Beginn der hiesigen Mallnertheatcr- Gastspicle hochbeliebten Herrn Alexander kam vorgestern zum ersten Male ,. Eninia ' s Roman ", ein vieraktiges Lustspiel von N. Kneife!, znr Aust'ühruiiä. Ten Lachcriolgcn der vorausgegangenen zusammenhängende Handlung darzubieten Er steh mit einem Fuß« aus dem festen Boden de- guten All den gediegcndslrn Vertreter hatte, mit dem anderen Fuße Gebiete der dvininirende» Moser, Schönthait u, A. Be ist ihm Vorbild für den Ausbau der Handluiia, in der Er findung freilich weit überlegen, auch viel geschmackvoller. Wie sehr ihm bas Geschick eigen ist, aus einer nicht sehr geistvoll erfundenen Hanblnng-skiur ein anreizendeS Lustspiel bcrauSzuarbeite». beweist auch .Emma » Nomau". Wenn auch viel UnwahrschemlicheS und UnuiotivnteS niit unterläuft, so ist doch fast Alles velebt, heiter, kurzweilig und nett. Besonderes Lob verdient auch die Vermeidung des Anstößige» und Frivole». Der Dialog bewegt sich meHt aus dem Niveau harmlosen Scherzes, ohne sich zur geistvollen Satyre und Vornehmheit zu erheben, jedoch finden sich viele hübsche Poin ten und Wendungen darin, denen die Darsteller genügende Wir kung z» geben verstanden. Di« zu lustigem Fabuliren aufgelegte, dabei pietätvolle und liebenswürdige Emnia findet in Frl. Brutto eine bestens befähigte Vertreterin, deren Natürlichkeit nnd Leben digkeit deS Spiels außerordentlich gefiel«». Namentlich in den hu moristischen und neckischen Momenten leuchtete ihr Talent. Noch rvutinirter wußte Herr Alexander seinen verliebte», in Lügen ver- stlickleii und doch grundreellen Henbert von Schlichten in volle Be leuchtung zu stellen. Ohne zu übertreiben, hob er daS Komische seiner Partie stet- wirksam hervor und traf für jede Situation de» Vesten Ton. Beide hätte», auch, wenn es nicht ihr Benefiz gewe sen wäre, vollen Anspruch auf reichen Beifall gehabt. Die nur als Liebhaberin in Betracht kommende Anita Bondau konnte nicht an sprechender repräsentirt sei», als durch Frl. Mever. deren individuelle Vorzüge alle» ihren Rollen Reiz geben. Zu sehr in Blencke- Manier ward der kuriose Dr. Petericn durchgesührt, zedoch sicherte sich der Darsteller durch seine Allotria ötters den Lachersolg. der ihm nie fehlt. Mit dem recht lästigen HauSspion Agent Spnrig, einer wenig gelungenen Figur, fand sich Herr Gutherv mit bekann tem Geschick ab. Wiederum zeichnete sich Frau Carlsen (Natalie Bondau) in ihrer Art, Hausdrachen plausibel zu mache», aus und wurde von Herrn Meißner, dem phlegmatischen, zerstreute» Pro fessor Bondau, genügend unterstützt. Ans der Zahl der "Neben rolle» ist noch der lebenswahre Major von Mattenbom des Herrn Schmidt zu beloben. DaS Zusammenspiel war wieder so erakl und flott, wie man'S unter der rühmlichen Leitung des Herrn Regisseur Kurz nicht anders gewohnt ist. B- Scul> erli ch. s- In dem morgen nach längerer Pause wieder zur Aufführung aclaimeiiden „R heingold" sind pc»schicdc»e Partien neu besetzt: den Wotan singt Herr Jost, Freya Frl. Saak, de» Riesen Fasoidt Herr Lurgenstein. die Rheintochtcr Frl». Friedmann, Ansscnega und v. Chavanne. — Für die bestimmt nächsten Svnntaa siattsinbende Aufführung des ..Don Juan " wird mit großem Ester geprobt. , .. (Don Juan). Frl. (Zerlnie), Herr Dccarli rcuffuiniing oes ,. H on zzuan wiro »in grvx In de» Hauptparlien sind beschäftig!: HcrrBulß Friedman» (Donna Anna), Frl. Aussencgg (Zerl (Leporello). Herr Jost (Komthur) re. f Am Sonnabend sang Frau Marcella Sembrcch m Berlin im „Barbier" als Ablchiedsvorstellung und errang einen beispiellosen Erfolg. Die Künstlerin wurde 30 Mal mit größtem Enthusiasmus gerufen und derselben 8 Lorbecrkränze und Blumen m großer Menge gespendet. Die von 4000 Personen besuchte Bor- tellimg ergab 10,000 Mk. Einnahme. Mittwoch erfolgt die Rück reise der Künstlerin nach Dresden. -s- Der Intendant des Meininger Hvtbeatcrs, Herr Chrvnegk, ist in Düsseldorf von einem Schlagcinfall betroffen worden und liegt schwer krank darnieder. f In der Ernst Arnold'ichen K. Hrn-Kunsthandlung ist gegen wärtig das neueste, aus dem Teich-Hansstäiigel scheu Atelier her vorgegangene Oelgemäide ausgestellt. Es ist dies dasPortrait Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Georg, welches in dessen Anf rage für das Regiment Nr. 106 in Leipzig als Jubiläumsgekchenk zcmalt wurde. Dasselbe ist von sprechender Aehnlichkeit und im Eolortt wie m der Beleuchtung von frappanter Wirkung, so daß dieses Portrait nicht nur als eines der besten, sondern überhaupi als das beste genügten. Beniitiung einer Photographie, ein so herrliches Werk zu vollenden, welches seiner Bestimmung, dem 106. Regiment als ein Denkmal an dessen hohe» Ebes zu dienen, in jeder Beziehung uachzukommen geeignet ist. Selbstredend bleiben derartige Leistungen nicht un bemerkt und ist demzufolge auch da» Teich-Hanfftängel'jche Atelier augenblicklich mit vielen Aufträgen für Portraits von Fürsten, Staatsmännern, hohen Beamten, schöner Frauen und Jungfrauen rc. in großer Menge betraut. — Mod enbrief. Baden bei Wien, am 18. Juni. Liebe Hermance! Meine Ruhe ist hin. mein Herz ist schwer „Aha. cm kleiner Liebesroman ?" denkst Du. Frage nicht, Theuerste, nach idealen Regungen und Vorkommnissen, wndern steige tief herab in das Reich der prosaischsten Prosa. Dort liegt mein Kummer in Gestalt der Dir bereits im vorigen Jahre bekannt gewordenen Tante. Sie ist mit beiden Töchtern seit zivei Tagen hier und kommandirt ein Gefolge von drei Kammertrauen und etlichen Dienern. Susanne gerät!, in Verzweiflung: daS ganze Hans mußte anders eingetheilt werden. Die Restekoffer für Trouville, all'jene duftigen und luftigen Roben, in denen Deme eitle Freundin Verjüngungs- Versuche proiektirte, wandelten nächtlicherweile in ein Dachstübchen. Wüßte die Tante von ihrem Vorhandensein, ahnte sie. daß ich schon gegen Ende d. M. ein paar tausend Francs in dem etwas theuren Luxusbade untergebracht wissen mochte, so würde sie jedcnsalls zum schleunigen Auibruch rüsten, aber — nntreiien. Der Himmel wende dieses Schicksal in Gnaden ab. Habe ich Strafe sür irgend welchen Leichtsinn verdient, dann möge sie in milder Form aus mein Haupt lallen. Tante Jnliette gehört zu den Frauen, die Alles sehen. Alles kören und über Alles sprechen, ohne nur die geringsten Gewissensbisse zu empfinde», wenn Jemand dadurch ver letzt oder schließlich um ocn guten Namen gebracht wird. Jetzt kommt sie direkt von London und ermüdet nicht, Fannlienereignisie ans der englischen Aristokratie nock ihrer Art zu würzen und zu erzählen. Bcnn zweiten Frühstück beginnt diese Arbeit und Nachts endet sie. Selbstverständlich stehen die Töchter der Mutier würdig zur Seite. Am meisten beschäftigt das Kleeblatt die ungeheure Neuigkeit, daß Königin Viktoria in einem Kostüm aus crbsgelbem Turnertuch, braun vordirt, spazieren fuhr. Die Damen Londons hatten nichts eiliger zu thun, als diese Mode nachzucchmen und nun ist sic vollständig „ladt, like" geworden, das der seinen Wolle ähnliche Tnchgewrbe gewinnt täglich neue Verehrerinnen. Besetzt werden die Kleider mit sehr grobsädigen Spitzen, Bandkanten. ge knüpften Znnristraistcll u. s, w. Ob das Besatzmaterial in der Farbe des Kostüms oder dieser entgegengesetzt, vielleicht ganz bunt oisttritt. bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Dasselbe LvoS trifft den Schnitt. Jüngere Damen tragen gewöhnlich ein fach drapirte Röcke, rückwärts ichlestcnartrg gefaßt und durch ein Mieder mit der Blous« verbunden, die, gleich den modernen festen Korsagen, den Hals sreiläßt. Ter steife militärische Stehkragen wäre also »um Vortheilc aller hübschen Frauen- und Mädchenköpfe ack acta gelegt. Das unnatürliche Einzwängen eines Körpertheiles, dem der Ausdruck der Anmuth obliegt, der durch eine Bewegung entzücken und abstoßen kann, hat lange genug gedauert, Manche Vertreterin des zarten Geschlechtes wußte nicht mehr, wie sie den Hals seitwärts neigen, wie sie das Köpfchen »sichtig senken sollte. — Aeltere Protektorinnen des Turnertuches belieben die Joupons wiederum, wie vor etwa zehn Jahren mit Volants zu gaumen und das Oberkleid nach Polonaisen-Muster arbeiten zu lassen. Ich bin neugierig, wie man in Paris diese alte neue Mode ausiimimt. Madame de St. schrieb neulich wunderbare Dinge. Erstens wollen die Französinnen sparen lernen, zweitens haben sie beschlossen, bis »um Winter keinerlei Schmuck, nicht einmal Corallen an sich zu dulden. Blumen sollen die Edelsteine ersetzen. Auf schmales Sammetband wird ein Sträußchen befestigt und dann um Nacken Arm, ja nöthigensalls auch um die Frisur geschlungen. Gern gebe ich zu. daß mir eine Rose, «ine Nelke zehnmal schöner erscheint, wie ein Brillantkollicr, allein blühenden Klee, Kamm« sogar die Kartö . , täuschender der Äusputz der groben Strohhüte an Feld und Wald erinnert, desto werthollrr nennt ihn die Mode. Dagegen ist nichts u thun. Man tadelt, alossirt und schließt sich am Ende der Nicb- ung an, um nicht durch Opposition auszusallen. — Konnte Tante Julictt« nicht vier Wochen später «nkommrn? Weshalb »vmde ibre kt nach mir gerade jetzt * ' ' «. Alice. I vecheirath«. ich, glaube. sie Sei das ZK Jahr'brcndknd..mrinte gestern: »Ist Löus,ne t. dann dürfen wir uns auch vermählen.'' Claire, die letzte, vier iingrre Sproisin Juliettcs, errötbete pflichtschuldigst, klappte ' r — eine Nnlbcit aus Silbersiliara» und kunstvoll inn- eicht echter Schlanaenhaut — auf und lispelte: »Ach >a I man denn für mich ansgcsucht haben?" Hon« vvrrons. Soeben bitte Tante feierlich um eine Unterredung. Wie meine Kammersrau sah. ist sie in perlgrauem Seidendamast und moos »A.L'LÄ«' i. ««. gNtern: »Ist Cousine Paulin« ver» »venn*'"'— * ' " grünen Sammet gekleidet. Gran und grün sind eigentlich Farben, die den Jäger charakterisiren; t» der jüngsten Zeit kostünnrt die ' die Di " ' " Mode mich die Dienerichcstt, welche servirt, grau-grün. Will die brave Jnliette sich als Dienerin FreyaS und Dianens elnführen? — Ein halber Tag verging seit den letztgeschriebene» Zeile» und der Wiederanknupsuna. WaS eine Peru,» doch in so kurzer Zeit erlebt! Du bist gewiß im Stande, mit Hilfe des beifolgen de» LvutersciS und Deiner sehr respektablen Phantasie ein Bild von meiner Visage und Figur zu entwerte». Nicht wahr, sie sind noch leidlich präsentadel, lind wo» menist Du, was Tante mit mir beabsichtigt, wohin ich das jugendlich klopsendc Herz, den lachenden Mmd und die »Hinteren Ange» tragen soll? In ein frommes Stift. "Noch weiß ich nicht, ob ich über das An sinnen, dem mein ziemlich niigebunde»es Leben einerseits, meine Wittwenschcstt andererieits als Grund, unterlegt wurde, lachen oder weinen dars? DaS Beste ist, ick loche: namentlich, da der Zweck die Mittel entschuldigt und versöhnt. JnlietienS Rente ist nicht bedeutend, die der Tochter reicht km»,, kür Handschuhe cm- Mußte der Wunsch nicht rege werde», mich, die einzige, reiche Verwandte, schon bei Lebzeiten »u beerben! Und da- nennt Alice: »versorge»". Meine Antwort schlug alle Hoffnungen nieder: ich berief mich aus John, auf seinen Ausspruch. Daraus folgerte Tante eine Beziehung, die leider nicht besteht. Nun habe ich wenigstens vor ihren Pläue» Ruhe. Mutter und Töchter wandeln im Park auf und nieder. Claire zerzupft Sternblumen, Alice stößt den wuchtigen Stab ihres weißleinenen Sonnenschirmes — der übrigens, unbeschadet der Ele ganz. außerordentlich praktisch ist — in die Sandwege, während daS Oberhaupt der Familie die graugantirte», runden Hände über einer Pelisse aus roher Seide faltet und verstohlen »ach meine» Fenstern blickt. Ein gutes Tiner bringt uns hoffentlich wieder in das richtige Geleiö. Sollte jedoch Tante die Verletzte spiele» und abreiien wollen, wäre ich außer mir — vor Freude. Daß u»S Worte, die ein Anderer achtlos hnuvirst, so leicht zu Thaten aus- sordern! Im Lause des Gesprächs erwähnte Julie tte, es komme ihr vor, als ob ich bequem würde, meine Hcmsröcke entbehrten der knappen Form, meine Roben seien recht geschmackvoll, allein nicht von jenem edio begleitet, den eine Frau nur dann pflegt, wenn sic sich sür eine» Mann putzt. Mein heutiger Dineranziig soll bewciic», wie Unrecht Tante hat, ich werde mich stir Jemand ichmückc», der mir nn Geiste immer nahe ist. Das schottisch kannte Satinkleid. das Adolphe mit einem braunen Spitzeniäckchen als "Novität ichickle. fände z. B. vor John'S kritischem Auge keine» Bestall; dagegen H ..... würde ihm ein schwanes Spitzengkwano »nt grün- uno ichwarzgc- slreiftcm AtlaS unterlegt und von Bändern dekorirt. aus deren schwarzen Fond die reizendsten FeldbllunenbauanctS prangen, um so mehr gefallen. Selten begegnete ich bisher einem distingnirterciii Arrangement. E>»sarb:,ze Stoffe nehmen sich ja unter den in dieser Saison unentbehrlichen Spitzcngeweven vortrefflich aus, aber sic werden von den gestreiften überflügelt. Gestern erhielt ich von Wörth eine GelellichnstSrobe, die hierfür den Beweis liefert. Dem Beiipiel der Gräfin L. folgend, hatte Susanne vor ungcsähr vier Wochen ein Kleid aus rosenrother Snrah mit weißwolleilem Spitzen- tüll bezogen und drapirt. Es mißfiel mir vollständig, ich sah da rin aus wie eine Bäuerin und bat Wörth um "Rath und Hilfe. Er nahm an Stelle der rvsenrothen Snrah einen glänzenden, rotb- u»d weißgestrcstten Merveillienx und ließ den Jupon so plissirc», daß bei der oberen Hälite die weißen Streiscn, bei der unteren jedoch die rvthen zur Geltung komme». lieber dem Plissv liegt vorn cm schnrzenartig rundes Theil; die linke Seite des Rockes ist mit weißem Spitzenstoff belegt, aus der rechten vermittelt ein Jabot den rückseitigen, sehr faltenreichen, am Leibchen befestigten Uebecwim, Zu der Corsaae wurde der Merveillieux glatt verwendet. Wer die Ausgabe sür oen keineswegs billigen Mcrvellicux scheut, wird »nt gestreutem BaumwollatlaS nicht minderen Effekt erzielen. Bemerken will ich noch, daß der Ausichnitt deö eben geschilderten Kleides viereckig und von einer Guirlande aus künstlichen Rvsenkiiosven u»i- aebcn ist. Gleichen Schmuck erhielten die halblangen Acrmel, zu denen roth- und wcißgestrettte seidene Handschube bestimmt >uw. An keiner besseren Geiellschaftstvilettc dar» jetzt die künstliche Blumenverziernng fehlen (in der Hand und am Gürtel trägt man nur echte Blumen), man räumt ihr sogar bei geschlossenen Kleidern den Platz ein, den sonst die Ririche oder ein iciner Sprtzc»krcigen beanspruchte. Bevorzugt werden hierzu dunkel und hell schalt,rle Sliestnütterchr». wilde Veilchen, Anemonen und weiße Blumen aller Art. Wie lange die Mode dauert, ist nicht genau abzuicheii. vermuthlich geht sie mit der Herbstaster zu Ende. Ich kann mich mcht dazu verstehen, inmitten so prächtiger natürlicher Blumcnipe»- dcn die Imitation zu fördern, nud deshalb ist Susanne gcnöthigt, jedes Mal. wenn ich Gesellschaft besuche nud empfange, irische Guirland«» oder Streifen zu bilde». Vergnügen scheint ihr diese Arbeit nicht zu bereiten. Glücklicherweise bin ich von der Laune meiner Kanimersrau nicht abhängig. Andere Dame», die ihre Ge heimnisse Untergebenen anvertrauen, wohl gar deren Schweigen erbitten und erkaufe», dürfen sich solcher Freiheit nicht rühmen. Die Mittagsstunde ist gekommen. Wir speisen im Garteirpavillon, um geben von Heckenrosen und Jasmin. Das erste Glas Ehamvagiier, rn dem, nebenbei bemerkt, rosige Erdbeeren duften, sei Dir geweiht von Deiner treuergebcncn P. v. V. Briefkasten. i?> ..1) Wie viel k bei es auch das Reiten lernen? 4) Was hat derselbe im Dienst »u thun ? 5) Giebt es auch Einjährig-Freiwillige mit weiß-roth-schwarzen Schnüren. Was ist dies ev. für eine Truppengattung?" — 1) Das kommt ganz daraus a», wie sich der Betreffende einrichtet, niit 1500 bis 3000 Mk. ist schon auszukammen. Bei der Feldartillerie wird das Diene» durch die zu zahlende Entschädigung für die Beritteii- machung theurcr. 2) Freiwillige der Feldartillerie werden durch ihren Truvpentheil beritten gemacht. Für Benutzung der Dienst- pserde haben die Freiwilligen der reitenden Artillerie bei ihrem Tiensteintritte je 400 Mk., die der nicht reitenden Artillerie je IM Mk. zu zahle». Außerdem haben dieselben das Pauschquantum sür Husbeicklag Zmd Pierdcarznei zu entrichten. Die Ration sür die Tienstpserde wird zum Nvrmprenc berechnet. 3) Ja. 4) Denselben Dienst wie jeder andere Artillerist. 5) Könnte nur die Matrosen (Einj.-Freiwilligen) betreffen, welche auf denAcrmeln schwarz-wciß- rothe Schnur tragen. Louise H. „Ich bin jetzt 3'/, Jahr in guter Stellung, nun will aber mein Vater, ich soll nach Home kommen und wahr scheinlich wieder in die Fabrik gehen; das mag ich unter allen Um ständen nicht: ich habe bereits wieder einen guten Dienst, das will aber der Vater nicht. Nun frage ich Dich, ich bin 19 Jahre alt. kann der Vater Gewalt über mich noch baden oder kann ich mir meine Stellung bei ehrbaren Herrschaften selbst wählen?" — Der Vater ist allerdings jetzt noch Dein Vormund und hat über Deine Thätigkeit zu bestimmen; allein vernünftigen Gründen wird er sich kaum entziehen, stelle ihm nur vor, daß ein ehrbares Dienstmädchen weit mehr Ansehen genießt, als ein Fabrikmävchen und er wird Deinem Wunsche nicht mehr entgegen sein. Welcher Vater wollte nicht, daß cs seinem Kinde wohl ergehe. »*» R. Di-d. „Haben die hiesigen Rechtsanwälte eine be stimmte Taxe sür Schreiben von Briefen an ihre Klienten, und wie och ist eventuell dieiclbe? Muß ich auch, außer Porto, Gebühren ür Zustellung der Kostenrechnung, sowie für Empfangnahme des "echnungsbetrages bezahlen ?" — Die Gebührenordnung sür Rechts anwälte vom 7. Juli 1879 regelt die Kostenansätze der Rechtsan wälte in Prozeßsachen. Für Anfertigung und Üebersendung der Kostenrechnung an seinen Klienten darf der Rechtsanwalt keine Gebühr cmffetzen. . . Neu hänfener Ab. „Der Saydaer Anzeiger bringt unter „Was giebt'S Neues? Aus aller Herren Ländern" (dieie Aufschrift führen Sie nicht einmal) die Nachricht, daß in der Kgl. reiißischeii Lotterie der Haupttreffer 600,000 Mk. in Zukunft sem habe nun gleich Lust bekommen. in dieser Lotterie zu rchte aber bestraft zu werden, da es immer heißt: wer »i resp. Strafgelder hineinzuschlevpen habe oder wohl gar brummen muß." — Ae Sachse därs in kecner preischen Lultcrie schwele», das er bcschtrost nu's Gäld ward n heeßt, wenn er därwischt wärd, wärd weaaenumw
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