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Dresdner Nachrichten : 09.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188802090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-09
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.02.1888
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Charakter besonder« hervor, indem er daran ble Hoffnung knüpfte, daß dies» so krittlige Versicherung der Friedensliebe de» deutschen Reiche» ihre beruhigende Wirkung gewiß nicht verfehlen werde. — Der Fürst von Bulgarien telegraphlrie aus Philippopel an da» Cwweldwlwllcvmiiee: «Anläßlich deSaWhrlich so schöne» Eoncordia- balle» sende ich Ihnen und unseren Freunden den Au-druck herz lichste, Gedenkens. Da» offiziöse »Fremdenblatt" bespricht die Rede Bismarcks und konftatirt. daß Deutschland im Verein mit seinen AUiirten den Frieden beschirmen wolle, und daß da» Bewußtsein de» mächtigen Schube», unter welchem derselbe stehe, dir Zuversicht in die Hr- baltung der jriedlichen Entwickelung unseres Wcltlbeils wesentlich erhöben werde. Da« BundrSvrrhältniß zwilchen Deutschland und Oesterreich sei ein Pakt, der bereits in das innerste Gedankenleben der beiden Conrrahenten ringedrungen sei. DaS Bündniß werde mi AuSlande die ganze innere Kraft eines Bollwerkes der coiffer- vativen Politik und des Friedens dcmonstrire». Der Gedanke, die Entwirrung der bulgarischen Schwierigkeiten durch den Sultan zu versuchen, wurzle in deni Boden des Berliner Vertrage» und weise die Vortheile formaler Korrektheit aus. Nnaar«. In Pest war die Behauptung misgetaucht, daß der Bündniiivertrag zwischen Oesterreich und Deutschland urwrunalich ander- gelautet habe. Gral Andrassy widersprach Dem und äußerte dri der Gelegenheit : .Der Bündnisvertrag wurde pon zwei Männern entworfen, die einander nicht überlisten wollte», und von zwei Staaten geschlossen, deren Interessen ihrer Natur nach voll kommen solidarisch sind: daher die große Klarheit seiner Bestimmun gen, die Jedem verständlich sind." Die Vorlage, belressend die staatlichen Begünstigungen der nn- garischrn Grwehrtabrik, wurde vom Unterhaus genehmigt. Mini ster Frjcvarv erklärte, durch das kleinere Kaliber des Mannlicher- aewelircs sei die Durckichlagö- und Tragkraft sowie die Trefflichkeit derart erhöht, daß eine weitere Steiaerung kaum möglich lei. In Zajezda im Warasdiner Cvinitat ist der Hungertyphus ausgebrochen. Frankreich. Angesichts bennrubiaender Zeitungsartikel über den Zustand der französischen Flotte wollen einige Abgeordnete die Bewilligung eines außerordentlichen Kredits von 14 Millionen für Kiistenverthcidiginigszwrckr beantragen. Die Kammer berielh das Mariiirbndget. Tvmpierre d'Honiv» (Rechtet findet den vom Mini sterium gcivrdertcn Kredit ger ng. Wenn man nicht mehr für die Flotte verwende, würde Fiankreich r» einer Seemacht dritte» Ranges herabsinke» und das Miltelmeer könne nicht rin sranzösis-her See bleiben. Marineministcr Krantz versichert, daß mit dem gegenwär tigen Budget die europäischen Geschwader Frankreichs eine für die Defensive ausreichende Stärke erreiche» werden, und daß man sie aus den feinen Stationen ergänze. Das Mittelineergeschwadcr und das Geschwader dcS Kanals würde» drei Panzerschiffe erhalten. Wenn ein neuer Kredit erforderlich wäre, würde er verlangt: doch sei es schwer, die Höhe desselben voraus zu sagen. Nebercilung und Neuerungen seien nirgends so gefährlich als bei der Flotte. Kennzeichnend für den in Frankreich benschenden Geist ist es, daß sich ein Blatt, der „Voltaire", allen Ernstes darüber ereifert, daß ein von seinen Arbeitern bestohlener Industrieller einen ange sehenen Advokaten gesunden hat. der sich herbeiließ, die Sache des Bestohlenen vor Gericht zu vertreten. Der Bestohlene ist — ei» ,.?r»88ivn", und einen „Feind des Vaterlandes" zu bestehlen, daS ist natürlich nach der Auffassung der neuen französischen Patrioten nicht strafwürdig, sondern eine Ehrenpflicht. Ter „Radikal," tritt energisch der Spionriecherci entgegen, die gegenwärtig in Paris nicht minder heftig graffirt, als während der Belagerung von Paris, aber nicht die Nachsicht verdient, wie zu jener Schrcckcnszeit. Er schreibt: „Es genügt, daß ein blonder Mann mit Hellen Globaugen sich aus dieselbe Bank niederseht, wo ein Soldat mit seinem Schatz plaudert, um den Verdacht zn wecken, daß er aus ihrem Gespräch die Geheimnisse der Mobilmachung er spähen will. Geht derselbe blonde Jüngling zweimal an unsere» Kasernen vorbei, so heißt es, er stndire unsere Festungswerke. Noch gestern machte man viel Aufhebens wegen eines bayrische» Lumpen sammlers, welcher einige Messingabsülle und andere Patronen- Ueberbleibsel »ach den Schießübungen im Lager von Samt-Maur gesammelt hatte. Man war entrüstet darüber, daß dieser Unglück liche die Eilanbiiiß batte, mit seinem 12jährigen Jungen die Suppe zn habe», welche die Soldaten nicht aukessen konnten — weil dies ihm die Geheimnisse unserer Mannichastslost enthüllen konnte! Wir haben diese lächerliche Geschichte nicht erzählt, deren geräuschvolle Verbreitung aus einen traurigen psychologischen Zustand bei uns schließen läßt. Das ist kein Patriotismus mehr, sondern eher das Gcgeiithcil. Diejenigen, welche die Ehre haben, zn der Menge zu spreche», müssen ihre Aufregung dämpfen: an uns ist rS, gegen solche entsittlichende Eindrücke zu wirke» und sie ausznsordern. daß sie ihren Zorn für wichtigere Umstände und für gefährlichere Feinde aussparen, als die Llimpensaninilcr des Lagers von Saint-Maur find. Jede andere Haltung könnte dem Auslände nur eine» trau rigen Begriff von unterem gesunden Beistand und sogar von unse rer Angst geben". Der Minister des Auswärtigen, Flourens. richtete an seine Wähler im Departement Basses-Alpes ein Manifest, in welchem es beißt, er strebe darnach, daß Fcankreich groß, geeinigt und glück lich ici, daß Demokratie und Freiheit sich inmier weiter entwickelten »na per Friede zugleich mit der Sicherheit ' Würde ai und daß „ , .. . ... . der internationalen Würde gewahrt bliebe ganz mächtig.) des Landes und (Klingt als Programm Paris. Sämmtliche Pariser Journale bringen die Vis- marck'stbe Rede ganz oder im imisangreicheil Auszüge. Sctilawvorte wie: „Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts aus der Welt" sind gesperrt gedruckt. Selbstverständlich ermangeln die Zeitungen nicht, die Rede gehörig zu illustrircn. So läßt der ^Figaro" der selben eine Depesche aus Pcteisburg folgen, welche die legte» poli tischen Eieignissr, die Veröffentlichung deS deiitsch-öslerleichischkii Vertrags sind die Rede ViSmarck's als Funken auf das Pulverfaß hinstellt. „In der diplomatischen Welt", heißt es in der Depesche, »ist man heule bedeutend mehr bennruhigt als gestern". Die Ge- schästswell ist total irritirt. Die Presse spricht, zedensalls ans Anre gung der Censurbeliörde leidenschaftlicher als sonst. Tie „Nowoje Wreinsa" findet sowohl in der Bekanntmachung des Vertrages, wie in der BiSmarck'schen stiebe eine Herausforderung, die Rußland er- mächligen und bestimmen muß, um sich bcrum alle nnzittriedc»en Mächte der deutschen Diktatur zu saiiiineln. Die „Nowvstie" er klärt, daß ein Krieg unvei»leidlich sei und daß die legten Ereignisse eine russisch-fianzösischc Allianz bedingen und bekräftigen. Der „Figaro" veröffentlicht und betüiwvrtct die Ansicht eines Großin- dlistiicllc» über den französisch-italienischen Handelsvertrag. Die selbe lautet: Die traurige Komödie mit dem Vertrage währt schon mehr als zu lange. Frankreich scheint dennoch viel an einem solchen zu liege», denn es hat zwei seiner veiständiiißvollsten Männer nach dem Lande der Citrvncn geschickt, mit denen der alte Kater Crispi allerdings spielt, als ob er zwei Mäuschen vor sich habe. Die öffentliche Meinung fordert, daß diese Gaukelei ende und daß un sere Tclegirten so schnell als möglich zurückberusen werden. Die Italiener, die heute noch arrogant sind, werden nach einer solchen Maßregel zalun und gefügig werden. Dann ist es an uns, ihnen unsere Bedingungen vvrzmchreiben, oder besser noch, gar keinen Vertrag mit ihnen z» schließen. — Tie Begrabnißfeierlichkeite» der Gnäsin Olga von Münster haben am Monlag i» Cannes stattge sunden: die Einsegnung wurde in der dortigen dentfchc» Kapelle vollzogen. — Der König von Holland ist von Neuem schwer er krankt. Er empfing am Montag nicht einmal vc» abbernsciien eng lischen Gesandten, welcher sich persönlich verabichicve» wollte. — Der „Figaro" gedenkt eines kürzlich in München verstorbenen Tcuischcn, Namens von Landgraf, als des einzigen, alle anderen überlebenden Offiziere, die Napoleon I. auf dem Feldzug nach Rußland begleiteten. Italien. Am 16. Abends batten in Abessinien die irregu lären HilsStrnppcn der Italiener, welche abgeschickt worden, um den Rückzug der Stämme der Ächer, Ghrdamtega und Troa mit ihrem V>eh zu beschützen, ein Scharmützel mit einigen Soldaten RaS Ali'las zu bestehen, die den Rückzug zu verhindern trachteten. Sechs Abessinier wurden getödtet, einer gefangen. Von den er beuteten 8 Gewehren sind 3 italienische Vetterli-Gewrhre. Von den Italienern wurde Niemand verwundet. Die Stämme befinden sich auf einem Berge außerhalb der italienischen Linien. — Dir Führer der Ailet erschienen bei dein Ober-Comniandireiide», welchem sie ihre Unterwerfung anzcigte» und versprachen, ihr Land zu vcr- theidigen. Der iiachgelnchte Schutz wurde ihnen zngclagt. Die meisten Abendblätter von Nom fassen die Rede de« Fürsten von Bismarck als eine der Erhaltung des Friedens günstige auf, die ministerielle „Risorina" sagt, die Rede dcS deutsche» Reichskanz lers sei daS beredteste Jriedcnsuiiterpsand, das Europa habe gege ben werden können. , , - . Dr. Mackenzie traf in San Rcmo, von Barcelona kommend, ohne inzwischen in London gewesen zn sein, ein. Wie gewöhnlich batte er an der italienischen Grenze die Eisenbahn m«t der Karosse vertauscht. — Sämmtliche kronvrinzliche und desfische Fürstlichkeiten ittaa aus dem ^varbarlgo' eine Spalier« kahii uad schauten den Manövern zweier Torpedoboote zu. Dem letzten Hoiballe wohnten auch mehrere Berichterstatter bei. dir sich in die höheren Regionen zurückgezogen hatten, um un gestört ihre Notizen macken zu können. König Humbert. von dem es übrigens bekannt ist. daß er mit der römischen Presse in äußerst liebenswürdiger Weise verkehrt, gewahrte die Herrennisel aus der Galen«: er schritt zum Bussel, nahm ei» Glas Ehanipngnrr zur Hand und trank sreundlich winkend den Vertretern der Presse zu. Der Papst sowie das diplomatische Corps wohnten der Messe in der Ciztintschen Kapelle anläßlich des Todestages Pius IX. bei. Spanien. In den Rio Tiisto-Bergivrrke» in der Provinz Huelva sind in voriger Woche rinstc Unruhe» anSgrbrochen, zu deren Unterdrückung dns Militär in Anspruch genommen werde» mußte. Es scheint, daß zwei Klassen von Unzustledenen vorhanden sind: die Bergleute, welche höhere Löhne verlangen, und die Be wohner der bei den Bergwerke» liegenden Ortschaft, welche die Ealcination der Kupfererze in freier Lust nicht länger dulden wollen. Ei» Bericht spricht davon, daß auch die Sozialisten ihre Hand im Spiele baden. Die Erregung war bis zum Sonnabend in so bedenklichem Grade gewachsen, daß sich der Eivilgouverncur der Provinz vcrnnlaßt sab. sich mit einer starken Abtheilung von Polizei und Truppen an Ort und Stelle zu begeben. Der Anblick der Truppen reizte die Unzulriedkiie» noch mehr: der Gouverneur, der die Menge zum AuSeinaiidcrgrhcn aufforderte, iah sich Droh ungen und Beleidigungen auSgcseNt, Dhnamitpatroneii wurden geworfen, nnd es wurde sogar auf Polizei und Soldaten gefeuert. Als auch die Mahnungen des Befehlshabers der Truppe» i» gleicher Wciie beantwortet wurden, erfolgte der Befehl zum Feuern. Von den Ausständiichen wurden zehn getödtet und süns verwundet. Eist hiernach scheint die Ruhe vorläufig wiedcrhergcstcllt zu sein. Neueren Nachrichten aus Niolinto zufolge herrscht daselbst voll ständige Ruhe. Die Arbeiter haben ihre regelmäßige Arbeit wieder aufgenonnnen. lieber die Vorgänge vom 4. Febr. ist eine Unter suchung emgeleitet. Das Theatcr in Niolinto ist vollständig nieder- gebrannt. Rutzland Die „Pet. deutsche Zig." bedauert dns Faktum, daß schon zu Lebzeiten des Kaisers Alexander II., des besten Freundes Denlschlanbs, daö Bündniß bestanden habe, dessen erster Punkt Rußland als präsunitwen Angreifer bebandelt, während Frankreich, das sich weit eher als Störenfried gualificirt, erst in zweiter Linie berücksichtigt und nicht einmal direkt genannt wird. ES sei ein Jrr- Ihnin, Nutzland als »»ruhige», snedebrecherischen Staat anzusehcn. Die Friedensliebe Rußlands lei noch unlängst durch die Depesche des Kaisers an den Fürsten Tolgorukow bewiesen worden, gleich wohl habe die Publikation den russischen Rotencours auf 1,3 ge worfen. Das Blatt hofft, daß jetzt, wo Oesterreich-Ungarn und Deutschland cineiscits schweres Mißtraue» gegen Rußland ausdecken, andererseits die rein defensive Natur des Bündnisses erklären, die russische Diplomatie Mittel finden wird, die internationalen Bezieh ungen Rußlands in ersreulicherc Bahnen zu lenken und Rußland auS der Lage zu besreren, als Feind zu gelten und als Feind wirth- Ichalllick und moralisch behandelt zu werden, auch ohne daß man das Schwert gegen Rußland zieht. Der rnssiiche Gesandte, Herr v. Mohrenheim. hatte mil einem Zcikuiigsbecichtcrstaltcr über die Umstünde eine Unterredung^ unter denen der Kammerpräsident Flvgnct ihm vorgcstellt wurde. Herr v. Mohrciibeiin erzählt, Flognet habe seit einem Monat seinen leb hafte» Wunsch ausdcückcn lassen, Beziehungen zu ihm anzukniipsen. Er ließ ihm durch Flourens, den Minister des Auswärtigen, sagen, die Vergangenheit sei weit, er bitte ui» Verzeihung und wümche künftig gute Beziehungen zum Vertreter Rußlands zn unterhalte». Herr v. Mohrenheim berichtete an den Zaren, ivelcher ihn ermäch tigte, den von Herrn Flourens angeknüpiten Vorbesprechungen Folge zu geben. Herr v. Mohrenheim betonte mil größtem Nachdruck, daß Herr Floquct durch Herrn Flourens um die Vorstellung und Unterredung gebeten habe, nnd ec mar sehr ungehalten darüber, daß manche Pariser Blätter die Sache umgekehrt dargestellt hatten. Ec war sogar entschlossen, zu dein Gastinahl FlognetS vom 13. d. M. nicht zu koninien, wenn ihm keine Genngthuung gewährt wurde. Diese ist ihm denn auch seitdem geworden, indem die Havas-Agentnr bcaustragt wurde, den Sachverhalt richtig zu stellen, also zn erklären, daß nicht Herr v. Molirciiheim Herrn Flognet vorgestellt zu werde» verlangte, sondern daß der Kainincrvorsitzende die nüthigen Schritte that, um mit dem rnisischen Botschafter in Verbindung zu treten. Das „Journal de St. Peteisbourg" schreibt bezüglich der „mit Ungeduld erwarteten" BiSmarck'ichcn Rede aus Grund des tele graphischen Auszugs davon: Fürst Bismarck betonte ausschließlich de» defensiven Charakter des denttch-östcrreichischen Bündnisses Das ist der wcieittlichc Punkt. Durch das Gcheinmiß. welches über das Bündniß verbreitet war, konnte die Annahme, es bandle sich uin ein evenlnellcs aggressives Bündniß, nur cm Bestand ge winne», wodurch die überreizten Leidenschaften an gewisse» Orten gefährliche Nahrung empfingen. Nachdem nun der Reichskanzler in Ausdrucken, welche ihm zur Ehre gereichen, (sehr gütig!), sein absolutes Vertraue» in das Wort des russische» Kaisers und dessen niedliche Absichten verkündet hat, kan» man hoffen, daß die Ant- rcchtcrhaltung dcS Friedens in fester Wciie gesichert ist: ganz Eu ropa wird hierdurch eine allgemeine Erleichterung staden. Wir unsererseits ziehen eine derartige niedliche Garantie solchen vor. welche aus den unaufhörlich wachsenden Rüstungen bervorgelst, zu denen man sich svrtreißen läßt. Wir «vollen au> dielen Punkt nicht weiter eingehe». da auch Fürst BiSinarik das volle Recht unseres Landes konstatirt, seine Sicherheit unter den Schutz seiner eigenen Streilkräste zu stellen. Wir nehmen ebenso davon Abstand, eine Abwägung der gegenseitigen Dienste vorzunchmcn, die sich Preuße» nnd Rußland haben gegenseitig leisten können. Nach unserer An sicht sind diese Dienste das Resultat ost gemeinsamer Interessen. Wir werden »ns beglückmunsaicn, wenn mir sehen, daß auch in Zukunft für die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland diele Grundlage bleibt. Wenn Fürst Bismarck erklärte, daß er nicht daraus rechne, durch seine Worte die Majorität für die Wehr- vorlagen zu erhöhe», so habe die en-bloc-Annahnie der Vorlage ihn widerlegt. Dies sei eine Widerlegung, die der Kanzler gewiß leicht nehmen könne. Wie der Grashdanin behauptet, versagte der Finanzminister Whschnegradski die Mittel zur Erweiterung der strategischen Bahne» wie zur Verstärkung des rollenden Materials. Beides Halle er für gleich nutzlos: Rußland bedürfe einer guten Organisation seiner Eisenbahnen, für die ein Eentralamt ini Kriegsressvcl zu ickaffe» sei. Viele höhere russische Beamte Polens sind plötzlich nach Peters burg besohlen. Es ist eine Verfügung veröffentlicht worden, daß lausend Morgen Gehölz m der Umgebung der Festung Jwangorod abgebanen werden sollen. Die Fabrikanten Polens petitioniren bei der Regierung um dreijähiige weitere Beschäftigung auslän discher Arbeiter in den Fabriken an der Grenze. lieber die Zustände der russischen Truppen an der preußischen Grenze bringt der „B. B. E " (angeblich von einem russische» Offi zier daselbst) folgende Schilderung. Man muß zugeben, daß nament lich unsere P'crdc es dereinst in Feindesland sehr viel bester haben dürsten, als in den russischen Bauerndörfern, wo sic vielfach mit Schweine- und Hnlineiställe» vorlicb nehmen niüffe», wo es so c»g, dunkel und dumpf ist, daß sie sich die Suiten abstoßen und fortwäh rend an Aligenkrankheiten leiden. Dabei sind die Wohnungen für die Mannschaften, mitten unter der Familie des Quartiellrägers und Seile an Seite mit Ferkeln und Federvieh, »och mangelhai'ter, so daß die meisten Leute, um sich von Ungeziefer zu retten, ini Stalle bei den Pierden auf Strc» schlafen, was auch nicht gesund ist. Dreimal am Tage muß der Mann eine Achlclincile hm nnd zurück nach Füller gehen, oft im tiefsten Schmutze und bei jedem Wetter, so daß er einen großen Thcil des Tages zur Reinigung seiner Sachen braucht oder in einem Auszug umhergeht. der eher a» alles andere, als an einen Soldaten erinnert. Nur die außerordent liche Geschicklichkeit und Ausdauer der russiichen Soldaten in allen Handarbeiten und Reparaturen machen cs mögüch, daß sich Stiesel. Uimornic» und Armatur bei Besichtigungen in einem vorschrifts mäßigen Zustande befinden. Der übrige Dienst leidet aber schwer unter diesen Eiiistüsscil und dann komme» bei der erschwerten Kvn- tcvle noch die Versichrung z»m Trinkcn und eine unausrottbare Whists hinzu. DaS ist denn mm freilich ein Eaiiipagneznstand, wie man ihn sich nur denken kann. Die KrieaStüchtigkcst und Aus bildung. welche bei der jetzigen kurzen Dienstzeit eine w intensive sei» muß, befördert er aber sicher nicht. Alle Vorschriften und Reglements sind, io lange diese Zustände andaiicrn, in den Wind zesprochcn. Zur Beschleunigung des Baues von Kaicrneii ist eine .lesoiidere Kommission eingesetzt worden. Die Mittel zur Herslelliliig der Kasernen fließe» theils aus dem unter Verwaltung des Finonz- miiiistrcs stehenden Kaieliiementionds, theils auS den Kassen der mit Garnisonen zu belegenden Städte und Ortschaften, theils aus be sondere» zu diesem Zwecke flüssig zn machende» Fonds. linieren Ingenieuren steht »ach alledem eine goldene Zeit bevor. Es fallen bei solchen Bauten stets reichliche Tantlsmeu ab, die freilich mit dem Gesetz nicht immer in Einklang zu bringen sind. Das ist aber bei uns ein alter UiuS. an dem Niemand etwas Böses findet, voraus gesetzt, daß alle- in Ordnung zügelst und keine der höheren In stanzen bet der Theilung übergangen wird. Gewöhnlich wird das so gemacht, daß die Unternehmer oder Lieferanten von Materialien eine etwas höhere Forderung stellen, als nach den Arbeit«- oder Marktpreise» unter Hlnzurechnnng des Verdienstes gerechtfertigt ist Dieses Mehr bildet dann die Tantiüme, und so kommt Jeder hübsch zu dem Seiuigcn". Bulgarien. Auf dem Schwarzen Meere, an der bulgarischen Küste, wurden zwei verdächtige große Segelschiffe bemerkt. — De, Hof ist soeben nach Sofia zurückgrkehrt. Rumänien. Nach dem »u»mel>r vorliegenden desinitiven Resultat der Kainmerivahle» sind gewählt 1l<! Anhänger der Ne gierung, 43 Kandidaten der Opposition und ü Unabhängige. I!« Stichwahlen sind crfmderlich. Ebina. Ans Shanghai wird gemeldet: Infolge der Ueber- schwcmniunaeii durch den Austritt des Hoanpho sind nahezu 2 Millionen Menschen i» Roth und Gefahr versetzt. Acttillkton. ff Das Nesidenzthealer begeht heute ei» Jubiläum — „Die sieben Schwaben" gelangen in minnterbrocheiier Folge heule zum 2ü. Male zur Aufführung. Ob Millöcker bei diesem Anlässe sein Werk persönlich leiten wird, ist allerdings noch nicht bestimmt ^ zngelngt hat er. Eine Operette, die sich derart in die Gunst des Publikums ciiiziischmcicheln wußte, daß ihre volksthnmlicheii Melo die» bereits i» allen Gesellschaftskreisen summen, ist eine so außer gewöhnliche Erscheinung, die ohne alle und jede Znihatcn für sich ganz allein spcicbt. Berlin brachte eS bis jetzt zu ca. i!0 fortlau fenden Aufführungen des melodiösen Weckes — der gleiche Erfolg sei am heutigen Tage den Dresdner wackeren „Sieben Schwaben" gewünscht! ff In der vorgestrigen Ausführung von „Merlin" im Kgl Hoschcater zMstadl) sang Herr Schcidcmantcl, in Folge der auhal lenden Unpäßlichkeit des Herr» Balß, die Partie des König Actus: Herr Lchranss hatte dafür die bisher von Hecrn Scheivcinaiitel inne- gchabtc Nolle des Laneelot nbelnoniiiicn. Velde Künstler entledig te» sich ihrer Ausgabe in gleich vortrefflicher Wette. Tie Vorstellung mit Frl. Malten nnd Herrn Gudebns als Vwiane und Merlin, unter Leitung des Herrn Hoslapelliiieislcr Schuch war, wie gewöhn!, eine ganz vorzügliche. ff Prof. Fritz Schnltze' s Vortrag: „Der Naturmensch als Siniienincnich". Mit diciem Thema wandte sich Redner, das Ge bict der Thier- und Pflanzciipstickolonie verlassend, den Untec snchuiigen über die meittchliche Seele, nnd zwar dcn niedrigsten Ec- schei»tt»gssvrnieii derselben, zu. Nachdem er die manniclttachen Schwierigkeiten Psychologischer Untersuchungen an uncistlivirten Völkern dargclegt, wies er aus den praktischen Werth solcher Studien hi». Alle in den verichiedenstcn Gegenden uiiieler Erde an Natur völker» angestcllten Beobachtungen lehren nünisich in merkwürdiger Uchercinstiimiiuiig bis aus« Einzelnste. daß von einem logisch abstrakten Denken bei diesen uncwistiirlcn Menschen so gut wie gar nicht die Rede sein kan», daß vielmehr ihr gesamintes seelisches Leben ans den Eindrücken durch die meist hochentwickelten Sinne beruht. Wer hätte noch nicht — und sei» auch nur als Kind durch gierig verschlungene Jndianerleltnre — Vvn der wundechacen E»!ivickcln»g des Gcnchts- und Gehörsinnes jener niederen Völker gehört.? Weniger bekannt aber dürste cs iein, wie d» Geruchssinn geradezu eine zentrale Stellung ini Geistesleben der Wilden eln- niinmt. Nicht nur, daß der Naturmensch jeden andere» seines gleichen an seinem individuelle» Gerüche (dessen Vorhandensein mnerdings auch Prof. Jäger iiachgewieseii, aber unsinnigccivcise mit der menschlichen Seele ideiitisizict hat) erkennt, er stniwalhisirt oder antipalhisirt auch je »ach diesem Gerüche mit seinem Nächsten: ja selbst die Stelle unseres Grußes nnd Kusses vertcitl bei vielen Naturvölkern das gegenseitige Sich-Anricchcn. (Doch sollen viele Stämme, die mit Europäern in nähere Verbindung traten, auch die bei uns übliche Form des Kusses gar nicht übet befunden und bald angenommen haben). —Tie vollkvnnnnere Entwickelung der Sinne bedingt aber keineswegs eine gesteigerte Wahrnehinnngs- iähigkeit für ästhetische Schönheiten: diele ist vielmehr ein Produkt des logischen Denkens, das eben jenen Völkern völlig abgeht, wie vor allen die bei ihnen ganz unklar entwickelten Begriffe von Maß und Zahl beweisen; giebt es doch mehr als einen Äölkerslamm, der in des Wortes eigentlicher Bedeutung „noch nicht bis drei zählen kann". Nord deutlicher geht dieser Mangel a» Denkfähigkeit ans der Betrachtung der Sprache jener Völker hervor, was in dem Vortlage am nächsten Monlag gezeigt werden soll. —ät. ff Kunst verein. Die wenigen Neucingänge sind fast nur Landschaften und meist kleinen Founats; nur ein „Motiv von der Riviera" von Seiner (Sagau) gemalt, ist etwas größer. In der Farbengebung ist dies Bild sehr kräftig gehalten. Daß cs besondere landschaftliche Schönheit alhmete, läßt sich nicht behaupten. Der Ausblick aui das Meer — in der Mitte des Bildes geboten — ist rechts durch eine weiß angekatkte Mauer, links durch einen mttstei- genden Hügel lehr bcichräakt und der Vordergrund bietet »iclsts als G,as und ödes Gestein. Die gute technische Behandlung des Bildes wäre eines he'riedigendereii Motive« würdig. Bachum»» (Hamburg) hat recht tauber ein kleines Stückchen Bucheiiwald auf Rügen gemalt: es ist eigentlich mehr Unterholz wie Wald, denn die Buchciistäinme schneiben am Rand dcS Bildes gerade in der Höhe ab, wo sic Laub bekommen würde». Horconrt (Dresden) hat zwei kleine Laiidlchailen: „Soiinenunlergang" und „Alte Mühle" ansgestcllr, die gut entworfen, aber etwas rutzig im Kolorit gehalten sind: der Sonnenuntergang hätte schon noch em intciinvercs Glühen am Horizont vertragen, «ehr gesiillig ansgeführt sind die Arctii- tcklmbilder von Bunke (Weimar): „Ans dem Rostock» Hafen" und vvn Minna Bartels (München) „Piazza Garibaldi »i Bergamo". Das erst bczeirlinete Bild namentlich tritt durch feingestimmtes Ko lorit hervor. Hier zeigt sich wieder einmal, daß sich bei dem ganz in die Details eingehenden seinen Ausincilen (von dem nnd jenem Künstler geringichätzig mit phttcströs, cttlmodisch re. bezeichnet), doch die kcästig plastische Dacstellung vollständig heransbringen lässt. Bekanntlich führte Pros. Julius Scholz in> Auftrag pietätvoller Vecchrer des Herrn zÄehcimrath Hoiralh Dr. Försteniann ein lebenS- grvßes Bild desselben aus, welches die Stätte seiner Wiiksanikcit, die königliche Bibliothek zieren ivll. Das Blld ist gegenwärtig im Kinislvcrem ausgestellt. Es ist. die Aehiilichkeit anlangend, vorzüg lich gelungen: wer den Targestellten kennt, findet auch den klm, sie» Zug wieder, mir der allzmvsige Fleiichtvn wirkt etwas beiremd- licb. Unter dcn ans dem Nachlaste des Freiherr» von Bergt» ans- gelegten Künstlerblättern befinden sich auch — abgesehen vvn den schon erwähnten Skizzen vvn Ad. Menzel, zwei ichöne Aanarelle von Mar Schmidt (Berlin), vvn denen die eine einen Totalanblick von Kvnstantinopel giebt: hier ist besonders Luit und Licht von großer Zartheit. Ferner ist da eine Aquarelle von M. v. Schwind (München) in der strenge» Linienführung, wie sie die Heiligenbilder zeigen, als interessantes Blatt zu e»väl„ieii. Eine Benennung des Bilvcs war nicht ersichtlich: cs könnte aber wohl die Sage von Wieland dem Schmied gemeint sein. Das Blatt mit sammt leinen technischen Vollkommenheiten wird doch im Allgemeinen kühl lassen: der Künstler ist im Vortrag z» schlicht — aus der Ruhe, die oer letztere atlimct, gähnt ein wenig das, was man bei Bildern noch unbe kannter Maler migeiiirt Langweiligkeit nennt. 0. U. ff Die letzte diesjährige Aufführung des Dilettanten» Orchester-Vereins wird Montag den i>. Avril unter Mit wirkung des Neustädlcr ChorgesongvercinS stattsinden. Bei dieser Gelegenheit soll das Chorwerk „Kalanus" von Niels Gade zu Ge hör gelangen. ff Eine Sammlung origineller, sinnreicher Gedichte, poetischen, patriotische» und hmiioristttchen Inhalts, Vlnincmülhscl re. von (Nivso-Oswin) Oswin Polilcnz ist kürzlich mster dem Titel „Poetische Knospen" bei Bcnslieimer in Straßbnrg erschie nen. In feiner Vorrede sagt dei'Vcrsaffcr: Der Beifall, welchen die vereinzelt veröffentlichten Dichtungen lande», giebt mir den Mnth. dieselben i» einem Band vereinigt nuld »rtheilcnden Lesern vorznle- gcn mit der Bitte, meine zarten Knospen nicht durch dcn Reis allzu- sttrnger Veuitbeilung welken zn mache». — Wir lügen hinzu: die Dichtungen dürfen schon etwas streng beurthcilt werden, ohne an ihrer Frische z» verliere». ff Endlich doch einmal eine Anerkennung! Dem General intendanten Grafen Hochberg bat die Eim ichtung des Gese > lschasts- M oiitags einen feierlichen Dank eii>grt,agen Der Obermeister der Frffkur.-Jmning erläßt deniciben in seinem Fachblaltc. Die Damen ließen sich jetzt wieder für daS Theater srisiren! ff Zwei Cvncert-Rachrichtc'n vo» Interesse! In dem am 27. d. M. unter Direktion des Herrn Hosrath Schuch stehenden Wohl- tliätigkcitöcoiicerke des Vincentius-Vi'rnns. das delmmtlich seit Jahren zu den musikalischen Ereignissen der Satto» zählt, wird n A. dns Quartett Lauterbach Mitwirken. — Die K. K. Hof- overittängelin,Frau Rosa Papier, der bevor;,igle Lnbsing der Wiener, wird am Ist. März u» Hotel de Taxe einen Liederabend veranstalten. BilletS zu beiden Eoncerten sind bei Ries im Kauf haus zu haben. '
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