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-kr. ISS Seite 2 — «Dresdner Nachrichten- — SiS »ur Hysterie gesteigerten Aufwand von persönlichen Ge- Rlfstgketten dt« Befugnis abspiicht. sich noch ferner Sozial demokraten zu nennen. Dab die Koalition lv24, die den Rechtfern als Todsünde angerechnet wird, mit voller Zufttm- mung des Berliner ParleivorsiandeS etngegangen wurde, über geht die Erklärung mit Stillschweigen. Die Dreiundzumnzig haben in ihren Antwortbriefen kein Blatt vor den Mund genommen, sondern das Verhalten bei Partctvorstandes ausgiebig und rücksichtslos kritisiert. In einem dieser Briefe heißt eS. das. was zurzeit in Sachsen ge tan werde, habe mit Sozialismus nichts mehr zu tun. sondern sei eine Schurkerei. Sin anderer Brief kührt dem Partei- Vorstand seinen Mangel an zielbewutztem Wollen zu Gemüt«, zählt die krallen Widersprüche in der von der Parteileitung betriebenen Politik aus und schließt mit der Feststellung: „Leider Ixtt man in letzter Zeit bei Euch in Berlin von einer festen. wtllenSklaren Führung vieles vermißt. Der feste, klare Wille, der auch SttmmungS ström ungen der Massen mit Energie entgegenzn treten verpflichtet tst. mangelt Euch vielfach." Derselbe Bries ivarnt auch de» Partcivorstand eindiinglich vor den unabwend bare» Folgen seiner Schwächlichkeit durch den Hinweis, daß „jene skrupellosen, beengten, eingelchivorenen Gegner jeder BernunftS- und Realpolitik" nicht zögern würde» die Männer des Partcivvrstandes selbst zur Guillotine zu schleppen. Ein weiterer Briefschreiber nennt die Politik der Radikalen eine solche politischer Kinder oder böswilliger Menschen. Die „SlimmungSslrvmnngcn der Massen" und die Un fähigkeit deS ParteisozialiSmuS. sich ihnen zu eniciekicn: mit der Hervorhebung dieser beiden Kernpunkte hat der sächsische Rechtslozialist ins Schwarze getroffen. Die gesamte Sozial dcmotratie als solche ist für diese Mänael deS SnstemS haft bar, weil sie bisher noch niemals Bedenken getragen Hai. die Masseninstinkte rücksichtslos auszuvetlfcheii, ivenn ei» solches Verfahren ihr jeweils in den Kram paßte und eine» Augenl'lickSersplg zu versprechen schien. Werden die kom munistischen l^eiiter einmal gerufen, so sind lle so leicht nicht wieder loSzuwerden, Wollen also die Dreilmdnvnrnig eS nicht bloß bei scharfen Worten bewenden lallen, sondern kvnsegnent sein, so werden sie. die ja meistens in der GewerkschastS- bewegnng groß geworden sind, den ernsten Versuch machen müsse», dem politischen Radikalismus eine ans praktische, positive "Arbeit eingestellte Gewerkschaft-nnNei cntgegcn- zusetzen. Die „Sächsische GemerkschastSzeitting" hat in vor sichtiger Form eine solche EnlwicklnnaSmöglichkeit bereits an gedeutet. Vor einer völlia radikalillerten Sozial^-mokratie beginnt cS jetzt auch dem Zentrum schwül zu werden. DaS geht au» einer vetrachtnna der den linken Flügel vertretenden „Germania" hervor, i» brr Re sozialdemokratisch- P »tel- lettung darauf hlngewlese» wird, daß «» hier nicht mehr um bloße Taktik gehe, sondern daß der Verlust ivtckltger strategischer Positionen drohe, wen» die Sozialdemokratie dem Radikalismus weiterhin s» zu Willen sei. wie ln Sachsen. So kann vielleicht der Dachlenkonfltkt »um AusgangSvnnkt eine, veränderten Orientierung In unserer aekamten inneren Poliitt werde«. Soweit e» sich um Sachsen allein handelt, lit l« Zukam menbang mit dem häuslichen Streit in brr Sozialdemokratie noch die besondere Frchze ausgetaucht ob eine Verlängerung der Legislaturperiode des Landtage», die im November diese» Fahre» abläuft, in Erwägung z>u ziehen sei. Einer der radlka len Führer hat kräftig ln die Alarmtrompcte geblasen und erklärt, e» müsse mit dem Versuche der RrchtSlozialisten ge rechnet werden, die vierjährige Dauer der Legi» latnrpertode um ein Jahr zu verlängern, „um den Sturz der Negierung Heldt zu verhindern". Die z» einer solche» VersassungSänderiing nötige Zweidrittelmehrheit sei da. wenn die bürgerlichen Parteien mttmachten. Gegen d-iesen „reaktionären Schandstretch" müsse „das gelamte Pro lrtarlat auch mit außerparlamentarischen Mitteln avsaerulen werben". Dazu ist zu bemerken, daß die gedachte Matz nähme keinesfalls den Zweck haben könnte, das jetzige Kabinett noch länger nm seiner selbst willen im Amte zu er- halten, sondern daß sie nur von der Absicht geleitet sei» dürfte, dem sächsischen Volke noch eine weitere Zeit der ruhigen Führung der Geschäfte zu sichern und den Wahlkamvk nicht In einer so unsicheren politischen Lage, wie Ne gegenwärtig be schassen ist, stlittstnden zu lassen. Von einem ..Tchandstreich' ist dabet keine Rede. Auch Bismarck hat 1888, als ibm die radikalen Wogen zu hoch gingen, die Verlängerung der Legislaturperiode deS Reichstages von drei auf fünf Jahre dnrchgesetzt »nd dadnrch dem öffentlichen Wohle einen wesent lichen Dienst geleistet Die Drohung mit den „antzerparlgmentg- ri'chcn Mitteln" braucht keinen ernsthaften Politiker zu schrecken. Wenn der Landtag die Verlängerung mit der verfallnngS »lässige» Mehrheit beschließt, so ist sie Gesetz möge» auch die Radikalen vor Wut darüber schäumen. In jedem Falle dar! erwartet werden, daß ma» an den maßgebenden partejnnst- tischl.'i, Stellen der Sache nähertritt »nd die Gründe für und wider eingehend erörtert. DaS Weitere wird dann davon abbängen, ob die parlamentarischen Instanzen, dir zur Bil dung einer Zweidrittelmehrheit erforderlich sind, überein- stimmend eine Verlängennig der Legislaturperiode als im allgemeinen staatlichen WvhlsahrtSintercsse liegend erachten. bin ZOedsgericht über Die Entscheidung des Parkeiausschusfes. Berlin, Lll. April. Der ParicianSschuß der Sozial- »emokratischen Partei Deutschlands, der bcnie in Berlin zn- sammengetreten ist, nm zn der Spaltung im Lager der sächsi sche« Partei Stellung zu nehmen, hat nach Anhörung von je einem Vertreter der Mebrbeii und Minderheit der sächsischen Landtagssraktion soigenden Beschluß gefaßt: »Der ParicianSschuß nimmt die Berichte über den Sachscukonslikt zur Kenntnis nnd dringt aus die schleu nige Durchführung der eingc leiteten AuSschlnß- oersahrcn. DaS erheischt, daß alle hierbei beteiligten Ge nossen und die sächsische Organisation mit der Einsetzung eines gemeinsamen Schiedsgerichtes einverstanden sind Der ParteiauSschnß erwartet, daß der Partcivorstand allen Versuchen. die organisatorische Einheit der Sozial demokratischen Partei zu zerstören, sofort energisch begegne«." Die unsichere Basis -es Nelchskabinells. Vorzeitige Krlsengersichte. Berlin, 2ü. April. Die Tatsache, daß der NeichSmißen- uiiniäer Dr. Slreseniaun in Stuttgart auf dem LandeSpartci- tag der Deutschen Volkspartei die Möglichkeit einer Er weiterung der Regierung durch die Dcutschnatio- nalen angeschnitten hat, gibt der Berliner demokratischen Prelle Veranlassung, von Regierungskrisen zn sprechen, die dadnrch entstehen würden, daß die Dentschnatlo- nalen wieder „in den Sattel gehoben" werden könnten. Hier bei wird ein Art blinder Alarm geschlagen Von deutsch- nationaler Seite wird daraus hingcwicsen, daß die Deutsch- nationalen seinerzeit ans der Negierung ausgetreten seien, weil sie die Außenvolitik Dr StrciemannS nicht mit verant worten konnten. Solange die außenpolitische Linie sich in der bisherigen VölkerbundSrichinng sortbcwege — und daß dies der Fall ist, hat erst wieder die Zulage zur Teilnahme an der RatSkommission in Genf bewiesen — sei cS für die Deutschnattonalen nicht möglich, sich an der Regierung zu be teiligen. Sehr viel für die innerdeutschen Verhältnisse dürste von dem AnSgang der Seviembcrtagiing deS Völkerbundes abhängen, da bis jetzt alle Anzeichen dafür sprechen, daß auch den SoziMenkonflitt. im September die Ausnahme Deutschlands in den Völker bund nicht möglich lein wird. Daö Fehle» einer feste» parlamentarischen Mehrheit macht sich gegenwärtig für die Regierung besonders störend bemerk bar. Im Mittelpunkte dcö Interesses steht jetzt die Aus einandersetzung mi« den ehemaligen Fürstenhäusern. Mit den Sozialdemokraten, die daS Kabinett außenpolitisch stützten, ist hier kaum etwas anznfangen, weil diese schon ans Partel- prestigcgründcn und um den Kommunisten nicht wieder Wasser a»s die Mühle zn leiten, vom Volksentscheid nicht abgchcn wollen. Anderseits besteht auch keine Aussicht, daß die Deutsch- nationalen dem neuen Kompromiß zusiimmen. Sie sehen in ihm. wie die« heute der Abgeordnete Everltng tm RcchtS- cniöschuß deö Reichstages auSführte, ein zu starke» Entgegen kommen an die Wünsche der Sozialdemokraten aus Kosten deS RechtsstandpnnktcS. Angesichts dieser Schwierigkeiten berichtet h-iltc die Nachtausgabe deS „Tag", baß im Zusammenhänge mit der Regelung der Fürstenabfindung im Reichstage bereit» vor Ostern bei allen Fraktionen über eine Erweiterung der RoichSregirrnng gesprochen worden sei, nnd zwar entweder nach rechts oder aber nach links, je nachdem sich die ReoiernngS» koalition der Mitarbeit der Dentschnationalen oder der Sozial demokraten bei der Verabschiedung des Kompromisses über die Fiirltenadsindiina bediene. Die Deutsche Volt'öpartel lehnt eS Irdoch ab, die Frage der AilScinandcrsctznng mit den Fürstenhäusern mit der Frage einer Regieriingserwciterung zu verauicken. So schreib« heute die „Tägl. Rundschau", daß man den Fürstenhäusern gegen- über ntcbt mit einem anderen Recht messen könne als gegen- über nnderen Volksgenossen. Es wäre ein gntcS Zeichen bürgerlichen CscmelnsinneS, wenn man sich über diese Frage ornvitt'tzlsch einigen könnte nnd wenn lle nick't dem Vgriei- interessc untergeordnet würde. Von dieser Frage, wie von den andere» großen Fragen, die zur Entscheidung stehen, wird viel für die deutsche Ankunft abhängen. „Deshalb scheint eS nnS," so schreibt daS volkSpartetliche Blatt, „daß sie viel zu doch nnd viel zn groß sind, als daß sie in die Frage der Reaiernngskoalition nnd der KabinettSändcrnng hinein gezogen werden könnten." DaS Ist eine schwer miß- znverstchcnde Sprache, nnd man kann sich daher nur wundern, daß die demokratischen Blätter ans den Auslassungen der „Tägl. Rundschau" daS Gcgentctl herauSlcsen. Alliierte Sorgen um den deutsch-russischen Vertrag Wachsende Nervosität in London. London, 2ü. April. Der diplomatische Korrespondent deS „Dailn Telegraph" der von E h u r ch i l l inspiriert wird, schreibt zum deutsch-russischen Vertrag, daß man in vielen englischen Kreisen der "Ansicht sei, daß Deutschland out tun würde, den Vertrag baldigst zu vcröskentlichen. um damit aubcgründetc Skedachtc.momcute zu zerstreuen. Aus diesem Grunde habe Be ne sch an alle Locarno-Mächte, Berlin nicht, ausgeschlossen, sein Memorandum gesandt, das bezwecke, vor Unterzeichnung.des Vertrags die Frage zu klären, ob der neue Vertrag etwa unvereinbar sei mit Locarno und der Völker- bundösatzung. Die Wirkung des Vertrags ans Art. Iss der Völkerbundssgtznng sei in Unterhaltungen zwischen Cham ber lat n nnd Sthamer berührt worden. Der polnische Cksandte habe zweimal im englischen Aus wärtigen Amte vorgesprochen, nm die Ncsorgnisse seiner Ne gierung in dieser Hinsicht anSzudrück-'n. Einige Politiker meinten, baß man Deutschland zn verstehen geben müsse, daß England, obgleich man Denischlanbs Enitänschung in Elens voll würdige, nicht gleichgültig „die politische Vereinigung dcö Reiches mit einer Macht, die bisher immer gegen England ge arbeitet habe", mit «nfchen könne nnd daß England daher seine künftige Haltung gegenüber dem Reiche einer erneuten Prü, sung unterziehen und die Locarno-Abmachungen eventuell kündigen müsse. Auch Frankreich real sich auf. Paris, 20. April. Die Gerüchte, daß der Vertrag zwischen Deutschland nnd Rußland bereits Ende der Woche zur Unter zeichnung gclanacn soll hoben starke Beunruhigung in Parts hervorgerufen. Anlaß zur Bcnnrnbigniig ergebe sich daraus, daß Deutschland »nd Rußland eS für richtig hielten, die Ver- trogSverhandlnngc» unmittelbar nach den Genfer Zwischenfällen zn eröffnen, so daß die Verhandlungen alS eine Antwort gegen Locarno wirken müßten. Niemand, so führt der „T e m p s" anS. mache Deutschland einen Vor wurf daraus, daß es gute Beziehungen zu Rußland ausrecht- zuerhcckten wünsch", aber da) Blatt hält keine Formel sür möglich, die Deutschland in die Lage versetzen könnte, seine »erträglichen Berpflichinnoen gegenüber Rußland mit seinen Pflichten gegenüber dem Bölkerbnnde anS Artikel IS in Ein» klang z« bringen. ES bestehen nur. so schreibt der „TempS", zwct Möglichkeiten. Entweder müsse Deutschland durch Ab lehnung der NentralitätSklansel die Sowsetregierung so wett enttäuschen, daß sie überhaupt kein Interesse mehr an der Unterzeichnung des Vertrages mit Deittschland habe, oder eS müsse im Vertrag eine NentralitätSklansel einlügen, wodurch jedoch die Voraussetzungen für einen Eintritt Deutschlands in den Völkerbund von Grund au» geändert würden. Heute nachmittag hat sich der polnische Botschafter znm Quai d Orsan beaeben, wo er mit Brland in der Frage deS deutsch. russischen Vertrages eine lange Unterredung batte. Der polntsck'e Botscbastrr soll Bedenken seiner Rcaiernna gegen den Vertrag geäußert nnd daranf htngewiescn baden, daß er mit dem Meist von Locarno in Widerspruch stände. Man rechnet mit weiteren Besuchen deS polnischen Botschafters und sündigt den Besuch de» tschecho-slowakischen Gesandten an. » Die Unehelichkeit der Ententevolittk kommt in diesen »mentarcn kraß zum Ausdruck. Man hat in Gens durch die feierliche Erklärung über die Auslegung deS Art. 1v zum Ausdruck gebracht, daß man Deutschland in kein antirusstscheS Ab'"te»er bincinzuziehen beabsichtige und daß Deutschland die Selbstbestimmung über das Mab seiner Mitwirkuna an Vö''e,blliidSerekittioiien bade. Im übrigen hat Frankreich gal!", Europa mit einem Netz von Bündnissen überzogen, die Erekntionen gegen die daran beteiligten Staaten praktisch nn- innich machen. Darüber hat sich niemand im Völkerbünde an ocregt. Der weitere Verlauf der Angelegenheit wird zeiocn müssen, was non den Versprechungen, daß Deutsch- land in keine anttrussssche Kombination etnbezogen werden lost, in Wirklichkeit zu halten ist. Noch erhebliche Dlffererizpunkle. Berlin, 2t>. April. Entgegen andcrwciten Meldungen wird zuständtgerseitS versichert, daß Nadck bei den beutsch- russischen Verhandlungen in keiner Weise beteiligt war. Rußland hat für die Verhandlungen auch keine Sonder- kommiision nach Berlin gesandt. Die Verhandlungen werden hier von dem russischen Botschafter mit der deutschen Re gierung »nd von dem deutschen Botschafter in Moskau mit der russischen Regierung gcsührt. Es bestehen noch erhebliche Dis> rrnzpunkte, so daß ein Termin sür den Abschluß der Bcr' dlnngen noch nicht angcacbe» werden kann. ES ist möglich, daß sic sich noch in die Länge ziehen. Mittwoch. 21. «prv 1«, Das Fürstenkom-romtb im Aechtsausjchuh. >8»«l»»«ng dr» Bericht» von Lette l.i «dg. Uoerling lD.-R.» sprach die Meinung au», dab da» »e«e Kompromiß dem EnteignnngSwilleu de» Volksbegehren» «och «ätze» gekommen fei al» da» frühere« Die Väter de» Ent. würfe» hätten für die L o z i a l d e m o k ra t l e lo viel getan, daß ihnen zu tun fast nicht» mehr übrig bleib«. Da» Sonder, Gericht »«sie »or der Politisier»«» bewahr« fei«. Die Dentschnationalen würden dar«« beantragen, »,h et» Senat de» Reichsgericht» al» Sonder, aerlcht wirk«, mlndeften» «ilßlen anSgeiprochea, Partei»,»«liker oder Parlamentarier al» Richter anSgefchloiie« fein. ES zeige sich letzt daß die durch den erste« demokratischen Antrag etngelettete Fiirstenhctze keine sachliche Begründung batte, da eingestandenermaßen da» Sondergertcht nur in sehr wenig Fällen tätig sein würde. In be« Bcstln» mnnge« über das Privateigentnm enthalte da» nene llom. promiß wesentliche Verschlechterungen »nd führe zur Enteig. nung der Fürsten. Die Bestimmungen über die Rück. Wirkung seien zu weitgehend. Der Entwurf bringe ein AnSnaßmerecht gegen die Fürste«, da» mit dem gesunden NcchtSgefühl nicht vereinbar sei. — Die Generaldebatte mnrde abgeschlossen. Die Spczialdedatte soll am Mtttivochvormittag beginnen. «in e'nsiimmiqer KobineNsbelchluF. verlln. 20. April. Gegenüber mehrfach in der Presse auf. getauchten Nachrichten, wonach t» der entscheidenden Sitzung deS NeichSkabtnetlS ein kleinerer Teil der Minister unter Führung des NcichSinnenministerS in der Frage der ver» f a s s u » g Sä n d e r » d c » Natur des Komprvmtßentwiirfes der Regierungsparteien Uber die vermögensrechtliche Ans- etnandersetznng mit den vormals reiterenden Fürstenhäusern überstimmt worden sei, ist fcstznstellen, daß daS RrichSkadineli einstimmig den Entwurf für vcrfassnngSändcrud erklärt hat. Die Inttattonskrise in Frankreich. Berlin, 20. Avrll. Nachdem der französische Franken vor einigen Tagen mit einem Kursstand von Nh gegen das Pfund einen neuen Tiefstand erreicht hatte, murde dieser nach vorübergehender Intervention der Bank von Frankreich mit einem Stand von 147 heute uni zwei weitere Punkte nnier- boten. Es ist zu beobachten, daß die seinerzeit gemeldeten Frankenabgabcn an den internationalen Plätzen nach zeit- weiser Einstellung wieder eingesetzt haben In Frank reich selbst ist man angestchis der anhaltenden Franke», cntwertung ernstlich besorgt und auch hier ist man bestrebt, sich mit Dollar und Pfunden einzndeckcn. «m sich vor unliebsamen Ueberraschungru z« sichern. In diesem Zusammenhang ge winnen auch die französischen Effektenkäuse au den deutschen Börsen an Bedeutung, dir den Charakter von Anlage- und Jnflattonskäufen tragen. Karlsbad erhält tschechische Garnison. Karlsbad, AI. April. Karlsbad wird trotz aller scharfen Proteste doch in kurzer Zeit eine tschechische Garnison erhalten, damit dem Auslande der tschechische Charakter von „Karlovy vary" recht handgreiflich gemacht werden kann. E» soll eine Kompagnie Infanterie und eine Eskadron Kavallerie dorthin verlegt werden. Man hört, daß der städtische Maier hof und die Stallungen der OmnibiiSgesellschast sür Kasernen- zwecke in Aussicht genommen worden sind. Peking ohne Nahrungsmittel. Paris, lg. April. Nach einer Meldung aus Peking ist dl« Stadt von allen Nahrungsmitteln entblößt. Der kürzlich von Kuomlnlschung befreite Präsident Tsao-Kun habe sich in das tm Gesandtschnftsviertcl gelegene französische Hoioiial gcslüchtet. Auf politischem Gebiet herrsche eine furchtbare Bek« wirrnng. Es let keine ernst zu nehmende Verständigung zwischen den Parteien erzielt worden, die die Wicberhcr- stkllnng von Frieden und Ordnung gewährleiste. Wupeifu sandte nach Peking eine Depesche, in der er die Friedenövcrhnndlnngen gnthctßt, aber weiter erklärt: Der Verräter Fengnuhsiang schmiedet mit ausländischer Unterstützung Komplotte, um wieder Einfluß -u erlange«. Peking ist ein Herd des Bolschewismus. Meine Anfgabc wird nicht eher erledigt sein, bevor nicht alle Bolsche wisten anSgerottct sind. sWTB.j Die Unterschlagungen im Verband -er Aulomvbilinduslrie. Berlin, AI. Slpril. Zu den Vorgängen beim RelchSverbaich der Antomobiltndustrie ist im einzelnen noch zu berichten: Im Januar d. I. brach das Bankhaus Heidt u. Blank, Kommanditgesellschaft, eine Jiiflationögrtindung, aus Mangel an Kundschaft und Kapital zusammen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr der Vorstand des NcichSverbandes her Deutschen Aulo- mobiltndustrie, daß große Summe» seiner Gelder bet dieser Bank angelegt waren und al» verloren galten. Bisher hatte der ReichSvcrband selne Kapitalien der Firma S. Bletchrüder awvcrtraut, aus bereu Obhut sie der geschäftsführende Direktor Dr. Sperling genommen und dem Bankgeschäft Hcldt u. Blank übergeben hatte, von dem er dafür hohe Provisionen erhielt. Es handelte sich um über SÜOUOtl Mark in barem Geld. Nachdem daS eigenmächtig« Vorgehen Sperling- einen schweren Verdacht gegen dessen Geschäftsführung hervorgernfen hatte, wurde eine Treuhand- gesellschaft mit der Revision der Kassenbücher und der gesamten Geschäftsführung beauftragt. ES stellte sich dabei heraus, daß der Hauptkassierer dcö Verbandes, Schaufle, Untrr- schlagungenbegangen hatte, deren Höbe 1 Ü000l> Mark überschritten. Sperling hat auch sonst gegen di« Interessen gehandelt, die der Verband der Deutschen Auw- mobillnbiistric zu schützen berirfcn ist. Es handelt sich hier um die Zulassung eines ausländischen Auto- droschkentypS. Sperling hat von sich anS, entgegen -er Stellungnahme des NetchSverbandes, In einem Schreiben an daS Polizeipräsidium erklärt, daß der NeichSverband künf tig die ablelmciode Stellung gegen die Zulassung der schweren ausländischen Wagen nicht mehr einnchmcn werde. Der Polizeipräsident hat nach der Zurücknahme deS Einspruches keinen Anlaß gesehen, sich gcgcn die Einstellung der Wagen auSzusprcchen, worauf durch eine bekannte Autohaiodelsfirma 7ss Steyrwagen eingcführt und eingestellt wurden. Jetzt ist heran »gekommen, baß Dr. Sperling mit dieser Handelsfirma in engen Beziehungen stand. Sperling ist auch ans anderen Gründen Gegenstand staatSanivaltschaftltcher Untcrsuchnngen. Er war Neichs- kommissar für Ein- und Aiisfuhrwescn gewesen und soll in dieser Stellung Inkorrektheiten begangen haben. Außerdem wird er einer Steuerhinterziehung belchulbigt. Fer ner schwebt noch ein Verfahren gegen ihn, in dem er der passiven Bestechung beschuldigt ist. Unlerschlagungen bei -er L yssen-Kütte Hamborn. 20. April. Große Veruntreuungen und Fälschungen sind heute bet der August-Thyssen- Hütte entdeckt morde». Eine Anzahl von Monteuren und Angestellten auswärtiger Vaufirmcn, die bei der August- Thyssen-Hütte verichirdcnc Bauten auöznsührcn hatten, habe» es verstanden, durch Fälschungen der Lohnliste» »nd andere Machenschaften Summen in einem Betrage von öllMll bis 7üüü0 M. in ihre Taschen zn leiten. ES ist nicht aus geschlossen daß noch weitere Vernntrenunarn verübt worden sind. Bisher wurden zehn Personen sestgenomme». El handelt sich in der Hauptsache um Monteure und Ober monteure. lW. T. B.)