Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 171, 27. Juli 1915. sonst zum Hören von Vorlesungen berechtigten Allgehörigen der Kaiser Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildnngswesen, die alle im mittelbaren oder unmittelbaren Heeresdienst stehen. Nach den Er mittlungen der Univcrsitätsbehörden, die aber noch nicht ganz abge schlossen sind, stehen nicht weniger als 3802 Angehörige der Universität in mittelbarem oder unmittelbarem Heeresdienst. In dieser Summe enthalten sind auch 55 studierende Frauen, die in der Krankenpflege oder für sonstige Zwecke des Noten Kreuzes tätig sind. 3379 der im Heeresdienst stehenden Männer stammen aus Preußen und 523 von ihnen haben sich erst beim Semesteranfang neu immatrikulieren lassen. Die Weihnachtsvcrgütung als stillschweigende Gehaltserhöhung. — In einem vor einem Berliner Kaufmannsgericht gegen eine Ver sicherungsgesellschaft verhandelten Falle hatte der die Klage erhebende Angestellte zehn Jahre hintereinander während seiner Tätigkeit bei der Gesellschaft regelmäßig eine Weihnachtsvergütung in Höhe des je weiligen Monatsgehaltes erhalten. Die Beklagte stützte sich bei ihrer Weigerung, die Vergütung im letzten Jahre zu zahlen, darauf, daß sie im Lause der Jahre durch Rundschreiben der Beamtenschaft wieder holt zur Kenntnis gebracht habe, die Weihnachtsvcrgütung sei eine frei willige Leistung. Damit, daß das Geschenk zehn Jahre lang gezahlt worden sei, verliere es noch nicht die Eigenschaft der Freiwillig keit. Der Kläger hingegen wies darauf hin, daß die Gesellschaft bei den Angaben über die Gehaltsverhältnisse zum Zwecke der Besteue rung gegenüber den Behörden selber die Weihnachtsvergütung mit an gegeben habe. Durch diese Angaben der Gesellschaft sei er gezwun gen, den Betrag zu versteuern, es sei demnach wohl nicht mehr als recht und billig, daß er ihn auch erhalte. Das Kaufmannsgericht sprach dem Kläger die geforderten 250 ^ zu und verurteilte die Beklagte in dieser Höhe. Nachdem der Kläger zehn Jahre hintereinander die Ver gütung zu Weihnachten erhalten habe, und zwar immer in Höhe des Monatsgehaltes, nehme das Gericht an, daß das Gehalt stillschweigend um ein Monatsgehalt vermehrt werden sollte. Bestrafte Bricfübermittelung. — Ein Berliner Bankier weilte im vorigen Monat in Bukarest und hatte von dort zwei geschlossene Ge schäftsbriefe eines Freundes mit nach Berlin genommen. Eine der artige Briefbeförderung ist jedoch nach der Verordnung des Reichs kanzlers vom 29. März 1915 verboten. Durch irgendwelche Umstände erfuhr die Militärbehörde von dem Vergehen und verwies die Sache zur Verfolgung an das Kriegsgericht in Natibar, das den Bankier zu einem Tag Gefängnis verurteilte. Jetzt dürfte die Postbehörde noch mit einer Anklage wegen Verletzung des Postregals kommen. Die Wissenschaftliche Gesellschaft in Straßburg i. E. hielt am 10. d. M. ihre Jahresversammlung ab. Nach dem vom Vorsitzenden, Professor Or. Breßlau, erstatteten Jahresbericht hat die Gesellschaft auch während des Krieges ihre Tätigkeit fortgesetzt, u. a. am Sammel- bnche griechischer Papyrusurkunden und an dem zusammen mit der Heidelberger Akademie neuerdings in Angriff genommenen Wörter buche der griechischen Papyrusurkunden. Der 1. Band der eondliorum ist vollendet. Von den »Schriften« der Gesellschaft, in denen zum ersten Male auch die Medizin vertreten ist, sind die Hefte 18 und 22 bis 24 erschienen, Heft 25 ist im Druck. Für den 1ll68auru3 lingmao I^atinas ist wieder ein Beitrag von 600 gewährt worden. 450 ^ wurden dem Privatdozenten Or. Parnas zur Förderung seiner Untersuchungen über den Kohlenhydratstoffwechsel der Muskeln be willigt. 1000 „/k gab die Gesellschaft für die Kriegsbeschädigten im Maß. Der nächste Dcnkmalspslegetag wird Anfang August in Brüssel abgehalten werden. Die Tagesordnung wird sein: Krieg und Denk malspflege. Persvimlimchrichten. Gefallen: im 20. Lebensjahre der Freiwillige-Gefreite in einem bayerischen Neserve-Feldartillerie-Negiment Herr Hans Schott, ein ziger Sohn des Buchhändlers Herrn Friedrich Schott, in Firma Schlosser'sche Buchhandlung in Augsburg. Der Verstorbene war für unseren Beruf bestimmt und hatte sich schon auf ihn vor bereitet. Dem schwergeprüften Vater, der seinen Einzigen für das Vaterland dahingegeben hat, wird allseitige Teilnahme von seinen Berufsgcnvssen gezollt werden; ferner am 16. Juli im 23. Lebensjahre bei den Kämpfen in den Vogesen Herr Rudolf Mierus, der als Armierungs- Soldat eingezogen worden war. Ter Verstorbene hatte seine Lehre in der Firma C. K. Weigmann in Schweidnitz bestanden und war dann bei Karl Drobnig in Waldenburg (Schl.) tätig. Er hat sich durch offenes und liebenswürdiges Wesen ein gutes Andenken gesichert. Gestorben: am 4. Juni in Nowo-Nikolajewsk in Ostsibirien Herr Rudolf Helm, Ersatzreservist im Württembergischen Grenadier-Regi ment Nr. 119, ein tüchtiger und strebsamer Mitarbeiter im Hause Robert Lutz in Stuttgart. Der Verstorbene hat ein hartes Los zu tragen gehabt. Am 5. Dezember 1914 geriet er in russische Gefangenschaft und ist nun gestorben, ohne daß ihn vorher ein Gruß aus der Heimat erreicht hätte. Sprechsaal. Ohne Verantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen Lev Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.! Zengnisfiilsckiungen. / <VgI. Artikel 1914, Nr. 149.» Der Buchhandlungsgehilfe Eugen Fels mann, vor dessen Engagement im Börsenblatt 1914, Nr. 149 durch Kollegen Nothacker- Berlin gewarnt wurde, treibt immer noch sein Unwesen im Buchhandel. Auch bei mir hat er eine Gastrolle gegeben. Felsmann bewarb sich von Wien aus um eine Stellung bei mir, ohne anzugeben, bei welcher Firma er in Wien in Stellung sei. Der Name Felsmann kam mir bekannt vor, doch wußte ich nicht, wohin damit. Seine vorzüglichen Zeugnisse verleiteten mich, ihn zu engagieren, denn heutzutage glaubt man schon hier im Osten einen Lotteriegewinn gezogen zu haben, wenn man überhaupt einen Gehilfen bekommt. Daß Felsmann nichts leistete, war mir bald klar; auch war die Persönlichkeit weder dem Personal, noch mir im Zusammenarbeiten sympathisch. Ich kündigte ihm zum ersten Termin mit der Ermächtigung, eher anszutreten, so bald er eine Stellung habe. Schon nach zwei Tagen erschien er und gab an, sein früherer Chef in Wien. Herr Deuticke, zöge ins Feld und habe ihn telegraphisch zu seiner Vertretung zurückgerufen; er müßte sofort abreisen. Er dampfte ab. Leider erst nach vier Wochen teilte mir seine Wirtin, eine nicht mit Glücksgütern gesegnete Witwe, mit, daß er seine Wohnung nicht bezahlt habe. Um keinen schlechten Eindruck über unseren Stand zu schaffen, schrieb ich an Felsmann nach Wien. Die Briefe fanden ihn nicht. Ich schrieb an Kollege Deuticke; dort war er nicht in Stellung gewesen, wohl aber, wie mir Kollege Deuticke mitteilte, bei Kollege Wilhelm Maudrich-Wien. Dort hat Felsmann nur eine kurze Gastrolle gegeben und wurde mit Schimpf und Schande entlassen. Da bei dem herrschenden Personalmangel es sehr leicht ist, jetzt Stellung zu bekommen, möchte ich meine Herren Kollegen, damit sie vor Schaden bewahrt werden, ans diese »faule Blüte« im Buchhandel aufmerksam machen. Sollte Herr Felsmann bei einem Kollegen Unterkommen gefunden haben, dann bitte ich, mir dies mitzuteilen, damit ich erlange, daß er in Lissa seinen Verpflichtungen nachkommt. Lissa i. P., Juli 1915. Oskar Eulitz. Die Ausstellung des Verbandes deutscher Illustratoren findet in diesem Jahre während der Monate September und Oktober in Berlin im Künstlerhansc statt. In einer historischen Abteilung sollen ältere Arbeiten zeigen, welchen Ausdruck die große ruhm volle Vergangenheit unseres Vaterlandes in der illustrativen Kunst jener Tage gefunden hat. Besonders interessieren wird es, wie sich die gegenwärtige Künstlergeneration mit den Ereignissen der Zeit, die wir jetzt durchleben, abfindet. Daß auch der Humor, der ja gerade unfern Feldgrauen ein so willkommener Freund bei ihrem schweren Werk ist und den auch die Taheimgebliebenen zur Er leichterung ihres Herzens brauchen, in den ausgestellten Arbeiten nicht fehlen wird, sei nur nebenbei bemerkt. Ein Gehilfe Walter Streil, angeblich wohnhaft zu Leipzig, Brüderstraßc 21 bei Richter, bewirbt sich mit gefälschten Zeugnissen um einen Posten. Unter anderem weist er auch ein Zeugnis unserer Firma auf, das von A bis Z erfunden ist, weil er überhaupt niemals in unseren Diensten stand und uns völlig unbekannt ist. Er behauptet in genanntem Zeugnis, vom 1. Juli 1909 bis 24. Dezember 1912 in unserem Sortiment gearbeitet zu haben. Es handelt sich hier also anscheinend um einen gerissenen Zeugnisschwindler, vor dem wir alle Kollegen warnen möchten. Leider sind wir erst heute durch Palm's ^ Hofbnchhandlung in München zur Kenntnis dieses Falles gelangt. ! Wien I, Graben 27. Wilhelm Frick, G. m. b. H. 1064 RichardAlbertt. — Verlag: Der Bkrsevveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsche« BuchbändlerhauS. e e in a n n. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 3V lvuchhänolerhau»).