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159, 9. Juli 1924. Redaktioneller Teil. «iirs-nbl-ll f. d. DUchn. Such«»>ldel. gZZP Redaktioneller Teil. (Nr. 108.) Einheitlicher Spesenzufchlag des Sortiments in Bayern. Durch einstimmigen Beschluß des Bayerischen Buch händler-Vereins gelegentlich der letzten Hauptversamm lung zu München, sowie des Münchener Buchhändler- Vereins vom 3. Juli wurde für ganz Bayern ein Spesenaufschlag von 5?S beschlossen. Ausgenommen bleiben wie bisher die Sammlungen, sowie die wissenschaftliche Literatur jener Verlage, mit welchen besondere Vereinbarungen bestehen. Wir dürfen von unseren Mitgliedern erwarten, daß dieser, für die jetzigen Zeitverhältnisse nicht mehr zu umgehende be scheidene Zuschlag unterschiedslos in Anrechnung gebracht wird. München, den 4. Juli 1824. Der Bayerische Buchhändler-Verein. Gustav Nüsse r. Der Münchener Buchhändler-Verein. Egon von Berchem. Bekanntmachung. Eine im Buchhandel völlig unbekannte Firma Buchexport C. Haider in Trier 149 erbietet sich durch Inserate in Luxemburger Zeitungen, Bücher unter Bekanntgabe irreführender, besondere Bezugsvergünstigun gen vortäuschender Bedingungen an Private in Luxemburg zu liefern. Unsere Feststellungen haben ergeben, daß unter obiger Bezeichnung ein früherer Brauereivertreter und Oberkellner ver- sucht, buchhändlerische Geschäfte zu tätigen und den regulären Buchhandel zu schädigen. Leipzig, den 7. Juli 1924. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Hetz, Syndikus. Umrechnungstabellen für Auslandpreise.*) (Nach dem Kursstand vom 5. Juli 1924) Tabelle I 100 Schweizer Franken gelten in Tabelle II IM U.S.A.-Dollar 17.8 (bisher 17.ch Amerika (Dollar) IM—(bisher IM, b5.-( „ 54) Argentinien (Pes.) SIS.— ( „ 3M, II2.-( .. 105) Dänemark (Kronen) 630.— ( .. 6<>0) «2 - ( ., 8:-) England iShill.) 4M.— ( „ 483, 710.- , „ 7M> Finnland (Marka) 4 OM.- ( „ 4M0, 47.-( „ 47» Holland tGulden) 26S.— < „ 2-17, 42.- < „ 4-1, Japan (Den) 236 — ( „ 23x) 420.—l „ 4M, Italien (Lire) 2 3M.— < .. 236 , I SM.— < „ ISoo) Jugoslawen (Dinar) 8 400 — ( „ 8800) 133.-( „ I3V) 748.— ( „ 73S) 1250000.- ( „ 1250'00' 7 000 000.— ( .. 7000000) 4 S45.- < „ 4I6'i) 2L SM — ( „ 23 SM) 66.- ( „ öch Schweden (Kronen) 372.— ( „ 372) IM.- ( „ IM, Schweiz (Franken) S6l.— < „ S8S, 133.— ( „ 132) Spanien (Peseten) 7SS.- < „ 74S) 600.- ( ., 60«, Tschechoslowakei (Kr.) 3 4M.— ( „ 3400) >> Bei Lieferung nach Belgien, Bulgarien, Brasilien, Chile, Cst. lanb, Frankreich, Griechenland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Mexiko, Polen, Portugal. Rußland und Türkei wird Fakturierung in Schweizer, englischer, holländischer oder nordamerikanischer Währung empfohlen. Hierbei ist für den Fall effektiver Zahlung in Landes währung Valorisierung zum Wechselkurs des Zahlungstages der Landeswährung aus Zürich, London, Amsterdam oder New Aork zu »ereinbaren. Leipzig, den 8. Juli 1924. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Heß, Syndikus. Lreünerisns. (Vgl. Artikel: »Credner-Anekdotcn« von Anton Kippenberg, Bbl. Nr. SS vom 28. April 1824.) »Der Gelehrte achtete mein nicht». <Jer. 2. 8.) Der prächtige Artikel des Kollegen Anton Kippcnberg — Dok tor, Professor, um mit ihm in derselben Fruchtfolge zu reden, wie er es mit meinem früheren Chef, Herrn Hermann Credner zu tun Pflegte — hat in mir die Erinnerung an die markante Persönlichkeit des im März dieses Jahres verstorbe nen Nestors der deutschen Verleger wieder wachgcrufen. Habe ick) doch einen großen Teil der wiedergcgebenen Anekdoten auch erlebt und kann deren Richtigkeit daher bestätigen. Denn auch ich gehöre zu der großen Reihe von Kollegen, die für beschränkte Zeit die Ehre hatten, im Vorzimmer des Privatkontors Hermann Credners zu sitzen. Dieser hatte in späteren Jahren die Ge wohnheit, sich stets, bei sehr anständigem Gehalt, einen »besseren jungen Mann« zu halten, der aber, wenn er auch offiziell den Namen eines »Geschäftsführers» trug, im Geschäft eigentlich nie etwas »führen- durfte, denn das machte Hermann Credner in seiner stillen und ruhigen Weise alles allein. Es mag ihm persönlich Wohl bei der eigenartigen Struktur seines Verlagspersonals, das trotz des großen Geschäfts nur aus zwei Gehilfen, einem Markthelser und zwei Lehrlingen bestand, eine gewisse Genugtuung geboten haben, wenigstens draußen vor seinem Privatkontor noch einen jungen Mann sitzen zu wissen, der, im Falle Credner plötzlich erkrankte, die Führung des Geschäfts schlecht und recht gewährleisten konnte. Freilich war die Crednersche Heranbildungsmethode für den Posten des bedauernswerten jeweiligen jungen Mannes höchst eigenartig. Ich erinnere mich noch, nachdem ich mich im September 1895 Herrn Credner als »Geschäftsführer» verpflichtet hatte, mit wie vollen Segeln ich damals an die Geschäftsführung heranging. Der Gegenwind, der mir jedoch gleich in den ersten Tagen ent gegenblies, war recht enttäuschend. Ich verlangte nach meinem Antritt zuerst zu meiner Information die Auslieferungsbücher und Absatzstatiftiken, ferner wollte ich die Kasse übernehmen. Herr Credner strich sich seinen Gutcnbcrg-Bart, stieß ein paar kurze Gutturallaute aus, die, wie Freund Kippenberg richtig sagt, wie »Hm, hm» klangen, woraus sich dem Gehege seiner Zähne die Worte entrangen: »Daaas mache iich alles selbst!» So erbat ich mir denn seine Verlagskontrakte. Dieselbe Ant wort: »Hm, hm, was gehen Sie meine Verlagskontrakte an? Wenn Sie nicht wissen, was Sie hier zu tun haben, weiß iiich nicht, weshalb iiich Sie als Geschäftsführer engagiert Habs!« Jetzt wäre ich wohl am Zuge gewesen, einen Gutturallaut aus- zustotzen und mir meinen »Es ist erreicht«-Schnurrbart zu strei chen. Stillschweigend setzte ich mich ins Nebenzimmer und absol vierte, da ein Verlagskatalog fehlte, liebevoll und höchst unge stört 4 Wochen die bibliographischen Arbeiten für einen solchen. Mit dem fertigen Manuskript behaftet ging ich sodann in das Privatkontor meines Chefs, legte ihm das Manuskript auf den Tisch und sagte: »Herr Credner — damals war er noch nicht Doktor und Hosrat —, es fehlte an einem Verlagskatalog, hier ist das Manuskript». Wieder strich sich Credner seinen langen Weißen Bart, sagte: »Hm, hm«, zog sein Schreibtischfach auf, legte mir das Manuskript eines Verlagskatalogs vor meine Nase und sagte: »Junger Freund, iiich meine, Sie haben sich da eine unnütze Mühe gemacht, den Verlagskatalog habe iiich schon selbst besorgt!» Darauf teilte ich ihm mit, daß ich beabsichtige, mich in der Herstellung zu betätigen. »Herstellung? — Hm, hm, die macht Herr Steinkopfs!» War es ein Wunder, daß bei mir sehr bald, wie bisher bei uns im Rheinland, ein passiver Wider stand einsetzte und ich eine Aussprache erzwingen wollte, um meine Stellung zu klären? Ich ging aus Opposition, ohne mich zu entschuldigen, abends vor der Zeit weg. Herrn Credner störte 1213'