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3418 Nichtamtlicher Teil. 105, 8. Mai 1899. Die Pvst nimmt wohl Bestellungen entgegen, bemüht sich aber nicht, Abonnenten zu gewinnen. Wir glauben nicht, daß die Journalverleger diese Thätigkeit des Sortiments — vergangene wie zukünftige — in kurzsichtiger Weise über sehen werden. Der Zeitschriftenvertrieb hat uns ja in den letzten Jahren vielfach beschäftigt. Die Rabattsätze bei den Wochenjournalen sind zum größten Teil bescheidene, die Vertriebsspesen aber wachsen, da die Konkurrenz eine Erweiterung des textlichen Inhaltes und dieser wieder eine intensivere Ausnutzung der Blätter als Publikationsmittel für allerhand — auch nicht buchhändlerische — Inserate bedingt. Dazu kommt das rapide Anwachsen der Städte, das mit einer wesentlichen Erhöhung der Austcägergebühr verbunden ist. Diese sämtlichen Mo mente ließen uns an die betreffenden Verleger die Bitte richten, den Ladenpreis der Zeitschriften um ein vierteljähr liches Bestellgeld von 10—15 zu erhöhen. Die meisten Verleger der hervorragenden Journale ent sprachen dieser Bitte in der einen oder anderen Form. Um nun Gleichmäßigkeit zu erzielen, wurde Ihr Vorstand in der letzten ordentlichen Abgeordneteuversammlung beauftragt, da hin zu wirken, daß alle Kreisvereine thunlichst in ihrem Ge biete die Bestellgeldfrage regeln möchten. Diesem Aufträge ist er nachgekommen und darf konstatieren, daß die Einfüh rung des Bestellgeldes sich — soweit es sich um Mode- und Unterhaltungsjournale handelt — in sehr befriedigender Weise und ohne wesentlichen Rückgang des Abonnenten standes vollzogen hat. Erleichtert wurde dieser Akt von Selbstschutz dadurch, daß viele Kolportagebuchhändlervereine in gleicher Weise vorgingen. Hoffentlich werden nun sämt liche Verleger der genannten Zeitschriften, welche es bis dahin noch nicht thaten, vermutlich weil sie eine Einbuße an Abon nenten befürchteten, nunmehr bereit sein, auch ihrerseits den Betrag des Bestellgeldes am Kopfe jeder Zeitschriftennummer bekannt zu geben. Es bedarf wohl kaum eines besonderen Hinweises, von wie großer Bedeutung für einen Teil unserer Berufsgcnossen das Zeitschriftengcschäft ist, wie sehr also ein solches Entgegenkommen Beachtring finden und die Geschäftsverbindungen neu beleben wird. Endlich sei darauf hingewiesen, daß ja auch die erst so lebhaft abgelehute Erhöhung des Rabatts auf die Vierzehntagheft-Journale möglich gewesen ist. Während jenes Zugeständnis zunächst Opfer von den Verlegern forderte, dürfte mit dem Aufdruck des Bestellgeldes ein solches in keiner Weise verbunden sein. Wird es dem Buchhändler wahrlich nicht ganz leicht ge macht, litterarischen Erzeugnissen einen befriedigenden Absatz zu schaffen, zumal wenn es sich um Werke ernster Richtung handelt, so wurde es gewiß vom ganzen Sortiment mit großer Freude begrüßt, daß ihm die Cottasche Verlagsbuch handlung zu Weihnachten in den Bismarckschen Gedanken und Erinnerungen ein Werk darbot, dessen Absatz solche Dimensionen annahm, daß selbst ein so gewiegter Verleger, wie der Geheime Kommerzienrat Adolf Kroener bekennen mußte, daß er den erreichten Absatz weit unterschätzt habe. Wir unsererseits möchten daran eine Betrachtung und eine Hoffnung zu knüpfen uns erlauben. Zum ersten hätte es sich ohne Schaden für den Verleger, wohl aber zum großen Gewinn für den Sortimenter, enrpfohlen, das Werk nicht zu Weihnachten herauszugeben. Es beherrschte mit seinem Uebergewicht zu jener Zeit das Geschäft so sehr, daß gar manches andere gute Buch unverkauft auf dem Lager blieb. Im Herbst oder besser noch im Frühjahr, vielleicht zum 1. April herausgegeben, hätte es — wenn auch vielleicht etwas langsanier — doch den gleichen Absatzerfolg gehabt, dem Sortiment aber ein wirkliches Extrageschäft gebracht. Zum zweiten aber möchten wir hoffen, daß das für die Verlagsbuchhandlung so günstige Resultat ihr, zumal in An sehung der hohen Vertriebsspesen, die das Sortiment bei diesem Werke hatte, eine Anregung geben möchte, es zum miudesten im neuen Jahre zu erheblich vorteilhafteren Be dingungen zu liefern. Unser Jahresbericht nähert sich seinem Ende. Sie werden aus den bisherigen Mitteilungen ersehen haben, daß Ihr Vorstand im ganzen ein ruhigeres Dasein als im vorher gehenden Jahre geführt hat; aber an Sorgen und Wünschen hat es ihm nicht gefehlt. Auf das aufrichtigste hat er bedauert, daß es ihm nicht gelungen ist, die Kollegen in Berlin für uns zu gewinnen, daß es nicht einmal bis zu einem Versuch gekommen ist, in gemeinsamer Verhandlung eine Verständigung zu erzielen und damit die vollkommene Einmütigkeit im deutschen Buchhandel herzustellen. So schwer der Kampf ums Dasein auch dort und in Leipzig sein mag, uns will es erscheinen, daß es auch in diesen. Streite keinen zuverlässigeren Bundesgenossen geben kann als offene und ehrliche Kollegialität. Daß wir diese aber zu bieten imstande sind, dafür glauben wir mit gutem Gewissen einstehen zu können. Ja, wir hatten gehofft, bereits in dieser Messe einen Berliner Kollegen in den engeren Börsenvereinsvorstand ein- treten zu sehen, als Zeichen des Beginnes einer neuen Aera. Mit großer Sorge hat uns das Verzeichnis der in, Jahre 1898/99 eingetretenen Konkurse erfüllt. Die Anzahl der zahlungsunfähig gewordenen Geschäfte, besonders im Sortiment, ist uns auffällig hoch erschienen. Eine ernste Mahnung an die bestehenden und neu zu gründenden Ge schäfte, eine ernste Mahnung aber auch an die Allgemeinheit, allem zu steuern, was geeignet ist, den gesunden Geschäfts betrieb zu beeinträchtigen, zu gefährden. Mit lebhaftem Bedauern müssen wir des weiteren hier zum Ausdruck bringen, daß uns für die »Mitteilungen« von keiner Seite Beiträge geliefert worden sind, auch nicht von jenen Kollegen, die einem häufigeren Erscheinen und einem vielseitigeren Inhalt derselben stets das Wort geredet haben. Wir haben uns aus diesem Grunde in den letzten Monaten darauf beschränken müssen, eilige Angelegenheiten in besonderen Rundschreiben zu behandeln, da es an Stoff zu einer Nummer der Mitteilungen fehlte. Nicht minder, wie um geeignete Beiträge für die »Mit teilungen«, möchten wir bitten, uns von allem zu unterrichten, was in den einzelnen Vereinen gesorgt, geplant, beantragt und erreicht wird, damit wir in der Lage sind, im gegebenen Falle die gleichen Interessen zu vereinen, sachgemäß zu raten und zu helfen. So haben wir z. B. nur ganz zufällig davon Kunde erhalten, daß in Frankfurt a. M. eine Schule die Begründung einer Buchhandlung beschlossen, auch bereits in Leipzig einen Kommissionär gefunden hatte. Dank den Bemühungen des Ortsvereins und dem Verhalten des Verlages kam die im Prinzip für den Sortimentsbuchhandel sehr schwer wiegende Idee nicht zur Ausführung. Zum Nutzen der Allgemeinheit wäre es sehr erwünscht gewesen, wenn wir über die Wege, die mit so gutem Er folge beschritten wurden, einen kurzen Bericht für unser Archiv resp. für unsere »Mitteilungen« erhalten hätten. Zum Schlüsse möchten wir noch der Lchrlingsfrage kurz Erwähnung thun; des Ausführlichen wird sie ja morgen in der Hauptversammlung des Börsenvereins behandelt werden. Wir geben uns bezüglich dessen, was wir wahrscheinlich schaffen werden, keinen sanguinischen Hoffnungen hin, freuen uns indessen doch, daß nunmehr der Wunsch vieler Prinzi pale und älterer Gehilfen, die es gut mit dem Buchhandel »reinen, erfüllt werden und die gemischte Kommission zur