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Rahr steht, noch immer blaß, spricht kein Wort. Ruse branden zu ihm empor: „Rahr soll sprechen'. Rahr'." Rahr lächelt. Aber es ist ein merkwürdig geronnenes Lächeln. Er tritt etwas ungeschickt vor, räuspert sich. „Ruhe", donnert jemand. Rahr sagt: „In des Vaterlandes höchster Not übernehme ich die Leitung der Staatsgeschäste als Statthalter der M o n a r cb i e. Ich tue es schweren Herzens, aber ich hoffe zum wohle Deutschlands. . ." Ein einziger Hornstoß von Rusen folgt. wieder steht Hitler an der Rampe: „Gedenken Sie in dieser Stunde des deutschen Vaterlandes, dem wir Treue geloben über alles in der Welt. . Anwachsend, heranbrausend wie eine schwere See erhebt sich das Deutschlandlied . . . Dann werden die Menschen ausgesordert, ruhig nach Haus zu gehen. Langsam, langsam zerstreuen sie sich, tragen irgendwie das Bewußtsein in sich, Geschichte erlebt, Ge schichte gemacht zu haben . . . Tote vor dev Heldkevvnhalle taufen entgegen — Hitlers Hlucbt und Verbaftung 'Die Stadt schwirrte von Gerüchten, jede Minute ver änderte das Bild. „Der erste Bürgermeister ist verhaftet." „Ah, sein, der Schmidt, der Sozi;" „Ja . . . und die Stadträte auch." „Von der Polizei;" „Nein, von den Nationalsozialisten . . ." Dann hieß es wieder, daß pöhner sestgenommen sei, und polizeirat Frick. Aber von der Polizei! Und Graf Soden und die andern, die man in einer Villa draußen eingesperrt hatte, waren wieder sreigelaffcu worden; Rnilling und Schweyer und Gürtncr und wutzclhofer . . . Ulan kannte sich nicht aus. 14 Neue Reichsrvchrkompanien marschierten vorbei. Das Volk winkte den Soldaten und warf ihnen Ruse zu und freute sich. Und durch eine andere Gaffe, keine hundert Schritte ent fernt, marschierten die „Oberländer", und das Volk jubelte auch ihnen zu: Sie gehörten doch zusammen! Studenten rückten heran, in Hellen Haufen. Beim Rricgsministerium war kein Durchkommen mehr. Ruhig, lächelnd, standen die Männer von den wehrvcr- bänden, grüßten über die spanischen Reiter hinweg die Menge durch Zurufe. Mit einemmal ein Drängen: „Gcbt's doch a Ruh ..." Heftiger die Stöße, was war denn da los; plötzlich schrie jemand auf. Aller Nerven zitterten. Ein Fragen, Schreien. Rein Mensch wußte, was sich ereignet hatte, jeder drängte mit den Ellenbogen dem andern in den Leib, stieß, wurde gestoßen, schwankte wie ein Rohr im winde hin und her. Da: „Reichswehr rückt an!" Panik, Sturm aus die Haustore, verzweifeltes Drängen, Menschen auf dem Boden, Fluchen, Schreien, weiber- yekreisch . . . Ruhig, aber nicht mehr lächelnd, standen die wchr- verbände. Näher rückten die Rompanien heran, die Wehrleute vom „Oberland" heben die Waffen . . . Atemlos, zu Tode erschrocken, starrten die Menschen auf die Soldaten, aus die Wehrleute, die sich einander näherten, immer mehr näherten! Letztes verzweifeltes Schieben und Stoßen, vielleicht ge lang es doch, in ein Tor zu schlüpfen . . . Reine fünfzig Schritt waren die beiden Gegner noch voneinander. Im letzten Augenblick sprangen ein paar ihrer Offiziere vor. Schlüpften durch die Zwischenräume der „spanischen Reiter". Von drüben kamen ihnen Offiziere entgegen. Die Bürger atmeten aus: Es kam wohl zu keinem Gefecht mehr. Höflich legten die Offiziere die Hand an den Stahl helm. Man verhandelte. Dann kehrten die Offiziere zu Ganrlerne« RLN. S.VS Äbev iciooci «Sxemvlaee «eierten wir auk Grund ««fever Voeanretae vom 21. November beule aus „Wir brsuobsn einen neuen piutsreb, einen, cisr risn IVisnn suk sein IVISnn»- cbss «In snsisbt, suf ^sust uncl Hirn, suk1-»t un« Lbsrsktsr. Wir müssen ciis IVIsnnsr, ciis ^Irkiiek küssebiebts msebsn mit neuen Lerisnksn unb suk neuen Wegen, ssbsn lernen, unbeirrt vorn rrstsob politisebsr I-»ntsrbLus«r. i-iisr Ist snciliob einmal sin Sueb, ciss piutsrebiscb un« «oob rnit rier inneren /tntsli- nsbrns sn einer groben ^rsobsinung einen «isutscbsn I^snn rsiebnst, sin Sueb, In cisrn vrlscisr ein IVIsnn Usstsbt."