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Redaktioneller Teil. 44, 23. Februar 1S18. verzichten, da mir sein Inhalt in den Hauptpunkten nicht be rührt erscheint, ich als Offizier aber zu der Neuregelung nicht Stellung nehmen kann*). Als Hauptpunkte möchte ich aber un terstreichen : 1. Mir lag daran, erzählend den Buchhandel auf Ver hältnisse aufmerksam zu machen, die mir der Beachtung Werl zu sein schienen. Es lag mir aber fern, zu glauben, datz die Buch handlung in B. ohne weiteres als Vorbild für die Neuregelung in Betracht kommt. Personal- und sonstige Schwierigkeiten werden nur selten ein so vollkommenes Gebilde entstehen lassen. 2. Mir erscheint bemerkenswert, datz die Neuregelung nicht vom Buchhandel, sondern vom Militär zuerst angeregt wurde. 3. Besonders wichtig ist die Hebung des Lesebedürfnisses und des Geschmackes, sowie die Gewinnung neuer Freunde des Buches, darum ist 4. die Notwendigkeit gegeben, datz vielerlei zur Auswahl kommt. Deshalb muh nicht eine Unmenge Bücher ständig zur Auswahl sichen ! Auch mit dem Nacheinander wird manches erreicht. Ein gediegener Grundstock mutz allerdings ständig gleichbleiben. ü. Gerade weil andere Handelszweige die günstigen Aus sichten des Geschäftsbetriebes au Etappenorten so rasch erfaßt haben, bedaure ich, datz der Buchhandel in wenig erfreulicher und unzulänglicher Form dort auftrat. Die Lager jener Handels zweige könnten zeigen, wie reichhaltig die Auswahl eines Etap penbuchhändlers sein könnte, ohne allzu grossen Wagemut zu fordern. Schlietzlich sei noch bemerkt, datz ich den Handel der Buch handlung in B. mit Luxusbänden nur deshalb erwähnte, um ihre Vollkommenheit zu bezeichnen. Diesen als Forderung für Feldbuchhandlungen aufzustellen, liegt mir vollkommen fern, wenn mir auch eine Erziehung zum Geschmack für das schöne Buch als eine Notwendigkeit erscheint. Besonders aber nröchte ich betonen, datz auch mir besonders am Herze» der Buchhandel in der Heimat liegt. Der Sortimenter daheim soll möglichst viel verdienen, damit er über die harten Zeiten hinwcgkommt und ungebrochen im Frieden sein hohes Amt weiterversehen kann. Gerade darum aber scheint es mir angebracht, darauf hinzuweisen, daß bisher nicht genügend Fäden gesponnen wurden, die ihn mit dem Feldgrauen verbinden. Ich fasse die Feldbuchhandlungen, voraus die in B., als Einrich tungen aus, die nicht Konkurrenz machen sollen und wollen, die vielmehr Bahn zu brechen haben für das gute Buch. in. O. än. *> Zum besseren Verständnis dieses Nachtrags drucken wir das bei Gelegenheit der Übersendung der Korrektur an Herrn Or. Kricdr. Oldenbourg gerichtete Schreiben der Redaktion auszugsweise hier ab: » Wie Ihnen vielleicht bekannt geworben ist, hat in zwischen die Heeresleitung mit den: Vorstände des Börscnvercins Fühlung genommen und eine Neuregelung des Buch- und Zeitungs handels im Etappen- und Operationsgebiet West und Ost in die Wege geleitet, über die der 1. Vorsteher des Börsenvcreins im Börsenblatt Nr. 9 Bericht erstattet hat Wenn Sie in Ihrem Artikel gegen einige Verleger, die sich mit der Lieferung an die in Frage stehende Buchhandlung in B. zurück- gehalten haben, den Vorwurf übergroßer Ängstlichkeit und Rücksichtnahme ans das Sortiment erheben, so liegt diese Stellungnahme in der ein- sachen Tatsache begründet, daß sehr viele wilde Betriebe draußen im Felde entstanden sind, für die der Buchhandel nichts anderes bedeutet als ein Geschäft wie jedes andere auch. Die Verleger werden daher wohl mit Fug lind Recht eine ausreichende Legitimation von allen denjenigen erwarten dürfen, die, unter der Flagge einer »Feldbuch handlung- segelnd, die Berechtigung dazu nur aus dem Wunsche ablei ten, Geschäfte zu mache». Wir möchten Ihne» nicht verhehlen, daß die Feldbuchhandlung in B., gemessen an anderen Betrieben, über die uns ans dem Felde berichtet wurde, eine Sonderstellung einzunehmen scheint, da die Art der von ihr vertriebenen Literatur sich wesentlich von der anderer Feldbuchhandlungen unterscheidet. Auch wird man wohl die Frage auswcrfcn, ob die von ihr erstrebte Erziehung Ihrer Kunden zu ,Bibliophilem nicht besser den heimischen SortimentS- buchhandlungcn überlassen bliebe. Denn wenn auch das Sortiment, den besonderen Verhältnissen des Krieges Rechnung tragend, die Not wendigkeit der Gründung von Feldbuchhandlungen und die dadurch ermöglichte unmittelbare rasche Lieferung von Büchern und Zeitschriften 200 Die besten deutschen Romane. (Vgl. Nr. 36.) Herr Professor Adolf Bartels schreibt uns: Nehmen Sie meinen Dank, daß Sie so rasch eine Besprechung de§ Büchleins »Die besten deutschen Romane«, das gewissermaßen unter meinem Namen geht, gebracht haben, nnd gestatten Sie mir, einige Bemerkungen weniger zu der ja unzweifelhaft von Wohlwollen ge tragenen Besprechung als zu der Aufgabe, die das Büchlein lösen soll, zu machen. Ich halte sie für ungeheuer wichtig und u n g e h e u e r s ch w i e r i g. W i r st e h e n h e u t e i n d e m s ch w e r - sten Kriege, den Deutschland seit dem Dreißigjäh rigen hat f «ihren müssen, und wissen alle, daß auch, weun wir siege«,, die Gefahr für uns Deutsche bestehen bleibt, daß «vir die Rüstung nie und nim mer ausziehen dürfen. Diese N ü st u n g darf aber nicht bloß eine äußerliche, sie muß auch eine Nüstuug der Seele sein — und so ist auch das, was die deutsche Seele in Zukunft aufuimmt, nicht mehr g l e i ch g ii l t i g, alles deutsche Lese gut muß fortan unter d e m G e s i ch t s p u n k t c : »S t i n« m t e s z n m deutschen Volkstum, hilft es ihm?« betrachtet «verden. Darüber kommen «vir nicht weg, und auch der deutsche Buchhandel muß und ich glaube, daß er es gern tu» wird — seine Arbeit auf diesen Gesichtspunkt einstellen. Als sich die Firma K. F. Koehler au mich, der ich ja immer auf völkischem Standpunkte ge standen, wegen der geschichtlichen Einleitung zu den Nomanlisten wandte, da tat sie das schon, und ich bin ihr natürlich, und nicht bloß meinetwegen, sehr dankbar dafür. Selbstverständlich aber «var ich mir nun auch meiner Verantwortlichkeit bewußt, und ich glaube, daß jeder, der meine Einleitung ohne Voreingenommenheit liest, zu geben «vird, daß ich mein Temperament, «vie mein Kritiker sagt, oder meine Einseitigkeit, «vie meine Gegner sagen, nach Kräften zu über winden gestrebt habe. Mein Kritiker weist auf zwei Stellen, die über Freussen und die über Molo hin. Uber Frenssen sage ich: »Den größten Nuhn« von den Schleswig-Holsteinern hat ja Gustav Frenssen erlangt, sei«« ,Jörn Uhl' hat den größten Absatz von allen deutschen Noinanen gefunden. Obgleich dieser Roman nun keineswegs starke Zeichnung des Dithmarscher Bauerntums ist, «vie mau immer noch behauptet, so hat er doch Vorzüge, und auch Frenssens .Drei Getreuen' und vor allem .Peter Moors Fahrt nach Südwest< lassen sich ver teidigen.« Wer da rveiß, wie scharf ich bei Gelegenheit »Hilligenleis anerkennt, so liegt doch kein Grund vor, Bestellungen auf Luxusaus gaben nicht den« heimischen Sortiment zu überweisen. Ein größeres Lager dürfte sich doch aus mancherlei Gründen in« Felde verbieten, nnd mit Recht hat der Börsenverein in Übereinstimmung mit der Heeres leitung darauf Gewicht gelegt, daß Bücherbestcllungen durch Feldbuch- haudlungeu nur insoweit befriedigt werden sollen, als sich die bet reffe »den Werke auf Lager befinden Dadurch sind naturgemäß alle diejenigen Werke, die nicht in Massen Ab satz finden können, ausgeschaltet, zumal auch gar keine Veranlassung vorliegt, die besoudercn Wünsche von Bücherfreunden nicht in das reguläre Sortiment überzuleiten. Denn dadurch würde nicht nur prompte Lieferung gewährleistet, sondern auch der Betrieb dieser Feld- buchhandlungen wesentlich vereinfacht werden, ganz abgesehen davon, daß die Aufrechterhaltung der einheimischen Sortimente doch schließlich eine recht zweckmäßige Kriegsmaßnahme ist, die bei der Neuregelung der buchhändlerischen Verhältnisse in« Felde sogar als ausschlaggebend bezeichnet «vorder« ist. So slimpathisch der Vorstand des Börsenvereins nnd mit ihm der gesamte Buchhandel der Versorgung der Truppen mit Literatur gegen- «ibersteht, so darf doch nicht übersehen werden, daß es sich bei den Feldbuchhandlungen immer nur um einen Notbehelf handelt und daß diese Einrichtung nicht den Zweck haben kann, den einheimischen Betrieben in unnötiger Weise Konkurrenz zu machen. Unnötig aber «värc nach unserem Dafürhalten die Befriedigung besonderer Wünsche von Bücherliebhabern, deren Bedürfnisse «veit besser und zweckmäßiger durch Lieferung von in Deutschland ansässigen Buchhandlungen erfüllt werden könne««. Diesen Standpunkt wird man ganz gewiß nicht kleinlich nnd eng herzig nennen können, besonders wenn man berücksichtigt, daß es doch nicht Ausgabe der Feldbuchhandlungen ist, den« Gebildeten zur Be fricdignng von Sonderwünschen durch Lieferung von Luxusausgaben zu dienen, sondern die jetzt draußen im Felde liegenden Mannschaften dem Buche zu gewinueu und sie dadurch geistig höherzuführen. Daran hat allerdings der Buchhandel ein erhebliches Interesse, insonderheit aber auch daran, daß wirklich gute Literatur Verbreitung findet «