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Redaktioneller Teil. 44, 23. Februar 1916. teilung eingcsandt werden, auch wenn sie früher noch nicht im Buchhandel Vertrieben wurden; Zeitschriften, wenn sie nicht binnen vier Wochen eingeschickt werden; b) bereits verzeichnet gewesene Werke, die ohne jede Ver änderung des Titels, der Jahreszahl, des Vorwortes und des Textes oder in Form von Bänden, Lieferungen oder vollständig von neuem ausgegeben werden; e) verklebte Werke, falls sie von der Bibliographischen Ab teilung nicht geöffnet werden dürfen; ck) Werke mit aufgeklebter oder mit Stempel aufgedruckter Firma, falls diese bereits einmal von einer andern Firma eingesandt und in das Verzeichnis ausgenommen worden sind <vgl. 8 4>; o) Preislisten und Musterbücher, wenn sie nicht einen Ge genstand des Handels bilden; k) Kataloge, wenn sie nicht einen selbständigen literarischen oder künstlerischen Wert haben, also namentlich gewöhnliche Verlags-, Antiquariats-, Auktionskataloge; x) Erzeugnisse, die ihrer Natur nach einen Zusammenhang mit der Literatur nicht erkennen lassen; k) politische Tagesblätter; i) Werke unzüchtigen Inhalts; k) alle außerhalb des Deutschen Reiches, Österreich-Ungarns und der deutschen Schweiz erscheinenden Werke in unga rischer, einer slawischen oder in einer anderen als der deutschen Sprache (vgl. 8 5); l) Kunstblätter und Kunstwerke ohne begleitenden oder er läuternden Text; m> Musikalien. 8 13. Vorstehende Bestimmungen gelten nur für die Aufnahme der Neuigkeiten des deutschen Buch- und Landkartenhandels im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Es sollen der Bibliographischen Abteilung Ausnahmen ge stattet sein, soweit sie im Interesse des deutschen Buchhandels liegen. s 14. Verweigert die Bibliographische Abteilung die Aufnahme irgend eines Werkes, so hat sie dem betreffenden Einsender sofort Nachricht zu geben; diesem steht der Beschwerdeweg an den Ausschuß für das Börsenblatt offen. Buchhandel an die Front! Gar manches konnte man schon hören von den Feldgrauen, die im Tornister den Faust oder den Zarathustra milführten, damit sic ihrem Geist in den Ruhepausen anstrengender Märsche und im Quartier nach blutigen Kampftagen Anregung geben könne», ohne die sie nicht auszukommen glaubten. Ihnen er schienen diese Bücher jene gemütstärkende Kraft zu besitzen, die eine große Menge anderer im Neuen Testament oder in kirchliche» Andachtsbüchern suchte. Beim Lesen der mitgefiihrtcn Bücher erhofften diese wie jene eine Erbauung, die im wesentlichen da rauf fußt, daß bei ihnen Gedankengänge ausgelöst werden, die in der Muße des Friedens vorgedacht sind und da manchen Druck auf die Seele hatten beseitigen können. Daraus ergibt sich, daß das Tornisterbuch ganz und gar nicht aus dem Drang nach Weiterbildung entstanden ist, sondern aus dem Trieb, die geistige Kraft als Stütze des Gemüts und der Seele zu er halten. Es wird dereinst durch Studium von Tagebüchern und Feldpostbriefen festzustellen sein, welche Bücher das gehalten haben, was der Besitzer von ihnen erhoffte, es wird auch wert voll fein, ans gleichem Wege zu ermitteln, wie weit das Buch überhaupt im Bewegungskriege zur Geltung kommt. Ich bin überzeugt: ganz überraschende Ergebnisse werden da an den Tag kommen, und manche jetzt vor allem in der Presse vorherr schende Meinung wird als unrichtig erkannt werden. Doch darüber kann erst eine langwierige Untersuchung der genannten Art Aufschluß geben. Anders steht es mit dem Lesebedürfnis der Feldgrauen, wenn der Stellungskrieg feste Zustände geschaffen hat, in denen > Dienst und Ruhezeit in einem gewissen Verhältnis stehen und wo auch die Zeit des Dienstes gar manche Stunde enthält, wo der Geist nicht voll mit militärischen Aufgaben beschäftigt ist, sondern Zeit hat, in die Ferne zu schweifen. Ich habe mir hier nicht die Aufgabe gestellt, die ganze Psychologie des Sol daten im Stellungskriege zu behandeln, deshalb sei hier nur in Kürze ausgefllhrt, was für Triebkräfte den Feldgrauen des Schützengrabens zum Buche treiben und zu welchen Büchern er am liebsten greift. Man könnte nun sagen, wie für den Bewegungskrieg kann auch hier nur eingehende wissenschaftliche Untersuchung Klarheit schassen. Das würde stimmen, wenn nicht die Geschichte der Ent wicklung des Buchhandels im Felde schon ein starkes Schlaglicht werfen würde gerade auf die Verhältnisse, die zunächst am schwersten faßbar zu sein scheinen. Ich kann natürlich nur aus der mir bekannten Entwicklung berichten, und ich weiß nicht, wie weit diese mit der anderer Frontteile zusammenstimmt. Sie ist aber so merkwürdig »nd so bezeichnend für die Art der Lese lust an der Front, daß man aus ihr doch vieles herauslesen kann, was für den deutschen Buchhandel wichtig ist. Zunächst sei kurz der äußere Verlauf dieser Entwicklung gezeichnet. Nachdem der Schützengraben von der Schweiz bis zur Nordsee gezogen war, stellte "sich durchaus noch nicht so rasch das Gefühl dafür ein, daß mit der Einrichtung zur Defensive auf sehr lange Zeit des Stillstandes an der West front zu rechnen sei. Erst nach Verlaus mehrerer Wochen war es so weit gediehen, daß in den größeren Städten des Etappen gebiets der Handel von deutschen Geschäftsleuten ausgenommen wurde. Was Militäreffekten, Zigarren, Toilettengegenstände u. a. anbelangt, hat er sich rasch entwickelt und Wohl auch ausgezeich nete Geschäfte gemacht. Wo aber blieb der Buchhändler? Ja, auch er tauchte auf, aber nur an den Bahnhöfen in der aus der Heimat bekannten Art: Vornan lagen die Zeitungen und die illustrierten Zeitschriften. Über sie hinweg sah man auf ein Gestell, das beherrscht war von Ullstein. Ein paar bekannte Romane von Herzog, der Viebig und weniger anderer waren für die Harmlosen ausgelegt. Die Boccaccioausgabe des Born- gräberschen Verlags mit Bildern von de Bahros war Wohl weniger für Feinschmecker berechnet, als für solche, die für das danebenliegende Tagebuch einer Verlorenen besonders viel »wis senschaftliches Interesse« haben. Run, die Auslagen dort sind heute noch so, und der Verkäufer oder die Verkäuferin wird auf Befragen gern versichern, daß sie eigentlich nichts vom Buch handel verstehen. Sie sind eben von geschästsgewandten Leuten der Reichshauptstadt angestellt, erhalten ihre Sendungen und legen deren Inhalt aus. Weiter reicht es bei diesen Vertretern des Buchhandels nicht. Inzwischen waren aber von einer nicht geringen Anzahl Feldgrauer die französischen Buchhandlungen fast ansgekauft worden. Verehrter Leser! Wir unterhalten eine Deutsche Bü cherei, der deutsche Buchhandel hat mit Spenden an das Rote Kreuz nicht gespart; wie wäre es, auch imBuchhandel Volles zu leisten? Inzwischen fing auch die Marketender« meines Korps an Bücher zu verkaufen. Sie hat das Verdienst, auch Reclambänd- chen auf ihren Regalen zu haben; sonst aber nur Ullstein-Bücher und wieder Ullstein-Bücher. Ohne hier über die Daseinsbe rechtigung des Ullsteinbuches urteilen zu wollen, muß doch be tont werden, daß ihr Bildungswert auf keiner hohen Stufe steht. Und nun kommt das Merkwürdige: Dicht hinter der Front, in B., haben wir jetzt eine Buchhandlung mit Leihbücherei. Eine wirkliche Buchhandlung! Dieses Unternehmen ist ins Leben ge rufen von einem unserer Kollegen, der von seinem Bataillon (eines bahr. Reserve-Jnf.-Regts.) dazu freie Hand erhielt. Den Grund stock bildet die Bücherei. Planmäßig wird hier nicht nur für einen schon vorhandenen Bedarf Lesestoff angeschafft, son dern hier werden auch die Leser erzogen. Für jene, die so ganz am Stofflichen hängen, sind bessere Detektivgeschichte», der Leder strumps u. ä. vorhanden. Die sachgemäße Beratung sorgt aber da für, daß mit diesen Büchern eine Brücke zu höheren Werten ge- ^ schlagen wird. Klassische Literatur und vor allem auch eine viel-