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Nummer I, 2. Januar IMS auf, wodurch auch die Ablieferung an dis Zentralbibliotheken meh rerer Länder, sofern in ihnen Pflichtexemplare bestehen, bedingt ist. Aber die Angabe mehrerer Verlagsorte trifft durchaus nicht immer zu; in ebensoviel oder noch mehr Fällen dürften die gleich gerichteten kulturellen Interessen der betreffenden Länder die Auf nahme in ihre Bibliographien veranlassen. In besonderer Weise ist eine solche Erweiterung von der spanischen Bibliographie durch geführt, die ausdrücklich den ibero-amerikanischen Kulturkreis mit einschließt lUibtioqrakia qeaeral esnaäota e dispauo-Lmericana). Am erfolgreichsten ist in dieser Beziehung vielleicht die »Deutsche Nationalbibliographie», die entsprechend der Ausbreitung der hundertjährigen deutschen Buchhandelsorganisation das deutsch sprachige Schrifttum des gesamten Auslands einbezieht. Ähnliche Ziele verfolgen für das französische Sprachgebiet die neu gegrün dete Bibliographie »Lidlio» der Buchhandlung Hachctte-Paris und für das polnische die Polnische Nationalbibliographie. Eine Erweiterung nach einer anderen Richtung, die mehr den politischen Gedanken in den Vordergrund rückt, liegt vor, wenn, wie es in der Schweiz, in Belgien und Polen geschieht, neben den Schriften des eigenen Landes auch die das Land betreffenden aus ländischen Schriften mit ausgenommen werden. Kulturelle Ge sichtspunkte herrschen wiederum vor, wenn beispielsweise die Schweiz auch das Schrifttum der im Ausland lebenden Schweizer ohne Rücksicht darauf, in welcher Sprache es erscheint, in ihrer Bibliographie verzeichnet. Was den Umfang des aufzunehmenden Sch rift- tums betrifft, so ist festzustellen, daß die nationalen Bibliogra phien über die Buchhandelserscheinungen hinaus, die selbstver ständlich nach wie vor der Zahl wie der Bedeutung nach den Hauptkern der Bibliographien ausmachen und auch stets aus machen werden, inehr und mehr zur Aufnahme der übrigen Schrifttumsgruppen übergehen, also der amtlichen Drucksachen, der Schul- und Hochschulschriften, der Vereinsschriften und der Privatdrucke. Das läßt sich verhältnismäßig leicht durchführen, wenn die Bibliographien von Bibliotheken bearbeitet werden, die im Genuß von Pslichtlicferungen stehen — sei es, daß diese durch Gesetz befohlen oder durch Verordnungen von Verbänden auserlcgt sind —, insbesondere, wenn die Ablieferung durch den Drucker erfolgt, wie in Frankreich, Italien, Polen und den nordischen Staaten. Der Grad der Vollständigkeit einer Bibliographie hängt natürlich nicht allein von der gesetzlichen Regelung als solcher ab, sondern ebensosehr, ja noch mehr von der Sorgfalt und dem Eifer, mit denen das Gesetz durchgesührt und die Ablieferung überwacht wird. Die Ablieferung scheint gegenüber früheren Zeiten im all gemeinen günstiger geworden zu sein. Daß für die Erreichung eines hohen Grades von Vollständig keit die Verordnung von Pflichtexemplaren keine unbedingte Vor aussetzung ist, daß diese durch freie Vereinbarungen zwischen den Verlegern oder Druckern und der zentralen Empfangsstelle, die die Bibliographie bearbeitet, sehr wohl ersetzt werden kann, erweist der hohe Stand mancher Bibliographien, die auf einer solchen Grundlage aufgsbaut sind, wie besonders der schweizerischen. Die Erscheinungsweise der nationalen Bibliogra phien ist sehr verschieden, bei Völkern mit reichem Schrifttum ge wöhnlich kurzfristiger als bei Völkern mit geringer Buchproduk tion. Im allgemeinen überwiegt für die Veröffentlichung in erster Form die sogenannte primäre Bibliographie, die wöchentliche oder monatliche Erscheinungsweise. Fast alle Länder sind im Laufe der Zeit über die primäre Erscheinungsform hinaus zur Herausgabe von Titel- oder Regi sterzusammenfassungen, die sich auf größere Zeiträume erstrecken, übergegangen, um auf diese Weise den Benutzern das Auffinden der Titel zu erleichtern. Für diese zusammen fassenden Verzeichnisse haben sich immer deutlicher der Jahres- und der Fünsjahrszeit- raum durchgcsetzt. Für die Ordnung der Titel überwiegt in der primären Bibliographie und noch mehr in den Zusammenfassungen die alphabetische Form gegenüber der systematischen. Bei einer alpha betischen Ordnung, die bald in einem alle Titel umfassenden Ge- samtalphabet, bald in Einzelalphabelen für bestimmte Literatur- gruppen (nationalsprachigc Literatur, fremdsprachige Literatur, Musikalien, Karten, Graphika usw.) erfolgt, die durchweg die Ver fassernamen, gelegentlich auch unter Außerachtlassung der Ver fasser lediglich die Sachtitcl zugrunde legt (Brinkmans Titel- catalogus in den Niederlanden), sorgt im allgemeinen ein syste matisches Register für die sachliche Erschließung; ebenso umge kehrt. Von den alphabetischen Registern sind wegen ihrer prak tischen Vorzüge diejenigen besonders beliebt, die Verfassernamen und Stichwörter in einem einzigen Alphabet bringen, noch mehr jene, die außerdem die Schlagwörter einbeziehen, die sogenannten »Krcuzregister». Dieses System wird vor allem in den englisch sprechenden Ländern angewandt, und zwar sowohl für die Register wie für das Titelmatcrial als solches. Aus den gleichen praktischen Gründen werden hier auch die innerhalb gewisser Zeiträume von Woche zu Woche oder von Monat zu Monat »zunehmenden» Titel verzeichnisse und Register, die sogenannten »Kumulationen- be vorzugt. Die systematische Gliederung der Titel und der Register in Gruppen bewegt sich im allgemeinen um die Zahl 20, die beiden Gegenpole bilden Italien mit 16 und Jugoslawien mit 29 Gruppen. Einzelne Länder bedienen sich für Ordnungs zwecke auch der Dezimalklassisikation (DK), bald in der Weise, daß sie die DK-Hauptgruppen und DK-Ilntcrgruppen ihren Glie derungen zugrunde legen, also die sogenannte »freie DK» an- wendcn (Dänemark, Lettland, die Schweiz und in loser Anlehnung Norwegen), bald in der Weise, daß sie den einzelnen Titeln die DK-Signaturen hinzusügen (Rußland) und schließlich, indem sie in konsequentester Durchführung der DK beides tun, wie es mit Einschränkung in Spanien, in vollem Umfang in Belgien, der Hauptpflcgcstätte der Dezimalklassifikation, geschieht. Art und Umfang der Titelaufnahmen sind in den ein zelnen Ländern sehr verschieden. Am knappsten sind wohl die eng lischen, am ausführlichsten die russischen Aufnahmen. Die natio nalen Bibliographien nach englischem Muster erblicken ihre Haupt aufgabe mehr in der raschen und übersichtlichen, die nach russi schem Muster mehr in der gründlichen Unterrichtung der Leser. Beide Systeme haben ihre Vorzüge und Nachteile; die Einnahme einer mittleren Linie dürfte vielleicht am ehesten den Gesichts punkten der Praxis Rechnung tragen. Die Titelaufnahmen vieler Nationalbibliographien sind so gestaltet, daß sie gleichzeitig für Katalogzwecke der Bibliotheken dienen können. Einige Nationalbibliographien geben eigene Bibliotheksausgaben heraus, die einseitig auf dünnem Papier ge druckt sind; vereinzelt werden auch gedruckte Titelkartcn her- gestellt. Die Nationalbibliographien bilden die naturgegebene und vielfach einzige GrundlagefürdieStatistikderBuch- Produktion ihrer Länder. Auch mit Rücksicht aus diesen Um stand wäre eine möglichst einheitliche Gestaltung der Bibliogra phien oder wenigstens die Einhaltung bestimmter zu vereinbaren der Grundsätze für die Bearbeitung erwünscht. Neben den allgemeinen Nationalbibliographien sind in ein zelnen Ländern noch laufendeSonderbibliographien bestimmter Schrifttumsgruppen vorhanden, so von Schriften der Behörden, von Schriften der Schulen und Hochschulen, von Schrif ten der Vereine und von Privatdrucken; ferner von künstlerischen Drucken, von illustrierten Werken usw. Diese Sondcrbibliogra- Phicn sind sowohl hinsichtlich ihrer Anlage wie ihrer Behandlung des Titelmaterials in den einzelnen Ländern sehr verschieden. Wo sie fehlen, hat das in Betracht kommende Schrifttum, das durch weg außerhalb des Buchhandels erscheint, vielfach Ausnahme in die Senkt an die Winterhilfslpende des Deutschen Schrifttums 2