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8054 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 172, 27. Juli 1908. Jubiläum zu errichtenden »Denkmals der Reformation-, so wie vor allem zur Sammlung eines »Calvin-Fonds zur Förde rung der Calvin-Studien in Deutschland- aufgesordert. Beiträge zu dem letzteren nimmt der Geschäftsführer des Komitees, Dom prediger Ino. A. Lang in Halle a. S-, gern entgegen. * Stiftung für wiffeuschaftlichen LehrzweS. — Herrn Professor Or. Gustav Schm oller in Berlin wurde zum 70. Ge burtstage am 24. Juni d. I. (vgl. Nr. 144, 145 d. Bl.) neben seiner Marmorbüste auch das Ergebnis einer Sammlung aus dem Kreise seiner Anhänger, Schüler und Schülerinnen übergeben. Professor Schmoller hat jetzt über die Verwendung dieser Summe verfügt. Sie soll in der Bibliothek des staatSwissenschaftlich- statistischen Seminars als Grundstock einer besonderen Abteilung »Quellen zur Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts- dienen. »Journalistische Bibliothek-, Heidelberg. — An der Uni versität Heidelberg ist unlängst eine »Journalistische Bibliothek- eingerichtet worden. Im Sommersemester 1907 wurde sie mit Hilfe eines Fonds von 1500 begründet, der zu diesem Zwecke Herrn Professor Or. Adolf Koch anläßlich des zehnjährigen Bestehens seines journalistischen Seminars vom Ver ein Deutscher Zeitungsverleger und anderen Freunden der Sache überwiesen worden war. Die -Journalistische Bibliothek Heidel berg- wird einen Mittel- und Sammelpunkt für wissenschaftliche Arbeiten über Geschichte des Zeitungswesens bilden durch Bereit stellung des Literaturmaterials und Bearbeitung einer wissen schaftlichen Ansprüchen genügenden Bibliographie. Der Bücher bestand beträgt heute über 200 Bände und soll rasch erweitert werden. Personalnachrichten. *Hoftitel. — Seine Durchlaucht der regierende Fürst zu Lippe hat dem Berlagsbuchhändler Herrn Edmund Demme in Leipzig den Titel »Fürstlich Lippischer Hof-Verlagsbuch- händler- verliehen. * Beruf-jXbiläUM. — Ein Jubiläum fünfzigjähriger ernster und erfolgreicher Berufstätigkeit darf am heutigen 27. Juli unser Kollege der Buchhändler und Antiquar Herr Ernst Carle- bach in Heidelberg feiern. Der heutige Jubilar begann sein berufliches Wirken am 27. Juli 1858. Auf seine tüchtige Aus bildung haben seine Stellungen bei Nicolaus Trübner in London und F. A. Brockhaus in Leipzig maßgebenden Einfluß gehabt. Seine Selbständigkeit gründete er am 15. Oktober 1863. Er hat in treuer, unermüdlicher Berufsarbeit sein junges Unter nehmen ausgebaut und im Laufe der Jahre zu hochachtbarem Erfolge geführt. Am 1. Oktober 1904 übergab er das blühende Geschäft seinem Sohne, Herrn Albert Carlebach, und zog sich zum wohlverdienten Ruhestande zurück. Zu seinem Ehrentage sprechen wir dem geehrten Herrn Jubilar unsere aufrichtigen guten Wünsche aus für weitere dauernde Gesundheit und ungetrübten, recht langen Genuß des Lebensabends. Red. Peter I. Weinberg — Aus St. Petersburg wird dem Leipziger Tageblatt geschrieben: Am 16. Juli ist der Schrift steller und Prtvatdozent Peter I. Weinberg, Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, im Alter von acht undsiebzig Jahren gestorben. Kennzeichnend für seine lyrischen und humoristischen Dichtungen ist der Name -Der Heine von Tombow-, der ihm von der russischen Intelligenz bei gelegt wurde. Sein literarisches Hauptverdienst ist jedoch darin zu erblicken, daß er die führenden Geister der Weltliteratur dem russischen Publikum vermittelt hat. So sind von ihm die besten Übertragungen der Werke von Lessing, Goethe, Heine vorhanden, ferner von Börne, Freiligrath, von Victor Hugo, Lord Byron, George Sand und Alfred de Muffet. Auch als literarischer Forscher hat er wichtige Denkmäler hinterlassen, u. a. -Historische Gesänge über Iwan den Grausamen». Alle Bildungs- und Literaturvereine, die in den letzten 35 Jahren in Rußland ins Leben gerufen wurden, verdanken ihm zum Teil ihre Entstehung, zum Teil ihre Leitung. Als glänzender und liebenswürdiger Redner zog Professor Weinberg zu seinen populären Literaturvorträgen einen ungewöhnlich großen Hörer kreis heran, und auch auf diese Weise verbreitete er in den Städten Rußlands die Kenntnis des inländischen und aus ländischen Schrifttums. Obgleich er in den Geist Shakespeares und der andern fremdländischen Geistesheroen tief eingedrungen war, so liebte er doch ganz besonders die deutschen Dichter, denen er die hingebendste Teilnahme in Wort und Schrift ge widmet hat. Selten erfreute sich eine hervorragende Persönlich keit einer so ungeteilten Sympathie und Verehrung in den weitesten Volksschichten als Peter Weinberg. Seine schon längst verstorbene Gattin war eine Schwester von Anton und Nikolaus Rubinstein, die ihr bescheidenes Haus in St. Petersburg zu einem Mittelpunkt des geistigen und künstlerischen Lebens ausge staltet hatte. * Camille Chabatteau ff-- — Am 22. Juli ist in seiner Vaterstadt Nontron im Dordogne - Departement Professor Ca mille Chabaneau, neben Paul Meyer der hervorragendste Kenner des Provenyalischen, gestorben. Er war Universitäts professor in Montpellier, korrespondierendes Mitglied der ^.ss.- äewis äss losoriptiovs st LsUss-Usttrss und, obwohl nicht gelernter Philolog, doch derjenige, der sich am fruchtbarsten mit den alten romanischen Dialekten Frankreichs beschäftigt hat. Er hatte sich ohne jeglichen Unterricht aus sich selbst und aus seinen Büchern gebildet. Vor zwei Jahren widmeten ihm die Gelehrten aller Länder, die den gleichen Studien obliegen, gelegentlich seines 75. Geburtstages eine Kollektivschrift, betitelt »Mslanges Chabaneau-, Seine Arbeiten, die die allgemeine Aufmerksam keit auf ihn zogen, waren lange Zeit für ihn nur angenehme Ausfüllung seiner Mußestunden. Camille Chabaneau war am 4. März 1831 in Nontron geboren. Er ging zur Post und war Postbeamter in Cognac, als er im Jahre 1878 als Universitäts- Professor nach Montpellier berufen und mit einem eigens für ihn gegründeten Lehrstuhl der romanischen Philologie betraut wurde. Seitdem wurden auch in den übrigen Universitäten Frankreichs derartige Lehrstühle eingerichtet. Der Grund dieser ungewöhnlichen Anstellung war, daß in Montpellier eine dem Studium der romanischen Sprachen gewidmete Zeitschrift erschien, die Chabaneau zum eifrigsten Mitarbeiter hatte. Er veröffent lichte darin zahlreiche, bis dahin unbekannte Texte und begleitete sie mit gelehrten Kommentaren. Die verschiedenen Ausgaben pro- venyalischer Werke in Prosa und Poesie, die seit dreißig Jahren in Frankreich, Deutschland und Italien erschienen waren, unterzog er in Zeitschrift einer eingehenden Kritik und schuf sich da durch seinen Gelehrtenruf. Die genannte Zeitschrift ist die »ksvus äss Uao^uss rowsvss-. Außer den darin veröffentlichten altprovenyalischcn Texten gab Chabaneau im Jahre 1888 seine »Osui wsuueerits provsnssur äu quatorritzms siscls-, eine »Uistoirs st tbeoris äs Is. eonjugsison krs.vss.iss» (1868), eine -Ora.wws.irs liwousius- (1876) und im 10. Band der »Uistoirs ßsusrals äu I>s.vxueäoo- seine -öiogrspiiiss äss troubs.äours- (1885) heraus. In den letzten Jahren ließ seine Gesundheit zu wünschen übrig, weshalb er einige seiner interessanten Arbeiten nicht vollenden konnte, worunter die Herausgabe des -6s.rtala.irs äu oonsuls.t äs läwoAss- und der »Visa äss plag oöiöbrss st sneisns krovsoysui- von Jean de Nostrcdame (Paris 1575). Chabaneau war Offizier der Ehrenlegion. Sprechsaal. Warnung! (Vgl. Nr. 151, 152 d. Bl.) In Nr. 152 d. Bl. hat die Firma K. F. Koehler, Leipzig, vor einem Betrüger gewarnt, und auch Nr. 151 d. Bl. bringt eine mit -Achtungl- überschriebene Mitteilung über eine Betrügerei, die vermutlich denselben Schwindler zum Urheber hat. Dieser Tage hat sich ungefähr derselbe Vorgang, wie er dort geschildert ist, bet einem Leipziger Kommissionär, leider mit Erfolg, wiederholt. Hier hat der Gauner mittels erschwindelten Bar pakets, das er durch einen Laufburschen abgeben ließ, den Betrag von 29 85 H erbeutet. ES sei daher hiermit nochmals ein dringlich zur Vorsicht gemahnt. Red.