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792 Nichtamtlicher Teil. ^ 17, 22 Januar 1906. .chischer Klassiker in russischen Übersetzungen, viele Schul- und Lehrbücher, Reisebeschreibungen und Reisehandbücher und Zeichenvorlagen nach berühmten Künstlern herausgegeben. Eine Spezialität des Verlags sind Bilderbücher, Kinder- und Jugendschriften in außerordentlich großer Anzahl und vorzüglicher Ausstattung. Mancher Fachmann wird vielleicht die Bemerkung machen, daß dieser große Verlag sich viel zu sehr zersplittert habe und keine einheitliche, systematische Richtung erkennen lasse. Dagegen ist einzuwenden, daß vor über fünfzig Jahren, als B M. Wolfs selbständig zu arbeiten begann, eine Spezia lisierung der verlegerischen Tätigkeit in Rußland weder möglich noch nützlich gewesen wäre. Der russische Buch handel bedurfte damals einer allseitigen Erneuerung, und der rege Geist des praktischen Verlegers, der gleichzeitig auch ein großes Sortimentsgeschäft führte, in dem er die Bedürf nisse des russischen Publikums kennen zu lernen Gelegen heit hatte, hielt es für zweckmäßig, die vielen Lücken, die sich ihm bemerkbar machten, nach Möglichkeit auszufüllen. Auch seine Nachfolger sind bemüht gewesen, in seinem Geiste fortzuarbeiten. Sie haben es schließlich so weit gebracht, daß ihre zahlreiche, im weiten russischen Reiche verbreitete Kundschaft zu einem großen Teil mit den Erzeugnissen des eignen Verlags befriedigt werden kann. Man darf nicht vergessen, daß der Sortimentsbuch handel im Innern des Reichs — ausgenommen in den wenigen Universitätsstädten — die sich fortwährend steigernden Be dürfnisse des Publikums auch jetzt durchaus noch nicht be friedigen kann. Vor einem halben Jahrhundert war dieser Mangel noch weit fühlbarer, und daher waren die russischen Verleger damals noch weit mehr als jetzt darauf ange wiesen, mit dem lesebedürftigen Publikum in der Provinz direkt zu verkehren. Das ist auch der Grund, weshalb für die Bekanntmachung der russischen Bücher durch Zeitungs anzeigen, Beilagen und Kataloge weit mehr als in andern Ländern aufgewendet werden muß; und deshalb können die russischen Verleger den Sortimentern auch weniger Rabatt geben. Bekanntlich ist auch der Kredit im russischen Buchhandel noch sehr schwach entwickelt. Von einer so vorzüg lichen Organisation wie im deutschen Buchhandel kann vor läufig in Rußlnad noch keine Rede sein, und es ist bis jetzt auch keine Aussicht vorhanden, daß es damit in nächster Zukunft besser werden wird. W. Henckel. Kleine Mitteilungen. Zeitungs-Jubiläum. — Am 8. Januar 1906 feierte die Zeitung »Oprechte Haarlemsche Courant- das Jubiläum ihres zweihundertfünzigjährigen Bestehens. Der »Courant», der zu den ältesten Zeitungen Europas gehört, erschien, wie der »Vossischen Zeitung- aus Amsterdam geschrieben wird, zum ersten mal am 8. Januar 1656, als Abraham Casteleyn, »gedrängt von vielen Liebhabern, um aus den vornehmsten Plätzen Europas bc- sondre Nouvelles kommen zu lassen-, die erste Nummer der »Weekelyke Courante van Europa» in die Welt schickte. Ein Zeitungsverlag schien damals sehr gewinnbringend zu sein, denn es entstand bereits nach ein paar Jahren ein Konkurrenz unternehmen, die »Haerlemse- genannt, die aber bald mit dem erstern Blatte unter dem Namen -Oprechte (echte) Haarlemsche Courant- vereinigt wurde und dann das Wappen von Haarlem wie auch dasjenige und den Namenszug Abraham Casteleyns an der Spitze trug. Im Jahre 1733 ging die Zeitung durch Erbschaft in den Besitz der Familie EnschedS über, in deren Verlag sie noch heute erscheint. Am Jubiläumstage wandelten die beinahe sämtlich noch er haltenen Jahrgänge des Blattes — vor einigen Jahren hat es in Santijn Kluit einen eignen Geschichtschreiber gefunden — von St. Baro, wo sie sonst bewahrt werden, in den Staatensaal des Prinzenhofes, wo sie während einiger Tage zur Besichtigung ausgestellt waren. Schlägt man einen Jahrgang auf, der von der ruhmreichen Geschichte Hollands erzählt, so fällt die nüchterne, schmucklose, von jeder Begeisterung weit entfernte Sprache auf, mit der zum Beispiel de Ruyters Zug nach Chattam und die Vernichtung zahlreicher englischer Schiffe auf der Themse (1667) erzählt wird. Sonst macht die Zeitung auch den Wandel der Ereignisse mit, im Jahre 1793 erschien sie unter der Devise: »Einheit, Gleichheit, Brüderlichkeit-, und nach der Einverleibung Hollands in das französische Kaiserreich war sie bloßes Anzeigenblatt geworden, nachdem sie schon unter König Ludwig genötigt worden war, ihre Spalten zu halbieren und neben dem holländischen Text eine französische Übersetzung zu bringen. Aber nach Beseitigung der französischen Herrschaft er stand sie wieder in ihrer frühern Gestalt. Lange Zeit, bis zu den fünfziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts war die »Oprechte Haarlemsche Courant« das Leib blatt der konservativen Holländer. Als im Jahre 1869 die Stempelsteuer akgeschafft worden war, wurde die Leitung der öffentlichen Meinung Hollands zwar von andern Organen über nommen, aber der -Haarlemer«, wie das Blatt im Verkehr schlechtweg genannt wird, wußte sich in den Kreisen, in denen er Wurzel geschlagen hatte, zu behaupten. * Inhaltsverzeichnisse von Zeitungen. — In Nr. 15 d. Bl. wird am Schluffe des Berichts über Salomons Geschichte des deutschen Zeitungswesens, Band III, mit Recht beklagt, daß nur verschwindend wenige deutsche Zeitungen ihren Blättern ein Jahresregister beigeben. Eine kleine Minderung dieses Mangels können wir schon heute (nach dem -Zeitungs-Verlag-) feststellen: Die-Frankfurter Zeitung-veröffentlicht seit längerer Zeit Inhalts verzeichnisse ihres Handelsteils. Jetzt bringt sie zum erstenmal ein Inhaltsverzeichnis für den Jahrgang 1905, das sich auf alle Leitartikel und die übrigep bemerkenswerten Artikel sowohl des politischen Teils als auch des Feuilletons und des Literaturblatts erstreckt. Auch besonders wichtige Depeschen findet der Leser in dem Register verzeichnet. Hinzugefügt sei, daß auch das gewohnte Sachregister zum -Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staats anzeiger- 1905 mit dessen Nummer 15 vom 18. Januar 1906 erschienen ist. Das Inhaltsverzeichnis der -Beilage zur All gemeinen Zeitung- 1905 hat bereits einer der ersten Nummern des Jahrgangs 1906 beigelegen. Ein neues wasserdichtes Packpapier. — über einen neuen wasserdichten Packstoff -Jmpermyn- aus den Papier fabriken von Gebrüder Schmitz in Merken bei Düren und Brohl am Rhein, das sich vielleicht auch zur Bücherversendung über See eignet, berichtet die Papierzeitung: Dieser Packstoff be steht allem Anschein nach aus einer Art Pcrgamentcrsatzpapier, das auf einer oder beiden Seiten init einem neutralen, paraffin ähnlichen Fettstoff bestrichen ist. Diese Seite weist Hochglanz auf. Infolge des Fettstoffes hat das Papier so große Geschmeidigkeit erlangt, daß es selbst bei scharfem Brechen nicht bricht und sich vorzüglich zum Einpacken scharfkantiger Waren und zum Einlegen in Kisten an Stelle teurer Gewebe eignet. Es wird auch mit zwei seitiger Paraffinierung geliefert. Eine Hauptverwendung dieses Papiers soll sein, blanke Stahlwaren, wie Eßbestecke usw., für Versand und Vertrieb einzuhiillen. Infolge des Paraffinüberzugs wird von den in solches Papier verpackten blanken Metallgegen ständen jede Rostgefahr ferngehalten. Auch die hohe Geschmeidig keit des Papiers kommt dieser Verwendung sehr zustatten. Ehrung des Deutschtums in Amerika durch den Deutschen Kaiser. — Der deutsche Generalkonsul Bünz in New Dork überreichte dieser Tage einem Ausschuß der dortigen Evangelisch-Lutherischen Heilands-Gemeinde im Namen des Deutschen Kaisers eine Bibel mit einer eigenhändigen Wid mung des Monarchen. Die Widmung lautet: -Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet und nicht zweifelt an dem, was man nicht stehet. Ebräer 11, 1. Wil helm II. II.- In der Ansprache, die der Generalkonsul bei der Überreichung der Bibel hielt, wurde darauf hingewiesen, daß der Kaiser die Gemeinde habe ehren wollen, weil sie das Bestreben zeige, das Mutterland hochzuhalten, ohne dabei das neue Vaterland zu vergessen. In seiner Antwort sagte Pastor Melborn,