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644 Nichtamtlicher Teil ^ 15, 20. Januar 1904. nicht nennenden Verehrern, den jungen Gelehrten Christian Gott fried Körner und Ludwig Ferdinand Huber und ihren Bräuten Minna und Dorothea, oen Töchtern des Kupferstechers Stock, deren Bildnisse, eine Komposition des Liedes der Amalia aus den Räubern, eine Brieftasche und anerkennende Begleitbriefe er halten. Erst am 7. Dezember 1784 antwortete Schiller auf diese Sendung, und nun entwickelte sich hieraus ein Briefwechsel, der Schiller veranlaßte, nach Leipzig zu gehen, wo er am 17. April 1785 eintraf. Cr fand zunächst an Huber den tätigsten Freund. Körner lebte in Dresden; ihn lernte Schiller erst am 1. Juli auf dem Gute Kahnsdorf zwischen Leipzig und Dresden persönlich kennen. Bald vertraute er ihm das Drückende seiner bedürftigen Lage. Körner mar gleich zur Hilfe bereit und fügte hinzu: »Wenn ich noch ^so^iiich .chk und Du üiu Körner, meinte er, könne er vielleicht noch werden, was er je zu werden verzagte. »Werde ich das,« rief er dem Freunde zu, »was ich jetzt träume, ^wer ist glücklicher als Du?^ Körner^ sei. Das reine Verhältnis zwischen beiden litt bei diesen mate riellen Dingen nicht, gestaltete sich vielmehr von Jahr zu Jahr herzlicher und inniger. 1790 in Jena gesehen hatte, gelangt. Vaggesen veranlaßte den Herzog Christian Friedrich von Holstein-Augustenburg und den dänischen Minister Grafen Ernst von Schimmelmann (beide warme Verehrer von Schiller) und die Frauen dieser Männer bei einer- kleinen Reise nach Hellebeck, nördlich von Kopenhagen, zu einer Art Totenfeier für den vermeintlich Verstorbenen. Als sie später durch Reinhold die Nachricht empfingen, Schiller lebe, und als Neinhold dabei bemerkte, daß Schiller sich wohl schwerlich ganz erholen werde, da ihn äußere Sorgen bedrückten, vereinigten sich der Prinz und der Minister zu einer Unterstützung und boten Schiller unterm 27. November 1791 auf drei Jahre ein jährliches Geschenk von tausend Talern an. Schiller nahm das Anerbieten mit dankbarem Herzen an, nicht weil die schöne Art, womit es gemacht worden, alle Nebenrücksichten bei ihm überwand, sondern darum, weil eine Verbindlichkeit, die über jede mögliche Rücksicht erhaben war, es ihm gebot. Dasjenige zu leisten, was er nach dem ihm zugefallenen Maß von Kräften leisten und sein könne, galt ihm als die höchste und unerläßlichste aller Pflichten. Der großmütige Beistand der beiden edlen Männer setzte ihn auf einmal in die Lage, so viel aus sich zu entwickeln, wie in ihm lag. Aus seiner chronischen Geldnot ist Schiller übrigens erst seit seiner Verbindung mit Cotta befreit worden. Der Zuschuß der dänischen Gönner war nur vorübergehend gewesen. Vom Herzog Karl August erhielt Schiller von 1790—1799 nur zweihundert, dann vierhundert, im Juni 1804, also elf Monate vor Schillers Tod, achthundert Taler. Es darf also nicht wundernehmen, wenn schon der erste Brief Schillers an Cotta ein Gesuch um Vorschuß enthält. Cotta leistete diesen und die folgenden. Er gewährt sie nicht bloß immer, sondern schreibt schon ein Jahr nach Anknüpfung der ersten Verbindung (1795): »Überhaupt rechne ich darauf, daß Sie in jedem Fall annehmen, offne Kasse bei mir zu haben ohne mindeste Rücksicht; denn ich nehme dies als Beweis Ihrer mir so schätzbaren Freundschaft an.« Cotta schießt auch das Geld vor für den Ankauf des Gartens in Jena und dann (1802) des Hauses in Weimar. Er zahlt die dem Dichter durch Zensur verbot der Aufführung des Wallenstein in Stuttgart entgehende Tantieme, weil »Schiller auf diesen Posten werde gerechnet haben«. Die »Generositäten« Schillers nimmt Cotta nie an. Am 27. Ok tober 1801 schreibt Cotta an Schiller, daß bei einem Mann wie Schiller »das Honorar nie ein Äquivalent für die Arbeit sein könne, und daß mithin ein Akkord nie die Verbindlichkeiten des Buch händlers in einem solchen Falle erschöpfte, sobald der Erfolg ihm noch mehr zu tun erlaubt.« Und danach handelte auch Johann Friedrich Cotta, der sich als immerwährender Schuldner Schillers wir aus dem Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta, heraus gegeben von Wilhelm Vollmer (Cotta, Stuttg. 1876) reichen Auf schluß. Vollmer hat im Anhang des Briefwechsels Auszüge aus Johann Friedrich Cottas Rechnungsbüchern gegeben. Auf dem Verlags- und dem Kapitalkonto stehen an Schiller selbst erfolgte Zahlungen von mehr als 33000 Gulden, darunter vieles vorschuß weise und oft weit über das Vertragshonorar hinaus gegeben. Die Witwe Schillers erhielt 1812 für die erste siebenjährige Ver tragsverlängerung zehntausend Reichstaler, 1817 und 1825 für zwei weitere Verlängerungen auf je sechs Jahre wieder je zehn tausend Reichstaler. An Schillers Erben hat Cotta für den Ver lag von 1826 ab auf 25 Jahre weiter gezahlt (1827—1833 in Raten zu zehntausend Talern) nicht weniger als 74000 Neichstaler. Im ganzen hat er an Schiller und seine Erben rund 275000 Mark gegeben. — Goethe bezog rund 450000 Mark. Hatte Schiller bis an sein Lebensende schwer um den Lebens unterhalt zu kämpfen, so gelang es dem ruhelosen und nicht sehr peinlichen August Friedrich Ferdinand v. Kotzebue bald, sich ver hältnismäßig unabhängig zu machen. Mit 24 Jahren war er bereits Präsident des Gouvernementsmagistrats der Provinz Csth- land, hatte, noch nicht vierzig Jahre alt, bereits eine lebensläng liche Pension von 1000 Gulden, nachdem er kaum zwei Jahre Theaterdichter in Wien gewesen war, und erlangte eine weitere Pension von zwölfhundert Rubeln nach kaum einjähriger Tätigkeit als Direktor des deutschen Hofschauspiels in St. Petersburg. Freilich stand letztere Vergünstigung, ^zu ^der noch das G^chenk^des Müllners Trauerspiel: »Die Schuld« erwarb G. I. Göschen 1815 um zweihundert Taler. Die Auflage von zweitausend Exemplaren war bald vergriffen. Für die zweite Auflage (250 S. 16".) ließ sich Müllner jedoch 26 Taler für den Bogen zahlen, ein für damalige Zeit unerhörtes Honorar. Durch diesen Erfolg und den wachsen- »IN Güschin Mülln.i Briefen Gesagten abgegangen werden. Aber schließlich erwarb Göschen das Stück doch für 1250 Taler bei einer Auflage von 4000 Exemplaren (362 S. 16".). Die Auflage war übrigens in einem Jahre abgesetzt, eine zweite folgte sofort. Durch seinen fort gesetzten Erfolg war nunmehr der aufgeregte Verfasser auf dem brechen wollte. Er hatte die Albaneserin vollendet und Göschen zur Prüfung gesandt, aber auch mitgeteilt, daß eine Konkurrenz firma für eine Auflage von achttausend Exemplaren der Albane serin 2500 Taler geben wollte. Göschen ging jedoch uicht darauf ein, und so erschien die Albaneserin bei Cotta in zehntausend Exemplaren bei einem Honorar von dreitausend Talern. Fort währende Streitigkeiten störten aber die Beziehungen zwischen Müllner und Cotta, und schließlich war, wie Müllner schrieb, die Wage der Themis nötig. Die Selbstsucht und Streitsucht Müllners verwickelte ihn auch mit andern Verlegern, wie Brock haus, Vieweg u. a. m., in Prozesse. Der Kriegsrat Karl Müchler, Verfasser zahlreicher vergessener Schriften (1763—1857) bezog von 1814 an vom russischen Kaiser ein lebenslängliches Gnadengehalt von hundert Dukaten 42 Jahre lang, freilich weniger wegen seiner literarischen Verdienste. Fürst primas Karl Theodor von Dalberg gewährte Jean Paul Friedrich Richter 1808 eine Pension von tausend Gulden, die später der König von Bayern weiter gewährte. Auch Zacharias Werner empfing von Dalberg eine Pension, die von Karl August von Weimar übernommen wurde. Durch letzten Willen sorgte Frau Elise von der Recke, gestorben 1833, für Chr. A. Tiedge, der seit und 1841, bald 89 Jahre alt^ starb. Friedrich Wilhelm lV. von Preußen gemährte Fouqus und Tieck Pensionen und bewahrte sie so im Alter vor der größten Sorge. Auch Freiligrath empfing