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15, 20. Januar 1904. Nichtamtlicher Teil 643 Nichtamtlicher Teil. Ehrengaben für Dichter und anderes. Autoren verkauften wohl ihre Manuskripte, jedoch nur an reiche Privatleute. Philosophen wie Plato und Aristoteles gaben einzelne ihrer Schriften ihren Schülern oder Freunden, die sie entweder überließen. Hermodorus, dem Schüler Platos, wurde es zum Vorwurf gemacht, daß er mit seines Meisters Schriften in Sizilien Handel ^trieben^ habe. Auch irr Nom erhielten die ^Schriftsteller Manuskript seiner Geschichtstabellen von einem Privatmann 16 000 Sesterzen (etwa 2500 ^); ein anderer bot dem älteren Plinius für seine Exzerptensammlung 400000 Sesterzen (etwa 62 000 -//). Vuchhändlerisches Honorar tritt erst einige Zeit nach der Er findung der Buchdruckerkunst etwa im zweiten Viertel des sech zehnten Jahrhunderts auf. An Stelle des Honorars wurde von oder weniger entsprechende Entschädigung gezahlt. So sagt Erasmus von Johann Froben in Basel, daß er ungeheure Geld summen auf die Textkritiker und oft noch auf die Manuskripte (aus denen der Text endgültig festgestellt wurde) verwendete. Wenn sich nun auch die Gelehrten für ihre Dienste als Kastigatoren, Textrevisoren und Korrektoren bezahlen ließen, so galt es unter ihnen doch lange für keineswegs anständig, für ihre eignen Schriften neten' aber gelegentlich auch auf Geschenke und Gnadengehalte von Fürsten and andern hochgestellten Personen, denen sie ihre Werke zu widmen pflegten. Erasmus rühmte sich wiederholt, in dieser Weise honoriert worden zu sein, während er sich ängstlich von dem Verdacht einer Barbezahlung durch seine Verleger zu reinigen ver suchte. Von Scaliger und Carpi wegen eines ihm angeblich von Aldus gezahlten Honorars hart angegriffen, verwahrte sich Erasmus nachdrücklich gegen einen solchen angeblichen Schimpf und er widerte auch auf die Anklage Huttens, daß die Zueignungen der Erasmusschen Schriften nichts als Geldjägereien seien: er habe von Privatpersonen nicht einmal einen Dank dafür ange nommen und von den Fürsten kaum etwas dafür erhalten, gebettelt habe er aber bei keinem. Und doch sei es in Betracht der Bedürftigkeit des menschlichen Lebens verzeihlicher, durch ehr lichen Fleiß auf die Freigebigkeit der Fürsten Jagd zu machen, als von den Freunden zu leihen, was man ihnen nicht wieder zugeben gedenke. Hutten sei vom Ritter zum sitzenden Arbeiter geworden und fertige Schriften, wie die gegen ihn (Erasmus) ge richtete, auf Erwerb an, und zwar auf einen doppelten, indem er sich erst von dem Besteller für die Schrift, dann von denen, egen die sie verfaßt, dafür bezahlen lasse, daß sie nicht ge ruckt werde. fürs Jahr leben konnte, und daß Scheut um 1506 den jährlichen Unterhalt eines Wittenberger Studenten auf acht Gulden schätzte. Der Humanist und Jurist Ulrich Zasius (1461— 31. Juli an Zwingli, daß er für drei Bogen seiner Kommentare zur Bibel einen Gulden Honorar erhalten habe (Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels). Die Geringfügigkeit der Honorare ließ den Brauch der Dedi- kation im sechzehnten Jahrhundert bald zu einem Mittel werden, sich einen kleinern oder größern Nebenverdienst zu verschaffen. Es ist selbstverständlich, daß vielen solchen Dedikationen keine gewinn süchtige Absicht zugrunde lag. Diese war aber ziemlich durchsichtig, als Sigmund Feierabend in Frankfurt a. M. 1566 dem dortigen Rate das eben bei ihm erschienene Rüxnersche Turnierbuch ver ehrte. Mehrere Wochen hörte Feierabend nichts von der Annahme des Geschenks und ließ deshalb anfragen, »ob man Jme dagegen etwas ergetzlichkeit thun wolle?-- Der Rat beschloß jedoch: -man solle es daniit verbleiben lassen«. Der Dedikationsunfug war gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts schließlich in offene Bettelei ausgeartet, und Standespersonen, Reichsstädte usw. der Freien Stadt Hamburg durch die Menge der Einsendungen und Dedikationen literarischer Produkte am 6. Juni 1798 ver anlaßt, öffentlich bekannt zu machen, daß er künftig jede der- steller ist bekannt. Desto größer war seine Vorliebe für Voltaire. Schon als Kronprinz stand Friedrich seit 1736 mit Voltaire in Briefwechsel und bot ihm 1.740 eine Zuflucht in Berlin an. Aber erst 1750 folgte Voltaire den wiederholten Einladungen Friedrichs und lebte vom Juli 1750 bis Ende März 1752 an seinem Hof als Kammerherr mit dem Orden pour le morit-o und einem Jahres gehalt von sechstausend Talern. Als Johann Joachim Winckelmann, der Begründer der wissen schaftlichen Archäologie und der Geschichte der alten Kunst 1755 seine Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in Malerei und Bildhauerkunst veröffentlicht hatte, wurde ihm dafür vom sächsischen Hofe eine Pension von zweihundert Talern bewilligt und ihm damit die Erfüllung seines seit frühester Jugend gehegten Wunsches einer Reise nach Rom ermöglicht. Auch der Wandsbeker Bote, Matthias Claudius, der Schwieger vater von Friedrich Perthes, bezog seit 1785 ein Jahrgehalt vom Kronprinzen Friedrich. Die Dichterin Anna Luise Karsch wurde 1760 durch den Baron von ^Kottwitz nach Berlin gezogen, wo sie sandt^ ihr auf ein Unterstützungsgesuch zwei Taler, die sie zurück schickte. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. schenkte ihr ein kleines Haus in Berlin, wo sie 1791 starb. Durch den Minister Bernstorff war Klopstock dem König Friedrich V. von Dänemark empfohlen worden, der ihn 1751 nach Kopenhagen einlud und ihm ein Jahrgehalt von vierhundert Talern aussetzte, damit er sich unabhängig der Vollendung seines Messias widmen konnte. Auch Friedrichs V. Sohn und Nachfolger Christian VII. ließ Klopstock in dem Bezüge des Gehaltes. 1774 folgte Klopstock einer Einladung des Markgrafen Karl Friedrich von^Baden nach Karlsruhe und kehrte 1775 mit dem Hofratstitel und^ unendlichem Zuge. Mit militärischer Ehrenbegleitung zu Pferde und zu Fuß bewegte sich der Zug unter vollem Glocken geläute von sechs Türmen durch die Hauptstraßen der Stadt aus dem Millerntore nach Altona, wo die Hamburger Ehrenwache durch holsteinische Husaren abgelöst wurde und sich 48 Trauer wagen Altonas anschlossen. Von den Schiffen im Hafen wehten Trauerflaggen. In der Kirche zu Ottensen hatte der Domherr Fr. I. L. Meyer eine sinnige Feier veranstaltet. Der aufgeschlagene Messias wurde auf den Sarg gelegt und mit Lorbeerzweigen be deckt, Klopstocksche Lieder und Chöre aus Mozarts Requiem wurden gesungen; Meyer las aus dem Messias eine Stelle, an der sich Klopstock noch in seinen letzten Stunden erhoben hatte. Beim Gesänge des Klopstockschen Auferstehungsliedes wurde der Sarg unter die Linde auf dem Friedhofe getragen, in die Gruft zu Meta (seiner 1758 gestorbenen Frau) gesenkt und von Jüng lingen und Mädchen mit den ersten Blumen des Frühlings bestreut. Im Juni 1784 hatte Schiller aus Leipzig von einigen sich 84*