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285, 7. Dezember I9!L, Nichtamtlicher Teil. VSrsenblaU I. d. Dlschn. vuchhandet. l 5693 Pianisten, Bruder der hervorragenden Geigers. Sein »Kon- zertwalzer« war ein Lieblingsstück aller musizierenden Damen., Die Wiener »Gesellschaft der Musils freunde« beging in diesen Tagen die Feier ihres 100/ jährigen Bestehens. Die Bedeutung des berühmten, einzig-! artigen Vereins liegt darin, daß er für dar Wiener, ja das österreichische Musikleben in einem Zeitraum von hundert Jahren den Mittelpunkt bilden konnte. Das Wiener Musik leben ohne die Gesellschaft der Musikfreunde ist undenkbar, von den Zeiten Beethovens und Schuberts über Schumann/ Brahms, Bruckner bis zur Neuzeit war sie eng verbunden mit den ersten Meistern der Tonkunst. Die große Musik-! schule, in der unzählige berühmte Virtuosen ihre Lehrjahre! abmachten, der herrliche Konzertsaal, die Chorkonzerte des! Singvereins — das sind Unternehmungen, wie sie für die ganze Welt vorbildlich geworden ist. Den aus Anlaß des! Jubiläums ausgeschriebenen Kompositionspreis vor/ 10 OVO Kr. erhielt Prof. Carl Prohaska für ein größeres Chor werk. Der glückliche Preisträger stammt aus dem alten Kreise »derer um Brahms«. In Frankfurt a. M. ist wieder einmal ein unerquick licher Streit zwischen Konzertunternehmung und Kritik aus gebrochen: Die Museumsgesellschast glaubte sich über Par teilichkeit eines Musikkritikers beklagen zu müssen und stellte die Frage zur öffentlichen Erörterung. Die Folge war, daß die gesammte Frankfurter Presse sich zusammenschloß und zunächst die Konzerte jener Gesellschaft ignorierte. Solche Zwistigkeiten, an denen beide Teile eine gewisse Schuld tragen, sind nicht selten; man muß sich aber doch Wun dern, daß cs immer wieder dazu kommt. Zum Schluß will ich auf zwei musiktechnische Dinge Hin weisen: Ein Herr von Perbandt beglückt die musikalische Welt mit einem neuen Notensystem, für dessen Ver breitung sich ein besonderer Propagandaausschuß gebildet hat. Es handelt sich um Vereinfachung der Notenschrift, also um einen Versuch, wie er schon oft gemacht worden ist. Ich habe die Propagandaschrtft durchgelesen, kann aber nicht behaupten, daß ich an die Lebensfähigkeit dieser »Erfindung« glaube. Hingegen läßt sich von einer anderen Erfindung sagen, daß sie etwas wirklich Wunderbares und Zukunftreiches zu sein scheint. Die Fabrik der Blickensdorfer Schreibmaschinen hat eine Notenschreibmaschine konstruiert und stellt dieses kleine Wunder der Technik zum allgemeinen Verkauf: es ist ganz prächtig, wie die Maschine arbeitet. Man kann nicht nur einfache Niederschriften anfertigen, sondern auch mit Hilfe einer chemischen Farbe Notenschriftseiten Herstellen, welche durch Umdruckverfahren in großen Auflagen dann verviel fältigt werden. Für die Herausgabe einfacher Chorstimmen und einfacher Klavierstücke dürfte die Erfindung Bedeutung ge winnen. Man stelle sich einmal vor, daß Max Reger auf dieser Maschine mit seiner Fingerfertigkeit und Urkraft neue Kompositionen zu Papier bringt — welche Aussichten für uns Verleger! Und nun ein frohes und musikreiches schönes Weihnachts fest allen Lesern! RobertLienau. Kleine Mitteilungen. Außerordentliche Hauptversammlung der Verewigung der Kuustvcrlcgcr ii» Küujtlcrhausc in Berlin am 2l. November 1919. — Die Sitzung wird 4 Uhr 2V durch den Ersten Vorsitzenden er öffnet, der die anwesenden Mitglieder und den als Gast anwesenden Herrn Arnold Spieckermann, als Ersten Vorsitzenden der Deutschen Kunsthändler-Gilde, begrüßt. Stimmberechtigt vertreten durch eigene Mitglieder oder entsprechende Vollmachten sind 18 Firmen. Zu Punkt 1 der Tagesordnung verliest der Zweite Vorsitzende einen ausführlichen Geschäftsbericht über die Tätigkeit des Vor standes im verflossenen Halbjahr. Er weist darauf hin, daß eine Fülle von Arbeitsmaterial in süns Borstandssitzungen, die seit «törscnblatt für den Deutschen Buchhandel- 79. Jahrgang. April abgchalten worden sind, bearbeitet wurde, dankt den Mitglie dern für die einmütige Stellung in der Lieserungsverweigerung an das Warenhaus Althofs in Esse» sowie in der Ablehnung der Forderung des Warenhauses A. Wertheim in Berlin bezgl. Ein räumung von Extrabedingungen s3"/» und 4"/„ Extra-Scontoj, in folgedessen bas Warenhaus von dieser Forderung Abstand genom men hat. Er berichtet über die ihm bei seiner Teilnahme an der Hauptvcrsammlung der Deutschen Kunsthändler-Gilde in München bekannt gewordene Ausstellung der Brücke, des in München begrün deten Instituts für die Organisation der geistigen Arbeit, zu dessen Bestrebungen u. a. die Einrichtung einheitlicher Formate und Registratur für Drucksachen aller Art gehört. Im zweiten Teile seines Berichts gibt er nähere Mitteilungen über seine Teilnahme als Delegierter in der Hauptversammlung der Deutschen Kunst händler-Gilde, die im August in München stattsand und aus der er den Eindruck erhalte» hat, daß diese Vereinigung lebensfähig und in ihrer neuen Konstituierung des Vorstandes den ihr obliegenden Aufgaben gewachsen ist. Damit scheint ihm die Möglichkeit ge geben, in der Folge aus ein Zusammenwirken in allen Verlag und Sortiment berührenden Fragen hinzuarbeiten und dem An trag des Vorstandes der Gilde aus Gewährung der Mitgliedschaft stattzugcben. Alsdann verliest der Erste Schriftführer seinen Bericht über die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914 und gibt an der Hand des Prospekts der Ausstellung in einigen Beispielen einen Anhalt für die voraussichtlichen Kosten. Nach der sich hieran anschließenden Umsrage sind sieben Firmen evtl, bereit, sich an einer korporative» Ausstellung mit einer Ge samtsumme von ca. iv 9lt9 ./t zu beteiligen. Hiernach wird der Vorstand beauftragt, sich mit der Ausstellungsleitung in Verbindung zu fetzen, um nunmehr des näheren sestzustellen, was für diesen Betrag zu erreichen ist. Der Erste Schriftführer verliest ferner ein an den Vorstand ergangenes Schreiben der Internationalen Bau- sach-Ausstellung Leipzig 1913 mit Begleitschreiben, in dem die Ver einigung der Kunstverleger zur Verlegung seiner außerordentliche» bzw. ordentliche» Tagung 1913 nach Leipzig aufgefordert wird. Rach der sich Hiera» anschließenden Debatte scheint dies nicht als er wünscht. Alsdann verliest der Zweite Schriftführer seinen Bericht über die in Aussicht genommene Propaganda-Broschüre, die der Ausklä rung des Publikums über Reproduktionsarten, Frühdrucke usw. dienen soll, und für deren Ausarbeitung Herr Kunstschriftsteller Dobsky in Stuttgart in Aussicht genommen ist. Er macht Vor schläge betreffs des Titels, der Einteilung und der Art des Vertriebs sowie der Kosten dieser Broschüre, die sich bei einer erste» Auslage von Ivvv inkl. Versendung aus etwa rund Ivvv belaufen dürsten. Hiernach werden von der Versammlung die er forderlichen Mittel von Ivvv ,/k bewilligt, die dazu dienen sollen, zunächst eine Auslage von Ivvv Exemplaren in Auftrag zu geben »nd durch den Vorstand an die in Frage kommenden Kunsthand lungen und Zeitschriften zu versenden. Aus Antrag des Zweiten Vorsitzende» gelangt Antrag II- Punkt 4 der Tagesordnung jetzt schon zur Besprechung. Dieser Antrag wird nach langer Debatte in folgender Form angenommen: »vom 1. April 1913 nur »och solchen nach Deutschland, Österreich- Ungar» und der Schweiz arbeitenden Grossisten zu liefern, welche Mitglieder der Vereinigung der Kunstverlcger sind«. Die von der Firma Stiesbold L Co. vorgeschlagencn Zusätze zu den Liescruiigsbedingungen werden nach eingehender Beratung der einzelnen Paragraphen in folgender Form angenommen: K 9 werden die Borte »innerhalb 5 Jahren vom Einkauf an« ge strichen, 8 1v erhält auf Antrag des Herrn Hirschbcrg die folgende Fassung: »Jedes Mitglied ist verpflichtet, für alle Lieferungen von gerahmten und ungerahmtcn Bildern eigenen oder Mitgltedcr- I Verlages einen Ordinärpreis sestzusctzeu, der nebst dem Nettopreis aus der Faktura zu vermerke» ist.« K 11 wird auf Antrag des Herrn Schütze in folgender Fassung angenommen: »Für den , Wiederverkauf soll bei der Berechnung von Rahmen als Norm an- ^ gesehen werden, daß, gleichviel ob die Wiederverkäufer die von Mit- ; gliedern gelieferten Bilder selbst rahmen oder von Firmen, welche nicht Mitglieder sind, rahmen lasse», auf den Herstellungspreis der i» Frage kommenden Rahmungen flir den Verkauf mindestens 5V°/o zugeschlagen wird, so daß für den Rahmen ein besonderer Nutzen von 3314 "X, verbleibt. Erhebliche Abweichungen hiervon