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249, 25 Oktober 1900. Nichtamtlicher Teil. 8193 Handumdrehen verkauft; die Direktoren von Sehenswürdigkeiten, die darauf rechnen, daß die Gewinner der Freikarten auch manchen bezahlenden Begleiter ihren verödeten und dem Krach nahen Buden zuführen; die Geschäftsleute, denen es einerlei ist, ob sie ihr für die Publizität bestimmtes Geld in Geschenken an den -Nativ- oder in den in Paris sehr teuren Zeitungsannoncen an- legen, und endlich das Publikum, das, wenn es halbwegs eine glückliche Hand hat, das angewandte Kapital reichlich zurückerstattet erhält. Obgleich die Ausstellung sich ihrem Ende nähert und ein -Führer» also kaum mehr von nötcn ist, wird dieser lustig weiter gekauft, denn das Buch ist Neben- und die Lotterie Hauptsache. Es geht nichts über eine originelle Idee! Paris. 8. k. Kleine Mitteilungen. Ein wissenschaftliches Urteil über Warenhäuser. — In einem Vortrage, den Professor Dr. Biermcr lGießen) in der Oktoberversammlung des Mittelrheinischen Fabrikantenvereins über die Mittclstandsbewegung hielt, widmete er eine längere Betrach tung auch den Warenhäusern. Biermer hält die Akten über diese llnternehmungsformen im Detailhandel für noch nicht geschlossen. Wenn man von einer allgemeinen Entwicklungstendenz nach dieser Richtung hin sprechen könne, so gehöre die Zukunft den großen Spezialgeschäften, aber nicht dem Sammelsurium der Waren häuser. Letztere seien zugeschnitten auf einen ganz eigenartigen Unternehmungsgeist, der nicht häufig sei. Sie seien unterstützt von einer kurzlebigen Mode in einer wirtschaftlichen Aufwärls- bewegung, sie widersprächen aber den obersten Grundsätzen der Arbeitsteilung, und ganz unmöglich sei bei ihnen hin reichende Warenkenntnis der Geschäftsleiter und ein Ueber- blick über die Konjunkturen des Marktes. Ihr Komfort sei ein übertriebener, ihre Organisation kartenhausähnlich und ihre Coulanz eine Talmicoulanz. Immerhin kaufe man dort bil liger und besser als in den Detailgeschäften der kleinen Städte, sosern deren Inhaber sich nicht rechtzeitig entschlossen hätten, den Bedürfnissen des Publikums umfassend Rechnung zu tragen. Der Detailhändler unserer Tage, der sich mit hinreichendem Betriebs kapital etabliere, kaufmännisch hinreichend ausgebildet sei und seine Kundschaft reell und coulant bediene, brauche auch ohne Reklame die Konkurrenz der Warenhäuser nicht zu fürchten. — Für bedenklich hält Professor Biermer dagegen die strangulierende Sonderbesteuerung der Warenhäuser, besonders wenn sie nach dein rohen Maßstab des Umsatzes gemessen werden soll. Er hält das jetzt in die Gesetzgebung eingeführte Prinzip, durch Besteuerung nicht die Leistungsfähigkeit, sondern die Untcrnehmungsform treffen zu wollen, für gefährlich und warnt davor, vom Staat Unmögliches zu verlangen. Die Oninipotenz des Staates mit seinen Eingriffen in natürliche, wirtschaftliche Verhältnisse sei auf inittelstandspolitischem Gebiete schon weit überspannt. Eine Re aktion der Selbsthilfe werde nicht ausbleibcn. Feldpost nach China. — Die nächste Feldpost nach China befördert der am 30. Oktober von Bremerhaven abgehende Reichs postdampfer des Norddeutschen Lloyd, der am 17. Dezember in Schanghai eintrifft. Sendungen für diese Verbindung müssen in Berlin und Leipzig spätestens am Sonntag, den 28. Oktober, zur Post gegeben werden. Billige englische Romane.— Der Vossischen Zeitung wird aus London geschrieben: -Sir Walter Besant kann mit dem Zauber lehrling in Goethes Faust ausrufen, daß er die Geister, die er rief, nicht mehr los wird. Jedermann weiß, daß man es ihm und dem nicht minder berühmten Schriftsteller Hall Caine zu verdanken hat, wenn die Romane in den letzten zehn Jahren billiger geworden sind. Die Zeit, wo Romane den Leihbibliotheken zuliebe nur in drei Bänden veröffentlicht wurden, die man dem Lesepublikum für l'/z Guineen anbot, obwohl die Bibliotheken sie für die Hälfte des Preises kaufen konnten, ist gänzlich vorbei. Der Engländer, der sich früher nie Romane anschaffte, weil sie unerschwinglich waren, zögert jetzt nicht mehr, ein Buch seines Lieblingsschriftstellers zu kaufen, besonders wenn er den für sechs Schilling veröffent lichten Band im Kleinvertrieb für 4'/, Schillinge kriegen kann. Noch vor zehn Jahren wäre es unmöglich gewesen, von einem neuen Roman wie Marie Corellis -Master Christian- 100000 Exemplare zu drucken; denn niemand hätte das Buch gekauft. Daß der Engländer jetzt Romane kauft und sic auch liest, ist nicht zum geringsten das Verdienst des Sir Walter Besant, der als Vor sitzender des Klubs der Schriftsteller schon vor Jahren die Be hauptung aufstellte, das Publikum werde Romane schon kaufen, wenn man sie ihm nur billig genug anbietc. Sechs Schillinge scheint ihm und vielen seiner Bcrufsgcnossen der billigste Preis, zu dem ein guter Roman dem Publikum angebotcn werden soll. Für dieses Geld erhält man den Roman obendrein geschmackvoll gebunden. Wenn man zum -richtigen- Buchhändler geht, kann man ihn sogar um 25 v. H. billiger erhalten. Auch für diesen Preis wirft das Buch dem Schriftsteller ungefähr einen Schilling den Band Gewinn ab, vorausgesetzt, daß eine gewisse Zahl verkauft wird. Nun sind in der letzten Zeit im Buchhandel neue Romane für die fabelhaft geringe Summe von Sixpence (50 H) zum Verkauf gekommen. Es handelt sich hier nicht um solche Bücher, die nicht mehr durch das Autorrecht geschützt sind, wie z. B. einige der Romane der George Eliot, sondern um verhältnismäßig neue Bücher noch lebender Schriftsteller, wie Thomas Hardy, Clark Rüssel, Hall Caine u. a. m., die in Papierumschlag und sehr deutlich gedruckt in allen Buchläden für sechs Pence zu haben sind. Gegen diese Schleuderpreise hat nun Sir Walter Besant kräftige Einsprache erhoben, weil sie für die Verfasser nichts ab werfen. Nicht ganz mit Unrecht; denn im Publikum hat sich in den letzten Jahren die Ueberzeugung eingebürgert, daß nicht sechs Schillinge, sondern sechs Pence der Preis für einen guten Roman sei. Schwach ist dagegen Sir Walter Besants Behauptung, daß diese billigen Bücher dem Theaterbesuch Eintrag thun werden, weil der Spießbürger es vorziehe, einen guten Roman zu kaufen, statt ins Schauspielhaus zu gehen. Bis jetzt haben wenigstens die Theaterdirektoren keine Klage über die billigen Romane geführt.- Verein st Haler österreichischen Gepräges. — Dem Bundesrat ist eine Vorlage zugegangen, mit der die österreichischen Vereinsthaler außer Kurs gesetzt werden. Danach sollen die in Oesterreich bis zum Schluß des Jahres 1867 geprägten Vereins thaler und Vereinsdoppelthaler vom 1. Januar 1901 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Sie werden jedoch bis 31. März 1901 bei den Reichs- und Landeskassen im Wert verhältnis von 1 Thaler--^3 in Zahlung genommen und auch umgewechselt. Aus dem Antiquariat. — Die hinterlasiene Bibliothek des -s Herrn Oberlehrers und Stadlbibliothekars F. F. Klix in Kamenz ist in den Besitz der Firma C. Winter, Antiquariat und Buchhandlung in Dresden (Inhaber Carl Stephan), über gegangen. Die Sammlung ist reich an Werken zur sächsischen und besonders zur Lausitzer Geschichte, an Lessingiana, Heraldik, Curiosa rc. Nachgelassene Bibliothek. — Wie die Frankfurter Zeitung erfährt, soll die nachgelassene Bibliothek des in Bonn verstorbenen altkatholischcn Theologen Franz Heinrich Reusch, die ins besondere eine umfangreiche Jesuiten-Litteratur enthält, in den Besitz der Universitätsbibliothek in Tübingen übergehen. Papierpreise. — Der Verein schwedischer Papierfabrikanten beschloß in einer in Stockholm abgehaltenen Versammlung, den Preis für Cellulose-Papier um 2 Oere pro Kilogramm zu erhöhen. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler: Heuere null neueste dsutsebe Ossobicbts 1500 — 1900. Lager- batalog 429 von losspb Laer L Oo. in kranbkurt a. N. Hierin äsr II. Veil der Libliotbsb des f Herrn 8tudisnlsbrers k. Orandausr in Nünoben. 8". 74 8. 1433 krn. Katalog über Lrsisbsrabsstrung von über 1000 Werken aus dom Verlag cker OzOdsndalsobso öuobbandlung in kopsu- bagsn. 8". 2 Logen. 1074 kirn. öarbostsllungen daraus kübren aueb kndr. krod. Höst L 8okn in kopenbagsn aus. 8ammlung 8sinr. 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Verrsiebuiss der im dsutseben Duebbandsl ersebiensvsn Düebsr und Dandlcartsn in saoblieber Anordnung III. Land 1893—97, bearbeitet von Karl Oeorg. Hannover 1899, D. Dswmsrmanu. Diskg. 43. Lex.-8". 8. 1345 1376. kegimsntsgssobiobtsu bis Domäne. 1095*