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pE 170, 26. Juli 1SIi>: Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8591 für die Geschichte der orientalischen Kultur von Interesse sind; hervorzuheben ist eine Ansichtenfolge von Konstantinopel aus der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts und in einer Vitrine deutsche Bücher des sechzehnten Jahrhunderts mit türkischen Kostümfiguren. In dem in unmittelbarer Nähe liegenden Bibliotheksraume hat das Antiquariat Karl W. Hiersemann, Leipzig, die wichtigsten, die Kunst des islamischen Kultur kreises betreffenden Tafelwerke und neueren Zusammen fassungen nebst einigen interessanten Handschriften ausgelegt. Die Literatur über die mohammedanische Kunst hat sich allmählich fast unübersehbar ausgedehnt. Schon in den arabischen Historikern des Mittelalters findet sich gelegentlich die Schilderung von Kunstgegenständen. In Europa hat dann vor etwa 80 Jahren Reinaud mit seiner Beschreibung der arabischen Denkmäler im Besitz des Herzogs von Blacas das Studium der islamischen Altertümer eingeleitet und begründet, das dann besonders von Longpsrier und Lanci gefördert wurde. Seither hat die Erschließung des Orients Sammlern und Gelehrten eine Fülle neuen Materials zu- gesührt, und eindringende Untersuchungen erweiterten das Verständnis, so daß heute die islamische Archäologie, zusammen mit der in den letzten Jahren mächtig geförderten Inschriften kunde. ebenbürtig neben ihren Schwesterwissenschaften steht. Aus dieser und weit zerstreuten, oft schwer zugänglichen und kostbaren Literatur findet sich nun hier vereinigt, was die neueste Zeit an bedeutenden Tafelwerken und knapperen Darstellungen gebracht hat. Die Kabinette 35 und 38 find der indischen Minia turenmalerei gewidmet. Unter dem Einfluß der Künstler, die durch die Timuriden aus Persien eingeführt wurden, bildete sich in Indien eine schöne Schule von Miniaturisten, Zeichnern und Porträtisten, deren Arbeiten in den euro päischen Sammlungen sehr verbreitet sind. Man sammelte später in großen Albums diese Werke der Schönschreibekunst und der Kleinmalerei, und was wir von indischen Minia turen kennen, rührt in der Regel aus derartigen Sammel bänden des 18. oder 19. Jahrhunderts her, in denen sich oft Blätter der verschiedensten Stile und Epochen, vor allem auch persische Zeichnungen und europäische Kupferstiche, in bunter Folge und in einer bisweilen reizvollen, aber in der Regel schablonenhaften und einsörmigen Umrahmung finden. Sammelbände dieser Art finden wir im Raum 35 in großer Anzahl, daneben zahlreiche Einzelblätter, in denen im besonderen der Wald, der Abendhimmel und die Nacht stimmungsvoll dargestcllt sind. Das Landschaftliche ist viel reicher ausgebildet als bei den persischen Miniaturen, was wohl dem Umstande zuzuschreiben ist. daß sich die indische Miniaturenmalcrei teilweise auch unter euro päischem Einfluß entwickelt hat. Neben der Land schaft hat in Indien auch das Porträt und die Darstellung von Vögeln eine außerordentlich hohe Stufe der Vollendung erreicht. Nirgends im Orient hat man es ver standen. die charakteristischen Züge einer Persönlichkeit so scharf und in so feiner koloristischer Abtönung wiederzugeben wie hier, und nur schwer wird man zu den wirkungsvollen und mit feinster künstlerischer Delikatesse in dekorativem Sinn stilisierten Stimmungsbildern indischer Künstler, wie sie beispielsweise in der interessanten Landschaft mit der Schaukel und in der phantastischen Fluß- und Gebirgs landschaft mit dem Heiligen und den Engeln dargeboten werden, in unserer europäischen Malerei Parallelen finden. Hervorragendes Können scharfe Beobachtungsgabe verraten die Tierdarstellungen an der nördlichen Seitenwand, die. wenn man nach Vergleichen sucht, in der Art der natur- treuen zeichnerischen Wiedergabe entfernt an die Hand zeichnungen Dürers erinnern. Besonders interessant sind einige indische Miniaturen nach europäischen Gemälden aus dem Besitze von Professor vr. F. Sarre, Berlin. Im Raum 38 stellen die sechs großen reichbewegten Buch miniaturen Szenen aus der Geschichte Timurs dar. Der Raum 45 faßt hauptsächlich Dokumente der ägyptischen Buchkunst: große prächtige Koranschriften von unvergleichlich schönem kalligraphischen Schwung, kostbare Bucheinbände mit geometrischen Ziermotiven in Lederpressung, prachtvolle Schrifttafeln. Manuskripte mit Arabeskenmcdaillons und anderes. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen ein große Koranhandschrift in alter kufischer Schrift aus dem neunten Jahrhundert; der in Bagdad geschriebene Pracht- koran des Chodabende Chan in großen schwarzen und goldenen Leitern und endlich eine mit Goldleisten und Arabeskenmedaillons geschmückte Koranhandschrift aus der Mameluckenzeit. Auch die Bucheinbände gehören der Mame luckenzeit an; bei den älteren besteht die Verzierung in geo metrischen Blindpressungen, bei den späteren in ausge schnittenen Füllungen auf farbigem Grund. Im Kabinett 53 wird der Einfluß des Orients auf Venedig an charakteristischen Beispielen, unter anderen auch an einigen prachtvollen Bucheinbänden verdeutlicht, und im Kabinett 77 kommt die türkische Baukunst zu Wort. Wir finden da zunächst ein türkisches Manuskript aus dem Besitze des kaiserlich Ottomanischen Museums in Konstan- linopel mit Miniaturen, die Jagdszenen zum Gegenstände haben, im großen und ganzen aber nicht so sein empfunden sind wie die persischen und indischen Miniaturen; ferner einige Koranhandschriften mit Arabesken und Randblumen und end lich eine Anzahl Bucheinbände von größter Manigfaltigkeit in der Raumeinteilung. Verzierung und farbigen Behandlung, die zumeist unter persischem Einfluß entstanden sind. Spezielle Beachtung verdient ein Prachteinband aus dem Besitze von W. Schulz, Berlin, der eine persische Dichtung mit Miniaturen umschließt. An den Wänden befinden sich fünf Blätter eines großen Prachtkorans mit reichem Arabeskenschmuck; er stammt vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts und wurde von einem persischen Künstler in Konstantinopel ausgeführt. Diese hochwichtige Ausstellung bildet eine wertvolle Er gänzung der bereits erwähnten, von der bayerischen Hof- und Staatsbibliothek zurzeit veranstalteten Ausstellung. E. Rentsch. Kleine Mitteilungen. ' Konkurs Spincux ä- Cie. in Brüssel. — In Nr. 27g d. Bl. vom 1. Dezember tgvg haben wir über Zahlungsschwierig keiten der Buchhandlung Spineux L Cie. in Brüssel, lias än lloi» »nnriaAsZ, berichtet Behuss Versuchs einer Abwendung des Konkurses hatte das dortige Iribunal äs Oowmsros Termin auf den 22. Dezember tgvg anberaumt, um über einen vom Gemein schuldner vorgeschlagenen Vergleich, dessen Inhalt in Nr. 27g d. Bl., 1909, mitgeteilt wurde, zu verhandeln. Wie wir ver spätet erfahren, hat das Gericht am 22. Dezember 1909 den Advokaten beimBrüsseler Appellgericht Lecourt. ltus cts Nivimsg 94. als Konkursverwalter bestellt. Als Ergebnis einer Ansrage bei diesem teilt am 19. d. M der dortige kaiserlich Deutsche Konsul mit. daß die »Looists bslZs äs llbrniriss« in Brüssel, Uns ll'rsnrsvdsr^, mit dem Verkauf der Masse beauftragt worden sei. Herr Advokat Lecourt hosst, Ende Oktober d. I. die Angelegen heit zum Abschluß zu bringen, und glaubt auf eine Dividende von etwa 15—20 Prozent rechnen zu können. * Konkurs. — Nachträglich ist uns ein Konkurs zur Kenntnis gekommen, dessen rechtzeitige Meldung leider unterblieben ist. Am 2. September 1909 ist »über das Vermögen des Kaufmanns Max Witzler. Inhabers der Firma Anton Witzler in Ober hausen Rhld.« (Buchdruckerei und Buchhandlung) das Konkurs verfahren eröffnet worden. Wie uns der Konkursverwalter, Herr Rechtsanwalt und Notar 1118»