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778 ^ 62 die leicht auch Andere» begegnen kann, wenn sie, wie es gewiß häufig ge schieht, die ihnen zugehcnden Inseratrechnungen nicht selber nachrechnen, oder wenigstens, soweit cs möglich ist, prüfen. Luch die Art und Weise, wie ich jene Thatsache öffentlich zur Sprache gebracht habe, beruht nicht auf Zufälligkeit: jedes einzelne Wort ist ab sichtlich von mir gebraucht worden. Ich habe in jenem Artikel die Sache als einen „Icrtbum" aufgefaßt. Irren ist menschlich und kann Ihnen so gut wie jedem Andern passircn, und wenn ich sage: eine Handlung in Ham burg hat sich in ihrer Rechnung um so und so viel geirrt, diese Handlung jedoch nicht namhaft mache, weil es sich, — sobald ich die Sache ganz harmlos auffassc, — gar nicht um die Person, sondern eben nur um die Sache handeln kann, so erscheint Niemand als gravirt; und so kann ich weder die Ansicht Ihres pseudonymen Briefstellers thcilen, daß ich gegen den Bclhciligten „übertriebene Nachsicht" gebraucht hätte, noch kann ich Ihrer Ansicht beistimmen, daß Sie und Ihre übrigen dortigen College» durch mein Verfahren sich unangenehm berührt fühlen könnten. Aus obigen Gründen kann ich Ihrer und der dortigen Herren College» Anforderung, die betreffende Handlung nachträglich im Börscnblatte nam haft zu machen, zu meinem Bedauern nicht entsprechen, so gern ich bereit seyn werde, Ihrem Herrn Julius Campe privatim eine nähere Auskunft zu geben. Da nun Sie und die geehrten dortigen Herren College» es als wün- schenswerth oder nothwendig erachten, den fraglichen Gegenstand öffentlich weiter zur Sprache zu bringen, so werde ich, — so wenig wie gesagt, ich in dieser Angelegenheit zu weiteren Veröffentlichungen mich verpflichtet halte, doch, wie cs meine Schuldigkeit ist, sehr gern jedem Einzelnen oder der Gesammtheit der nicht betheiligten Herren Collegcn unter einer von Ihnen selbst für den Abdruck im Börsenblatte zu rcdigirenden Erklärung bestäti gen, daß Sic an jener Angelegenheit nicht bctheiligt sind, und ich glaube, daß auch die Erpedition des Corrcspondentcn bereit, wenn nicht verpflichtet seyn wird, dasselbe Ihnen zu bestätigen. Es würde also zunächst an Ihnen seyn, in der weiteren öffentlichen Er örterung dieser Sache die Initiative zu ergreifen. Die Anlage Ihres Briefes erfolgt hierbei zurück. Hochachtungsvoll und ergebenst (gez.) Franz Schlodtmann. III. Hamburg, den 4. Juni 1850. Geehrter Herr Schlodtmann! Unter dem 17. April d. I. frugen Sic bei der Unterzeichneten Expedi tion an, was die Anzeige gekostet, welche Herr *** Hieselbst in Nr- ... unserer Zeitung vom vorigen Jahre habe inseriren lassen: betreffend die in Ihrem Verlage erschienene: ll'it.) Unter dem 19. April zeigten wir Ih nen an, daß der Betrag dieser Anzeige 12 Mar? 8 Schilling sc»: wir ha ben uns aber um eine Zeile verzählt! — Die Anzeige nimmt den Raum von 41 Petitzeilen ä 5 Schilling ein und kostet 12 Mark 13 Schilling. Da wir nun dem Herrn *** diese Zeilenzahl berechnet haben, so halten wir uns verpflichtet, Ihnen den von uns begangenen Jrrthum anzu zeigen. Es zeichnet achtungsvoll die (gez.) Erpedition des unparteiischen Corrc- spondenten. IV. Hamburg, den 10. Juni 1850. Herrn Frz. Schlodtmann in Bremen. Von einer mir anonym von Ihnen zugekommencn Notiz auf die Nr- 41 des Börsenblattes aufmerksam gemacht, habe ich darin mit großem Er staunen gelesen, wie die große Freundlichkeit bei Ihnen zu verstehen ist, die Sie bisher mir immer zeigten, wenn Sie mir g eg e n über st a nd c n. So wenig ich nun begreifen kann, weshalb Sie mir persönlich gegenüber freundlich scheinen, wenn Sie doch keine freundlichen Gesinnungengegen mich hegen, wie dies Ihr jetziges Verfahren lehrt, so wenig kann ich mir erklären, warum Sie mich anonym auf das Börsenblatt aufmerksam ma chen (was ich allerdings ohne diese Notiz gar nicht gelesen haben würbe), indem Sic öffentlich ein ganz einfaches Versehen für eine „Uebervorthei- lung" erklären, statt daß Sie viel kürzer, durch eine Anfrage bei mir die ses Versehen sofort berichtigt erlangt hätten, da sich das Versehen dann sogleich gefunden hätte. Es ist auch mir schon oft vorgckommen, daß In serate gerade von Verlegern doppelt oder zu hoch berechnet wurden, daß Inserate von einem ganzen Jahre einmal in alte und in Jahr und Tag einmal in laufende Rechnung belastet wurden, aber noch niemals ist mirs eingefallen, darin etwas Anderes als ein Versehen zu suchen; man sucht aber, nach dem alten Sprichworte „Niemand hinter dem Ofen, wenn man nicht selbst dahinter gestecken hat." — Doch zur Sache! In Ihrer Anzeige im Börsenblatt sagen Sie „das Inserat sey mir mit 12 Mark 8 Schilling berechnet worden." Dies ist aber nicht wahr, cs ist mir höher berechnet worden. Ich verlangte sofort von der Erpe dition hierüber eine schriftliche Erklärung; sie versprach sie anfangs — verweigerte sie aber später, bis sie mir heute, auf meine Drohung der Ver öffentlichung, erklärte: „sie habe Ihnen direct geschrieben, daß sie sich »er- sehen und Ihnen diese Jnseralbcrcchnung zu niedrig angegeben habe." — Geht nun schon aus diesem Falle ein Versehen hervor, so mögen Ihnen die inliegenden Rechnungen von 1848 sagen, wie willkürlich die Erpedition des Correspondenlen mit ihren Berechnungen verfährt. Sie giebt mir den Betrag dieser einen Rechnung bald ... Mark . Sch-, bald ... Mark . Sch., (3 Mark 5 Sch. höher) bald ... Mark .. Sch. (7 Mark 9 Sch. höher) bald ... Mark . Sch. (8 Mark höher) an, während sie sich endlich nach langem Streite dazu verstand, ihn mit ... Mark .. Sch. (6 Mark 7 Sch. niedriger als die ursprüngliche Forderung) als richtig anzuer kennen, eine Differenz von circa 15 Mark (6 ,^). Nicht immer gelingt es nun, sich darüber zu vereinigen, für wie viel Zeilen das Inserat gerechnet ist, ob eine Zeile fette Titelschrift für zwei, drei oder vier Zeilen zu rech nen, ob die Ueberschrift: „Literarische Anzeigen" mir zu belasten ist, oder nicht, und Monate lang dauerte oft das Capituliren, und doch oft ohne Erfolg darüber, während ich die Berechnung nicht so lange aufschicben, die Differenz aber auch nicht aus meiner Tasche verlieren kann, da die Rabatt- proccnte noch lange nicht hi,weichen den Verlust zu decken, der an Aus ständen für Inserate verloren geht. So war ich auch bei Ihrem Inserat noch ganz im Ungewissen, wie mir das Inserat berechnet wurde, als die Berechnung der Messe wegen abgehen mußte. Der frühere Maßstab er gab genau soviel Zeilen, wie Ihnen berechnet wurden. Sowol aus die sem Grunde, wie wegen der jetzigen kleinen Auflage und des geringen Er folges, mache ich in der Regel die Verleger hierauf aufmerksam, ehe ich die Inserate aufnehmen lasse. Auch bei Ihnen geschah dies, wenn ich nicht irre, sogar zweimal mit der Bemerkung, daß die Nachrichten bei mehr als doppelt so großer Auflage und geringeren Kosten paffender sey. Bei dieser Zeitung ist mir seit länger als 10 Jahren noch nicht ein mal der Fall vorgekommen, daß mehr als der wirkliche Raum einer Pelit- zeile berechnet worden wäre, während bei dem Correspondenlen bis jetzt hierüber reine Willkür herrschte, so daß ich bei Ansicht eines Jnser. nie mals bestimmt wußte, ob mir dies mit 20 od. 24, 30 od. 36 Zeilen berech net würde. Glauben Sie denn aber, daß Ihnen Jemand die ganze Be legnummer, auf der vorn der Jnseratpreis darauf gedruckt steht, einschicken würde, wenn er nicht selbst im guten Glauben der Rich tigkeit seiner Rechnung wäre? Besonders da es schon seit langer Zeit all gemeiner Gebrauch ist, nur die betreffende Stelle a usz'uschneidcn! — Wer wirklich darauf ausginge, Andere zu übervortheilen, der thäte doch dies gewiß nicht gerade da, wo er wüßte, daß die hiesigen Verhältnisse durch Jahre langen Aufenthalt genau bekannt sind, wo er durch eine kurz zuvor eingerückte Reccnsion wüßte, daß er genau mit der Erpedition bekannt ist, wo er wüßte, daß auf dem milfolgcnden Belege selbst der Jnseratpreis genau angegeben ist!— So klug Sie auch sonst seyn mögen, verständig überlegt haben Sie hierbei nicht, was Sie schrieben und Andern zutrau ten; denn Sie geben sich selbst kein gutes Zeugniß, wenn Sie das Unwahrscheinlichste, Tadclnswerthe eher glauben, als das für den schlichten Verstand so Naheliegende, denn unwillkürlich denkt man an das Sprich wort „was ich denk' und thu', trau ich auch Andern zu." Mögen Sie hierbei auch von der falschen Angabe der Erpedition irre geleitet seyn, so harmonirte es doch besser mit dem mir immer gezeigten freundlichen Ge sichte, wenn Sie mir wenigstens vor der Veröffentlichung ein Wort gegönnt hätten, wie Sie es doch anonym durch malitiöse Worte hinterdrein tha. ten, für welches Verfahren ich schriftlich — keine Worte habe. — Sie ha ben übrigens außer mir auch andern Leuten davon geschrieben oder gesagt, und muß ich Sie deßhalb noch bitten, genau denselben Leuten auch wieder mitzuthcilen, daß sich diese Sache doch etwas anders verhält, als Sie früher geglaubt. Die beifolgenden Rechnungen sind nur für Sie, ich kann Ihnen weder Ertracte, noch andere Notizen, Mittheilungen u s. w. daraus zugestehen*) und bitte um deren umgehende Rücksendung. Ergebenst V. Herrn*** in Hamburg. Bremen, den 17. Juni 1850. In ergebener Beantwortung Ihrer geehrten mir gestern Abend über Leipzig zugcgangenen Zuschrift vom 10. dss- Mts. erlaube ich mir Ihnen zunächst auf mein Ehrenwort zu versichern, daß weder direct noch in direkt von mir eine anonyme Hinweisung auf einen Artikel im Börsenblatt *) Daher in Obigem die Punkte statt der Ziffern.