Volltext Seite (XML)
5524 Börsenblatt s. b. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. l17, 24. Mai l»l3. Produkte vorzuführen, und um das anschaulich zu machen, würde ich Ihnen Vorschlägen, auch Bilder und Objekte anzubringen. Warum sollte nicht ein Sportverlag ganz ruhig ein paar Schnee schuhe oder Ausrüstungsgegenstände in geschmackvoll dekorativer Weise mit anbringen und der sprachliche Verleger sein Grammo phon ertönen lassen und dergleichen mehr? Nur daß um Gottes willen die Geschichte nicht ledern wird, sonst sagen die Leute: »Pfui Teufel, nur Bücher!«, — machen kehrt und gehen wieder hinaus. Das haben wir oft genug erlebt, und das wollen wir diesmal nicht erleben. Der dritte Gesichtspunkt könnte der v e r l a g s t e ch n i s ch e Gesichtspunkt sein. Das würde vor allem gelten für die Verleger großer Lexika und Sammelwerke, wie Brockhaus, Meyer, Reclam, Baedeker usw., für Enzyklopädien, Bibliotheken und dergleichen, die mit Massenauflagen und Massenabsätzen rechnen. Dabei wird speziell der Gesichtspunkt der Statistik ein sehr wesentlicher sein können, und zwar der Statistik sowohl der Produktion als des Absatzes über die ganze Welt. Es wird hierbei auch die Redak- tionsarbeit in Frage kommen. Denken Sie, wie interessant es sein würde, wenn Baedeker einmal zeigte, wie ihm von allen Seiten die Anregungen und Ergänzungen für seine musterhaften Reise bücher zuflietzen und verarbeitet werden, oder Meyer in gleicher Weise, oder wenn einmal hineingeleuchtet würde in die Art, wie ein Konversationslexikon entsteht und auf der Höhe gehalten wird, wie jede kleine neue wissenschaftliche oder geographische Entdeckung sofort verzettelt und eingereiht wird! Endlich würde der künstlerische, sagen wir einmal: ausstattungs technische Gesichtspunkt in Frage kommen. Es ist gesagt wor den : Leute wie Diederichs und Georg Müller haben es furchtbar einfach; da liegen hübsche Bücher, und da gehen die Leute hin, das sind eigentlich bloß die, für die die Ausstellung Wert hat. Ich habe deshalb gerade diesen Gesichtspunkt der künstlerischen Ausstattung, last not least, als letzten hingestellt, weil er aus stellungstechnisch betrachtet ein ziemlich einfacherund selbstverständ licher ist und nicht vieler Anstrengung bedarf, um wirksam zur Geltung gebracht zu werden. So dankbar wir diesen Herren sind, daß sie uns das schöne Buch schaffen, das wir durchaus nicht mißachten und auf der Ausstellung ja nicht missen wollen, denn schöne Bücher Herstellen, heißt künstlerische Gesichtspunkte in unser Alltagsleben hineintragen —, viel schwerer ist es für die anderen Gebiete, und doppelte Anerkennung gebührt daher denen, die, aus unserer kurzen Anregung fußend, sich auch hier indi viduell betätigen werden. Mit kurzen Worten: ich meine, wir sollen diepersönlicheArbettdesVerlegers und da mit seine Kulturmission anschaulich zum Ausdruck bringen; wir sollen nicht nur zeigen, was verlegt wird, sondern auch, wie verlegt wird, und wir wollen gewissermaßen — um mein Referat für den nächsten Verlegerkongretz vorweg zu nehmen — schon ein lebendiges Verlegermuseum in dieser Gruppe der Ausstellung vorführen. Dies alles soll natürlich nur in geschickt gewählten Stich proben geschehen; denn Bücher en müsse — das wiederhole ich — sind langweilig. Wer nicht so im Ganzen als Verleger auftreten will, der begebe sich lediglich in die Verkaussabteilung, während die Firmen, die ihre Koje für sich haben, individuell in der Ausstellung und außerdem, wie ich hoffe, auch in der Verkauss abteilung vertreten sein werden. Meine Herren, dieses Gcsamtauftreten des deut schen Buchhandels aber — das bin ich fest überzeugt sagen zu dürfen - wird uns eine Basis geben, die ganz ebensosehr wie die Deutsche Bücherei einmal nach außen zeigen wird, was der deutsche Verlagsbuchhandel als Ganzes, als Kulturwcrt, dar stellt, und, meine Herren, hier in diesem Kreise kann ich es ja aus- sprechcn: gegenüber den Bestrebungen mancher wissenschaftlichen Kreise, uns bloß zu einer Art Büchervertreiber zu stempeln, denen die eigene geistige Beziehung fehlt, und vor denen man sich durch einen Akademischen Schutzvercin schützen muß, statt daß man der gute Freund ist, sollten wir doch einmal klar zeigen, was unter den deutschen Verlegern für Persönlichkeiten, für verlegerische Indi vidualitäten sind. Ich werde diese Gesichtspunkte, nachdem sic mit einigen Herren, insbesondere mit Herrn Ile. Vollert, durchge sprochen sind, drucken lassen, und werde sie sinngemäß für den Kunst- und Musikalienhandel von den entsprechenden Ausschüssen bearbeiten lassen, um sie dann den Herren gedruckt in die Hand zu geben, mit der Bitte, daß sie sie recht fleißig für die Ausstellung benutzen. (Lebhaftes Bravo.) Vorsitzender: Ich möchte in Ergänzung dessen noch anführen, daß nächsten Dienstag vormittags um r^ii Uhr eine Führung durch die Aus stellung stattfinden soll, die ja auch in diesem Jahre, und zwar in Form einer Baufachausstellung — natürlich in veränderter Aufmachung — stattfindet, und daß Bestellungen auf Karten ani Ausgang des Saales angenommen werden. Ich nehme an, daß zu diesem Punkte das Wort weiter nicht gewünscht wird. — Das ist nicht der Fall. Die nächste» drei Absätze handeln von unseren internationalen Be ziehungen, vom Internationalen Verlegerkongretz, von der Berner Übereinkunft und von der Eintragung des Copyrights in Washington. Wird dazu das Wort gewünscht? — Nein. Es folgt die Eingabe an das Reichsjustizamt, - weiter die Besprechungsexemplare. Es steht in dem Absätze, daß der Verlegerverein bereit ist, falls die Hauptversamm lung es wünscht, durch eine Bekanntmachung von den Mitgliedern einschlägiges Material zu erbitten und den Versuch zu machen, ob in der angegebenen Richtung etwas unternommen werden kann. Die Angelegenheit der Besprechungsexemplare wird ja schon seit Jahrzehnten als unerfreulich behandelt, und es haben sich die Schäden immer mehr gesteigert. Es ist aber sehr schwie rig, dagegen etwas Generelles zu unternehmen, und wir warten unsererseits auf Anregungen Vonseiten der Mitglieder, wenn wir etwas nach der einen oder andern Richtung hin unternehmen sollen. Sollten solche Anregungen jetzt nicht erfolgen, so werden wir weiter warten, ob sie uns vielleicht schriftlich zugehen. Wir kommen zu der Resolution, die wir im vorigen Jahre gegen unser Mitglied Herrn Curt Wigand gefaßt haben. (Zu diesem Punkte der Tagesordnung werden Ausführungen von Herrn vr. Walter de Gruyter-Berltn und Herrn Kommerzienrat Siegismund-Berlin gemacht, die sich auf die Abweisüng der von Herrn Curt Wigand angestrengten Privatbeleidigungsklage beziehen.) Vorsitzender: Wir kommen zur A u s k un fts st e l l e für Druck preise. vr. Georg P a e t e l - Berlin: Meine Herren, ich nröchte Ihnen von einer neuen Erfindung Mitteilung machen, deren Tragweite ich selber noch nicht über blicken kann, da ich die Anregung erst kurz vor der Hauptversamm lung erhielt; ich halte es aber für meine Pflicht, Sie darauf hin zuweisen, weil etliche der Herren vielleicht Interesse dafür haben. Es hat sich eine neue Gesellschaft in Berlin-Charlottenburg ge gründet, die Schnellsetzmaschinengesellschaft mit beschränkter Haf tung, Berlin-Charlottenburg, Bismarckstratze 97/98. Die Leute wollen jetzt eine neue Erfindung finanzieren, nämlich eine auto matische Schriftsetzmaschine, von der sie sich gegenüber den bis herigen Systemen wesentliche Vorteile versprechen, vor allen Din gen eine Verminderung der Satzkosten. Um eine bessere Aus nützung als bisher zu erzielen, wollen sie die Leistung der Ma schine von der Leistungsfähigkeit des Arbeiters unabhängig machen. Sie wollen ein neues Schristsetzmaschinensystem ein führen, das diese Bedingung so vollkommen als möglich erfüllt. Bei diesem Maschinensystem wird die Satzarbeit geteilt. Das, was bisher der Setzer zu tun hatte, nämlich das Aneinanderreihen von Buchstaben, wird an einer Spezialmaschine, die wie jede ge wöhnliche Schreibmaschine zu bedienen ist, ausgeführt. Was dann für die Satzherstellung an Arbeit noch übrig bleibt, ist rein automatische Maschinenarbeit, die mit gleichmäßiger Geschwindig keit, und zwar zwei- bis dreimal so schnell wie bisher und unab hängig von dem Arbeiter vor sich geht. Nur für diese gesteigerte automatische Arbeit ist die teure Schriftsetzmaschine erforderlich; die nichtautomatische Arbeit an der Schreibmaschine erfolgt an Maschinen, deren Preis in keinem Verhältnis zu dem der Schrift setzmaschine steht, so daß die Ausnutzung des Anlagekapitals hierbei nicht annähernd die Rolle spielt wie bei den Schriftsetz- (Aortsetzuna aus Seite 5L6!>.>