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Pkt 117, 24, Mai 1913, Redaktioneller Teil. vörsrnblolt f. d Dtschn, Buchhandel, 5523 Die Hauptversammlung des Verlegervereins erklärt mit Bezug auf einen letzthin erfolgten Angriff, daß sie usw. Dann weiß man wenigstens, daß die Resolution nicht spontan vom Verlegerverein gekommen, sondern erst die Folge einer Tatsache ist, die sich zugetragen hat, (Sehr richtig!) Wird nun noch das Wort zu der Frage der Resolution ge wünscht? — Das ist nicht der Fall, Dann frage ich Sie, ob Sie die Resolution in der Fassung, wie ich sie eben skizziert habe, annehmen wollen, und ich bitte diejenigen, die dagegen sind, sich von ihren Plätzen zu erheben, — Die Resolution ist einstimmig angenommen, (Bravo!) Wir gehen weiter. Es folgt jetzt der Absatz über die neue V e r k a uf s o r d nun g. Da die Verkaufsordnung als beson derer Punkt auf unserer Tagesordnung steht, so bitte ich die Herren, die hierzu Wünsche zu äußern haben, die Besprechung bis zu Punkt 7 unserer Tagesordnung zu verschieben. — Die Herren sind damit einverstanden. Es folgt die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Herrmann A, L, D e g e n e r - Leipzig: Meine Herren, mit ganz besonderer Freude hat es sowohl das Direktorium der Ausstellung als insbesondere auch der Grup- penausschutz begrüßt, daß der Deutsche Verlegerverein die Be strebungen, die der Ausstellung des nächsten Jahres zugrunde liegen, durch einen Zuschuß für die Vorarbeiten unterstützt, und ich kann Ihnen nicht nur im Namen des Ausschusses, dessen Vorsitz zu führen ich die Ehre habe, sondern gleichzeitig auch im Namen des gesamten Direktoriums der Ausstellung den Dank dafür aussprechen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit doch hier, wo wir als deutsche Verleger versammelt sind — und darunter verstehe ich nicht nur die Verleger des Deutschen Reichs, sondern die, die überhaupt Literatur in deutscher Sprache verlegen, also auch die öster reichischen und Schweizer Kollegen —, dringend bitten, dieser Ausstellung mit einem ganz besonderen, mit einem allgemeinen Interesse gegenüberzutrsten, bei dieser Ausstellung nicht daran zu denken: hat die Ausstellung für mich als Verleger besonderes Interesse, sondern vor allen Dingen daran, daß es eine Aus stellung sein soll, in der wir nicht nur uns selbst, sondern der Welt in greifbarer Form zeigen wollen, was der deutsche Buch handel und die deutsche Literatur wirklich vorslellt. Wir haben unsere Statistiken, wir haben unsere Bibliographien; alles das sind bewundernswerte, imposante Sachen, bei denen sich Wohl der Einzelne von uns etwas mehr, aber das große Publikum sehr wenig vorstellen kann, Zahlen beweisen in dieser Hinsicht nichts; hier mutz die Sache anschaulich vorgeführt werden, und das wird die Ausstellung des nächsten Jahres nicht nur für das ganze Buchgewerbe, sondern insbesondere für den ganzen deutschen Verlag bieten können. Ich meine, meine Herren, daß wir Deut schen oft genug ins Ausland gewandert sind, um dort zu zeigen, was wir leisten; wir haben es aber bisher fast immer vernach lässigt — und gerade wir deutschen Verleger in der Gesamtheit -, im eigenen Lande zu zeigen, was wir wirklich leisten, welch großen Faktor wir für die Kultur unseres deutschen Volkes wirk lich bedeuten. Wo wir nächstes Jahr sicher das Ausland in großer Zahl werden erwarten können — denn wir wissen, daß es unserer Sache ein außerordentlich reges Interesse entgegen bringt —, da sollten wir es uns zur Ehrenpflicht machen, ganz gleichgültig, ob wir uns versprechen, daß wir individuellen, per sönlichen Vorteil davon haben werden, möglichst geschlossen auf dieser Ausstellung der ganzen gebildeten Welt unsere Produktion vorzuführen. Es ist Wohl Ihnen allen das Zirkular zugegangen, welches der Ausschuß verteilt hat. Wo es nicht der Fall gewesen sein sollte, bitte ich, es sich schicken zu lassen. In diesem Zirkular haben wir Ihnen nur einmal in großen Umrissen das vorführen wollen, was wir uns gedacht haben. Wir sind überzeugt, daß die übliche Ausstellungsweise auf gemieteten Plätzen oder in großen Räumen nicht allein das sein kann, was im nächsten Jahre die Anziehung der Millionen sichern kann. Wir sind über zeugt, daß eine Ausstellung, nur ausschließlich in der bisherigen Form hergerichtet, doch mehr oder weniger auf die Besucher ab schreckend wirken oder höchstens eine Ausstellung für Fachleute sein, also zum Teil überflüssig sein würde. Was wir als Ver leger mit dieser Ausstellung bezwecken wollen, ist, das große Pu blikum immer mehr und mehr mobil zu machen. Wir sind uns alle einig, Verlag wie Sortiment, daß wir keine Gelegenheit vor- übergchcn lassen wollen, das Publikum für das Buch zu interes sieren, es zum Bücherkaufen zu verlocken und zu erziehen. Des halb ist der Grundgedanke der gewesen, unabhängig davon, wie der einzelne Verleger auf dieser Ausstellung repräsentativ und interessant vertreten sein wird, eine große Verkaufsausstellung zu grundezulegen, bei der Wohl der einzelne Verleger zurücktritt, bei der auch der Autor zurücktriit, bei der aber der Gegenstand des Buches — das ist für uns und die Käufer Wohl die Hauptsache — in den Vordergrund tritt. Nur der Gegenstand des Buches in systematischer Anordnung wird das große Publikum fesseln können. Meine Herren, ich will Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen; ich stelle mich aber, ebenso wie andere Mitglieder des Ausschusses, gern in diesen Tagen zu Auskünften zur Verfügung, Ich bitte noch einmal, die Sache als ein deutsches Unternehmen und als eine Ehrensache des deutschen Buchhandels auszufassen, (Bravo!) vr, Ludwig Volkmann- Leipzig: Sehr geehrte Herren! Gestatten Sie mir, daß ich den Aus führungen des Herrn Degener ein ganz kurzes Wort anfügc, Herr Degener hat sehr mit Recht auf die große Bedeutung der Ver kaufsausstellung hingewiesen, als auf eine Gesamtreprä sentation des deutschen Verlags, Ich möchte Sie aber doch bitten, auch einzeln als Verleger aufzutreten und jeder zu zeigen, wie seine Verlagsbcstrebungen, wie seine Verlagsrichtung, wie seine Verlagsindividualität sind. Ich habe in dieser Hinsicht gerade gestem von Herrn vr, Vollert aus Berlin einen Brief bekommen, der mich veranlaßt, ein kurzes Wort dazu zu sprechen. Man ist sich nämlich trotz vieler Ausführungen immer noch nicht so recht klar geworden, wie denn unser Wunsch nach einer ganz persönlichen Ausgestaltung der Ausstellung jedes ein zelnen Verlegers gemeint ist. Ich habe mich deshalb gestem abend zwischen einer Sitzung und dem Essen der Musikalien händler hingesetzt und habe eine ganz kurze Skizze entworfen: »Wie kann der Verleger seine Ausstellung persönlich gestalten?«, und ich habe darin zu zeigen versucht, daß es sich dabei wesentlich dämm handelt, Gesichtspunkte zu finden, nach denen dies geschehen kann. Diese Gesichtspunkte können etwa sein: entweder ein h i st o r i s ch e r Gesichtspunkt, namentlich bei älteren Firmen; oder es kann ein kultureller, wissenschaftlich literarischer Gesichtspunkt sein, wenn also die betreffende Firma ein bestimmtes, fest umrissenes Verlagsgebiet Pflegt, sei es ein wissenschaftliches oder ein literarisches Gebiet, und ihre Tätigkeit im Interesse dieses Spezialfachs anschaulich machen will, gleichviel, ob es sich um ein altes oder um ein junges Unter nehmen handelt. Hier kann z, B, ein ganz klares Verlags programm unter Umständen schon durch die Zusammenstellung der Hauptautoren neben ihren Werken zum Ausdruck gebracht werden. Es kann das unterstützt werden durch vergrößerte Fak similes von Briefen und Autographen aus denen die engen, för derlichen Beziehungen zwischen Verlegern und Autoren, auch in betreff gelegentlicher anregender Tätigkeit für bestimmte Unter- nehmungen, hervorgehen. Besonders beim wissenschaftlichen Ver lag läßt sich der historische Gesichtspunkt sehr fruchtbar mit diesem kulturellen kombinieren, indem ältere und neuere Auslagen von Werken, ältere und neuere Jahrgänge von Zeitschriften gegen übergestellt werden, um zu zeigen, wie durch die Bemühungen des Verlags sogar ein altes Werk durch Umgestaltung wieder lebendig und das Gebiet beherrschend werden kann. Ich kann als Schul beispiel hierfür das SPringersche Handbuch der Kunstgeschichte bei Seemann anführen, das als Lieblingskind des Herrn See mann immer noch dominierend geblieben ist. Ich möchte ferner die unermüdliche Propaganda des Verlegers für Kunst, Wissenschaft und Literatur vorgeführt haben, den Idealismus des Verlegers, der oftmals an einen Autor geglaubt hat, lange ehe er durchgedrungen ist, und womit er sich dann selbst und dem Autor zum Erfolge verhelfen hat. Kurz, der Verleger soll in seine geistige Werkstatt schauen lassen, statt nur fertige 71k»