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Nr. 207. AMMdeOmMMVuMaM fapt 360 viergelpalt.-pelitzeNen. die Se i H »stet 30 <pl. Del eigenen Äazeigen zahl SM*Ä tt" ^ch ^ ^10-p ^ Helot v>ervt3gli<H. Fllr Mitglieder de» DSrleoverolaS ^*ist der ^Bezugspreis' !nr Mitglled»deitrag einAeschloPea.rL d-» »Sxl5nv-r-U>»,d>-^>-rq<ch>-tt^^-U^U-^ 2tach dem Ausland erfolgt LieferungN Darlm 15'/.6.13.50M..'/^6.26M.. dur^ Kreuzband, an 41ichtu,it^lieder in nri^lieder 40 >pf.. 32 M.. 60 M.. 100 UiAMumöÄWMMereW'ör'rM Leipzig, Mittwoch den 5. September 1917, 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Verein der Buchhändler zu Leipzig. Der Vorstand ha! in gemeinsamer Sitzung mit dem Haupt- ausschutz am 22, August 1917 einstimmig beschlossen, der näch sten Hauptversammlung des Vereins den Antrag auf Aus schließung des Herrn Hermann Graes t. Fa, Lenien-Verlag (Hermann Graes) auf Grund von tz 7 Ziffer 5 der Vereinssatzung vorzulegen. Gleichzeitig ist dem Betreffenden mitgeteilt worden, datz ihm vom heutigen Tage an die Benutzung der Vereinsanstalten (Be- stellanftalt usw,) entzogen worden ist. Wir bringen Vorstehendes zur Kenntnis unserer Mitglieder, da schon von jetzt an Verlangzettel, Rechnungsauszüge, Pro spekte und sonstige Geschäftspapiere weder vom noch für den Lenten-Verlag von unseren Vercinsanstalten zur Beförderung übernommen werden, sondern an die Absender zurückgehen, Leipzig, am 23. August 1917. Der Vorstand des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, RichardLinnemann, RichardFrancke, Vorsteher, Schriftführer, Das Mittelstandsbuch. Von Lothar Brieger, Man konnte vor dem Kriege Deutsche und Ausländer oft mit Verwunderung fragen hören, warum wir eigentlich kein Mittelstandsbuch in Deutschland besitzen. Wir schlugen in den Luxusausgaben sogar England, und unsere billigen, d. h, unsere ganz billigen Büchereien, die Unternehmungen der Reclam, Meyer, Hesse, Staadt konnte» uns von keinem anderen euro päischen Volke nachgemacht werden. Nur bei uns war vielleicht das Wunder der Insel-Bücherei möglich, die in 50 Pf,-Bänden abseitige Literatur aus den Büchermarkt brachte und — sich trotzdem rentierte, Sehen wir nach England und Frankreich, so dürfen wir uns ohne Überhebung rühmen, datz nur bei uns in Deutschland so billige Bibliotheken gegründet worden sind, ohne in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder einzugehen. Nur bei uns erweiterten sie sich zu großen Unternehmungen, Rur bei uns ist die Luxusausgabe nicht zum bibliophilen Ereignis eines sehr kleinen Kreises geworden, sondern hat aus den ganzen Büchermarkt übergegriffen. Und da blieb immer das eine Stau nen übrig, datz früher alle Versuche bei uns, das Mittelstands, buch einzuführen, an der Sprödigkeit der Leser einen baldigen Schisfbruch erlitten. Der Buchhandel der anderen Länder lebte geradezu von dem Mittelstandsbuch, von dem 3 Mark-Buch, in Frankreich von den bekannten gelben Büchern, in denen zu gleicher Zeit und in gleicher Aufmachung etwa Baudelaire und Georges Ohnet erschienen. Der Deutsche schien sich an das Buch mit dem Einheitspreise, das Buch auf der mittleren Linie, das 3 Mark-Buch, nicht gewöhnen zu wollen. Erst kurz vor dem Kriege hat da ein starker Umschwung eingesetzt, haupt sächlich aber im Kriege: wir haben jetzt eine ganze Reihe gut eingesührter volkstümlicher 3 Mark-Bücher, wie etwa die Ull- stctnschen, aber auch osfenbar mit bestem Erfolg stark literarisch, wie die nicht ohne Anlehnung an die französische Außenseite geschaffenen gelben Bücher des Verlages Kurt Wolfs, die neue Fischersche Romanserie, ja sogar volkstümliche wissenschaftliche Werke beginnen sich in diesem Reigen bereits einzurichten. Warum jetzt mit einem Male und früher nicht? Das Problem ist, wie gesagt, schon früher öfters erörtert worden, als seine praktische Durchführung noch unmöglich erschien und man sich über die Gründe dieser Unmöglichkeit den Kops zerbrach. Die meisten meinten damals, die braven deutschen Leihbibliotheken seien an dieser Misere schuld. Der Deutsche kaufe Klassiker, wissenschaftliche Werke und darüber hinaus ein Reclam-Heft, gerade die literarische Kost des Mittelstands — in doppeltem Sinne — aber werde durch die Leihbibliotheken besorgt, und darum denke niemand daran, außer einmal zu Ge schenkzwecken, ein Buch für 3 Mark zu kaufen, das er sich für 111 oder 15 Pfennige borgen könne. Die Literarischen unter uns haben ja schon einen furchtbaren Abscheu vor der Leihbibliothek, die sie für alles Negative in geschmacklichen Fragen verant wortlich machen und in der sie das große Unglück des deutschen Büchermarktes erblicken. Aber wer in der Praxis einmal die Verhältnisse kennen lernt, staunt denn doch über die Menge von Exemplaren eines Buches — selbstverständlich einer, das über haupt gelesen wird —, die die Leihbibliothek unter das deutsche Volk bringt. Gewiß, Heinrich Mann und die Eschstruth gleich zeitig, und doch mit Unterschied. Man frage die Leihbiblio- ihekare, wieviel Bücher gerade auf die vorangegangcne Lektüre hin in Deutschland gekauft werden, und zwar nicht eben die der Eschstruth-Partei, und kann dabei sein Wunder erleben. Der Deutsche ist vorsichtig. Ihm wird nicht das Buch, wenn er es gelesen hat, wie dem feindlichen Ausländer gleichgültig, nein, er weiß dann überhaupt erst, ob er sich das Buch in seine Bibliothek stellen soll. Denn eine wirkliche Lesebibliothek hat im europäischen Mittelstand einzig und allein der Deutsche, und er ist imstande, dafür einen verhältnismäßig hohen Prozent satz seines Einkommens auszugeben. Darum nun, weil es ihm, da wo er liebt, nicht so auf die Ökonomie ankommt, weil er aber, wo er gleichgültig ist, auch geizig wird, haben nur wir in Deutschland so lange Zeit das eigentliche Mittelstandsbuch nicht besessen. Recht viel Schuld daran trugen auch die Verleger, Auch Verleger können ungeschickt sein, nicht bloß, wie sie immer mit dem Brustton der Überzeugung behaupten, die Sortimenter, Früher nämlich versuchten die Verleger, die einen Anfang mit dem Einheitspreis, mit dem Mittelstandsbuche, machten, nun in diese Bücherei einfach alles hineinzupacken, Ihren ganzen alten und oft auch ihren ganzen neuen Verlag, alles recht schön bunt durcheinander, ganz wie in Frankreich, Aber sie vergaßen dabei völlig, datz sie es mit einem ganz anderen Menschenschläge zu tun hatten, als es die Franzosen sind. Der Franzose — und auch der Engländer — findet gar nichts dabei, in der gleichen Serie und zu dem gleichen Preise mit genau derselben Aus machung Baudelaire und Ohnet, Browning und Jerrold zu kaufen. Das erscheint ihm ganz natürlich. Der Deutsche aber — mag man ihm sonst berechtigte Vorwürfe machen — ist in der Literatur von einer ungewöhnlichen Einpfindlichkcit für Stil, Für ihn bedeutet die Verlegermarke nicht nur etwas Geschäftliches, sondern sie wird ihm gewissermaßen zu einem * losr